Arbnora, Helmi und die Igel von Ahrensburg

Igelpatenschaft Ahrensburg

Diese Geschichte beginnt mit einer Begegnung, über die ich mich erst sehr gefreut habe, und einem Groschen, der zu spät fiel. Auf der abendlichen Hunderunde erspähte ich ein kleines Tier, das sich gerade anschickte, die (ruhige Seiten-)Straße zu überqueren. Als wir neugierig nähertraten, Hundenase voraus, wurde es zu einem kleinen Stachelball auf dem Asphalt. Ich war entzückt – Igel finde ich so niedlich. Ich hob das Tierchen auf (es passte in eine Hand, pikste auch kaum) und setzte es an der nächsten Hecke ab.


Endlich Patentante

Wieder zu Hause, kamen mir arge Zweifel: eine Handvoll Igel – Mitte Oktober? Hätte ich nicht viel mehr unternehmen müssen? Seither geht mir der kleine Kerl, nach dem ich jeden Abend Ausschau gehalten habe, nicht aus dem Kopf. So brauchte es nur wenige Klicks, mich auf den Facebook-Auftritt der „Privaten Igelhilfe Ahrensburg“ zu führen. Das ist ein Team von Ehrenamtlichen, die sich um örtliche Igelnotfälle kümmern. Und hast du nicht gesehen, bin ich jetzt Igelpatin: Ich unterstütze finanziell die Hilfe für eine gerade aufgegriffene abgemagerte Igeldame. Sie heißt Helmi. Ja, den Namen durfte ich aussuchen. (So eine Igelpatenschaft kann man übrigens auch verschenken, nur so als Idee …)

Wie nennt man Igel?

Na endlich, denkt ihr vielleicht, sie schreibt tausend Zeichen und kommt erst jetzt auf Namen. Tja. Helmi habe ich nicht etwa deshalb gewählt, weil ich so ein Faible für Finnland hätte, sondern weil mir mein Lieblingsname Wilhelmine für einen Igel zu lang vorkam. Eine Helmi gerufene Wilhelmine gab es in unserer Familie bereits und ihre Geschichte hat mich sehr angerührt.

Wie ich feststellen konnte, hätte ich zur Igelnamenssuche sogar eigens eingerichtete Websites und Namensgeneratoren nutzen können – so etwas gibt es tatsächlich! Besonders überzeugend oder nachvollziehbar finde ich die Empfehlungen allerdings nicht – Brutus, Knopfauge, Alf oder Garfield versus Wanda, Ruby, Nele oder Daisy. Der Generator spuckt für mich „Goldi“ aus. Und ich, ich denke an Hamster, Fische, Enten, verfressene Kater und katerfressende Außerirdische. Aber klar: Tiere kann man nennen, wie man lustig ist – wir kennen das schon von Katzen und Hunden.

Ausflug zu Klassikern

Wer es klassisch mag, schaut sich vielleicht eher bei Fabeln und Märchen um. Aber wüsstet ihr spontan, wie Igel da heißen? Reineke für den Fuchs, Meister Lampe für den Hasen, den Storch Adebar, ja, die kannte ich. Auch auf Grimbart und Isegrim (Dachs und Wolf) wäre ich vielleicht noch gekommen. Aber dass das – wahlweise als schlau oder introvertiert charakterisierte – Stacheltier Swinegel oder Arbnora heißt, hat mich wirklich überrascht. Vor allem Arbnora, den Namen finde ich richtig hübsch. Internetquellen zufolge soll es sich dabei auch um einen albanischen Mädchennamen handeln. Die Übereinstimmung ist sicher Zufall. Weiß jemand mehr?

Von den Brüdern Grimm gibt es das Märchen „Hans mein Igel“. Der Held ist ein Bauernsohn mit dem Oberkörper eines Igels, den er dem verzweifelten Kinderwunsch seines Vaters verdankt („Ich will ein Kind haben, und sollts ein Igel sein.“).

Natürlich: Mecki

Sehr viel bekannter ist hierzulande der Igel Mecki, seit 1949 (mit Unterbrechungen) Maskottchen der Programmzeitschrift „Hörzu“. Zur Geschichte seines Namens gibt es zwei Erklärungen: die Ableitung von einem Redakteur, der mit Nachnamen Mecklenburg hieß (und mit Vornamen ausgerechnet Hans), und den Wunsch, der Igelmann möge das Programm kritisch kommentieren, also meckern. Meckis Frau heißt Micki, die Kinder Macki und Mucki. Und sogar eine DDR-Variante der Figur gibt es: den kettenrauchenden (!) Mäcky oder Mäcki.

Das Tier, mit dem bei der Igelhilfe Ahrensburg vor zwölf Jahren alles anfing, hieß Sonic. Pate stand ganz offensichtlich „Sonic the Hedgehog“, ein blauer Igel, den es als Videospielfigur seit 1991 gibt und den besonders seine Schnelligkeit auszeichnet („Supersonic speed“).

