Mein Kurzname und ich: Steffi

Als ich meinem Mann erzähle, dass ich eine Frau interviewe, die Steffi heißt – einfach bloß Steffi –, mutmaßt er gleich, dass ihre Eltern durch den Tennis-Star beeinflusst worden sein könnten. Weit gefehlt: 1987, als die damals 18-jährige Stefanie „Steffi“ Graf erstmals Nummer Eins der Weltrangliste wurde, war meine Gesprächspartnerin schon erwachsen. Im Jahr 1966 schien ihren Eltern die keck auf -i auslautende Kurzform für ihre Erstgeborene Name genug. Möglicherweise hat das mit ihrer Herkunft zu tun: Meck-Pomm. Auch andere als typisch geltende Ostnamen (Mandy, Sandy, Ronny …) sind ja Kurzformen, wenn auch englische.


Ob ein Kind mit einem „vollständigen“ Namen besser durchs Leben kommt oder ob das Vergeben einer Kurzform, die man sowieso immer gebrauchen möchte, nicht konsequenter ist, wird unter werdenden Eltern (und allen, die sonst noch so mitreden) regelmäßig heiß diskutiert. Früher nur als Spitzname verwendete Kürzel und insbesondere Verniedlichungen wie Lenny, Eddy oder Tommy liest und hört man dieser Tage immer mal wieder. Als weibliches Pendant könnte man süße Uroma-Updates wie Leni oder Emmi sehen. Umso interessanter finde ich es jetzt, von Steffis Erfahrungen zu hören.

Los geht‘s mit der Frage aller Fragen: Mag sie ihren Namen? „Mein Name ist okay. Er gehört zu mir.“ Als Kind und Jugendliche hatte sie nie Schwierigkeiten damit, „nur“ Steffi zu heißen, obwohl in ihrem Umfeld die Vollform häufiger war. Eine jüngere Cousine heißt Stefanie. „Ich war die einzige Steffi an unserer Schule.“ Als häufigste Namen aus dieser Zeit fallen ihr Silke und Jens ein („Von sechs Jungs in der Klasse hießen 50 Prozent Jens“). Kniffeliger wurde das Leben mit ihrem Namen erst in der Nachwendezeit, als es sie in die Welt hinauszog. Post von Ämtern war und ist oft fälschlich an „Stefanie“ oder „Stephanie“ adressiert. Vor Flügen muss Steffi gut aufpassen, was auf dem Ticket steht, weil oftmals wie selbstverständlich eine „Autokorrektur“ vorgenommen wird und die Buchung damit für sie nicht gültig wäre. „Auch bei der Einreise in die USA hatte ich mit meinem Namen Probleme.“

Wenn Steffi sich irgendwo neu vorstellt, erntet sie regelmäßig irritierte Blicke: Ja, wie jetzt? Ist das der richtige Name?!? „Ich sage dann: ‚Steffi – mehr gibt‘s nicht!‘ oder auch: ‚Mehr passte nicht auf die Torte!‘“ Schlimm findet Steffi die Rückfragen aber nicht. Da nerve es schon eher, dass sie die Schreibweise dazusagen muss, „Doppel-f, ohne -ie“, wenn sie nicht mit Varianten wie Stefy oder Stephie konfrontiert werden will, die ihr „in den Augen wehtun.“

Steffis Spruch mit der Torte kommt übrigens nicht von ungefähr. Die Langversion dazu ist sogar ziemlich romantisch: Als Konditor war ihr Vater in seinem Heimatdorf unter anderem für das Kuchenbuffet bei Hochzeiten zuständig. „Er hat das gern unter ein Motto gestellt: Blumen, Früchte …“ Für eine Hochzeit wählte er das Motto Kindernamen, „als augenzwinkernde Anregung für das Brautpaar. Es gab die Torten ‚Steffen‘ und ‚Dirk‘, ‚Steffi‘ und ‚Doreen‘ …“ Tatsächlich lernte der Backkünstler an dem Tag selbst seine künftige Frau kennen, die Schwester des Bräutigams: „Meine Eltern saßen am Tisch mit der Torte ‚Steffi‘ …“ Auch für das Brautpaar erwies sich das Backwerk als prophetisch: „Meine Cousins heißen Steffen und Dirk.“

