Mein seltener Name und ich: Erko

Mein seltener Name und ich

Schon seine Großmutter bewies Mut bei der Namenswahl. Mut – und vielleicht eine gewisse Erdverbundenheit? Jedenfalls gab sie dem Mädchen, das einmal seine Mutter werden sollte, den im 20. Jahrhundert sehr seltenen Namen Erdmuthe (den allerdings mancher in seiner Ahnengalerie finden müsste, da er im 18. Jahrhundert populär war).


Er wurde 1968 in der Nähe von Flensburg geboren und bekam von Mutter Erdmuthe gleich die erste, ja auch für Maskulinität stehende Silbe vererbt. Übrigens ein nicht seltenes Phänomen: Amerikanische Wissenschaftler haben in Studien, auf die ich immer wieder gern verweise, herausgefunden, dass uns die Anfangslaute des eigenen Namens besonders lieb sind. So lieb, dass wir sie statistisch häufiger an unsere Kinder weitergeben und dass sogar potenzielle Partner mit demselben Anfangsbuchstaben einen Extra-Stein bei uns im Brett haben.

Die zweite Silbe seines Namens war damals relativ geläufig, etwa bei Heiko (1968 auf Platz 26) oder Marko. Doch das mit vier Buchstaben recht knappe Resultat ist sehr selten: Erko. Laut dem Vornamens-Duden handelt es sich um eine Kurzform von Namen, die mit Erk- beginnen. Na, wie viele fallen Ihnen da ein? Der althochdeutsche Erkmar wird genannt („jüngere Form von Erkenmar“), dessen Bestandteile vornehm und berühmt bedeuten. Mit Vornehmtuerei und unnötigen Schnörkeln hat es unser Erko allerdings gar nicht. So fallen seine Antworten im Vornamens-Interview friesisch-knapp und klar aus:

A: Magst du deinen Namen?
E: Gute Wahl meiner Eltern! Keine Beanstandungen!

A: Weißt du, warum deine Eltern dich so genannt haben?
E: Meiner Mutter gefiel der Name. Manchmal ist es so einfach.

A: Wolltest du mal anders heißen?
E: Nein.

Erko hat zwei Geschwister, Annegrete und Gerrit (der friesische Gerhard). Auch hier: keine Allerweltsnamen. Dass sein Name im Ausland kein Problem ist, wundert ihn selbst ein wenig („wird nur ein bisschen komisch ausgesprochen“). Die typische Reaktion auf seinen Namen: die Frage „Wo kommt das denn her?“. Erko hat noch nie einen anderen Erko getroffen. „Nur Hunde, die aber nach mir so benannt wurden.“ Gelegentlich gab es Versuche, einen Spitznamen für ihn zu etablieren. Etwa: RzwoDzwo. Doch der Name des tönnchenförmigen Star-Wars-Roboters blieb nie wirklich an ihm hängen. Wozu auch? Erko – passt!

9 Gedanken zu „Mein seltener Name und ich: Erko“

  1. Erko – ich kenne tatsächlich einen (aus Mecklenburg)

    Annegrete finde ich ja mal hübsch. Was ein einziger Buchstabe ausmachen kann. Würde es wohl Anne-Grethe schreiben.
    Gerrit kommt in MeckPomm immer mal wieder vor, interessannterweise bei beiden Geschlechtern. So kenne ich einige Gerrits, sowohl männliche und weibliche.

    Erdmuthe ist schon sehr speziell.
    Im Bildungsbürgertum (Pfarrhäuser) ist er mir bisher begegnet (und NUR dort)und ich kenne 3 Namensträgerinnen. Von sehr jung bis mittelalt …

    Und ich muss gestehen: Erdmuthe finde ich sooo schön, dass ich ihn vergeben würde (zumindest als Zweitname und trotz des Wissens, dass die meisten Leute den Namen schrecklich finden).

    Übrigens kenne ich auch 2 Männer namens Erdmann.

