Das weibliche O

Alle, die bei der Überschrift auf einen Artikel über einen Durchbruch in der weiblichen Orgasmus-Forschung gehofft haben, muss ich jetzt enttäuschen.


Denn hier geht es um Mädchennamen auf o. Aber nicht über solche, die mit O beginnen wie Olivia, Ophelia oder Orelie, sondern über Namen, die auf einem O enden. Denn die sind gar nicht so häufig und es kommt nicht selten vor, dass ich sie auf (englischsprachigen) Namenslisten für Jungen finde mit Titel wie „Die schönsten adligen Jungennamen“ und neben James, Theo und Samuel stehen dann Juno und Cleo.

Ein Goldfischname

Ich verstehe ja, dass bestimmte Endungen hierzulande einem bestimmten Geschlecht zugeordnet werden: a und e für Mädchen (Emma, Cora, Luise und Marlene) und s und o für Jungen (Silas, Mats, Leo und Marlo), aber es gibt auch überall Ausnahmen wie Joshua, Lasse, Marlies und Cleo. Cleo, als Kurzform von Cleopatra kannte ich bis vor einigen Jahren nur als Namen des weiblichen Goldfisches aus Pinocchio. Seit einigen Jahren befindet sich der Name im Aufwärtstrend und klingt für mich total weiblich. Liegt es am „Cl“ wie in Clara, Claudia und Clarissa? Daran, dass ich die ägyptische Pharaonin in Gedanken immer so nenne (deren Namen man mit Ruhm des Vaters übersetzen kann)? Oder daran, dass man aus den Buchstaben fast den Namen Chloe bilden kann? Clio wiederum ist eine Nebenform von Cleo. Klio ist die Muse der Geschichtsschreibung. Ich kenne nur eine zierliche schwarze Katze mit diesem Namen. Eltern könnte die Nähe zu Klitoris abschrecken oder dem Auto.

Schutzgeist der Frauen

Und dann ist da Juno, der lateinische Name der griechischen Göttin Hera, den viele vermutlich aus dem Film „Juno“ (gespielt von Elliot Page) kennen dürften. Tatsächlich hatte ich einen Nachhilfeschüler, der ebenfalls Juno hieß, englisch gesprochen. Als er sich mir vorstellte, musste ich mehrfach nachfragen, ob ich den Namen auch wirklich richtig verstanden hatte. Denn Juno ist nicht nur die Göttin der Ehe und Geburt, sondern auch der persönliche Schutzgeist der Frauen. Einen weiblicheren Namen kann ich mir gar nicht vorstellen. Aber ich bin lange genug im „Namensgeschäft“ drin, dass ich mich eigentlich nicht mehr darüber wundern (geschweige denn aufregen) dürfte, wenn Eltern Namen nur nach Klang auswählen und nicht ein einziges Mal recherchieren. Aber es fällt mir wirklich schwer bei solchen Namensvergaben nicht: „Wieso habt ihr nicht mal eben schnell gegoogelt?!“ zu rufen.

Ans alte Rom denken

Bleiben wir noch ein wenig im alten Rom. Für alle L-Freunde, die allerdings keinen La-Le-Lu-Namen vergeben möchten, hätte ich Leto anzubieten. Leto ist die Mutter der Götter Apollo und Diana (Apollon und Artemis). Vater der Zwillinge ist Jupiter (wer auch sonst). Als Jupiter Gattin Juno davon erfährt, ist sie wütend (zurecht), aber wie immer bestraft sie nicht den Übeltäter, sondern das Opfer: Leto. Juno sorgt dafür, dass Leto auf dem Festland nicht gebären kann. So irrt die arme Frau unter ständigen Wehen durch die Welt, bis sich endlich auf der schwimmenden Insel ihre Babys auf die Welt bringt (die Insel ist übrigens ihre verwandelte Schwester Asteria, aber dazu ein anderes Mal mehr).

Auch Cato hört sich für mich nach römischer Geschichte an, denke ich doch an Lucius Porcius Cato Censorius, genannt Cato der Ältere, der nicht nur mit De agri cultura (Über den Ackerbau) das älteste erhaltene lateinische Prosawerk verfasst hat, sondern angeblich alle seine Reden mit dem Spruch ceterum censeo Carthaginem esse delendam („Im Übrigen denke ich, dass Karthago zerstört werden muss“) beendet haben soll. Der Mädchenname Cato hat aber nichts mit dem Römer zu tun, hierbei handelt es sich um eine niederländische Kurzform von Katharina. Bekannt ist er durch die NS-Widerstandskämpferin Cato Bontjes van Beek. Viele werden aber bei dem Namen an die grausame Figur des Cato aus „Tribute von Panem“ denken. Dieser ist vermutlich nach Cato dem Älteren benannt, der sehr grausam gegenüber Sklaven vorging und sie wie Ware behandelte.

