Vornamen der Kaiserzeit (nur ein bisschen gemogelt)

Proklamation des deutschen Kaiserreiches im Spiegelsaal von Schloss Versailles
Proklamation des deutschen Kaiserreiches im Spiegelsaal von Schloss Versailles

Fun Fact: Exakt 1919, im Jahr nach der Abdankung des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II, ist der Vorname Wilhelm aus den Top 10 der beliebtesten Jungennamen Deutschlands gefallen. Eigentlich wollte ich hier die Hitliste der häufigsten Vornamen der Kaiserzeit präsentieren. Leider musste ich dabei ein bisschen mogeln, denn das deutsche Kaiserreich bestand von 1871 bis 1918, meine Vornamensammlung reicht aber nur bis ins Jahr 1890 zurück.


Die beliebtesten Vornamen der Kaiserzeit

(Geburtsjahrgänge 1890 bis 1918)

Mädchen Jungen
  1. Anna
  2. Martha
  3. Frieda
  4. Gertrud
  5. Erna
  6. Margarethe
  7. Elisabeth
  8. Marie
  9. Emma
  10. Maria
  11. Hertha
  12. Helene
  13. Käthe
  14. Else
  15. Bertha/Berta
  16. Elsa
  17. Luise/Louise
  18. Johanna
  19. Hedwig
  20. Charlotte
  21. Ella
  22. Clara/Klara
  23. Hildegard
  24. Paula
  25. Elfriede
  26. Minna
  27. Ida
  28. Anni
  29. Elli/Elly
  30. Olga
  31. Auguste
  32. Ilse
  33. Alma
  34. Dora
  35. Wilhelmine
  36. Irmgard
  37. Irma
  38. Emmi/Emmy
  39. Meta
  40. Erika
  41. Margaretha
  42. Agnes
  43. Dorothea
  44. Grete/Grethe
  45. Katharina
  46. Elise
  47. Alice
  48. Gerda
  49. Gretchen
  50. Emily/Emilie
  51. Anita
  52. Annemarie
  53. Henni/Henny
  54. Edith
  55. Lieselotte
  56. Carla/Karla
  57. Mathilde
  58. Lina
  59. Sophie/Sofie
  60. Henriette
  61. Anneliese
  62. Ingeborg
  63. Rosa
  64. Carolin
  65. Wilma
  66. Anne
  67. Marianne
  68. Lucy/Lucie
  69. Magdalene
  70. Alwine
  71. Hermine
  72. Franziska
  73. Magda
  74. Lilli/Lilly
  75. Amanda
  76. Christine
  77. Ruth
  78. Ursula
  79. Lotte
  80. Hilda
  81. Antonie
  82. Eva
  83. Elsbeth
  84. Magdalena
  85. Irene
  86. Adele
  87. Johanne
  88. Margot
  89. Walli/Wally
  90. Lisbeth
  91. Ottilie
  92. Lidia/Lydia
  93. Pauline
  94. Therese
  95. Betty
  96. Selma
  97. Mariechen
  98. Thea
  99. Hilde
  100. Friederike
  1. Carl/Karl
  2. Wilhelm
  3. Hans
  4. Walter/Walther
  5. Heinrich
  6. Otto
  7. Hermann
  8. Paul
  9. Ernst
  10. Friedrich
  11. Willi/Willy
  12. Kurt
  13. Fritz
  14. Franz
  15. Erich
  16. Alfred
  17. Rudolf
  18. Herbert
  19. Johannes
  20. Max
  21. Gustav
  22. Werner
  23. Richard
  24. Johann
  25. Georg
  26. Adolf/Adolph
  27. Albert
  28. Emil
  29. August
  30. Artur/Arthur
  31. Helmut
  32. Robert
  33. Bruno
  34. Heinz
  35. Josef/Joseph
  36. Gerhard
  37. Bernhard
  38. Erwin
  39. Ludwig
  40. Hugo
  41. Henri/Henry
  42. Theodor
  43. Peter
  44. Martin
  45. Oskar/Oscar
  46. Günter/Günther
  47. Eduard
  48. Julius
  49. Ewald
  50. John
  51. Waldemar
  52. Alwin
  53. Konrad
  54. Reinhold
  55. Christian
  56. Toni/Tony
  57. Ferdinand
  58. Arnold
  59. Harry
  60. Johnny
  61. Anton
  62. Klaus
  63. Hinrich
  64. Sigfried/Siegfried
  65. Horst
  66. Rolf
  67. Alfons
  68. Alexander
  69. Joachim
  70. Edmund
  71. Michael
  72. Berthold/Bertold
  73. Felix
  74. Jacob/Jakob
  75. Eugen
  76. Edgar
  77. Wolfgang
  78. Arno
  79. Dietrich/Diedrich
  80. Egon
  81. Ulrich
  82. Reinhard/Reinhardt
  83. Leopold
  84. Andreas
  85. Hubert
  86. Nikolaus
  87. Amandus
  88. Alois
  89. Leo
  90. Luis/Louis
  91. Oswald
  92. William
  93. Stefan/Stephan
  94. Stanislaus
  95. Maximilian
  96. Jürgen
  97. Victor/Viktor
  98. Harald
  99. Gottfried
  100. Philipp