Hat man als Steffi noch einen Spitznamen? „Mein Vater hat manchmal Steffi-Pfeffi gesagt, nach den ‚Pfeffi‘-Pfefferminzbonbons.“ Ihre jüngeren Geschwister heißen Ulrike und Andreas. „Den Namen Andreas durfte ich als Neunjährige mit aussuchen. Damals hieß der coolste Junge an meiner Schule so.“ Wenn sie für sich selbst hätte wählen können, wäre sie wohl eine Antje. „Ich mag den Klang. Außerdem hießen mehrere Freundinnen von mir so – nette, gut aussehende Menschen mit vielen Stärken.“ Als Steffi vor über zwanzig Jahren selbst Mutter wurde, war eigentlich der Name Laura Favorit. Eine zufällige Begegnung mit einer Bekannten ihrer Mutter, die auf der Geburtsstation als Krankenschwester arbeitete, stimmte sie um. Ihre Tochter heißt nun wie die nette Schwester und wie ihre Freundinnen: Antje.

17 Gedanken zu „Mein Kurzname und ich: Steffi“

  1. Ich habe vor Kurzem auch eine Steffi getroffen, die in der DDR geboren wurde (den genauen Ort weiß ich jedoch nicht) und ähnlich alt ist.
    Eine Steffi hätte ich auf jeden Fall jünger geschätzt, eher Jahrgang 1980.

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  2. Romantisch? Ich finde die Torten-Aktion eher übergriffig. Das kann einem Paar ganz schön die die gute Laune verderben, falls es keine Kinder bekommen kann oder will. Wenn das bei meiner Hochzeitsfeier passiert wäre, hätte ich dem Backkünstler seine augenzwinkernden Torten mit Schwung ins Gesicht geworfen.

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    • Och Knud … Ich glaube, so weit hat bei einem – vermutlich osttypisch sehr jungen – Paar in den 60er Jahren keiner gedacht. Auch wenn die Aktion im Nachhinein natürlich ein ungutes Gefühl auslösen kann, wenn keine Kinder kommen (ich hab mal die Hochzeitszeitung von Großonkel und -tante aus den frühen 50er Jahren gefunden, wo die Oma sich per (Spaß-)Kleinanzeige zum Babystrümpfestricken anbot … und nix war es später damit mangels Nachwuchs 🙁 ).

      Aber das führt ja vom Thema weg. Mit „romantisch“ meinte ich natürlich nicht die Torten, sondern dass der Name des ersten Kindes schon beim Kennenlernen von Steffis Eltern eine Rolle spielte. – Wenn man fies ist, kann man das natürlich auch etwas einfallslos finden 😉 Aber offenbar hat ihr Vater ja wirklich seine Lieblingsnamen „verbacken“.

    • Mein erster Gedanke:
      Darf ich dabei sein, wenn Knud die Torten schmeißt?

      Zweiter Gedanke:
      Echt faszinierende Sitte! Das geht nur in einer Gesellschaft, die nicht so durchindividualisiert ist wie unsere. Zum Beispiel muss man annehmen können, dass jeder Kinder will, dass das ein allgemein anerkanntes Lebensziel ist. Dann muss man auch davon ausgehen können, das solche Dinge als nicht „zu privat“ empfunden werden, sondern dass die Gemeinschaft sich schon aktiv auf den Nachwuchs vorfreuen darf. Und zuguterletzt muss man davon ausgehen können, dass die Leute irgendeinen gerade modischen Allerweltsnamen vergeben werden–was ja in der heutigen Kultur auch nicht mehr gegeben ist. Wenn das nicht der Fall wäre, wüsste man ja gar nicht, was man auf die Torten drauf schreiben soll. Also, alles an dieser Sitte deutet auf eine Gesellschaft mit festen Strukturen, sehr viel Einverständnis und Gemeinschaftspriorität hin. Interessant!

      Was Steffi angeht–also, ich bin amerikanisch geprägt, was heißt, jeder Joe ist eigentlich ein Joseph, jeder Eddy ein Edward, jeder Chuck ein Charles, usw. Allerdings funktioniert das nur bei Jungennamen recht durchgängig–eine Billie oder Minnie muss nicht unbedingt eine Wilhelmina sein, eine Mae muss keine Mary sein, eine Lori nicht zwangsläufig eigentlich eine Laura. Wobei eine Cindy aber fast immer eigentlich Cynthia heißt und eine Mindy eigentlich fast immer Melinda, eine Kate fast immer Catherine, und eine Jenny fast immer Jennifer. Eine Stephanie wird in den USA meist Steph genannt, und das ist wohl zu unschön, um zum eigenständigen Namen zu werden. Letztendlich aber ist bei mir so die allgemeine Prägung hängen geblieben, dass es den hehren, offiziellen, förmlichen amtlichen Namen gibt (Vollform + Zweitname) und dann, für den Alltag, die typische Kurzform, die Vertrautheit ausdrückt.