Wie der Gatte

Claudia Simonsen zog den kleinen Sonic und seine zwei Geschwister auf. Im letzten Jahr hatte die private Igelstation einen Durchlauf von etwa 700 (!) Tieren. Jedes bekommt einen Namen, schon zur Dokumentation. Bei ganzen Igelwürfen gibt‘s für alle Geschwister denselben Anfangsbuchstaben, wie man es auch aus der Hundezucht kennt. Und sonst? In den auf Facebook veröffentlichten Patenurkunden finde ich einen bunten Namensmix vor, von Aydin und Findus über Irmtraud und Mogli bis zu Rudi und Timon. Die Igelhilfe erläutert: „Sehr oft wird der Name von den Findern vergeben. Meist ein Name von einem Kind oder Enkel oder der Partner nimmt den Namen der Partnerin, die Ehefrau den vom Gatten.“

Hören Igel eigentlich auf ihre Namen? „Keinesfalls. Aber Igel reagieren sehr gut darauf, wie Menschen mit ihnen umgehen. Das ist immer spannend, jedes Tier ist anders. Sobald sie wieder in die freie Natur entlassen werden, sind sie zu hundert Prozent Wildtiere.“

Wenn drei einen Hundenamen suchen

27 Gedanken zu „Arbnora, Helmi und die Igel von Ahrensburg“

  1. Was für ein süßer Artikel! Ich mag Igel auch sehr gerne.
    Für Wilhelmina habe ich ja auch eine Schwäche, Wilhelmine gefällt mir auch. Viele der Namen sind ja mit anderen Tieren verbunden (Timon, das Erdmännchen, Findus, die Katze).

    Das einzige stachelige Buchtier, das mir einfällt, ist Stachelschwein Matilda aus „der kleine Drache Kokosnuss“.

    Mathilde finde ich daher für einen Igel passend. Was Altes finde ich auch sprechend: Augusta, Josepha oder Ilsa für eine kleine Igeldame, Julius, Livius oder Octavio für einen Igelherr.

    Ich habe mal nachgesehen, was Igel auf Latein bedeutet, da gibt es tatsächlich einige Varianten:
    echīnus
    ( h)ericius
    ērināceus
    iris
    Die ersten drei Varianten sind maskulin, iris ist feminin. Ich ergänze daher Eric, Erina und Iris 🙂

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    • Wenn Stachelschweine auch zählen, hätte ich noch die coole Ash aus dem Zeichentrickfilm „Sing“ 🙂

      Für die älteren Semester sind mir noch die „Lurchi“-Hefte eingefallen, da gibt es auch einen Igel. Dessen Name ist allerdings nicht sehr fantasievoll: Igelmann.

  2. Ja, Igelmann aus den Lurchi-Heften, kenne ich auch!

    Wir hatten früher öfters mal einen Igel zum Überwintern, der allererste hieß tatsächlich Mecki, viel später mal einen Max-Ferdinand (allerdings auch schon 30 Jahre her), die anderen hatten wir nur kurz zum Anfüttern, bevor sie in den wohlverdienten Winterschlaf gingen.

    und dann gab es noch das Kinderbuch von Helene Weilen, Mein großes Igelbuch mit einer (natürlich vermenschlichten) Igelfamilie, herrlich! Der Vater hieß Theodor, die Mutter hieß Mathilde, die drei schulpflichtigen Igelkinder hießen Konrad, Martin, Polly und das Baby Igelinchen. Ich habs geliebt, so schön!

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  3. Mir fällt noch die schwedische Kindergeschichte „Latte Igel und der magische Wasserstein“ ein. Ich fnde den Namen „Latte“ zumindest im Deutschen recht ungünstig und hab mich immer gefragt, wie der Autor auf diesen Namen gekommen ist. In der niederländischen Übersetzung wurde aus „Latte“ wohl „Spike“. Die Namen von Lattes Begleiter, dem Eichhörnchen Tjum, und von Lattes Gegenspieler, dem Bärenkönig Bantur, gefallen mir aber umso besser.

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    • Stimmt ja, Latte Igel! Das Buch gab es hier auch mal. Beim Googeln herausgefunden: Im Original von 1958 ist Latte ein Junge, für die Trickfilm-Variante von 2019 wurde aus ihm ein Mädchen, eine Art Greta Thunberg der Tierwelt … blöd für Kinder, die die Bücher schon kannten.

  4. Mecki kenne ich auch aus der Hörzu. Meine Eltern haben bis heute diese Fernsehzeitschrift.

    Lurchi kenne ich, aber nicht ganz so gut. Deshalb ist mir der Igelmann nicht sofort eingefallen.

    Isidor – das ist ein Igelname.

    Wer kennt dieses Kinderlied? Der Text geht ungefähr so:
    „Ingo, Ilse, Ida und Luise fanden einen Igel draußen vor dem Tor …. und nannten ihren Igel einfach Isidor.“
    Kenne ich aus der Grundschulzeit unserer Kinder.

    Ilse würde gut zur Igel-Frau passen. Namen mit I finde ich besonders gut.

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  5. Gestern Abend bin ich auch auf dem Heimweg einem Igel begegnet, der mir sehr klein und dünn vorkam. Ich habe versucht, ihn mitzunehmen, aber er hat sich im Gebüsch versteckt, mir knurrend seine Stacheln gezeigt und Anstalten gemacht, zu beißen. Ich hatte keine Handschuhe dabei und musste den Versuch leider abbrechen. Ich hoffe, er überlebt den Winter.

