Namensrückblick 2020: Von Lothar, Christian und der Leopoldina

Es war (und ist …) zwar Corona, aber dieser vor allem in Spanien und Italien vorkommende Vorname ist beileibe nicht der einzige, der mir in den letzten zwölf Monaten aufgefallen ist. In guter Tradition habe ich wieder im scheidenden Jahr gekramt und präsentiere meine – natürlich ganz subjektive! – Auswahl:


Jahresrückblick 2020

Januar

Bei „Deutschland sucht den Superstar“ ist in diesem Jahr der 16-jährige Schweizer Liron Blumberg an Bord. Er kommt zwar nicht weit, doch sein Vorname – hebräisch und mit der Bedeutung „Freude für mich“ oder auch „Mein Lied“ (!) – gefällt mir. Der Name Liron ist übrigens unisex.

Februar

„Aus Gründen“ stehen plötzlich zwei Herren im Rampenlicht: der Präsident des Robert Koch-Instituts Lothar Wieler sowie Christian Heinrich Maria Drosten, Leiter der Virologie der Berliner Charité. Letzterer avanciert gar zum Frauenschwarm. Flankiert wird Deutschlands Erklärer-Duo von der Leopoldina – den von Kaiser Leopold I. abgeleiteten Namen der Nationalen Akademie der Wissenschaften, der auch von Frauen getragen werden kann, hört man jetzt öfter.

März

Beim Teutates! Der Illustrator und Mitautor der Asterix-Comics Albert Uderzo, eigentlich Alberto Aleandro Uderzo, stirbt im Alter von 92 Jahren. Sein Name hat was, das finden jedenfalls gar nicht so wenige Eltern: Seit 2016 steht Albert in den Top-300 der beliebtesten Jungennamen Deutschlands.

April

Ein Paar in Indien bekommt Zwillinge und sorgt damit weltweit für Schlagzeilen: Die Kinder heißen Covid und Corona. Fun Fact: Stefan und Stefanie sowie Tiara haben fast dieselbe Bedeutung wie Corona, nämlich „Kranz“ oder „Krone“. Bei „The Voice Kids“ fällt mir besonders ein Schweizer Teenager auf, der das Finale knapp verpasst: Die 14-Jährige trägt die hübsche Vornamenskombination Nora Arvena.

Mai

Beim VOX-Tauschkonzert „Sing meinen Song“ ist neben einigen Interpreten mit allesamt recht angesagten Dreibuchstaben-Vornamen (Jan, Max, Lea) auch die aus den Niederlanden stammende Sängerin Ilse DeLange dabei. Ob es wohl bald Zeit für ein Ilse-Revival ist? In diversen TV-Formaten sind mir außerdem Namens-Cluster aufgefallen: Anastasia und Anastasiya, Liana, Lilyana und Lijana, Maribel und Mariebelle. Nachhaltig im Ohr ist mir auch der Name von Amira Pocher, Sidekick ihres Mannes Oliver bei dessen neuer RTL-Show. Das Paar erwartet dieser Tage (Ende des Jahres) das zweite Kind, will die Namen seiner Sprösslinge allerdings nicht verraten.

Juni

Der Tönnies-Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück erlangt im Zuge der Pandemie zweifelhafte Berühmtheit. Wussten Sie übrigens schon, dass Tönnies (sprich: Tönn-jes) auch ein Vorname ist? Es handelt sich um die niederdeutsche Kurzform von Anton.

Juli

„Vom Winde verweht“-Darstellerin Olivia de Havilland stirbt im Alter von 104 Jahren. Mich inspiriert das zu einem Beitrag über die Film- und Schauspielernamen.

August

Der nächste Todesfall: Fips Asmussen. Mit richtigem Namen hieß der Komiker und Alleinunterhalter Rainer Pries. In einem Interview vom Herbst 2019 verriet der damals 81-jährige gebürtige Hamburger, weshalb er genau dieses Pseudonym gewählt hat: „Fips klingt witzig und Asmussen ist nordisch. Als Werbefachmann fand ich den Namen gut.“ Tatsächlich ist Fips sogar als Vorname zulässig: als Kurzform von Philipp.

September

Auch von Diana Rigg muss sich die Welt verabschieden. Die britische Schauspielerin wurde in den 60er Jahren als die sexy-emanzipierte Emma Peel in der Fernsehserie „Mit Schirm, Charme und Melone“ bekannt. Der Ursprung des Namens Emma Peel soll in „M-Appeal“ liegen, einer Kurzform von „Man Appeal“ (Männermagnet). Zuletzt war Rigg als Olenna Tyrell in „Game of Thrones“ zu sehen.