Basis dieser Auswertung: Eine repräsentative Stichprobe von Menschen, die von 1890 bis 1918 geboren sind und im 20. Jahrhundert in Deutschland lebten, aber nicht zwangsläufig in Deutschland geboren sind. Ich habe ausschließlich die ersten Vornamen berücksichtigt und gleichklingende Namen zusammengefasst.

Die häufigsten Vornamen der Nazi-Zeit (1933 bis 1945)

Die häufigsten Vornamen der Erwachsenen (1945 bis 2000)

Des Kaisers letzte Kindernamen

19 Gedanken zu „Vornamen der Kaiserzeit (nur ein bisschen gemogelt)“

  1. Wie kommt es dazu, dass hier einige Koseformen verzeichnet sind? Walli, Gretchen, Toni etc.
    Ist da nicht davon auszugehen, dass es sich amtlich um Walpurga, Margarethe und Anton handelt? Ich ging bisher davon aus, dass früher keine Kose- und Spitznamen eingetragen wurden, aber die Vollformen unter Umständen so gut wie nie benutzt wurden. Kann es also auch sein, dass in den zugrundeliegenden Dokumenten ebenfalls nur Koseformen eingetragen wurden, um das getaufte Gretchen von den 5 anderen Margarethes im Dorf zu unterscheiden?

    Sehr schöne Namen sind da dabei, und erstaunlich viele, die heute wieder in sind. Noch häufiger vergeben werden könnten meiner Meinung nach: Alma, Dora, Irma, Edith, Ruth
    Erich, Gustav, August, Ewald, Alwin, Alois

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    • Bei Walli hätten ich eher auf Waltraut getippt, aber grundsätzlich hast du Recht. Ich habe die Daten zum größten Teil nicht aus amtlichen Dokumenten, sondern aus öffentlichen Quellen, in denen oft auch Kurz- und Koseformen eingetragen wurden.

  2. Unheimlich interessant, Knud, danke für die Mühe!

    Vieles ist für mich überraschend. Zum Beispiel war mir die wirklich große Beliebtheit von Martha nicht bewusst. Kommt in meinem Stammbaum auch kein einziges Mal vor. Auch Namen wie Ella, Meta und Alice hätte ich nicht so weit oben vermutet. Dann ist Ella ja tatsächlich ein deutscher Traditionsname–ich kannte ihn früher immer nur als englischen Namen. Auch Carolin ohne E hätte ich nicht in diesen Jahrzehnten vermutet sondern als Mode der 1960er eingestuft.

    Interessant auch, wie beliebt Henry, Julius und Alwin waren, Namen, die ich überhaupt nicht mit dieser Zeit assoziiere. Und Amandus und Stanislaus?–Sehr überraschend. Werde mir das Ganze hier noch viel genauer anschauen, wenn ich mehr Zeit habe.

    Nochmals, danke–diese Liste fasziniert mich echt!

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  3. Johnny liegt vor Alexander, Wolfgang, Horst … auf jeden Fall lustig.
    Um einen Namen auszuwählen würde ich so vorgehen: diese Liste anschauen, alles wegstreichen was heutewiedersupermodernertrend ist (Theodor), dann alles wegstreichen was nach älterer Onkel klingt.(Hubert)

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  4. Ich habe eine Frage: Sprecht ihr Lidia und Lydia gleich aus?
    Ich spreche „Lydia“ nämlich „ Lüdija“ aus und Lidia „Lidija“.

