Erika und die Familie der Riken

„Mein Name kommt bestimmt nie wieder“, so meine Tante Erika im Brustton der Überzeugung. Wie kommt sie bloß darauf? Ich jedenfalls zweifle diese Aussage an. Schon deshalb, weil mir – allerdings erst nach der Namensvergabe – eine Parallele zwischen dem Namen meiner Tante und dem meiner Tochter aufgefallen ist. Wir haben uns für den seltenen Namen Aurica entschieden, den es auch als Aurika gibt (und Erika als Erica). Gut, wir betonen den Namen anders, Aurica erst auf der zweiten Silbe – trotzdem sollte die Ähnlichkeit doch wohl jedem ins Gesicht springen?


Heidekraut (Erica) © womue - Fotolia.com
Heidekraut (Erika) © womue – Fotolia.com

Ein Trendname ist Aurica natürlich nicht und wird es wohl auch nie sein. Weit besser sieht es für Aurelia aus (zuletzt Platz 156), dessen rumänische Variante Aurica ist. Was aber könnte an Tante Erikas Namen dem 2013-er (oder sagen wir: 2018-er) Ohr missfallen? Zumal Erik bei den Jungen Platz 25 erklommen hat. Und es tummeln sich noch diverse weitere Riken und Rieken in den Charts. Da wäre zum einen Rike/Rieke selbst, 2012 auf Platz 219, ein Name, der gut zum aktuellen Kurznamenstrend passt. Auch Friederike (Platz 353) wird weiterhin vergeben, gefolgt von Henrike (Platz 354), Marieke/Marike (362) und Frederike (468).

Bei den Jungen hält sich Frederik/Frederic knapp außerhalb der Top-100 auf (Platz 112), dicht gefolgt von Henrik (Platz 123). Henrik plus d ergibt Hendrik (Platz 187), einen Modenamen der 80er und 90er Jahre. Etwas exotischer mutet Cedric/Cedrik an (Platz 235, aus dem Keltischen, „Der kleine Lord“). Der Vollständigkeit halber sei auch Arik (Platz 402) aufgeführt, der mir im Leben noch nie über den Weg gelaufen ist – doch was heißt das schon?

Es gibt natürlich noch viele andere solcher „Namensfamilien“, bei denen einzelne Vertreter ins Hintertreffen geraten sind. Die Tinas zum Beispiel. Valentina (Platz 80) gilt heute als schick – eine neugeborene Martina hingegen würde wohl viele befremden. Ich denke ja, man sollte zumindest versuchen, Namen möglichst unvoreingenommen auf sich wirken zu lassen. Dass immer noch so viel mit dranhängt, macht das Thema allerdings gerade spannend.

Erikas „Problem“ liegt vermutlich darin, dass sie in bestimmten Jahrgängen (meine Tante ist Mitte 60) allzu populär war und deshalb automatisch der silberhaarigen Generation zugerechnet wird. Hieße meine Tante Ulrike (heute auch total out), würde sie glatt zehn bis zwanzig Jahre jünger wirken. Vielleicht frage ich mal die diversen Ullis (es sind drei) in unserem Umfeld, wie sie ihren Namen eigentlich finden.

14 Gedanken zu „Erika und die Familie der Riken“

  1. Meine Tante heißt auch Erika, und ist ungefähr im gleichen Alter!
    Es stimmt, dass man bei dem Namen automatisch an ältere Menschen denkt… dabei ist Erik so beliebt (ich hab zwei Freundinnen, die ihre Kinder so nennen wollen)

    PS: ich mag deinen Blog! 😀

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  2. Wie seid ihr denn auf die Idee gekommen, Aurica auf dem i zu betonen? Sprich habt ihr die „falsche“ Aussprache bewusst oder unbewusst gewählt? (Und wie kommt man überhaupt auf so einen seltenen Namen?) Entschuldige meine allzu große Neugier 😉

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  3. Ich kannte eine erwachsene Aurica, daher der Name. Die Betonung ist analog zu Ulrike, da sagt man ja auch nicht UL-rike, sondern Ul-RI-ke. Bei Erika ist dagegen das E betonter. Wieso meinst Du denn, unsere Aussprache sei falsch?