Oktober

Der Deutsche Buchpreis geht an Schriftstellerin Anne Weber für ihren Roman „Annette, ein Heldinnenepos“ über die französische Neurologin und Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir. Zwei Quasi-Namenvetterinnen, die ich noch gar nicht kannte. Aber jetzt!

November

Es sind vier spannende Tage, bis bei der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten der irisch-amerikanische Politiker Joseph Robinette „Joe“ Biden als Sieger feststeht. Bidens Mittelname war ursprünglich der Familienname seiner Großmutter. Das Vizepräsidentenamt geht an Kamala Harris, die familiäre Wurzeln in Indien und Jamaika hat. Bislang war mir ihr Name nur von der traurigen Geschichte um zwei sogenannte Wolfskinder bekannt, Amala und Kamala, die 1920 in Indien gefunden wurden. Ob es nun in den USA oder auch bei uns kleine Kamalas geben wird?

Dezember

Willy Brandts Kniefall von Warschau jährt sich zum fünfzigsten Mal. Der Name Willy zählt auch zu jenen, auf deren Abschneiden 2020 ich ziemlich gespannt bin. 2019 kam er besonders bei Eltern in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen gut an; in Thüringen schaffte er es sogar in die Top-30.

In meinem erweiterten Umfeld wurden in diesem Jahr nur Mädchen geboren: Elva, Emilia, Jella, Jule und Ylvi. Und wie heißen Ihre Babys des Jahres?

Biernamen – nicht immer nur Corona

86 Gedanken zu „Namensrückblick 2020: Von Lothar, Christian und der Leopoldina“

  1. In meinem näheren Umfeld sind dieses Jahr drei Kinder geboren, hinter deren Namen zum Teil interessante Geschichten stehen.
    J.oseph E.lis – da hätte ich beim Zweitnamen auf einen Zusammenhang mit Elias getippt, aber nein, es ist der Name einer antiken Stadt und die Eltern hatten einen bestimmten Grund für diese Wahl.
    J.elena N.auka – da ist den (deutschen) Eltern bewusst, dass der Zweitname in diversen slawischen Sprachen „Lehre, Wissenschaft“ bedeutet, sie sehen aber auch eine Verbindung zu dem Namen Nausikaa. Weiß nicht, ob es die gibt oder ob sie sich das einfach zurechtgebogen haben. Sie sprechen den Namen zweisilbig, also das „au“ wie in Bau.
    R.asmus G.eorg – da die Familie in Norddeutschland lebt, passt es mit dem skandinavischen Erstnamen, wenngleich die Eltern zugezogen sind.

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  2. Ein schöner Rückblick!
    Das Olivia de Havilland gestorben ist, hatte ich ganz vergessen. Olivia gefällt mir als Name übrigens sehr.

    In meinem Umfeld sind leider gar keine Kinder geboren worden. Die Generation meiner Eltern (und ihre Geschwister bzw. Cousinen/Cousins) sind fast alle aus dem Alter heraus, in dem man Kinder bekommt. Meine Cousinen, Cousins und Freunde und ich (meine Geschwister sind noch zu jung) selbst kommen gerade in das Alter, in den man ernsthaft überlegt Kinder zu bekommen bzw. eine Bekannte in meinem Alter bekommt gerade eines (als für nächstes Jahr kann ich dann wenigstens einen Namen nennen 😉 )

    Da fällt mir doch noch ein Baby in weit entferntem Umfeld ein-Mattis. Das Geschwisterkind trägt auch einen nordischem Vornamen, passt also gut zusammen.

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  3. Wir haben hier …

    K.arlotta & F.riedrich
    T.amina
    J.annes
    F.reya
    A.aron
    J.ona M.arlon
    T.hies
    T.rym F.riedrich
    A.nnika
    T.heodor E.milio
    C.arla L.uise

    …begrüßt.

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  4. Mein Sohn wurde Anfang des Jahres geboren und heißt Ludwig Imanuel.

    Namen aus den Babykursen und von Kindern im Freundes- und Bekanntenkreis:

    Victoria
    Carina
    Emma
    Lea
    Clara
    Hanna
    Felicitas
    Marlotta
    Leyla
    Vincent
    Karl
    Felix
    Marinus
    Jakob
    Tamino
    Ludwig (2x)
    Maximilian (3x)

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  5. In meinem Bekanntenkreis wurde eine Emma geboren, sowie ein Zwillingspärchen, zwei Mädels namens Wilma und Wanda.
    Auch wenn ich die Namen einzeln gar nicht so toll finde, in dieser Kombination haben sie das gewisse Etwas!

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  6. In meinem Umfeld wurde eine kleine Nele geboren.

