An der Spitzengruppe der deutschen Vornamenhitliste ändert sich von Jahr zu Jahr nicht viel, aber in Irland ist es auch nicht aufregender: Seit 2011 ist Emily ohne Unterbrechung der am häufigsten vergebene Mädchenname Irlands. Bei den Jungen gab es 2016 mit James einen neuen Spitzenreiter, aber 2017 hat Jack seinen Stamm-Ranglistenplatz seit 2007 zurückerobert.
Neu in den Top 100 sind die Jungennamen Theo und Jackson sowie die Mädchennamen Aoibhin, Nina, Pippa und Esme. Hier die ganze Liste, dabei wurden gleichklingende Schreibvarianten nicht zusammengefasst:
Mädchen | Jungen |
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- Quelle: Central Statistics Office
- Irlands Vornamenhitlisten 2009 und 2011
- Übersicht: Vornamen in Irland
Für diese Liste kann ich mich tatsächlich begeistern. Es gibt viele alte keltische Namensformen hier, die das uralte irische Erbe pflegen: Saoirse, Fiadh, Caoimhe, Niamh, Clodagh, Roisin, Aoibhinn, Sadhbh, Meabh, Ailbhe, Oisin, Cillian, Ciaran, Fionn, Donnacha, Darragh, Cathal, Eoghan, Eoin, Odhran, Daithi, Ruairi, usw. Diese Namen würde ich deutschen Eltern keineswegs empfehlen–das ist ja gerade das Schöne an diesen Namen, dass sie so irlandspezifisch sind, dass sie eigentlich nur in Irland tauglich sind. Viele dieser Namen gibt es auch schon lange in angelsächsischer Schreibweise: Eagan für Eoghan und Rory für Ruairi. Finde es gut, dass die Iren zur alten, irischen Schreibweise zurückkehren.
Daneben gibt es viele sehr traditionelle englische Namen, wie, bei den Jungen, James, Daniel, Nathan, Ethan, William, Mark (yes!), Robert, Henry, Peter, George und Arthur–alles schöne Klassiker. Bei den Mädchen sind solche englischen Klassiker: Emily, Emma, Amelia (alle drei wunderschön), Grace, Anna, Lucy, Sarah, Holly, Molly, Charlotte, Amy, Elizabeth, Abigail, Hazel, Rachel, Mary, Daisy, und Victoria.
Megan ist ja eine klassische irische Form von Margaret–der Name ist in meiner, in den 1970ern geborenen, Generation in den USA sehr beliebt, weshalb auch Meghan Markle so heißt (sie ist eine Nachzüglerin, vom Ende des Meghan-Trends). Finde den Namen sehr hübsch.
Sean ist die irische Form von John. In den USA war diese Namensform ebenfalls in den 1970ern sehr beliebt, und auch noch in den 1980ern. Kenne unzählige Seans in den USA. Fand den Namen schon immer sehr schön. Traditionellerweise sind die einheimischen Formen des Namens Johannes ja in jedem europäischen Land die Spitzenreiter: Hans und Johann in Deutschland, Jean in Frankreich, Giovanni in Italien, Juan in Spanien, Ion und Ioan in Rumänien, Jan in den Niederlanden… Deshalb freut es mich sehr, Sean ganz weit oben zu sehen.
Harper ist aus den USA nach Großbritannien und Irland hinübergeschwappt–dort erlangte der Name durch die beliebte Autorin Harper Lee große Beliebtheit. Die poetische Harfenspielerinassoziation und der schick-androgyne Klang halfen dabei, den Namen beliebt zu machen. In den USA sind ja männlich-klingende Namen für Mädchen angesagt: Addison, Madison, Taylor, Riley, Emerson, und eben Harper. Wobei dieser Trend jetzt schon wieder etwas abzuflachen scheint.
Was ich nicht mag, sind Spitznamen als Vollnamen: Jack (eigentlich ein Spitzname für John), Alfie, Charlie, Jake (statt Jacob), Billy (statt William), Alex, Ellie, Millie (statt Mildred).
Interessant ist, dass Muhammad es in die Top 100 geschafft hat. In Irland ist der Islam ein relativ neues Phänomen: vor den 1990ern gab es sowieso kaum ausländische Immigranten in Irland. Inzwischen ist ein Viertel der in Irland geborenen Kinder nicht-irischer Abstammung, darunter auch viele Kinder aus muslimischen Familien.
Erin–das ist der poetische Name für Irland. War in den USA in meiner Generation ganz große Mode, ist inzwischen aber verschwunden, da so verbreitet in der jetzigen Elterngeneration. In Irland hat dieser Name größere Bleibekraft.