      Mir ist klar, dass das nicht so sein muss. Aber irgendwie empfinde ich es als reizvoll, wenn man so ein förmliches Ich hat, und ein Alltags-Ich. Wenn dann bei der graduation ceremony plötzlich der gute alte Billy als William Edward Smith III genannt wird, hat das was echt Feierliches und Stattliches und macht es um so reizvoller, ihn dann nachher einfach wieder als den guten alten Billy anzusprechen. Das ist so ähnlich, wie wenn man bei der graduation ceremony seine Robe mit mortarboard trägt, und sie dann bei der After-Party ablegt–diese Hin- und Herverwandlungen von Feierlich-Förmlich und Leger-Vertraut sind irgendwie faszinierend und interessant und verleihen das Gefühl, auf verschiedenen Ebenen zu existieren.

      Wenn man also einfach „Steffi“ oder „Annie“ heißt, dann kommt man nie mal dazu, sich, sozusagen, „rauszuputzen.“ Bei meinem Namen gibt es dieses „Rausputzen“ auch nur mittels Zweitnamen: Mark Peter…. Da beneidete ich dann schon manchmal ein bisschen die Bobs, die dann plötzlich Robert James oder so waren, oder die Jims, die dann plötzlich als James Anthony verkündet wurden….

      Aber wie dem auch sei–man kommt natürlich auch mit Steffi gut durch’s Leben. Und wenn das dann auch Teil der niederdeutschen Regionalkultur ist, dann passt es ja, und das hat dann auch was Verbindendes und Heimatliches, wenn ganz viele kurze, knackige Rufnamen als Vollnamen tragen. Auch die ganzen -ke-Namen sind ja eigentlich Kurzformen: Silke für Cäcilie, Anke für Anne, Jan für Johann, Heiko für Heinrich, usw.

      Also, was Rufformen angeht, ist Steffi ganz nett.

  3. Ich kenne auch eine Steffi, geboren 1972 oder 1973 in Mecklenburg. Ein Mädchen an meiner Schule, geboren Ende der 80er, hieß Susi. Meine Mutter (geboren 1956) heißt Gabriele und wird stets Gabi genannt, der vollständige Name wurde eigentlich nie verwendet (in der Schule vielleicht noch). Dennoch fände ich es etwas komisch, wenn im Ausweis nur Gabi stünde.
    Ab wann gilt eine Kurzform als etabliert und fällt nicht mehr auf? Katrin oder Hannes empfinde ich als vollständige Namen, die enden allerdings auch nicht auf -i. Die Susi an meiner Schule tat mir schon ein bisschen leid, der Name klang für mich so kindlich.

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  4. Steffi ist für mich ein ganz normaler Name. Komme aus MeckPomm, Jahrgang 82.
    Auch Kathi oder Tina sind für mich vollwertige Namen.
    Ich kann gar nicht glauben, dass irgendein Amt, von sich aus eine Stephanie daraus macht??? Wie kommen die darauf?
    Ich gehöre zu denen, die es nervig finden, wenn ein Kind Theodor oder Maximilian genannt, aber dann NUR und AUSSCHLIEßLICH Theo oder Max gerufen wird.
    Mein Neffe heißt Leonidas, ich bin die Einzige, die ihn so nennt, okay, mein Mann noch und unsere beiden Kinder versuchen es. Er ist vier Jahre alt und weiß nicht, dass er so heißt. Das käme für mich nie in Frage.
    Da gehen die Ansichten wirklich auseinander 🙂
    Dass sich mir Menschen mit ihren Spitznamen oder Kurzformen vorstellen, musste ich erst lernen. Irgendwann fing ich an, stets nachzufragen, da ich es aus meiner Heimat nicht kannte. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass eine Neele eine Cornelia sein könnte ;). Denn Kathi, Steffi, Maxi usw. hießen eben so.
    Übrigens liebe ich lange klassische Namen wie Elisabeth, Magdalena, Johannes. Aber auch so ausgesprochen. Mir täte es leid um diese schönen Namen, wenn das Umfeld abkürzt. Das muss nicht passieren, aber ist vor allem im Süden sehr verbreitet.
    Wir gingen auf Nummer sicher und unsere Kinder tragen zweisilbige, kaum zu verniedlichende Rufnamen. Die langen Klassiker kamen hintendran 🙂

