Ungewöhnliche Vornamen kommen nicht immer dadurch zustande, dass die Eltern es auf etwas Ungewöhnliches abgesehen haben. Das gilt insbesondere für Namen, die vergeben wurden, lange bevor man sich online über den Beliebtheits- und Häufigkeitsgrad schlaumachen konnte. Da konnte es leicht geschehen, dass eine Hochschwangere in einem von A wie Adelgunde bis Z wie Zebedäus sortierten Vornamensbüchlein auf eine Rarität wie Berlind stieß, sie für gut befand, und schon hieß ihr kleines Mädchen so. Oder, andere Variante, die Eltern kommen aus einer Ecke Deutschlands, in der ein bestimmter Name recht alltäglich anmutet, während im Rest der Republik alle nur verwirrt gucken; so erging es etwa meinem früheren Interviewpartner Oke mit seinem typischen Friesennamen.
Annemarie Lüning
Mein seltener Name und ich: Rocky
Wenn jemand von fassungslosen Neubekanntschaften mehr oder minder genötigt wird, seinen Ausweis zu zücken, um zu beweisen, dass er – ohne Witz – wirklich so heißt, ja, dann trägt der Betreffende wohl wirklich einen ungewöhnlichen Namen. Rocky, 1993 in einer Kleinstadt bei Dresden geboren, ist das schon wiederholt passiert.
Mein seltener Name und ich: Undine
Undine. Eigentlich ein einfacher Name. Vorne wie „und“, hinten wie Christine, Regine, Sabine. Oder wie Blondine. Aber andererseits, ein Name mit U. Unpopulärer geht es kaum, und das schon seit vielen Jahren.
Von Kaffeenamen, Namensankern und dem Nesthäkchen
Mein Mann hatte mal einen Kollegen, der eine markante kleine Angewohnheit hatte: Wenn er anderen das erste Mal seinen Nachnamen nannte, sagte er gern: „Jacobs – wie der Kaffee“. Der Erfolg dieser Maßnahme war allerdings zweifelhaft. Sein Name wurde trotzdem oft falsch geschrieben. Mit k – wie „Kaffee“ eben. Es sind wohl auch eher wenige, die statt des sich aufdrängenden k den korrekten Markenschriftzug abrufen können.
Nemo, Bambie und Dominique – der Fisch spielte keine Rolle
Beim Eurovision Song Contest am vergangenen Wochenende waren gleich zwei Menschen mit Vornamen aus Disneyfilmen dabei. Beide Künstler*innen ordnen sich als nichtbinär ein: Nemo aus der Schweiz und Bambie (o.k., das Hirschkälbchen wird Bambi geschrieben) aus Irland. Zumindest bei Nemo, vom lateinischen „niemand“, ist ziemlich sicher, dass es sich nicht um einen nachträglich gewählten Namen handelt. Als 19-Jähriger erklärte der damals noch als männlich wahrgenommene Sänger in einem Interview: „Meine Eltern dachten, wenn ich niemand bin, kann ich alles werden.“