Vornamen-was?

„Hobby-Namensforscher“ – das stand auf der Bauchbinde, der Einblendung am unteren Bildrand, als ich zum ersten Mal im Fernsehen zu sehen war. Diese Funktion wurde mir seitdem häufig zugeschrieben, obwohl ich damit gar nicht so glücklich bin. Ich bin ja nicht wirklich Namensforscher (und auch nicht Namenforscher), jedenfalls nicht im Sinne der Sprachwissenschaft und Onomastik. Darum ärgert es mich sehr, wenn ich als „selbsternannter Namensforscher“ bezeichnet werde, denn das stimmt überhaupt nicht. Ich habe mich nie selbst Namensforscher genannt.

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Prost Neujahr

Ein Keno in Ostfriesland, ein Xaver in Oberbayern oder ein Kjell in Dithmarschen: keine Aufreger. Für Überraschungen sorgen die regionalen Unterschiede bei den Vornamen nur, wenn diese lokalen Besonderheiten außerhalb ihrer üblichen Region vergeben werden.

Noch viel ausgeprägter als bei den Vornamen sind die regionalen Unterschiede in der Alltagssprache. Letzte Nacht haben wir mit „Prost Neujahr“ auf das Jahr 2018 angestoßen, obwohl bei uns rund um Hamburg eigentlich ein „Frohes neues“ gewünscht wird. Jetzt weiß ich endlich, warum wir da abweichen: Seit Jahren feiern wir Silvester gemeinsam mit Freunden aus Ostfriesland und da ist „Prost Neujahr“ üblich – siehe Karte!

Prost Neujahr

Diese Karte stammt aus dem Buch „Grüezi, Moin, Servus! Wie wir wo sprechen“. Die Wissenschaftler Stephan Elspaß, Adrian Leemann und Robert Möller sowie der Datenjournalist Timo Grossenbacher erklären darin, warum die gemeinsame Sprache nicht immer ein verbindendes Element ist. Jede Region im deutschsprachigen Raum hat ihre eigene Art, den Dingen einen Namen zu geben. Wo sagt man zu gebratenen Hackfleischklößen Frikadelle und wo Hacktätschli? Antworten darauf und warum der eine nicht so babbelt wie der andere schwätzt, finden Sie in diesem Buch: witzig erklärt und illustriert mit schönen Karten.

Grüezi, Moin, Servus! Wie wir wo sprechen

Autoren: Stephan Elspaß, Timo Grossenbacher, Adrian Leemann, Robert Möller
Verlag: rororo
Erscheinungstermin: 15.12.2017
176 Seiten
ISBN: 978-3-499-63330-0

Kevinometer 2 – mit tollem Bonus-Feature

Die bisher häufigste Frage von werdenden Eltern auf Babynamenssuche an mich:

Läuft unser favorisierter Vorname Gefahr, ähnlichen Vorurteilen ausgesetzt zu werden wie der Namen Kevin?

Zur Beantwortung dieser Frage habe ich die Kevinometer-App herausgebracht, seitdem wurde mir die Frage nicht mehr gestellt.

Die neue häufigste Frage:

Wie viele Kinder heißen UNSERLIEBLINGSNAME?

Ab sofort beantwortet das Kevinometer auch diese Frage! Anhand der repräsentativen Stichprobe, die ich für die Erstellung der Hitlisten der häufigsten Vornamen erhoben habe, ermittelt die App für über 2.000 Vornamen, wie viele Namensträger es pro Geburtsjahrgang gibt.
Kevinometer 2
Die Auswertungsgrundlage sind weit mehr als eine Million Geburtsmeldungen. Aus diesen Daten wird die Anzahl der Kinder hochgerechnet, die in den Jahren 2006 bis 2016 den bestimmten Namen bekamen.

Die 4 größten Missverständnisse zur Kevinometer-App

Kevinometer im NDR-TV
Im NDR-Fernsehen wurde das Kevinometer vorgestellt und das Mamaclever-Blog hat die App getestet.

Hier möchte ich einige Missverständnisse zum Kevinometer ausräumen, die öfter aufgetreten sind:

Mandy müsste eine höhere Kevinwahrscheinlichkeit haben

Keine Frage, Mandy ist ein Schubladenname. Allerdings steckt Mandy nicht in derselben Schublade wie Kevin. Die Mandys sehen sich dem Vorurteil ausgesetzt, sie kämen aus der DDR – und das zu recht, denn Mandy war tatsächlich in der DDR ein sehr häufiger und in der BRD ein sehr seltener Vorname. Außerdem in derselben Schublade: Nancy, Cindy, Ronny und Enrico.

