Vorname des Jahres 2019: Greta

Vorname des Jahres 2019: Greta

Greta ist nicht der häufigste, aber der interessanteste Vorname des Jahres 2019.


So schnell kann es gehen: Eben war Greta noch ein unauffälliger Retro-Name, schon ist dieser Vorname ein politisches Statement. Seitdem Greta Thunberg so unglaublich erfolgreich darin ist, die Menschheit aufzurütteln, ist ihr Vorname zum Symbol geworden. Ich verstehe noch nicht, woher die Überzeugungskraft der schwedischen Klimaaktivistin kommt, wie sie die Aura einer Lichtgestalt bekommen hat und warum sie von so vielen Menschen quasi religiös als Klimagöttin verehrt wird. Das macht aber nichts, dass ich das nicht verstehe – entscheidend ist, dass Greta Thunberg einen großen Ruck in der Gesellschaft ausgelöst hat und sehr viele Leute dazu inspiriert hat, über das Thema Klimawandel nachzudenken und darüber zu diskutieren. Und das ist gut so!

Wirkung auf die Sprache

Lichtgestalten und einflussreiche Menschen sind zahlreich vertreten, aber nur selten hat deren Vorname eine solche Wirkung auf die Sprache: Wir erleben das Phänomen Greta; unsere Kinder gehören zur Generation Greta; Vorhaben müssen den Greta-Test bestehen. Make the World Greta again! Noch Fragen, warum ich Greta zum Vornamen des Jahres gewählt habe? Sogar ein neues Verb wurde erfunden, um zu beschreiben, dass sich jemand für den Klimaschutz engagiert. Leider wird greteln bisher überwiegend despektierlich benutzt.

Greta an der Spitze der Vornamenhitliste?

Was macht das mit dem Vornamen? Stürmt Greta jetzt an die Spitze der Vornamenhitliste? Sicher: Einige werdende Eltern verehren Klima-Greta so sehr, dass sie ihre Tochter ihretwegen Greta nennen. Sicher: Einige werdenden Eltern verabscheuen das Very Happy Young Girl (so hat Donald Trump sie bezeichnet) so sehr, dass sie ihretwegen davon Abstand nehmen, ihre Tochter Greta zu nennen, selbst wenn das zuvor der Mädchennamenfavorit war. Sicher: Einige werdenden Eltern suchen nach einer Alternative zu ihrem bisherigen Lieblingsnamen Greta, weil sie befürchten, dass der Name – egal ob positiv oder negativ – zu sehr mit dem berühmten Namensvorbild assoziiert wird. Und wenn etwas so häufig in den Medien erwähnt wird wie der Vorname Greta, dann wirkt auch der Mere-Exposure-Effekt, demzufolge wir etwas, das wir mögen, um so lieber mögen, je öfter wir davon hören.

Überraschende Erkenntnis

Selten war ich so gespannt auf die Platzierung eines bestimmten Namens in der Hitliste der beliebtesten Vornamen. Die endgültige Auswertung für den Geburtsjahrgang 2019 liegt natürlich noch nicht vor, aber eine überraschende Erkenntnis beim Blick auf den aktuellen Zwischenstand der häufigsten ersten Vornamen: Greta stagniert! Bisher befindet sich Greta – so wie in den Vorjahren – ungefähr auf Platz 30 der häufigsten Mädchennamen. Das gilt aber nur für Greta als Erstnamen; bei den Zweitnamen springt Greta bemerkenswert viele Ranglistenplätze nach oben. Ob das daran liegt, dass Eltern eher mit dem (oft stummen) zweiten Vornamen ein politisches Statement abgeben als mit dem Erstnamen?

Herkunft, Bedeutung und Statistik des Namens Greta

Greta – ein Name als Statement

Greta als Babyname der Woche

Über den Vornamen des Jahres

Den „Vornamen des Jahres“ habe ich, Knud Bielefeld, ganz allein, völlig undemokratisch und subjektiv ausgewählt. Objektive Kriterien gibt es nicht. Ich war auf der Suche nach einem Namen, der irgendwie bemerkenswert und besonders für dieses Jahr ist. Die bisherigen Vornamen des Jahres: Horst, Vaiana, Elphi, Samu, Neymar und Kathalea

7 Gedanken zu „Vorname des Jahres 2019: Greta“

  1. Greta finde ich schön. Der Name ist relativ traditionell (Grete wäre dann richtig traditionell), hat Anklänge an das klassische Hollywood (Greta Garbo) und ist klanglich interessant, eben kein Lilalu-Weichname. Der Name hat Würde und Eleganz. Freue mich tatsächlich, dass er in Mode ist.