    Knud, dass mit den Torten finde ich auch nicht so schlimm. Etwas seltsam schon höchstens …

    Wenke

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    • er weiß nicht wie er heißt? ok, also da sollten die Eltern schon darauf achten, dass er lernt was sein richtiger Name ist.
      aber bei Heidi wars auch so. die kannte sich auch nur als Heidi auf der Alm beim Opa und in der Stadt hat die Tante sie dann als Adelheid vorgestellt. Heidi sagte dann später heimlich zu Klara, dass die Tante sich das nur ausgedacht hätte. aber im Buch steht das auch so dass Heidi nach ihrer Mutter Adelheid benannt wurde und auch Adelheid heißt.
      bei Adelheid denke ich an Evelyn Hamann.

    • Liebe Wenke, stimme Dir zu, ich mag auch die klassischen Namen.
      Selber würde ich immer Gabi gerufen, aber als wir dann mitten im Leben in einer Stadt neu anfingen, habe ich mich konsequent mit Gabriele vorgestellt, es klappte ganz gut.
      Aber zu Steffi, ich finde den Namen hübsch und auch gut zu vergeben, selber würde ich Stefanie wählen.
      Aber es gab schon immer Eltern, die kurze Namen lieben. Meine Nachbarin, sie stammt aus Leipzig, Jg 70 heißt Chris, außerdem haben wir nebenan aus den 80 Gier Tina, Lisa und Pia.

  5. Den Namen Steffi mag ich. Ich kenne mehrere Steffis, allerdings heißen sie alle offiziell Stefanie oder Stephanie.

    Aber mein erster Gedanke hierzu war: Ich möchte lieber Stefanie heißen und nur von der Familie und von Freunden Steffi gerufen werden. Denn ein paar Probleme bringt der Name Steffi ja doch mit sich, wie oben beschrieben.
    Das gleiche gilt für Susanne/Susi oder Katharina/Kathi und viele andere Namen.
    Es gibt Situationen, in denen man einen offiziellen, förmlichen Namen braucht. Das fängt in der Schule an, die Lehrer rufen natürlich Stefanie oder Susanne oder Katharina und nicht die Koseform.

    Ich finde aber nicht alle Abkürzungen schlecht und würde Kurzformen und niedliche Koseformen unterscheiden. Kathrin, Hannes, Theo, Greta …. sind Kurzformen, die im Laufe der Zeit eigenständige Namen geworden sind. Aber Andi, Maxi, Michi, Kathi, Susi, Betty, Elli …. diese Kosenamen, die auf i oder y enden, sind mir zu niedlich, um als eingetragene Namen im Ausweis zu stehen.

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    • Ich sehe das ähnlich. Ich kenne eine Susi, die um die fünfzig ist, und tatsächlich nur Susi heißt, was ich anfangs sehr befremdlich befunden habe.
      Anders als Steffi klingt Susi wirklich kleinmädchenhaft. Die Tochter in den Babyblues-Comics heißt im Deutschen Susi (im Orginal übrigens Zoe-Jennifer, warum auch immer das geändert wurde)
      jedes Mal, wenn ich die „echte“ Susi sehe, muss ich daran denken.

  6. Steffi ist kein Name für eine erwachsene Person. Und klingt auch noch ziemlich einfältig.
    Stephanie hingegen (bitte mit ph, nicht mit f) ist ein wirklich schöner, klangvoller Name.
    Ich habe noch nie verstanden, weshalb jeder diesen tollen Namen abkürzt. Das würde ich mir als Namensträgerin definitiv nicht gefallen lassen.

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  7. Ich finde Steffi und auch Kathi gut, obwohl ich eigentlich kein Fan von I-Endungen bin. Es liegt an den Konsonanten, die vor dem sonst so arg verniedlichenden I kommen. Also wenn es schon eine I-Endung werden soll, dann ist das meiner Meinung nach doch um Längen besser als Leni, Lilli und Co. Ich finde auch, dass Steffi viel mehr Peps hat als Stephanie.

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    • Eine kleine Kathi , Jg. 2008 oder 2009, hatte meine Tochter tatsächlich mal in der Kindergartengruppe.