An die Popkultur denken

Wenn ich schon an die Popkultur denke, fallen mir wirklich viele o-Namen ein wie Margo. Der Name hat es mir irgendwie angetan. Er klingt so elegant und mysteriös. Die Kurzform von Margareta (Perle) ist durch mehrere „Margos“ bekannt. Da wäre Margarete von Valois, bekannt als la Reine Margot, oder die Barbie-Schauspielerin Margot Elise Robbie, wobei beide noch das stumme T hinter dem O haben. Dann gibt es noch die Figur der Margo aus dem Roman „Margos Spuren“ von John Green. Die niedlichste Margo bleibt aber das kleine Mädchen aus dem Film „Ich-einfach Unverbesserlich“.

Nach Hawaii blicken

Bleiben wir doch in der Filmwelt und blicken nach Hawaii. Dort spielt die Geschichte von „Lilo und Stich“, wobei ich auch die kleinen Lilo gleich ins Herz geschlossen habe. Für mich war der Name daher ein Kindername und ich war ganz überrascht, als ich später von der Schauspielerin Lilo Pulver las. Aber die hieß eigentlich Lieselotte, ein Zusammenschluss aus Elisabeth Charlotte. An dieser Stelle wollte ich der typischen deutschen Kombi („Gott ist Fülle“ und „Mann“ oder „Armee“) gerne die Bedeutung der hawaiianschien Lilo gegenüberstellen. Bestimmt gab es eine poetische Bedeutung „Blüte“ oder „rauschendes Meer“ oder so, aber tatsächlich handelt es sich bei „meiner“ Lilo um einen deutschen Import aus dem 19. Jahrhundert. Der Name wurde später in die hawaiianische Sprache eingebunden und das Wort bedeutet nun „verwandeln“ oder „verloren“, was ich ganz faszinierend finde.

Ein Kaninchen-Name

Über Calypso hatte ich in meinen Nereiden-Artikel schon ausführlich gesprochen, zu denen sie gehört. Bekannt ist der Name durch die „Fluch der Karibik“-Filme geworden. Für mich ist es ein Kaninchen-Name. Um ein Kaninchen hätte sich auch die liebe Momo aus Michael Endes gleichnamigen Roman gut gekümmert. Ich bin mit der adaptierten Serie groß geworden. Der Name hat mir schon als kleines Mädchen nicht gefallen, Mimi wäre eher meins gewesen. Momo kann man als Kurzform zu Namen, die auf „Mo“ beginnen sehen wie Monika. Tatsächlich ist Momo geschlechtsneutral, aber aufgrund des Romanes ist der Name für mich weiblich.

Die Katze meiner Schwester

Dann ist da noch Coco. Coco wie in dem bezauberndem Disney-Film „Coco“ (so heißt die Urgroßmutter), Coco wie in Coco Chanel, die berühmte Modeschöpferin und natürlich wäre da noch die allersüßeste Coco auf der ganzen Welt: die Katze meiner Schwester, die mit vollem Namen natürlich Coco Chanel heißt und über die ich ebenfalls an anderer Stelle berichtet habe. Dafür, dass es nicht so wahnsinnig viele Mädchenname mit o gibt, kenne ich erstaunlich viele Tiere, die einen tragen.

Katze Coco
Katze Coco

Zum Schluss möchte ich euch noch Ildiko vorstellen. Er klingt irgendwie japanisch für mich (das Japanische kennt ja viele Mädchennamen auf o wie Kayo, Yoko oder Aino). Tatsächlich handelt es sich hierbei aber um die ungarische Kurzform von Namen, die mit Hild(e)- beginnen oder -hild(e) enden, wie Mechthild oder Hildegard, über die wir vor Kurzem in den „Babynamen der Woche“ gesprochen haben. Die einzige Ildiko, die mir in den Sinn kommt, ist die Autorin Ildikó von Kürthy. Bei der Recherche bezüglich ihres Namens (ich glaubte immer, sie hieße Kürin), stieß ich noch auf Ildico, eine Nebenfrau Attilas des Hunnenkönigs.

Eine tierische Namensverwandte kenne ich leider nicht, obwohl der Name bestimmt hervorragend zu einem Australian Shepard passen würde.

