Mein Vorname des Jahres ist nicht der häufigste, aber der interessanteste Vorname des Jahres 2023. Dieses Jahr habe ich den Namen Fio ausgewählt. Und das hat seine Gründe.
Wie Theo in den amerikanischen Filmen
Ich habe mehr als 86.000 verschiedene Vornamen in meiner Sammlung und da kann mich nichts mehr erschrecken. Das dachte ich jedenfalls bis vor kurzem. Doch dann erzählte eine Person in einem Forum:
Mein Sohn soll Fio heißen, so wie Theo in den amerikanischen Filmen.
Es hat ein bisschen gedauert, aber dann bin ich drauf gekommen: Fio ist gedacht als deutsche Schreibung der englischen Aussprache von Theo für Menschen, die das englische th nicht aussprechen können. Das hat mich erschreckt. Nicht, dass es Menschen gibt, die sich mit der englischen Sprache schwer tun – ich bin selber kein Fremdsprachentalent – sondern, dass diese falsche Aussprache als Vorname etabliert werden soll. Neu ist die Idee ja gar nicht, eine englisch-ähnliche Aussprache eines Vornamens durch eine eingedeutsche Schreibweise zu erzwingen. Die Eltern des Schauspielers Devid Striesow sind schon 1973 darauf gekommen. Bei Fio wurde aber die rote Linie zur Peinlichkeit deutlich überschritten, schlimmer fände ich nur noch „Schaisen“ statt Jason.
Drei aktuelle Namenmodentrends
Ich habe den Eindruck, dass es eine große Welle an neuen Vornamen mit eingedeutschter Schreibweise gibt. Fio reitet aber nicht nur auf dieser Welle, sondern steht auch stellvertretend für zwei weitere aktuelle Namenmodentrends. Zum einen hat Fio einen Hiat, also zwei aufeinandertreffende Vokale, die zu verschiedenen Silben gehören. Das war schon bei Leano, dem „Vornamen des Jahres“ 2022 so.
Zum anderen ist Fio ursprünglich ein Mädchenname, der neuerdings häufiger als Jungenname vorkommt. Im englischen Sprachraum ist Fio nämlich als Kurzform von Fiona und ähnlichen Namen gebräuchlich. Und damit ist Fio nicht allein: Es ist ein aktuelles Phänomen, dass immer mehr ursprünglich eindeutige Jungennamen oder eindeutige Mädchennamen zu Unisexnamen mutieren.
Drei aktuelle Trends auf einmal – darum habe ich Fio als Vornamen des Jahres 2023 gewählt!
… Aktuelle Statistiken zum Vornamen Fio
Über den Vornamen des Jahres
Den „Vornamen des Jahres“ habe ich, Knud Bielefeld, ganz allein, völlig undemokratisch und subjektiv ausgewählt. Objektive Kriterien gibt es nicht. Die bisherigen Vornamen des Jahres: Leano, Rosenrot, Hailey, Greta, Horst, Vaiana, Elphi, Samu, Neymar und Kathalea.
Da wär ich nie drauf gekommen, dass Fio ein englischer Theo sein soll. Wäre jetzt von einer Neubildung ausgegangen, inspiriert von beliebten Babynamen wie Finn und Lio. Also mir persönlich etwas zu spitznamig und wurzellos, aber auch kein Wiekannmannur-Name
Der Hund (weiblich) unserer Nachbarn hat vor ca. 18 Jahren diesen Namen erhalten. Eigentlich war es eine Abkürzung: für Fiodora. Erinnert mich tatsächlich entfernt an eine englisch gesprochene Feodora/Theodora, nur dass die Zunge bei diesen 2 Namen verschieden platziert wird. Aber wer für solche Feinheiten keinen Sinn hat …
Meine Theorie ist ja eh, dass mancher Name sich über Tier- zu den Kindernamen vorarbeitet 🙂
Du meinst, deine „Fiorie“ ist ja eh (…)
;-D
Also das schockt mich jetzt. Wie kommt man denn da drauf (und ich habe meinen Kater Lio genannt).
Gibt es dann auch bald Fia, Afina, Käfrin?
Ich kenne auch niemanden, der „th“ als „f“ ausspricht – eher „s“ oder „d“. Also die würden eine englische Catherine eher als „Kessrin“ oder „Keddrin“ ansprechten.
@Miez: über „Käfrin“ musste ich echt schmunzeln, klingt für mich eher nach einem Genderfan, dem ein herkömmlicher Filterkaffee zu maskulin ist: „Eine Käfrin mit Milch und Zucker bitte!“ 😉
Käfrin könnte eine Neubildung zu Käfer sein. Wenn man Schwarzer Peter spielen will.
Der schwarze Witwer, der Ameister, die Webermagd, der Schneckherr und der Grillchef sind auch dabei.
Bei Fio stört mich die Folge von einem schrillen i zum o, das klingt albern und das i zu schrill. Kann mir den Namen auch nicht für einen erwachsenen Mann vorstellen. Vielleicht kommt das noch. Sehgewohnheiten und so.