    Wenke

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    • Wenke,

      Ich finde es immer wieder toll, daß Du Namen gegenüber offen bist, die viele sofort ablehnen. Das ist bei mir auch so. Bei mir ist der Grund, daß ich schon immer von alten Zeiten fasziniert gewesen bin und mich eher mit vergangenen Epochen als der eigenen Zeit identifiziert habe. Finde es gut, wenn man nicht total dem eigenen Zeitalter verhaftet ist sondern darüber hinaussehen kann–wenn man zum Beispiel verstehen kann, warum Erdmuthe mal beliebt war….

    • Ja, Mark, wir verstehen uns 😉

      Meine Bekannte muss bei Erdmuthe und Erdmann immer an die kleinen Rumpelwichte aus „Ronja Räubertochter“ denken.

      Kennst du die/den Film?

      Was diese speziellen alten Namen betrifft: gerade neulich meinte ein Freund: „Mechthild ist ja auch irre selten. Oder Simeon, die Leute spinnen!“
      Und ich: „Das sagt einer, der Nepomuk heißt!“ 😉 Er heißt zwar nur mit Drittnamen so, aber immerhin.
      Und auch, wenn die NAmen selten sind. Ich kenne mehrere Mechthilds, Simeons, Almuths, Reinhilds, Friedemanns, Amadeusse, Corneliusse (verzeih die Mehrzahl), Kinder (!) namens Wendelburg, Hermann, Friedgard, junge Menschen namens Claus, Ragnhild, Ortrun, Bernward, Wigburg, Caecilie, Hanns …. von den nordischen Namen schreib ich jetzt mal nichts, das sind noch viel mehr.
      Und wenn diese Menschen in dem entsprechenden Millieu aufwachsen, sind die NAmen nicht soooooo besonders. Später dann schon (Schule, Peergroup, Arbeitsleben). Aber das hat Zeit …. 🙂

      Und auf der anderen Seite kenne ich Menschen, die schon Julius zu abgehoben, versnobt und eingebildet finden ….`

      Nur Mut zu Ungewöhnlichem, wenn es gefällt. Ein gewöhnlicher Zweitname dazu mildert das Ganze ab.

      Wenke

  2. Erko ist im hohen Norden gar nicht so selten, Tammena (Ostfriesische Vornamen) nennt Erko durchgehend von 15. bis zum 21. Jahrhundert.

    Bei einer so verkürzten Namensform kommen natürlich viele Herkünfte in Frage, neben den genannten (Namen auf Erk-/Erkan- und von Erdmuthe) ist auch eine Ableitung von Erik denkbar.

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    • Hallo Elbowin,

      diese Fährte hatte ich letztens auch schon aufgenommen. Ich hatte zunächst in meinem alten Vornamenlexikon die noch kürzere Namensform Erk gefunden: Erk gilt als verselbstständigte Kurzform von Namen, die mit „Erk(en)-“ (ahd. erchan = fest, vornehm, hervorragend) gebildet wurden. Irgendwie hielt ich die These, dass Erko eine Ableitung von Erik sein könnte, nach diesem Fund für unwahrscheinlich. Ich habe dann aber trotzdem mal wieder bei Wikipedia gestöbert und konnte Erkki und Eero als finnische Varianten von Erik ausfindig machen. Schließlich gelangte ich zu weiteren Varianten in Estland. In erster Linie ist dort wohl Erki eine gebräuchliche Form von Erik, aber auch Erko wird als weitere Form genannt!

  3. Hallo,

    unser vor 9 Tagen geborener Sohn heißt Erko Richard Carl, Erko ist der Rufname. 🙂
    Haben lange gesucht, sein großer Bruder heißt Enno und es sollte wieder ein Name mit E werden und wenn möglich nicht so lang und selten.
    Ich bin dann auf diesen Artikel gestoßen und mein Mann brachte den Namen tatsächlich als Namensvorschlag von Kollegen mit (wir wohnen in NRW) und war dann in der engeren Auswahl. Nach der Geburt haben wir uns dann auch für diesen Namen entschieden. Es gibt also einen Erko mehr. 🙂

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