Udo Lindenberg wurde gestern ausgezeichnet: Er ist jetzt Ehrenbürger der Hansestadt Hamburg. Aus diesem Anlass habe ich die Vornamen aller Ehrenbürger Hamburgs herausgesucht (generisches Maskulinum, denn für die wenigen Frauen lohnt sich keine Gendersprache). (Update: Mit dieser Bemerkung wollte ich mit subtilem Humor das krasse Missverhältnis zwischen Ehrenbürgern und Ehrenbürgerinnen aufdecken. Aber ein Witz den man erklären muss ist ein schlechter Witz, darum lasse ich das in Zukunft lieber.)
Meine Namensliste habe ich nach dem Datum der Ernennung zum Ehrenbürger sortiert:
Friedrich Karl * Gebhard Leberecht * August Otto * James * Georg Michael * Conrad Daniel * Eduard Heinrich * Johann * Heinrich Christoph Gottfried * Otto Eduard Leopold * Helmuth Karl Bernhard * Gustav Christian * Johannes * Alfred Heinrich Karl Ludwig * Paul Ludwig Hans Anton * Henry * Heinrich Ferdinand Adolph * Max Julius Friedrich * Herbert Kurt * Herbert * Helmut Heinrich Waldemar * Ida * Karl Anton Martin Gerhard * Herbert Richard * Kurt Adolf * Alfred Carl * Rudolf Karl * Marion Hedda Ilse * Siegfried * Uwe * Helmut Paul * Hannelore * John * Hannelore * Michael * Kirsten * Udo Gerhard
Gebhard Leberecht ist ja mal eine Kombi! Klingt nach einer Fantasyfigur.
Conrad Daniel,
Gustav Christian und Max Julius Friedrich könnten auch aus dem Babynamen der Woche stammen
Marion Hedda Ilse ist mir viel zu aufgezählt. Hedda erinnert mich immer an „He, jemand da?“ Ilse mag ich gar nicht, Ilsa dagegen sehr.
Ida mag ich und Hannelore hat was.
Hannalore oder Hannelora könnte ich mir vorstellen, passt doch in die Mode, einen klassischen Namen durch das Austauschen eines Buchstabens zu modernisieren.
Thomas Mann:
Konsul Leberecht Kröger, der à-la-mode-Kavalier, war der Schwiegervater Johann Buddenbrooks (des Jüngeren), Vater von Konsulin Bethsy (Elisabeth) Buddenbrook
Gebhard Leberecht, so ein Name bleibt im Gedächtnis. Dann lag ich mit Blücher ja doch richtig.
Bei anderen, nicht so singulären Namen gibt’s dann doch Überraschungen. Dass Herbert Wehner mit ZN Richard hiess, z.B.
Otto und Helmuth liegen so nah zusammen, dass es nur Bismarck und Moltke gewesen sein konnten, aber die weiteren Vornamen waren mir auch neu.
Karl Anton fand ich überraschend, mit Gerd Bucerius hätte ich das nicht in Verbindung gebracht.
Okay, wenn nicht würde sie Dau mit Leberecht ein Rennen um den ungewöhnlichsten Zweitnamen liefern 🙂
Den Namen Eduard mag ich sehr (würde ihn Eddie rufen), und Eduard Heinrich finde ich eine richtig gute, stattliche Kombi.
Ganz beiläufig: fand neulich heraus, dass die Schauspielerin Rue McClanahan mit bürgerlichem Namen Eddi-Rue McClanahan hiep.
Interessant wäre zu wissen, warum z.B. Paul Ludwig Hans Anton diese vier Namen trägt. Welche Funktion hatten die vielen Sekundärnamen? Alles familiär bedeutsame Nachbenennnungen, oder wollte man nur den Adel nachahmen (bzw. vielleicht war er ja adlig)?
Den Namen Gebhard mag ich sehr. Leberecht finde ich tatsächlich auch gut, wenn auch vielleicht etwas „direkt.“ Ich mag diese pietistischen Namen eigentlich: Traugott, Fürchtegott, usw.
Gustav Christian hat drei Konsonantenballungen, als Kombi, aber ich finde trotzdem, dass die Kombi nicht zu rau, sondern wirklich gut klingt.
Paul Ludwig Hans Anton war adlig. Sein Familienname war „von Hindenburg“.
