Zeitschrift veröffentlicht geheime Vornamenliste

Ich habe normalerweise kein Problem damit, hier Pressemitteilungen und PR-Texte zu veröffentlichen, sofern sie etwas zum Thema Vornamen beitragen. Zu der aktuellen Mitteilung der Zeitschrift Eltern mit der rätselhaften Überschrift „Die geheime Hitliste der Kinder-Vornamen“ habe ich aber ein paar Anmerkungen:

(ots) – 15. Dezember 2009 – Seit Jahren halten Maximilian, Alexander und Leon, Marie, Sophie und Anna Spitzenplätze in den Vornamen-Top-Ten. Wie es kommt, dass dennoch nicht in jeder Kindergartengruppe acht Leons spielen und die Hälfte aller Mädchen Marie heißen, erklärt die Zeitschrift ELTERN in der aktuellen Ausgabe (01/2010 ab morgen im Handel).

Der Hauptgrund ist der neue Trend zu innovativen, einzigartigen Vornamen: Mehr als die Hälfte der Namen eines Geburtsjahrgangs werden heute nur ein einziges Mal vergeben! Dies ist ein überraschendes Resultat der jüngsten Erhebung durch die Gesellschaft für Deutsche Sprache in 170 Standesämtern, auf die sich alle Zahlen beziehen. Unter den innovativen Vornamen findet sich nicht nur Exotisches wie Nil oder Adeyemie (weiblich) bzw. Gagik oder Erijon (männlich) – im Jahr 2008 wurde auch nur ein Junge Lutz und nur ein Mädchen Petra genannt.

Weil diese Erhebung wie gesagt nur auf einem kleinen Teil der deutschen Standesämter basiert, kann man daraus keineswegs schließen, dass ein Name in Deutschland nur ein einziges Mal vergeben wurde. Ob ein seltener Name in dieser Stichprobe ein-, zwei- oder dreimal vorkommt, dürfte eher ein Zufallsergebnis sein. Zum Vergleich: In meiner eigenen Auswertung der beliebtesten Babynamen des Jahres 2008 auf der Basis von über 100.000 Geburtsmeldungen kommt Petra dreimal vor und sogar 18 Jungen wurden Lutz genannt. Damit ist der angeblich einmalige Vorname auf Platz 352 der Jahreshitliste platziert.

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Tiger Woods und die Babynamen

Je populärer der Golfprofi Tiger Woods wurde, desto eher haben Eltern versucht, etwas von der positiven Austrahlung dieses Prominenten für ihre Neugeborenen abzuschöpfen: ab und zu werden auch in Deutschland Kinder Tiger genannt. Allerdings reicht es selbst in Woods Heimatland USA bisher noch nicht für eine Hitlistenplatzierung.

Jetzt ist der Ruf des Sportlers ziemlich ramponiert. Es wird sich zeigen, ob der Name weiterhin in den Geburtsmeldungen auftaucht.

Die amerikanische Babynamen-Bloggerin Nancy warnt in diesem Zusammenhang vor den Risiken beim Benennen seines Babys nach einem lebenden Prominenten:

Auch wenn du einen Entertainer, Sportler oder Politiker noch so sehr bewunderst, bleibt er immer noch ein Mensch. Gelegentlich wird er Fehler machen. Einer dieser Fehler könnte sich als großer Fehler herausstellen. Was ist, wenn das öffentliche Ansehen über Nacht von Verehrung in Hass umschlägt?

Zumindest die Adolfs des Jahrgangs 1933 werden diese Aussage vermutlich unterstützen. (Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich will mit dieser Folgerung auf keinen Fall Tiger Woods in die Nähe von Adolf Hitler rücken!)

Soviel zum Lesenswerten bei Nancy’s Baby Names. Gar nicht einverstanden bin ich mit Nancys Aufforderung, nur staatlichen Babynamenhitlisten zu trauen. In Deutschland sieht es da mangels amtlicher Statistiken ja auch schlecht aus, aber zum Glück gibt es ja eine zuverlässige private Quelle; auch auf  englisch: FirstNamesGermany.

Mehrere Vornamen sind ganz praktisch

Der Berliner Sänger Ben leiht der Hauptfigur in der deutschen Fassung des Animationsfilms „Sunshine Barry und die Discowürmer“ (ab 29.10.2009 im Kino) die Stimme. In der Zeitung Tagesspiegel bekennt er, dass er im Privatleben auf keinen Fall wie ein Star behandelt werden wolle, sondern „einfach so wie alle anderen“. Da helfe es Ben natürlich auch, dass er in Wirklichkeit mehrere Vornamen hat: Denn im richtigen Leben heißt er Bernhard Matthias Albrecht Lasse Blümel. Diese Auswahl sei für ihn schon als Schüler ganz praktisch gewesen – weil er nach jedem Schulwechsel mit einem neuen Vornamen starten konnte.

Referenz: Regenwurm ohne Rhythmusgefühl, erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 27.10.2009

Namen aus einer Kölner Kindertagesstätte

In der Kindertagesstätte Matthäuskirche in Köln sind individuelle Namen im Trend. Der Erzieher Sascha Nickel erzählte Deutsche Welle-Autor Tim Wessling, dass er Kinder mit den Namen Sky und xxx [Name auf Wunsch der Eltern entfernt] betreut.

Im Beitrag Nomen est Omen ist auch nachzulesen, an welchen Vorbildern sich junge Eltern heutzutage bei der Namensfindung orientieren:

Sabrina Türkheim aus Frankfurt hat das schon mit ihrem Freund abgesprochen: „Emma Mia Viktoria soll sie heißen. Und wenn es ein Junge wird Konstantin Maria. Ich möchte die Tradition von meinem Vater fortführen. Da heißen alle Jungen mit zweitem Namen Maria.“ Der Bonner Timo Schneider hat aber ein eher kurioses Vorbild. Sein Kind soll nach dem Ex-Spieler von Werder Bremen Diego benannt werden.

Vornamen-Brainstorming

Christian Bos macht sich Gedanken darüber, welche Namen als altmodisch, unattraktiv oder gar prollig gelten. In seinem lesenswerten Beitrag Chantal, Hannelore oder Hannah? im Kölner Stadt-Anzeiger streift er diverse psychologische Aspekte der Vornamenforschung.

Christian Bos sieht sich selbst als fachkundig:

Ich weiß wovon ich rede. Ich bin selbst in freudiger Erwartung, beziehungsweise meine Frau und ich. Oder eigentlich: Ich habe die freudige Erwartung. Meine Frau hat die Arbeit. Und unsere Freunde haben den Spaß. Sich immer absurdere Namenskombinationen fürs kommende Kind auszudenken. Hugo Bos, natürlich. Bob Bos, Buffy Bos, Boris Bos. Käthe, Günther, Donnertrud. Das arme Kind. Aber das Vornamen-Brainstorming ist einfach zu reizvoll. Ein Spiel, das jeder gerne spielt. So lange er nicht selber einen Namen zu vergeben hat.