    Mit dem Namen hätte ich persönlich nicht gerechnet, ich hätte bei den Eltern eher mit Viktoria, Luise oder ähnlichem gerechnet.

    Immer wieder überraschend, die Namenswahl.

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  7. Hallo, danke für den Jahresrückblick, auf den ich mich jedesmal freue.

    In unserem Bekanntenkreis wurden in diesem Jahr geboren:

    Aaron (den rechne ich mal dazu, obwohl ich nicht ganz sicher bin, ob er Ende 2019 oder Anfang 2020 geboren wurde – aber im letzten Jahresrückblick habe ich ihn auf jeden Fall nicht vermeldet)
    Adem (der leider nur 2 Tage auf dieser Welt verbracht hat)
    David
    Martin
    Sibyl Marie – Schreibweise weiß ich nicht, habe den Namen nur gehört; die Schwester heißt Naima

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    • Danke für deine Anteilnahme. Der Kleine kam zu früh und mit gesundheitlichen Problemen zur Welt und hat es leider nicht geschafft.
      Seine Eltern sind ein christlich-muslimisches Paar und haben den Vornamen mit Bedacht ausgesucht, weil der Name für beide Religionen bedeutsam ist (Adem ist die arabische Form von Adam). Das fand ich schön.

      Und so wie es aussieht, werde ich im nächsten Jahresrückblick den Namen von Adems Geschwisterchen vermelden können. 🙂

    • Ein Gustav! Ich hätte den Namen so gerne dieses Jahr vergeben, das Überraschungsbaby wurde aber ein Mädchen (und so konnte ich einen anderen sehr geliebten Namen vergeben).

  8. Dieses Jahr gab die Social Security Administration der USA bekannt, dass Olivia der beliebteste US-Mädchenname des Jahres 2019 war. Musste bei dieser Bekanntgabe daran denken, dass Olivia de Havilland verstorben ist. Sie war eine wirklich tolle Schauspielerin, in allen ihren Filmen, nicht nur „Vom Winde verweht.“ Ihre Rolle in „Vom Winde verweht“ prägt für mich auch den Namen Melanie und ist da eine Hauptassoziation für mich.

    In meinem Umfeld wurden geboren (ohne Zweitnamen, damit die Privatsphäre nicht verletzt wird):

    Livia
    Hanna
    Mathilda
    Finn

    Damit hat sich’s auch schon. Da war gar nicht so viel los, mit neuen Babys, in meinem Umfeld. Und die Namen sind jetzt auch nicht besonders ungewöhnlich, außer vielleicht Livia.

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  9. In meinem erweiterten Umfeld sind heuer Kinder mit den folgenden Namen geboren worden (in der Reihenfolge des Geburtstags):

    Leo David
    Emily
    Zoe
    Marie
    Leo Luan
    Lyan River
    Zoé Amelie
    Moritz
    Daniel
    Alessandro

    Was für ein Zufall, dass sich gleich 2 Namen wiederholen, die Personen kennen sich untereinander nicht bzw. höchstens flüchtig. Und einen Leo gab es Ende letzten Jahres in meinem (sehr) erweiterten Umfeld schon einmal.

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    • Da hab ich extra ewig überlegt bevor ich auf senden gedrückt habe und nun hab ich doch einen vergessen, vor lauter Leos :-D, nämlich:
      Leonardo (nach dem ersten & vor dem zweiten Leo geboren xD)

  10. Ich könnte mir tatsächlich vorstellen, dass Ilse ein Comeback erleben wird. Allerdings erst in ein paar Jahren. Vermutlich haben viele Eltern nach den ganzen auf A endenden Namen dann ein Interesse an Namensendungen mit E. Else klingt für mich mittlerweile auch irgendwie ganz nett. Gibt es eigentlich Anzeichen dafür dass Else ein Comeback haben könnte?

    Ich denke bevor Ilse und Else ihr Comeback erleben kommt vermutlich noch Ilsa wieder in Mode. Irma und Ilma könnte ich mir auch vorstellen. Ilsa hieß die Figur die von Ingrid Bergman in „Casablanca“ gespielt wird.

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  11. Um Corona tut es mir leid, dass der schöne seltene Vorname jetzt als Kindername praktisch unvergebbar geworden ist. In unserer erweiterten Verwandtschaft gibt es tatsächlich eine Frau namens Corona (geboren in den 70er Jahren), der ich als Kind ab und zu begegnet bin, von daher ist mir Corona tatsächlich als erstes als Mädchenname begegnet.