    Die Liste finde ich übrigens sehr spannend. Ich wundere mich immer über Elli und Lily, weil ich diese Namen viel später (zweite Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts) einordnenden möchte.
    Bei Elli denke ich an die Kurzform zu Elena, obwohl sie natürlich auch von Eleonore und Elisabeth kommen kann, aber Elena hat sich irgendwie bei mir festgesetzt.
    Bei Lily habe ich sofort die Assoziation zu Harry Potters Mutter und zu den „Hexe Lilli“-Büchern

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  5. Zu Ella: Eine frühere Nachbarin (* schätzungsweise um 1910 hieß so). Ob das ihr eingetragener Name oder nur die Rufform war, weiß ich nicht.

    Zu Lydia: Ich spreche Lydia „Lüdia“ aus. Manche sprechen aber Lydia und Lidia gleichermaßen mit i-Laut aus.

    Meine Großeltern Jakob, Anton, Elisabeth und Rosa (alle im angegebenen Zeitraum geboren) finden sich in der Liste. Ich vermisse allerdings Theresia. Oder hab ich den übersehen? So hieß meine Oma und auch sonst kannte ich mehrere Theresias aus der Generation, mehr als einige der anderen Namen auf der Liste.

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    • @Chiocciola

      Thea ist in dieser Zeit ein häufiger Rufname für eine Theresia. Ich vermute mal, dass dich die Theresias unter Thea verbergen.

    • Ist Theresia nicht aber eher katholisch? Dann wäre es in einem gesamtdeutschen Vergleich natürlich prozentual weniger vertreten, als in einigen Familien.

  6. Knud,

    Hättest Du eine Einschätzung zu Amanda und Amandus? Diese zwei Namen, mehr als noch die anderen, kann ich nicht einordnen. Den Namen Amandus habe ich noch nie mitgekriegt, obwohl ich sehr viel in der deutschen Geschichte herumstöbere. Auch Amanda kommt mir sehr US-amerikanisch und überhaupt nicht traditionell deutsch vor. Kannst Du das irgendwie einordnen? Sind das Namen, die in irgendeiner Region sehr häufig waren?

    Ansonsten finde ich William sehr erstaunlich. Auch, dass sich doch sehr viele deutsche Eltern scheinbar für Johnny begeistern konnten. Ist schon wahr, dass England und die USA zu Kaiserszeiten dominante und prestigeträchtige Nationen waren, auch immer noch aufstrebende Nationen. Trotzdem fällt es mir schwer, mir wirklich viele Johnnys und Williams aus dieser Zeit vorzustellen, neben den ganzen Karls, Wilhelms, Friedrichs und Hansen. Bei uns im ländlichen Mittelhessen gab es garantiert keine Johnnys. Auch hier im schwäbischen Heckengäu kann ich es mir nicht vorstellen. Vielleicht eher in Hamburg und allgemein im Norden.

    Andere Namen, wiederum, passen ganz klar zu meinem bisher gesammelten Eindruck dieser Zeit. Trotzdem ist es interessant, eine genaue Rangordnung erstellt zu sehen. Eigentlich mochten ja schon damalige Eltern eher knappe, kürzere Namen: Emma, Frieda, Ida, Erna, Gerda, Hertha, Klara, Anna–bei den weiblichen Namen dominieren doch die Zweisilber. Längere Namen wie Hildegard sind klar in der Unterzahl.

    Auch bei den männlichen Namen mag man es knapp: Karl, Franz, Ernst, Kurt, Paul, Fritz, Max, Hans. Im Unterschied zu heute wird bei den Männern aber keine Wert auf Weichklang gelegt. Gerade die allerbeliebtesten männlichen Namen der ganz oberen Ränge enthalten viele Einsilber.

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  7. Ich sage auch „Lüdia“.

    Meine Großeltern Annemarie, Gertrud und zweimal Otto sind wie erwartet in der Liste vertreten. Annemarie hätte ich weiter vorn vermutet, ist ja nicht mal Top 50, na ja.

    Etwas gewundert habe ich mich über Emily – gab es diese Schreibweise in dem Zeitraum wirklich schon? Falls doch, würde ich hier ja wirklich dazu neigen, Emily und Emilie getrennt auszuwerten, weil Emilie um die Zeit doch bestimmt noch nicht „Emmili“ gesprochen wurde …?

