Emily Klaus-Peter

Lange Zeit ging es in Deutschland gar nicht anders: Wer seinem Kind einen geschlechtsneutralen Namen geben wollte, brauchte noch einen eindeutigen Namen dazu. Dass das auch nicht immer ohne Tücke war, beweist das Beispiel einer Bekannten von mir: Als ihr Vater, seines Zeichens Brite, sie als Sascha beim Standesamt anmelden wollte – für ihn ganz klar ein Mädchenname –, musste er auf die Schnelle einen Zweitnamen wählen und entschied sich für Denise. Pech nur, dass „Sascha = männlich“ hierzulande so fest verankert ist, dass aus Denise unzählige Male ein Dennis wurde.

Seit einem Gerichtsentscheid vor bald sieben Jahren ist allerdings möglich, was vorher undenkbar schien: Deutsche Eltern können es auf ihre eigene Kappe nehmen, dass ihr Kind eventuell falsch zugeordnet wird. Unisex-Namen brauchen keine geschlechtsbestimmende Ergänzung mehr. Das hat sich aber noch längst nicht überall herumgesprochen. Die vorherrschende Verwirrung in dieser Frage dürfte auch damit zusammenhängen, dass „einige ewiggestrige Standesbeamte“ (so Knud Bielefeld) noch auf die alte Regelung pochen.

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Namensforen nutzen, aber richtig

Sie könne das gar nicht verstehen, klagte neulich die Nutzerin einer Babynamengruppe. Auf ein Posting, in dem Katzennamen gesucht würden („Susi und Strolch oder Nala und Simba?“), gäbe es Dutzende von Antworten, während Aufrufe werdender Eltern vor sich hin dümpelten. Tja, was soll man da sagen? Katzen gehen halt immer?! Das trifft es nicht. Ohne Lust auf Babynamen würde man ja gar nicht erst in so eine Online-Gruppe hineinschauen.

Die meisten Postings, die nicht gut laufen, haben ein Problem: Sie sind überhaupt nicht konkret. „Suche dringend einen seltenen Jungennamen, schlagt mal was vor!“ oder „Habe im November ET und brauche tolle Jungen- und Mädchennamen, weil wir uns überraschen lassen wollen“ – öhm, ja. Wann der ET (= errechnete Geburtstermin) ist, mag in Schwangeren- und Elternforen spannend sein, für die Namenssuche ist es irrelevant. (Es sei denn, man spekuliert auf den originellen Vorschlag, sein am 24.12. erwartetes Söhnchen Noel zu nennen.)

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Mit Laurita und Kevin im Kino

Es gibt Leute, die mögen es gar nicht gern, wenn man bei werdenden Eltern die Namen ihrer Kinder ins Spiel bringt – schließlich könnten diese dadurch allzu bekannt werden. Und es gibt Leute, die jedem, aber auch wirklich jedem, der einen Namen für ein Kind sucht und dabei keine allzu genauen Kriterien nennt, die Namenskombi ihres Sprösslings um die Ohren hauen („Mein Sohn heißt Sam Elias“) – schließlich gibt es ja keine schönere.

Bei mir ist das anders. Wenn der Name unserer Tochter nicht auf unserem Auto prangt, dann liegt das keinesfalls daran, dass ich die Befürchtung hege, er könnte durch eine derartige Veröffentlichung zum (langweiligen) Trendnamen werden. Ich schlage ihn – obwohl ich mich bekanntlich gern online an Orten herumtreibe, an denen Babynamen gesucht werden – aber auch fast nie vor, weil ich genau weiß, dass er eher in die Kategorie „Special Interest“ fällt. Wie sehr ich mich aber doch freuen würde, mal auf eine „Namenscousine“ meiner Tochter zu treffen, habe ich am letzten Wochenende im Kino gemerkt.

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Wenn Lehrer einen Namen suchen

Das wollte ich schon längst mal wissen: Tun sich Lehrer schwerer bei der Namenswahl, weil bei ihnen jeder Name schon durch x Schüler besetzt ist? Schlagen sich die Fächer, die sie unterrichten, bei ihren Favoriten nieder – der Sohn des Mathepaukers heißt Pythagoras, der Spross der Germanistin Friedrich (Schiller)? Dazu habe ich drei Pädagoginnen und einen Pädagogen, alle zwischen Ende 20 und Mitte 40, ausgefragt.

Ganz interessant an der Lehrerwarte ist auch, dass sie von wechselnden Namensmoden mit circa sechs bis sechzehn Jahren Verspätung überschwemmt werden. Möglich ist zudem – eine kühne These?! –, dass sich in Klassenlisten je nach Schulform oder Einzugsgebiet bestimmte Namen oder Stilrichtungen häufen, die in der allgemeinen Hitliste gar nicht so weit vorn liegen, und andere dafür fehlen. Vielleicht ist einer dieser Gründe dafür verantwortlich, dass J., Sonderpädagogin aus Hamburg, noch keinen Schüler namens Tom gehabt hatte, als 2004 ihr erster Sohn auf die Welt kam. „Mittlerweile gibt es einige.“ Auch 2008, in ihrer zweiten Schwangerschaft, war „Möglichst keine aktuellen Schülernamen und keine Erinnerungen“ ihre Devise. Ein Mädchen hätte J. damals Liv, Greta oder Maj genannt, es wurde aber noch ein Junge: Bela. J. unterrichtet viel Englisch und sieht hier den einzigen Bezug zu ihrem Namensgeschmack: „Mir und meinem Nicht-Lehrer-Mann war es wichtig, dass ein Name lautgetreu ist und möglichst international aussprechbar.“

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