    Von den Namen aus dem Jahresrückblick mag ich:
    Christian
    Stefan
    Stefanie
    und für Anne (deutsch gesprochen) habe ich eine Schwäche

    Bei Willy Brandt fehlt mir der Hinweis, dass Willy ja gar nicht sein „wirklicher“ Name war. Ich glaube, er hieß ursprünglich Herbert Frahm.

    Sehr schmunzeln musste ich, dass der Name unseres Meerschweinchens im Jahresrückblick auftaucht. Es heißt Fips ( ausgesucht von unserer Tochter, die vorher mögliche Namen gesammelt und Listen gemacht hat).

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    • Dass Willy Brandt ursprünglich anders hieß, ist für die Vornamensdebatte hier völlig überflüssig und in diesem Zusammenhang unsachlich.
      Übrigens wurde ihm ‚Willy Brandt‘ offiziell anerkannt und er damit auch bekannt, also war es sein Name!

    • Für mich gehören die Geschichten von und um Namen hier mit dazu.
      Es ist für mich in dem Zusammenhang schon interessant, ob der Vorname einer Person sein Taufname oder ein Spitz-, Künstler- oder Deckname oder … ist.
      Aber ich wollte nicht kritisieren oder streiten, nur eine kleine Anmerkung machen.
      Ich finde Annemaries Namens-Jahresrückblicke super und lese sie immer wieder gerne!

  12. Es ist zwar kein Babyname, aber gehört für mich zu meinem persönlichen Namensrückblick:Theofried. Habe ich heute in einem Deutscharbeitsheft gelesen. Da sind die Namen häufig etwas altmodischer, aber recht gewöhnlich. Theofried ist das gewiss nicht. Mir persönlich ist der Name zu mächtig und bedeutungsschwanger, aber er ist definitiv erinnerungswürdig 😉

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    • Irmfried finde ich einen schönen Namen, klanglich und in jeder Hinsicht! Wünschte mir so sehr, diese ganzen alten germanischen Zweiteiler würden wieder in starken Umlauf kommen.

      Theofried–oben erwähnt–ist schon sehr interessant. Könnte man als latinisierte Form von Dietfried auffassen.

  13. Vor einiger Zeit hörte ich ein Radio-Interview mit Luise Pusch (Linguistin und Feministin). Die erzählte, dass ihr Taufname Frohmut war und sie den Namen Luise selbst gewählt hat.

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    • Durch die Nähe zu Almut und Irmtrud klingt Frohmut für mich weiblich. Der von dir oben genannte Irmfried hätte ich aber ebenfalls wegen Irmgard und Elfriede als weiblich eingeordnet.

    • Aber es gibt ja auch Helmut und Hartmut. Von der Bedeutung her ist Frohmut natürlich schön. Allerdings empfinde ich sowohl den Namen als auch das Wort als solches als sehr altbacken. Wüsste nicht, wann ich das Wort Frohmut das letzte Mal in einem Gespräch gehört oder verwendet hätte.

      Dazu fällt mir ein, dass es in meinem erweiterten Bekanntenkreis einen älteren Herren mit dem Namen Heiter gibt. Er erzählte, dass sein Vater auf dem Standesamt argumentiert hätte, dass Heiter auch gehen müsse, wenn Ernst ginge. Er scheint damit erfolgreich gewesen zu sein ^^

    • Frohmut kenne ich aus „Hänschen klein“- „Stock und Hut stehn ihm gut, er ist frohgemut“ hm, vielleicht war es doch „wohlgemut“.
      Dann gibt es noch den Ausdruck „Frohen Mutes“, aber den haben ich nur in historischen Romanen gelesen.

      Heiter und Harm sind zwei sehr ungewöhnliche Namen (zumal ich bei letzterem Harn gelesen habe). Heiter kann ich wegen der Bedeutung ja noch verstehen, aber Harm?

  14. Freimut gibt es auch noch.
    Es gab mal einen Politiker, der so hieß.

    Und ich hatte mal eine Freundin namens Erdmute.
    Den Namen würde ich jetzt nicht ernsthaft vergeben, aber er hat was, finde ich.

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  15. „Heiter und Harm sind zwei sehr ungewöhnliche Namen (zumal ich bei letzterem Harn gelesen habe). Heiter kann ich wegen der Bedeutung ja noch verstehen, aber Harm?“

    Mein Namensbuch weist Harm/Harms als niederdeutsche Kurzformen von Hermann aus.

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    • Harm ist in Ostfriesland tatsächlich völlig normal, wenn auch eher in der Generation 50+, und der davon abgeleitete Familienname Harms sogar extrem häufig – fast so häufig wie Janssen. Es muss hier also früher jede Menge Männer namens Harm gegeben haben.

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