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  8. Wieder eine sehr spannende Liste, auch dafür vielen Dank, Knud!

    Meine Großeltern Johannes & Maria und Konrad & Maria sind ebenfalls vertreten. Wobei Konrad & Maria kurz nach 1918 geboren wurden.

    Was mir auffällt, sind die vielen Kurz- und Koseformen, die sich aber dadurch erklären, dass natürlich keine amtlichen Namenslisten aus dieser Zeit vorliegen.

    Ich denke da an eine Großtante von mir, die ihr Leben lang Käthe genannt wurde. Aber als sie starb, stand Katharina auf ihrem Grabstein.

    Mir fallen auch die vielen Kurzformen von Elisabeth auf. Elli und Betty sind Rufnamen, aber keine eingetragenen Namen. Else, Elsbeth und Lisbeth können die offiziellen Namen sein oder weitere Rufnamen einer Elisabeth.
    Elsa oder Ella hat es in meinem Dorf in Ostwestfalen nicht gegeben. Überhaupt war zu dieser Zeit die Schwalaut-Endung „e“ beliebter als die a-Endung. Deshalb gab es auch keine Greta, sondern Grete.

    Carolin auf dieser Liste verwundert mich auch. Ich hätte eine Karoline oder Karolina erwartet oder zumindest Caroline mit gesprochener e-Endung. Allein schon die Schreibweise mit C wirkt sehr modern.

    Johnny finde ich auch erstaunlich. Oder ist Johnny ein Rufname für einen Johannes? Aber dafür ist Johnny zu weit oben auf dieser Liste. Vielleicht war Johnny ja offiziell ein John. John hat es in der hanseatischen Region häufiger gegeben.

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  9. Knud,
    Bei den Quellenangaben schreibst du, die Namen bis zum Jahrgang 1920 stammen überwiegend aus Norddeutschland. So wirkt das Gesamtbild auf mich aus süddeutscher Perspektive auch 🙂

    Ich hätte Johann an der Spitze oder zumindest ganz weit vorne vermutet.
    Theresia ist mir auch sehr geläufig, ebenso fehlen Josefine, Josefa, Kunigunde/-a, Kreszentia, Walburga, Cäcilia/-e, Veronika… Bei den Männernamen vermisse ich Christoph, Sebastian, Thomas, Lorenz.

    Was man auch bemerken sollte: die Namen sind von Personen, die Ende des 20. Jahrhunderts in Deutschland lebten. Zu- und Auswanderer fehlen. Insbesondere umfasste das Kaiserreich ja auch nicht-deutschsprachige (oder zumindest nicht überwiegend deutschsprachige) Gebiete. Ich vermute, ein paar polnische Namen hätten es in die Liste geschafft, zumindest auf hintere Plätze der Top 100.

    Andererseits verzerren Zuwanderer im 20. Jahrhundert die Liste wohl nicht allzu stark. Okay, Eugen und Waldemar sind typisch russlanddeutsch, kamen aber auch bei der restlichen Bevölkerung vor. Die „Gastarbeiter“ haben hier wohl keinen Einfluss…

    Ansonsten sind einige schöne Namen dabei. Ein (noch stärkeres) Comeback würde ich folgenden wünschen:
    Margarethe, Margaretha, Grete (im Windschatten von Greta doch gar nicht mehr so gewagt), Agnes, Irene, Therese, Ruth, Heinrich, Heinz (die finde ich beide um Längen besser als Henri/Henry), Franz, Josef, Peter, Nikolaus, Klaus (mal wieder die traditionellen Varianten, nachdem Niklas, Nikolas, Nico, Nick so langsam „durch“ sind)

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  10. Ich denke es könnte damals durchaus auch Personen gegeben haben, die eine gängige Kurzform eines Namens trugen. Nicht in allen Regionen Deutschlands werden Namen immer abgekürzt, wie das meiner Erfahrung nach z.B. in Bayern oft der Fall ist. Mir fällt z.B. der Künstler Toni Zenz aus Köln ein (*1915). Auch im Stammbaum meiner Familie gab es einen originalen Rudi, allerdings nochmal etwas später als 1918 geboren. (1930er Jahre)

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