Insgesamt spricht aus dieser Namensliste viel Nationalbewusstsein, Kulturstolz und Tradition. Finde ich echt gut….
Und ich bliebe dabei, auch diese angeblich „keltische Tradition“ für „Erfindung von Tradition“ zu halten. Wer konnte schon in Irland vor ca. 1950 lesen und schreiben? Ein paar Priester und Mönche.
Und wer spricht heute noch Gälisch? Seit Oliver Cromwell im Lande war vielleicht noch ein paar Touristen-Führer in Galway, die ihrer US-amerikanischen Klientel eine Freude machen wollen.
Dieses „keltischen“ Namen wirken einfach künstlich und an den Haaren herbeigezogen.
Mich stört auch die gemeineuropäische Irland-Liebe ein bißchen, die sich ihrerseits kaum je ohne die US-amerikanische Auswanderer-Gemeinde von (eingebildeten oder tatsächlichen) Iren erklären ließe. Und Irland-Fans in Deutschland sind erfahrungsgemäß finsterste Büro-Gusten… Ja, als Bubi habe ich auch gerne die Pogues und die Dubliners gehört, es sei zugegeben.
Irland ist mir einfach zu klerikal, zu eingebildet und zu selbstsicher. Wie Skandinavier. Zudem stört mich der Opfer-Gestus.
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Meine Güte, wie groß soll die Schrift hier eigentlich noch werden? So groß, daß Tante Ulrike und Onkel Michael ihr „Gefällt mir!“ oder „Geht gar nicht!“ optimal auf ihren Handys lesen können?
Tatsächlich ist es Onkel Knud, dessen Augen immer schlechter werden. Und größere Buchstaben kosten weniger als eine neue Lesebrille.
Hähä, gut pariert! 🙂
Meine Augen sind auch sehr schlecht, vermutlich schlechter als Deine. Das übliche Lied: Die ererbte und seit der Kindheit vertraute Kurzsichtigkeit wird allmählich von der altersbedingten Weitsichtigkeit überlagert.
Nur was ich bei dem neuen Layout wirklich vermisse, ist dieses „Letzte Kommentare“ im Seitenbalken. RSS hat sich – leider – nie richtig durchgesetzt, und dieses Widget war eine halbwegs brauchbare Möglichkeit, Blog-Kommentare nicht zu puren Eintagsfliegen à la Facebook zu machen.
Die neuesten Kommentare sind im Moment in der Fußleiste. Den meisten wird die Änderung nicht aufgefallen sein, weil es auf dem Smartphone vorher auch keinen Seitenbalken gab.
Mal sehen, ob das so bleibt, ich teste ein bisschen.
Ah, danke!
Tja, mit diesen neumod’schen Riesen-Footern ist das halt so eine Sache… Man nimmt sie halt nie richtig zur Kenntnis – zur Kümmernis der Site-Betreiber. Ich finde Seitenbalken weiterhin besser, bin aber eben auch ein absoluter Mobile-Muffel. Bei anderen wird es anders aussehen (in mehrfachem Sinne).
Weiterhin fröhliches Experimentieren und Basteln.
es sieht anders aus. neutral.
Sadhbhbhb. ohweh. wenn man so heißt muss man erstmal lernen wie man sich selbst buchstabiert.
und diese Leute mit den speziellen Namen haben in Zeiten der Autokorrektur bestimmt viel Spaß.
Oisin und Roisin klingen lustig.
Ohdran ist auch so cool. danke Knud für die Liste.
Auch bei diesen abstrusen Schreibungen geht es natürlich um „Erfindung von Tradition“ – es soll möglichst eigenwillig und vor allem unenglisch aussehen. Eine Nation mit einer wenig ruhmreichen Geschichte bastelt sich eine Identität.
In Weißrußland und der Ukraine läuft das genauso – immer so schreiben, daß der Unterschied zum Russischen möglichst deutlich wird. In Weißrußland spricht kaum ein Mensch Weißrussisch – sowenig wie jemand in Norddeutschland noch Plattdeutsch spricht. Und in Irland spricht kein Mensch mehr Gälisch. Aber man tut halt gerne so, als spräche man es.
@Jan:
Natürlich wird in dieser modernen Welt, wo Ursprünglichkeit weitgehend verlorengegangen ist, Identität immer mehr oder weniger „gebastelt.“ Aber da finde ich es wichtig, woraus sie gebastelt wird…. Am besten aus den verschiedenen Schichten einer urtümlicheren, organischer gewachsenen Vergangenheit.