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  4. Ich finds total witzig: Meine Oma mütterlicherseits heißt Erika und ist sogar schon 86 – meine Mutter heißt Ulrike und ist 57. Ja, beide sind ziemlich unbeliebt derzeit, aber ich bin mir sicher: Die kommen wieder, genauso wie Martha, Frieda, Käthe und Rita…

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  5. Arik, der mir im Leben noch nie über den Weg gelaufen ist

    Doch, es gibt den österreichischen Maler/Sänger Arik Brauer, einen der Gründerväter des Austropop (zusammen mit Wolfgang Ambros, André Heller etc). Allerdings ist das auch der einzige Arik, der mir einfällt.

    Sowohl Erika ist eine Pflanze, als auch Aurica als „Aurikel“ 😉
    Die lateinische Bezeichnung Primula auricula könnte zur Not sogar für zwei verschiedene Namen herhalten 😀

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    • Und Arik Scharon – also eigentlich Ariel Scharon. Im Hebräischen (jedenfalls im Iwrit) ist Arik die Koseform von Ariel.

    • Ik heb ok weer wat leert – von den Musikus har ik noch nich hört! 🙂

      Übrigens auch so eine onomastische Macke des Hebräischen, daß der Kosenamen – gerade bei alten Soldaten – noch bis ins Großvateralter verwendet wird, eben als „gezielte Ruppigkeit/Vertraulichkeit“ oder so. Scharon war für seine Anhänger eben nur Arik.

      Ich habe mir oft gedacht, daß das daran liegen könnte, daß die allerersten eisenharten spartanisch-sozialistischen Pioniere des Zionismus eben aus Rußland gekommen sind, wo der Diminutiv bzw. die Diminutive des Vornamens ebenfalls eine große Rolle spielen. Übrigens haben zumindest noch bis vor so zwanzig, dreißig Jahren in der israelischen Armee auch Mannschaftsdienstgrade die Offiziere ihrer eigenen Einheit so bis etwa hinauf zum Hauptmann selbstverständlich mit dem Vornamen/Kosenamen angeredet, ihre Unteroffiziere sowieso. Ich weiß nicht, ob das heute noch so ist. (Siezen gibt es im Hebräischen sowieso sowenig wie im Lateinischen.)

    • Das ist jetzt gerade ein absoluter Zufallsfund, den ich niemandem hier vorenthalten möchte:
      Wißt ihr, wie der Bösewicht Goldfinger aus dem gleichnamigen James-Bond-Film mit Vornamen heißt?
      Auric!
      Natürlich die schöne Anspielung mit aurum=Gold 😀

    • Ich hatte das hier vor Zeiten schon mal erwähnt, und dieser holländische Namensblogger hatte mir mit dem vollen Namen auf die Sprünge geholfen: es gibt in Südafrika eine afrikaanse Popmusikerin namens Laurika Rauch mit höherer Semesterzahl. Singt auch auf Englisch, ich kenne sie aber nur von ihren afrikaansen Sachen her, und das auch nur flüchtig, macht so Weiberschnulzen-Musik à la Enya…

    • @Goldfinger: Das dürfte die einzige Gemeinsamkeit sein, die meine Tochter mit Gert Fröbe hat :-))

      Halt nein, sie mochte ihn als „Räuber Hotzenplotz“.

  6. Würde ich meine Tochter Erika nennen, würde mein Bruder wohl immer wieder ein Video von dem gleichnamigen Marschlied aus der NS-Zeit spielen. Schön finde ich den Namen an sich aber tatsächlich und kann ihm mehr abgewinnen als Greta oder Mathilda.

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