Sie zählt zu meinen heimlichen Lieblingen, seit ich auf dem Dachboden meines Großonkels ein Bündel Liebesbriefe aus dem Jahr 1902 gefunden habe. Wenn man da „Mein einziges, liebes Herzchen“ liest und weiß, dass die eigene Urgroßmutter gemeint ist, die als spätes Mädchen von 29 um ein Haar keinen mehr abbekommen hätte, ja, dann kann man nicht anders, als sich in ihren Namen zu verlieben: Wilhelmine. Zumindest mir geht es so, wenn ich lese, wie mein Urgroßvater seine „innigst geliebte Mine“ umwarb.
Bei Babyeltern kann Wilhelmine derzeit nicht so recht punkten. Zu lang, zu streng, zu altbacken, wilhelminisch eben. Und dann die Ingredienzien Wille, Helm (militärisch anmutend) sowie Wilhelm – lauter Gegenargumente, die vermutlich alle miteinander dafür sorgen, dass es der Name 2012 nicht einmal in die deutschen Top 500 schaffte. Obwohl ich ja finde, dass man den Helm vor lauter „Will“, „hell“ und „Mine“ kaum hört. Schon komisch: Die Männervariante Wilhelm steht aktuell immerhin auf Platz 312 – als Erstname, bei den Zweitnamen sogar auf Platz 72. Die sich aus „Heer“ und „Mann“ zusammensetzende Hermine ist auf Platz 243, was wohl J. K. Rowling zuzuschreiben ist, Henriette, ebenfalls viersilbig und auf einem Männernamen basierend, auf Platz 194 und Josephine ein regelrechter Modename: Platz 40.