Ich hätte ja auch eher einen Sio erwartet, aber so langsam wundert mich kaum noch deppertes Denglisch noch hanebüchene Orthographie, die mit der Falschschreibreform vermehrt um sich greift. Fagott Fio – siss iss nott a kristschian nehm!
Eine Kefrin ist mir tatsächlich schon mal begegnet.
Sie hat bosnischen Hintergrund. Deshalb gehe ich davon aus, dass es sich bei Ihrem Namen nicht um eine verunstaltete Katherine handelt, sondern aus der Tradition ihres Herkunftslandes kommt.
Fia findet sich bei Astrid Lindgren (Michel-Geschichten) und in einem Namensbuch habe ich den Namen auch schon gelesen.
Ende der 90er habe ich in der Schule mal jemanden kennengelernt, der Fio genannt wurde. Das war aber vom Nachname abgekürzt, er hatte einen häufig vorkommenden Vorname. In unserer Jahrgangsstufe waren nur Christian und Dennis noch öfter vertreten.
Als Kind kannte ich einen Kennis. Später stellte sich heraus, dass er Kenneth geschrieben wurde. Die Aussprache war zu schwer für uns Kinder. Im Deutschen macht man das -th- gern zu einem -s- oder -d-, wenn man Ausspracheprobleme hat. In England ist die Aussprache als -f- recht verbreitet. Ich sage nur: Norf London …
Ich musste bei Fio zuerst an Fiat denken.
Hmm, zumindest kommt bei dieser Eindeutschung einer englischen Aussprache was ganz neues heraus. Am schlimmsten finde ich es, wenn so eine Ausspracheübertragung noch nah genug am Original ist, dass es einfach falsch geschrieben aussieht.
Wenigstens erkennt man bei Fio gar nicht mehr, woher das eigentlich kommt. Sehe ich als Vorteil gegenüber bspw. Dschastin.
TH als F ausgesprochen kenne ich vor allem bei der Phrase „Happy Birthday.“ Da habe ich in Deutschland schon öfter mal so etwas wie „Börfdeh“ gehört. Bei Theo wäre ich nie auf die Möglichkeit gekommen, dass man das „Fio“ aussprechen könnte. Früher wurde im englischsprachigen Raum ein Theodore immer mit Ted abgekürzt. Für mich ist es befremdlich, dass Ted jetzt von Theo verdrängt wird, aber alle wollen ja immer was Neues und Frisches.
So abwegig finde ich die Ableitung von Theo zu Fio gar nicht. Ich denke an Feodor/Fjodor – den russischen Theodor.
Das stimmt – abwegig finde ich ausdrücklich nur die Ableitung von „Theo in den amerikanischen Filmen“.
Oh nein, nicht schon wieder (gefunden auf TikTok):
Lernt erstmal Englisch, bevor ihr die Namen eurer Kinder englisch aussprecht!
Jetzt warte ich darauf, dass Lilif in den Babynamen der Woche auftaucht.
Wieso wollen alle immer alles Englisch aussprechen?
Namen wie Silas und Lilith würde ich hier immer erst Deutsch aussprechen. Aber vielleicht lesen wir bald auch von Seiles.
Ich finde, Fio klingt süß. Vielleicht etwas zu niedlich für einen Erwachsenen.
Ich mag auch sehr gerne Unisex Namen. Vielleicht auch, weil ich selbst manchmal misgendered werde. Ich bin ein kleiner dicker Mann. Würde meine Figur als eher neutral bezeichnen, wobei das Babyface und die Männertitten nicht helfen. Ich wurde schon mehrfach für eine Frau gehalten und hatte deswegen zuletzt mit einem Beamten am Flughafen Diskussionen, ob das der Ausweis meines Bruders wäre wegen dem männlichem Vornamen. Mit einem Unisex Namen hätte der Typ mich einfach ignoriert (wahrscheinlich).
Was für ein ausgesprochen unangenehmer Konflikt am Flughafen. Das hätte ein Unisexname in dieser Situation womöglich verhindern können. Aber ein Unisexname führt dafür in vielen anderen Situationen vermutlich eher dazu, dass die Frage aufkommt wie diese Person nun korrekt anzusprechen ist bzw. angesprochen werden möchte.
Dennoch bin ich auch ganz klar pro Unisexname.
Eine Bekannte hat zwei Töchter, denen sie beiden je drei phonetische Jungennamen gegeben hat (die in Deutschland eher Jungen vergeben werden, in der Schweiz hingegen haben sich mir schon gefühlt unzählige Frauen als Pascal vorgestellt), welche aber französisch geschrieben für Mädchen sind. Ich spreche leider kein Französisch und weiss daher nicht immer, wie sie korrekt geschrieben werden und kann das dann beim Lesen genauso wenig erkennen. Das ist nicht richtig unisex, aber es klingt für mich zumindest so.
Pascale, Dominique und noch vier mehr solcher Namen, die ich inzwischen nicht mehr weiss.