    Um so bedauerlicher finde ich es, dass der Name jetzt einer gewissen Politisierung unterlegen ist. Finde Greta Thunbergs Botschaft natürlich allgemein positiv, trotzdem vergeben Eltern eher ungerne Namen, die irgendwie politisch besetzt sind. Deshalb kam in den USA z.B. auch der zuvor rasant aufsteigende Name Hillary aus der Mode, als Hillary Clinton First Lady wurde, und zwar nicht nur bei Republikanern, sondern auch in den demokratischen Hochburgen. Ich persönlich würde mir den Namen Greta nicht verderben lassen; auch jetzt, in der Greta-Thunberg-Ära, werden junge Gretas gut durch’s Leben kommen, und so ikonisch wie Thunberg jetzt ist, wird sie auch nicht auf Dauer bleiben. Dass der zuvor nach oben tendierende Name jetzt stagniert und eher als Zweitname Zunahmen verbuchen kann, zeugt vielleicht schon davon, dass das Vergeben dieses Namens für eine ganze Reihen von Eltern irgendwie schwieriger geworden ist. Namen, mit denen man sich nicht ganz ans Tageslicht traut, vergibt man ja gerne als Zweitname–dies könnte jetzt in einigen Fällen bei dem Namen Greta eingetreten sein.

    Schade, ich mag den Namen Greta.

    Aber am allerbesten finde ich Margarethe, mit Rufnamen Grete oder, in Süddeutschland, Gretel. Das ist dann hierzulande echt klassisch!

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  2. Ich sehe Greta nicht als Retronamen, sondern als moderne Kurzform von Margarete oder Margareta, die durch schwedischen Einfluss bei uns beliebt wurde. Grete war der Rufname aus der Generation meiner Großeltern (1910 – 1920er Jahre). Greta mag es vereinzelt auch früher gegeben haben, aber Greta Garbo war ja auch eine gebürtige Schwedin.

    Ich stelle mir gerade die Frage, ob Greta Thunberg mich in der Namenswahl beeinflussen würde. Vermutlich nicht, weil Greta bei mir als normaler Name gilt, den ich auch in meinem Umfeld höre. Dadurch ist der Name nicht nur von einer Person besetzt. Es würde auch keinen Unterschied machen, ob die Klimaaktivistin nun Lena, Lisa oder Anna …. heißen würde, weil das Allerweltsnamen sind und dazu zähle ich auch Greta. Mit dem Unterschied, dass Greta in Deutschland später beliebt wurde – deshalb passt ja auch der Begriff „Generation Greta“ gut zu dieser jungen Generation.

    Dass Greta als Zweitname beliebter wurde finde ich interessant. Vielleicht weil Greta unverbrauchter ist und weil, wie Knud schon gesagt hat, man das politische Statement beim Zweitnamen besser verstecken kann.

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  3. Aber es ist auch nicht so, dass jeder „Held“ der Eltern die Namenswahl beeinflusst. Das WM-Tor hat auch nicht dazu geführt, dass es viele Marios in den Kitas gibt.
    Greta Thunbergs jüngere Schwester heißt Beata. Bei diesem Namen wäre ich auf die Entwicklung gespannt gewesen, wenn die Eltern ihre erste Tochter Beata genannt hätten.

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    • Mal davon abgesehen, dass Mario Götze 2014 bei weitem nicht die Ausstrahlung hatte, die Greta Thunberg jetzt hat, gibt es einen wichtigen Unterschied: Mario galt 2014 als Erwachsenenname, der längst aus der Mode gekommen war, während Greta heute ein moderner Top 30-Vorname ist, der sich seit einigen Jahren im Aufwärtstrend befindet.

  4. Ich mag sämtliche Fischgräten-Namen nicht. Greta, Grete, Annegret…nein, danke.

    Eigentlich befand sich Greta ja ziemlich im Aufwärtstrend. Ich denke aber, dass sich mittlerweile doch viele Eltern dagegen entscheiden, da der Name einfach zu sehr mit Greta Thunberg assoziiert wird. Auch wenn der bekannte Namensvetter einen guten Ruf genießt, möchte doch niemand, dass dann ständig angenommen wird, das Kind sei speziell nach dieser Person benannt worden.
    Ich finde den Namen Hermine toll, möchte aber nicht, dass jeder dann sagt: „Oh, Hermine Granger!“
    (Ja, Hermine Granger ist toll, aber dennoch könnte diese starke Assoziation nervig sein, vor allem für die Namensträgerin selbst).

    Also ich werde nicht traurig sein, wenn Greta wieder -hoffentlich- seltener vergeben wird. Dann doch lieber Emma und Co.

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  5. Ich sehe es wie Mareike. Greta ist für mich eine moderne Kurzform von Margaret(h)a. Margaret(h)e kannte ich bisher eher aus dem österreichischen Sprachraum.

    Leider gibt es Regionen in denen es dialektbedingt keinen Unterschied zwischen der Insel Kreta und dem Vornamen „Kreta/Greta“ gibt.

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  6. Mein Mann und ich haben uns tatsächlich bei der Namensauswahl für unsere Tochter, die im Februar zur Welt kommen wird, vom „Medienhype“ zu Greta Thunberg beeinflussen lassen. Zufälliger Weise hat auch noch unser Nachname sehr große Ähnlichkeit zu dem der Umweltaktivistin. Als ich in verschiedenen Foren dann noch von der Greta Thunfisch las, fiel unsere Entscheidung gegen Greta.

    Zur Auswahl standen noch Ida und Emma. Nun haben wir uns auf Emma geeinigt und sind sehr zufrieden mit unserer Wahl.

    Jetzt müssen wir uns lediglich auf einen Zweitnamen einigen. Zur Auswahl stehen noch:
    Emma Wilhelmine
    oder
    Emma Helene

    LG

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