      „Schlimm“ finde ich den (oder vergleichbare) Namen nicht. Aber ich selbst zögere immer etwas, Spitznamen zu gebrauchen, wenn ich mit den Leuten nicht sehr vertraut bin – vorher kommt es mir einfach unpassend vor, z.B. den Kollegen Florian mit Flo anzureden oder so über ihn zu reden, selbst wenn alle anderen das schon tun. Bei einem Spitznamen-als-Vollnamen wäre ich deshalb erst mal etwas verwirrt 😉

      Kompliziert – im Sinne von erklärungsbedürftig – finde ich die Kurznamen außerdem immer dann, wenn in der Generation die Langform mindestens genauso gebräuchlich ist. Das ist dann wie eine ungewöhnliche Schreibvariante. Kleine Katharinas gibt es durchaus einige unter Kindern von heute, da wäre mir eine Nur-Kathi oder Katherina, Catharina etc. tendenziell zu anstrengend 😉

  8. Ich habe vor ca. 20 Jahren mal eine Susi kennengelernt, die heute (ähnlich wie die von Miez oben erwähnte Susi) um die 50 Jahre alt sein dürfte. Ihre Eltern meinten wohl „warum sollen wir das Kind Susanne nennen, wenn es eh alle nur Susi rufen“ und ließen gleich den Kurznamen eintragen. Susi kam als Erwachsene mit dieser Kurzversion nicht mehr klar. Wenn sie sich irgendwo vorstellte („Ich bin Susi XY.“) kam ihr das so vor, wie wenn sie ihrem Gesprächspartner durch den „Kosenamen“ schon halb das Du angeboten hätte und viele duzten sie dann wohl auch einfach (ungefragt!). Ein paar Jahre später änderte sie deshalb ihren Vornamen in Susan. Kein Kosenamen mehr = kein Du mehr.

    Dass der Vorname Susi zum Duzen verleitete, mag auch damit zusammenhängen, dass er vieleicht eher als Kosename wahrgenommen wird. Anderen Namen wie Gaby oder Tina begegnet man im Alltag doch öfters mal als einfache Kurzform (Abkürzung) des Namens und haben daher dieses Kosenamen-Image nicht.

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  9. Ich lmbin vor einigen Jahren auf ein Buch über bewusste Sprache gestoßen, in dem es auch ein Kapitel über Vornamen gab.
    Es wurde beschrieben, dass das Ansprechen mit Kurz- und Spitznamen Selbstbewusstsein, Verhalten und soziale Beziehungen beeinflussen.
    2 Beispiele sind mir in Erinnerung:
    Ein Ulrich, der von allen Uli genannt wurde, hatte Schwierigkeiten, von seinen Mitarbeitern als Vorgesetzter anerkannt zu werden (die Mitarbeiter nannten sich beim Vornamen bzw. Spitznamen). In der Beratung wurde unter anderen erarbeitet, dass er künftig auf die Ansprache mit dem vollen Namen Ulrich bestand. Danach hatte er einen besseren Stand bei den Mitarbeitern und weniger Probleme als Vorgesetzter anerkannt zu werden.

    Ein kleiner Florian hatte Verhaltensprobleme, motorische Unruhe etc. Er wurde in der Familie „Flo“ genannt. In der Beratung wurde kam man auf den Gedanken, dass es im Sinn „Nomen est Omen “ sozusagen eine selbsterfüllende Prophezeiung ist, dass ein Kind, das immer „Floh“ genannt wird, herumhüpft und Unsinn macht. Man besprach, Florian künftig immer mit vollem Namen zu nennen und das Verhalten besserte sich.

    Die Beispiele sind natürlich plakativ, aber ich glaube, da ist schon was dran.
    Für mich war es bei der Namenswahl ein wichtiges Kriterium, dass es ein vollständiger Name ist.

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    • Diese Geschichten sind zu gut erdichtet, um falsch zu sein. – Ernsthaft: Ich halte das für „moderne Legenden“ wie bei der Spinne in der Yucca-Palme.

  10. Der Realitätsgehalt der Geschichten – naja, da magst du recht haben. Aber dass ein vollständiger Name zu einem positiven Selbstwertgefühl beiträgt und dass z.B. ein erwachsener Maxi oder eine erwachsene Susi möglicherweise weniger ernstgenommen wird als Maximilian oder Susanne, finde ich persönlich schon plausibel. Passt natürlich auch zu meinen persönlichen Namensvorlieben.

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