24 Gedanken zu „Das weibliche O“

  1. Ein süßes Kätzchen!

    Die Namen Margo und Lilo haben es mir auch angetan (wobei ich alter Knochen schockiert bin, dass du Lilo Pulver erst seit kurzem „kennst“. Ach waren das noch Zeiten, mit Lilo in der Sesamstraße …). Spontan ergänzen kann ich noch

    Aniko – ungarische Variante von Anna
    Mariko – japanisch, kenne ich aus der „Shogun“-Verfilmung von 1980 mit Richard Chamberlain (Richard Chamberlain, wer ist das denn?!? :-)) )

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    • Ich „kenne“ Lilo Pulver schon lange ( meine Oma mag ihre Filme ganz gern, wenn ich mich nicht irre) und ich habe auch schon ein oder zwei ihrer Filme gesehen, aber zuerst eben die kleine Lilo 🙂

      Stimmt Mariko, finde ich schön, aber die Nähe zu Marko ist vielleicht ein Problem.

    • Doro und Caro sind geläufig, stimmt. Ich kenne aber nur welche, die eigentlich Dorothea und Caroline etc. heißen

  2. Meine Assoziationen:

    Cleo: Ist mir vor allem als Katzenname geläufig.
    Clio: Sängerin Leslie Clio
    Während ich auch an das Auto denke, ist mir Klitoris in dem Zusammenhang nicht in den Sinn gekommen.

    Juno: Ich denke ich auch an den Film und an Sängerin Madelin Juno, wobei Juno der Künstlername ist.

    Leto: Schauspieler Jared Joseph Leto

    Cato: Keine Assoziationen

    Margo: Ebenfalls „Ich einfach unverbesserlich“ und „Margos Spuren“.

    Lilo: Ebenfalls „Lilo und Stich“ und Lilo Pulver.

    Coco: Sehr süße Katze, Vivi!
    Ich denke auch an Coco Chanel, den Disneyfilm und die Tochter von Robbie Williams, Collette, die wohl Coco genannt wird.

    Ildiko:
    Ildikó von Kürthy und meine ungarische Nachbarin.
    Doro und eine ungarische Aniko sind mir bereits begegnet.

    Aino, Kayo, Mariko und Minoo habe ich noch nicht kennengelernt.

    Müsste ich mich für einen Namen entscheiden, würde ich Margo vergeben.

    Mein Ranking:

    Margo
    Lilo
    Juno
    Aniko
    Cleo
    Cato
    Kayo
    Clio
    Mariko
    Coco
    Yoko
    Leto
    Ildiko
    Minoo
    Aino

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    • Zur Katze Coco: Ja, sie ist sehr süß, ich nenne sie immer Wölkchen, weil sie so flauschig ist. Meistens wird sie Cookie gerufen. Ihr Bruder Marlo ist aber weniger zickig. Mir fällt gerade auf, dass alle unseren Katzen bis auf Casimir mit o enden, dabei habe meine Schwester, mein Bruder und ich ganz unabhängig nach Namen gesucht. Die Katzen sind ja ebenfalls Geschwister 🙂

    • Noch zwei Assoziationen zu Coco: Affe (Kinderbuchfigur). Und die 2004 geborene Tochter von Friends-Star Courteney Cox.

      Ich kenne eine Aniko (Ungarin) und habe schon eine Minoo getroffen (halb persisch). Lilo hieß unsere erste Katze.

  3. Auf meiner Liste stehen ausserdem: Pirjo, Fantaghiro, Dido, Rosario, Beau / Bo. Sehr bekannte japanische Namen mit -o durch die Ghibli Studios wären unter anderem Chihiro und Natsuko. Mir persönlich sind ausserdem Keiko und Tomoko noch geläufig.

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    • Rosario habe ich habe ganz vergessen, dabei ist Rosario Dawson eine bekannte Schauspielerin.

      Und ich ärgere mich sehr, dass ich, ausgerechnet ich, eine mythologische Figur wie Dido vergessen habe. Dabei übersetze ich häufig mit meinen Schülern Texte, die sich um Troia und Aeneas gehen. Es gibt von Ovid auch einen tollen Brief aus den Heroides (mythologische Frauen schreiben ihren Männern), in dem Dido Aeneas ihr Leid klagt, sie ihn aber auch wütend zur Rede stellt, weil er sie hintergangen hat.

  4. Coco ist ein zuckersüßer Katzenname. Neben uns wohnt auch so eine kätzisch-elegante Mieze, schwarz mit weißen Handschuhen, wie die Chanel eben, und ganz wuselig-vorwitzig.
    Mir fallen spontan nich ein:
    Gro, wie z.B. die norweg. Politikerin Gro Harlem Brundtland;
    Barbro
    Calypso & Callisto
    Domino
    Jojo (kam kürzlich in einem Roman vor)
    Keti (Keto von Waberer, Schriftstellerin)
    Klotho nennt eine Romanfigur Fontanes seine Schwester Klothilde

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    • Calypso habe ich erwähnt 🙂

      Callisto habe ich leider auch vergessen, dabei habe ich Protokoll in einem mündlichen Abi geführt, in dem die Callisto-Geschichte dran kam. Und Klotho, eine der drei Parzen, die hatte ich nicht auf dem Schirm, weil ich sie immer mit ihrem römischen Namen nenne: Nona.