Mein Name ist doch ein ganz normaler Vorname

Natürlich habe auch ich die Namen meiner Freunde, Verwandten und Arbeitskollegen ins Kevinometer eingegeben und meinen eigenen Namen ausprobiert und das macht ja auch großen Spaß und belebt eine Party ungemein. Die App wurde aber für das Szenario entwickelt, dass man jetzt einen Babynamen sucht. Als Eure Eltern Euren Vornamen ausgewählt hatten, galten ganz andere Rahmenbedingungen. Der Kevinometer-Algorithmus basiert auf den Erkenntnissen der letzten Jahre und kann darum nicht vernünftig auf heutige Erwachsenennamen übertragen werden.

Adolf ist doch extrem vorurteilsbelastet

Es gibt in Deutschland keine Vornamen, die stärker mit Vorurteilen behaftet sind als Kevin und Adolf. Aber wie bei Mandy gilt auch hier: Es sind vollkommen unterschiedliche Vorurteile. Das Kevinometer prüft nicht, ob ein Vorname überhaupt Vorurteile erzeugt, sondern ist auf das Kevin-Klischee spezialisiert. Darum ist die Kevinwahrscheinlichkeit des Namens Adolf im grünen Bereich.

Das Kevinometer ist zu teuer

Ich biete die App zum niedrigsten Preis an, den Apple erlaubt – billiger geht also nicht. Und irgendwie möchte ich die Kosten finanzieren; ich habe einen vierstelligen Betrag investiert (schon die Erlaubnis, etwas im App-Store anzubieten, kostet Geld).

Andere bieten ihre App gratis an und vermarkten die Nutzerdaten bzw. werten diese für eigene Zwecke aus, das kommt für mich nicht in Frage. Das Kevinometer wird einmal installiert und funktioniert dann ohne Einschränkungen offline, es gibt keinerlei Verbindungen zu irgendwelchen Servern. Niemand erfährt, welche Namen Ihr eingebt!

Werbung wäre eine alternative Finanzierungsmöglichkeit. Dann müsste die App aber online gehen und Daten austauschen. Außerdem, so mein Eindruck, wird Online-Werbung immer unbeliebter bei den Nutzern. Auf beliebte-Vornamen.de gibt es Werbung, da habe ich noch keine Alternative gefunden. Mein Traum ist, die Website werbefrei machen. Dazu müsste die Bezahl-App so viel Geld einbringen, wie ich benötige, um die Vornamenhitlisten und den Websitebetrieb zu finanzieren.

Wie gesagt, den Preis kann ich nicht senken, weil es der vorgeschriebene Mindestpreis ist. Ich werde die App aber „preiswerter“ machen, in dem ich den Wert erhöhe, sie also verbessere. Demnächst wird das Kevinometer um eine sehr interessante Funktion erweitert.

Kevinometer-Update: Shakira im roten Bereich

Shakira im grünen Bereich, da kann doch was nicht stimmen mit dem Kevinometer! Tatsächlich gab es eine Lücke in der App, der Vorname Shakira hat nämlich eine große Wahrscheinlichkeit, kevinistische Vorurteile auszulösen. Mittlerweile habe ich das Berechnungsverfahren verbessert und diese und andere Unzulänglichkeiten beseitigt – das entsprechende Update steht ab sofort zur Verfügung.

Einiges an Feedback habe ich bekommen, weil der Wert vieler unverdächtiger Vornamen zu hoch sei. Das ist natürlich Ansichtssache; meiner Meinung nach ist eine Kevinwahrscheinlichkeit von 30 Prozent ein niedriger Wert und der Name nicht belastet, die meisten Nutzer der App empfinden das aber wohl anders. Die neue Version liefert deshalb tendenziell niedrigere Werte als zuvor.

Kevinometer

Interessante Erkenntnis aus meiner ersten Zeit als App-Anbieter: Obwohl es viel mehr Android-Smartphones als iPhones gibt, wurden deutlich mehr Kevinometer-Apps für iOS installiert als für Android. Das deckt sich übrigens mit Branchen-Meldungen, wonach Apple-User grundsätzlich eine größere Bereitschaft haben, für Apps zu zahlen.