Vornamen bei „Game of Thrones“

Von Monika Reichelt


Die Serie ist verdientermaßen in aller Munde, die Fangemeinde wächst stetig, da wird es langsam Zeit, das „Lied von Eis und Feuer“, wie die Romanvorlage von George R. R. Martin ja heißt, mal vornamenstechnisch abzuklopfen.

Auf alle kann und will ich an dieser Stelle nicht eingehen (es sind inzwischen ja doch hunderte von mehr oder weniger wichtigen Charakteren aufgetaucht und benannt worden), aber zumindest die Namen der Hauptfiguren und einige ausgewählte weitere möchte ich dann doch mal näher betrachten.

Grundsätzlich kann man die Vornamen in drei Kategorien einteilen:

  1. Namen, die so auch in unserer jetzigen Welt vorkommen
  2. Namen, die an tatsächlich existierende erinnern, aber anders geschrieben oder leicht verändert wurden
  3. Komplette Fantasy-Namen

Wobei am Anfang der Geschichte noch viele der Kategorie 1 angehören und mit dem Fortschreiten der Handlung eine Tendenz in Richtung 2 und 3 erkennbar ist.

1.

Tatsächlich haben viele der Charaktere, die gleich am Anfang auftauchen oder erwähnt werden, sehr „normal“ wirkende Namen.

Der König heißt Robert, seine „rechte Hand“ Jon (genau wie einer der Söhne von Lord Stark), Lady Stark heißt Catelyn, einer ihrer Söhne Robb (wenn auch mit 2 b), ein anderer Brandon. Ein Kämpfer des Königs trägt den Vornamen Gregor.

Dazu kommt Jaime, der Schwager des Königs, der in der Serie englisch ausgesprochen wird. Da kenne ich diese Schreibweise eher für Frauen. Einen so geschriebenen Mann würde ich persönlich spanisch aussprechen. Aber das nur am Rande.

In den Anhängen der Bücher (mit SEHR ausführlichen Stammbäumen und Namenslisten) tauchen außerdem noch auf: Lothar, Mark, Edmund, Hugh, Richard, Will, Harry, Owen, Robin, Leo, Garth, Jason und Joy. (Um nur ein paar Beispiele zu nennen.)

Alles Namen, deren Träger in unserer heutigen Welt (vor allem im englischsprachigen Raum) nicht gerade mit hochgezogenen Augenbrauen rechnen müssen.
Es sind im Vergleich allerdings relativ wenige.

2.

Zahlreicher sind da schon die Abwandlungen bekannter Namen. Einer der prominentesten ist Eddard Stark, Lord von Winterfell, der eindeutig fast ein Edward ist. Auch dass er üblicherweise Ned genannt wird, bezeugt das.

Joffrey ist die Schnittmenge aus Geoffrey und Jeffrey.
Podrick und Patrek waren ursprünglich mal Patricks.
Rickard und Rickon sind aus Richard hervorgegangen, etc.
Weitere Beispiele: Lysa, Brynden, Petyr, Walder, Waltyr, Trystane, Quentyn, Quenton, Edric, Aeron, Jeyne, Oberyn, Martyn, Addam, Kevan, Margaery, Rodrik, …

Wie man sieht, reicht es oft, einen beliebigen Vokal durch ein y zu ersetzen, um zumindest optisch einen Fantasy-Touch hinzuzufügen. In unserer Welt würde das natürlich ständiges Buchstabieren bedeuten.

Ich ordne jetzt einfach auch mal Arya und Brienne in diese Kategorie ein, wobei ich bei letzterer nicht ganz sicher bin, ob sie nicht doch zu 1. gehört. Auch Stannis stecke ich mal hierhin, er erinnert mich doch sehr an Stanislaw / Stanislaus.

Sehr gelungen finde ich übrigens den Namen Tristifer, der überraschend flüssig und gefällig über die Zunge geht (und offenbar ein Hybrid aus Tristan und Christopher ist).

3.

Ganz wilde Blüten treiben die Fantasy-Namen im Haus Targaryen: Aerys, Rhaella, Rhaegar, Rhaenys, Aegon, Viserys, Daenerys, … Bei dieser Familie geht nichts ohne ae oder y im Namen, am besten beides.
Auch die Lannisters stehen dem in nichts nach: Tywin, Myrcella, Tyrek, Tommen.
Cersei habe ich neulich mal irgendwo als „Circe“ gesehen, bis dahin war mir die Assoziation noch gar nicht gekommen (wahrscheinlich wegen der Aussprache).
Tyrion gab es interessanterweise vorher schonmal: Auch der Vater von Drache Tabaluga (ja, der von Peter Maffay) heißt so. Der Name ist mir sonst aber noch nirgends begegnet.

Weitere Beispiele dieser Kategorie: Doran, Ellaria, Obara, Nymeria, Tyene, Sarella, Elia, Obella, Dorea, Loreza, Balon, Asha, Theon, Olenna, Renly, Loras, Harlon, Euron, Hoster, Edmure, Sansa, Jeor, Jorah, Drogo, …
sowie ein Name, der nur im Buch vorkommt, aber einer meiner persönlichen Favoriten ist: Lyanna (die verstorbene Schwester von Eddard Stark).

Mal sehen, ob und wann die ersten dieser Namen in den wöchentlichen Babynamen auftauchen, ein paar sind sicherlich auch in Deutschland gut vergebbar.

In den USA sind sie in der Hinsicht natürlich schon weiter, wobei dort ja auch „Khaleesi“ als Name anerkannt ist (ist in Buch und Serie nur der Königinnentitel von Daenerys).

14 Gedanken zu „Vornamen bei „Game of Thrones““

  1. Ich finde, dass man viele der hier als Fantasienamen deklarierten auch von „realen“ Vornamen herleiten kann:
    Myrcella von Marcella
    Tommen von Tom
    Doran von Dorian
    Elia von Elisa oder vielleicht von Aliyah
    Dorea (ich meine aber, Martin schreibt sie mit h am Ende) von Dora
    Loreza von Lorena
    Asha von Asa oder Sasha
    Theon von Theo bzw. Theodor
    Harlon von Marlon
    Euron von Euros
    Edmure von Edmund
    Jorah von Jonah

    Dass Cersei an Circe erinnert, ist mir auch noch nie aufgefallen, aber die Assoziation passt!

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    • Sandor ist übrigens auch ein richtiger Name und kommt aus dem Ungarischen, wird da allerdings „Schahndor“ ausgesprochen. Ist die ungarische Form von Alexander 😉

  2. Elia ist doch ein völlig gängiger hebräischer Vorname? Jedoch sind davon viele verschiedene Schreibweisen möglich, wie z. B. Elijah oder Eliah.

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  3. Der Name Lyanna gehört eigentlich in die zweite Kategorie, da der Name Leanne existiert (meines Wissens nach, ist er am ehesten in Großbritannien verbreitet).
    Beide werden gleich ausgesprochen, nur bei Lyanna wird ein ‚a‘ angehängt.

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