Vier Vornamen wurden früher (18./19. Jh) auch mal vergeben, ohne damit gleich einen adeligen Anschein erwecken zu wollen. In meiner Familiengeschichte passierte das häufiger, wenn z. B. die ersten drei Vornamen Nachbenennungen waren, die nicht mal in der Reihenfolge ernsthaft als Alleinstellungsmerkmal taugten. Dann wurde als vierter Name oft was richtig „Originelles“ (also für das kleine Dorf) oder auch „Modernes“ gewählt: Johann Friedrich Christian HUGO oder Johanne Anna Marie NATHALIE. Gar nicht mal so selten kam es vor, dass sich die Leute im Laufe ihres Lebens selbst einen zusätzlichen Namen gaben, der sogar auf standesamtlichen (Sterbe-) Urkunden als Rufname gesondert ausgewiesen wurde 😉
Kirsten Boie war die einzige, die ich auf Anhieb erraten habe. Da es zwei Helmuts gibt, musste ich googlen. Helmut Heinrich Waldemar Schmidt, das war mir neu. Beim Rest muss ich passen. Zum Glück geht es hier ja auch um die Vornamen. 😉
Johann
Leopold
Ida
Paul
Ludwig
Johannes
Gustav und
Conrad
könnten auch in der Kindergartengruppe meines Sohnes sein.
Wann es wohl wieder kleine Hannelores gibt? Eigentlich passt der Name in den Trend der altdeutschen Vornamen. Gehört habe ich ihn noch nicht wieder.
Auf ganz niedrigem Niveau wurden in den letzten beiden Jahren deutlich mehr Mädchen Hannelore genannt als zuvor. Hannelore kommt aber als Babyname immer noch sehr selten vor. Mal sehen, wie sich der Name entwickelt.
Ich habe auch vor den Namen gesessen und die Nachnamen zu erraten versucht, aber nur wenige konnte ich erraten. Marion muss natürlich die ehemalige Zeit-Herausgeberin sein (die Folgevornamen waren mir aber unbekannt), ein Helmut und eine Hannelore mussten Schmidt heißen (auch da waren mir Folgevornamen völlig unbekannt). Danach Uwe, klar, das muss „uns Uwe“ sein, und dann verliessen sie mich. Sogar der sehr markante Vorname Gebhard Leberecht wollte sich nicht mit der (durchaus überregional sehr bekannten) historischen Person verbinden, den kannte ich eigentlich nur mit Nachnamen.
Mich wundert ja, dass Heidi Bertha Auguste gar nicht auf der Liste ist. Sie war doch ein Hamburger Original.
Sie wurde mal als Ehrenbürgerin vorgeschlagen und hätte sich auch darüber gefreut, heißt es. Ausschlaggebend für die Ablehnung war wohl, dass sie seinerzeit ihren Mann aus Karrieregründen zur NSDAP-Mitgliedschaft drängte.
Finde ich sehr schade, dass die vier Ehrenbürgerinnen Hamburgs keine gendergerechte Sprache wert sind. Vier Frauen sind vier Frauen und nicht keine.
Es sind sogar fünf. 🙂
Ja, das finde ich ehrlich gesagt auch seltsam.
Mit der Bemerkung wollte ich auf die lustige Art auf das krasse Missverhältnis zwischen Ehrenbürgern und Ehrenbürgerinnen hinweisen. Mit Gendern macht man keine Scherze, das weiß ich jetzt. Ich schreibe das oben auch mal dazu, bevor es eskaliert.
Ja, so hatte ich dich auch nicht eingeschätzt, darum war ich irritiert und nicht entsetzt.
Vielen Dank fürdie Klarstellung.
Köstlich, Knud 😀
So etwas ähnliches ist meinem Mann vor elf Jahren passiert, er meinte „Frauenfußball ist ja kein Fußball“, um sich über die Männer lustig zu machen, die zwar selber nicht professionell Fußball spielen, aber solche Sprüche rauslassen. Es war ironisch gemeint, aber im Nachhinein verständlich, dass es jemand ernst genommen hat (jemand, der ihn nicht kannte).
Wenn man solche Sprüche nicht sagt, sondern schreibt, ist das Potential, sie falsch zu verstehen, noch größer. Allerdings würde ich mir statt weniger Scherzen dann doch mehr Nachfragen und Verstehen-Wollen wünschen, so wie es hier dann auch passiert ist.
Danke, Ulrike und Tameri.