    Mein Vater erzählt gerne die Geschichte, wie er in Frankreich im Garten eines Freundes gezeltet hat und dabei einem Igel begegnet ist. Der kam ihn immer nachts besuchen und hat einmal versucht, ihn in den Fuß zu beißen. Sie haben den Igel Gaston genannt.

    Die Bücher über Latte Igel habe ich als Kind auch geliebt. Außerdem gibt es noch ein Bilderbuch über einen Igeljungen namens Theo.

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  6. Noch ein Fund: Meine Tochter hatte mehrere Pixi-Bücher um eine tierische Freundesgruppe, als da waren Quax, der Frosch, Eberhard, das Schwein – und Inga, die Igelin.

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  7. Das mit der Patenschaft ist toll, Annemarie! Igelchen sind super (gut, ich liebe alle Tiere). Wir haben eine Patenziege namens Nikolaus, den Namen hatte er aber schon. Unsere Katzen hatten ebenfalls bereits Namen aus dem Tierheim, wie schon öfter erwähnt, jedoch wurden diese durch weitere Vor- und Rufnamen erweitert.

    Was wäre nun ein toller Igelname? Möchte man bei einer Alliteration bleiben, wäre Ivo Igel eine nette Kombi. Ich finde aber auch Wilhelmine oder Willy schön, Eddy, Ruby oder Elsi.

    Unser Plan ist, Hühner und einen Hahn aufzunehmen (gerettet aus Massentierhaltung), wenn wir mal umziehen – dafür rätsle ich auch bereits bezüglich der Namen. Von Hugo für den Hahn kam ich inzwischen auf Diego – es ist immer schwierig, Namen zu finden!

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    • Und die Katzen haben die Namen natürlich noch immer – hörte sich gerade nach Vergangenheit an! Aber keine Sorge, sie leben gesund und munter bei uns! 🙂

    • Ein paar unserer Hähne hießen Heinz-Holiday, Toro, Caruso und Franz von Hahne-Büchen. Franz von Hahn (wie in dem Buch „Freunde“ von Helme Heine) ist auf jeden Fall ein guter Name für einen Hahn, denke ich.

    • Uuh danke!! Da schau ich doch gleich mal rein!

      Bevor ich es lese, meine derzeitigen Ideen wären entweder klassisch-hühnermäßig Lotti, Henriette, Emmi… also ziemlich „typisch Hühner“ 😉 ODER ich gehe ins Englische, das wären derzeit Avery, Rosie, Julie, Ebony – sollen so ca. 4 Hühner werden! So – und jetzt lasse ich mich von dir inspirieren 🙂

  8. Ich erinnere mich noch an das Kinderbuch „Bi Be Bo Ba Bu die Igelkinder“ (von Dietlind Blech und Elisabeth Borchers), vor allem wegen der sehr schönen und leuchtenden Illustrationen. Die Igelkinder heißen tatsächlich Bi, Be, Bo, Ba und Bu.

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  9. „Aber dass das – wahlweise als schlau oder introvertiert charakterisierte – Stacheltier Swinegel oder Arbnora heißt, hat mich wirklich überrascht. Vor allem Arbnora, den Namen finde ich richtig hübsch. Internetquellen zufolge soll es sich dabei auch um einen albanischen Mädchennamen handeln. Die Übereinstimmung ist sicher Zufall. Weiß jemand mehr?“

    Mir ist mal eine Arbnore begegnet.
    Als Bedeutung für Arbnora/Arbnore wird „die Albanerin“ angegeben, aber es sei möglicherweise auch vom Wort für „Feld“ abgeleitet. Vielleicht doch ein Bezug zum Igel?
    Mehr weiß ich leider nicht.

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    • Zu den Internetquellen, die Arbnora dem Albanischen zuschreiben: Da hat wahrscheinlich jemand den Namen aufgeschnappt und ist bei der flüchtigen Recherche nicht auf den fabelhaften Igel gestoßen, sondern darauf, dass es die Wörter „Arb“ und „Nora“ im Albanischen gibt. Schnell gepostet ist besser als lange nachgedacht und schon war es auf der ersten Vornamen-Website. Die anderen haben das dann abgeschrieben.

      Ich habe vor längerer Zeit mal zu Testzwecken eine ausgedachte Quatsch-Definition eines Vornamens in meinem Namenslexikon gepostet. Wie erwartet kann man das jetzt in unzähligen Internetquellen nachlesen.

  10. Wir hatten auch mal einen verletzten Igel zur Ahrensburger Igelhilfe gebracht. Ich hatte ihm den Namen Archie gegeben, das war kurz nachdem ich diesen Beitrag gepostet hatte: Archie gehört verboten!

    Unsere beiden Hausigel, die bis vor kurzem jede Nacht unsere Futterstelle aufsuchten, heißen Rambo und Hansguckindieluft – nicht ohne Grund. Jetzt sind die Stachelratten im Winterschlaf.

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