
Oh je, oh je: Selten tuten so viele Kommentatoren so einhellig ins selbe Horn wie bei der Mutter, die in einer Facebook-Namensgruppe nach Meinungen zu Lola fragt. Die Assoziation „Prostituierte“ ist bei vielen sofort da. Viel unaufgeregter erinnern sich dagegen einige Schreiberinnen an den Film „Lola rennt“ aus dem Jahr 1998 mit der äußerst rothaarigen, nicht anrüchig beschäftigten Franka Potente.
Ich würde ja gern zurückfragen, wie viele Rotlicht-Lolas die Kommentatorinnen kennen. Woher kommt diese starke Verknüpfung? Und, noch wichtiger, sollte sie Eltern von heute ernsthaft anfechten? „Nenn sie doch lieber Lotta“, so ein gutgemeinter Vorschlag aus der Namensgruppe.
Marlene Dietrichs „Lola Lola“ aus „Der blaue Engel“ (1930) ist „Tingeltangel“-Sängerin, die „Lolita“ aus Nabokovs Mitte der 50er Jahre erschienenen Roman ein frühreifes „Nymphchen“. Außerdem fällt mir noch Lola Montez (1821–1861) ein, Tänzerin und Geliebte König Ludwigs I. von Bayern. Möglicherweise nannten sich Halbweltdamen in den 50er oder 60er Jahren an eines dieser Vorbilder angelehnt auch mal Lola. Ja und?
Ich summe beim Schreiben ein Liedchen:
„ … Gudrun nennt sich nicht mehr Jasmin
sie hat Geld gespart
und konnte endlich hier wegzieh‘n
sie wäscht Gardinen in ihrem Reihenhaus in Fischbek …“
(aus „Oh, St. Pauli“ von Bernd Begemann)
Dem Schauspielerpaar Anna Loos und Jan Josef Liefers war‘s egal: Die beiden nannten ihre 2008 geborene zweite Tochter Lola Marie Josefine. Lola heißt auch die Heldin einer netten ab 2004 erschienenen Mädchenbuchreihe der deutschen Schriftstellerin Isabel Abedi. Der Deutsche Filmpreis ist ebenfalls als Lola bekannt. Last but not least gibt es Lolas in US-amerikanischen Fernsehserien: „Reign“ (2013–2017) und „Fuller House“ (seit 2016). Letztere sind vermutlich nicht ganz unschuldig daran, dass der Name Lola aktuell gar nicht mal so selten ist: Platz 324.
Was meinen Sie: Geht Lola – oder lieber nicht?