      Klotho erinnert mich auch an „Der Besuch der alten Dame“. Irgendjemand sagt dort über Claire im Bezug auf die Parze „Sie sollte Klotho heißen, nicht Klara“

    • Nona! Den Namen habe ich hier noch nie gelesen und frage mich, warum eigentlich nicht? Ich kenne eine einzige Nona – coole junge Person. Vorher und nachher habe ich ihn nie wieder gehört. Auch der Hintergrund war mir gar nicht bekannt.
      Der Name passt absolut in die aktuelle Namenslandschaft. Zwischen Lina, Nina und Nora, fügt er sich sehr gut ein, ohne unterzugehen. Dabei ist er bedeutungstragend und nicht „nur“ eine Abkürzung.
      Nona gebe ich jetzt mal als Geheimtipp ab!

    • Mir gefällt der Name auch gut. Er bedeutet „die neunte“, da die Parzen auch Geburtshelferinnen sind und für dein neunten und zehnten Schwangerschaftsmonat stehen. Die zweite Schwester heißt daher Decima (mit k-Laut!). Die letzte Schwester heißt Parca oder Morta (sie durchschneidet den Lebens-Faden, daher der Name).

  5. Liebe Vivi, sorry, da habe ich doch glatt überlesen, dass Du Calypso schon erwähnt hattest.

    „Barbro, streng geheim!“ stammt übrigens von Astrid Lindgren.
    ‚Klotho‘ ist die Schwester des Ingenieurs von Gordon aus Theodor Fontanes ‚Cécile‘;
    Jojo kommt in den Van-Allmen-Krimis vor;
    Nona gefällt mir auch sehr gut und mich wundert, dass der Name so selten vorkommt – vielleicht, weil er entfernt an it. nonna oder dt. Nonne erinnert?
    Der Vornamen Nonia gefällt mir ebenfalls gut, habe ich hier aber bisher auch noch nicht entdeckt. Zuletzt ist er mir in einem Jugendbuch begegnet.
    Hero – Hero & Leander – wurde, glaube ich, schon erwähnt.
    Io
    Hatten wir eigentlich Sappho schon erwähnt?
    Isabo – als Variante von Isabeau
    … und mir geht das Lied: „Mitsu, Mitsu, Mitsu… den Kimono aus Seide trägt keine so wie du!“ aus den 1950ern auf einmal nicht mehr aus dem Kopf, obwohl ich keine Ahnung habe, von wem es gesungen wurde und wo ich’s aufgeschnappt haben könnte.

    Pirkko aus Finnland fehlt auch noch.

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  6. Aus der Mythologie fällt mir noch ein:
    Ino (Die Stiefmutter von Helle und Phrixos aus der Argonautensage)
    Io

    Japanisch:
    Mikiko
    Yumiko
    Foumiko
    Masako
    Nagako

    Einsilbig:
    Lo
    Jo
    Fro
    Do

    Griechisch:
    Katingo
    Marigo

    Dann ist mir mal noch begegnet:
    Dado (ich glaube, kroatischer Hintergrund)
    Meo
    Vero
    Nanno
    Nino

    Sollte ich Namen genannt haben, die schon genannt wurden, seht es mir nach!

    Anmerkung zu Margo:
    Margo ist ein eigenständiges lateinisches Wort und bedeutet „Rand“. In der Medizin ist werden mit Margo Ränder von Knochenstrukturen bezeichnet.

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  7. Oh, wie konnte ich Sappho vergessen?!
    Würde ich als Namen für ein heutzutage geborenes Baby eher ausschließen.

    Und es gibt bestimmt noch mehr Namen auf -o, die mir gerade nicht einfallen.

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  8. Von den genannten Namen mag ich eigentlich nur Leto (kenne sogar eine), Juno und Klio. Die anderen sind mir zu männlich (Cato) oder zu sehr Spitzname (Lilo).

    Insbesondere Cleo(patra) ergänze ich gedanklich auch immer sofort und ist mir dann zu „besetzt“ mit der historischen Figur.

    Ansonsten gefallen mir noch einigermaßen:

    Alecto
    Io
    Iro
    Ino
    Callisto
    Theano
    Theophano
    Themisto
    Enyo
    Myrto
    Chaido/Haido
    Lucero

    Alecto und Enyo mag ich tatsächlich beide echt gerne und ich würde sie ernsthaft in Erwägung ziehen.

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    • Cleo kann auch die Kurzform von Cleophea sein. Den Namen hatten wir hier auch schon mal.
      Cleo funktioniert aber auch eigenständig. Toller Name!

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