Eventuell wird es für einige Stammleser:innen dieser Website jetzt langweilig, denn über dieses Thema hatte ich schon 2006 geschrieben. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass einige, die das hier lesen, damals noch gar nicht geboren waren oder wenigstens noch nicht lesen konnten, riskiere ich die Wiederholung. An der Hitliste der häufigsten Namen hat sich ja auch einiges geändert.
Es geht um Wetternamen, denn die Hochdruckgebiete und Tiefdruckgebiete, die uns mit schönem Wetter erfreuen oder mit schlechtem ärgern, haben Namen – laut dem Regelwerk sind das menschliche Vornamen.
Von 1954 bis 2002 wurden die Namen vom Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin ausgesucht und das war tatsächlich relativ langweilig. 2002 wurde die Aktion Wetterpate erfunden. Seitdem werden die Namen von der Bevölkerung vergeben. Wer zahlt, darf als Wetterpate ein Hoch oder ein Tief benennen. Dabei gelten ein paar Regeln:
- Die Namen der Druckgebiete beginnen am Jahresanfang mit dem Anfangsbuchstaben A und durchlaufen im Jahresverlauf mehrmals das Alphabet.
- In geraden Jahren bekommen Hochdruckgebiete Jungennamen und Tiefdruckgebiete Mädchennamen und in ungeraden Jahren ist es umgekehrt.
- Es werden nur standesamtlich anerkannte Vornamen akzeptiert, keine Doppelnamen und Sonderzeichen nur nach Rücksprache.
Top 11 der häufigsten Wetternamen seit 2002
Meine Leidenschaft sind ja Vornamenhitlisten und darum habe ich natürlich ausgewertet, welche Wetternamen seit 2002 am häufigsten von der Bevölkerung ausgewählt wurden:
Hochdruckgebiete | Tiefdruckgebiete |
---|---|
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Ich habe für euch auch ausführliche Listen zusammengestellt mit allen vergebenen Namen:
Wie ist denn Oldenburgia zu erklären??
Xenia, Queenie und Co. sind einfach mangels Auswahl bei X und Q so weit oben, weil vielen dann wohl diese Namen zuerst in den Sinn kommen – aber Oldenburgia? Da denke ich doch eher an Olivia, meinetwegen auch Olga?
Als Wetterpate wird bei Oldenburgia jeweils „Bürger der Stadt Oldenburg“ angegeben. Vielleicht hilft das ein bisschen bei der Suche nach dem Hintergrund.
Danke, Knud. Tatsächlich kommt das wohl wirklich von der Stadt Oldenburg.
Oldi wäre auch niedlich…
Hab recherchiert: In Oldenburg gibt es einen kleinen Kreis Ehrenamtlicher, die sich zum Ziel gesetzt haben, ihre Stadt durch kreative Aktionen bekannter zu machen – z. B. indem sie alle zwei Jahre ein Hochdruckgebiet spendieren.
Klassische „Vornamensstädte“ wie Paris, London, Vienna, Lyon oder Sydney liegen ja alle im Ausland, dabei hätten einige andere deutsche Städte auch Potential zum Hochdruckgebiet:
Jena
Fulda
Gera
Melle
Heide
(Sankt) Augustin
(St) Ingbert
(St) Wendel
(Saar)louis
Konstanz+e
Berlin+de
Selm+a
Und zumindest eine vornamiges Gefühl geben mir:
Gotha
Dorsten
Detmold
Lemgo
Witmund
Velbert
Borna
Ich vermisse Hagen und Unna in deiner Liste. Die wurden wirklich schon als Vornamen vergeben.
Zu Städten als Vornamen fällt mir noch Emmerich ein.
Und ein paar Städtenamen habe ich hier mal auf Vornamentauglichkeit abgeklopft:
https://blog.beliebte-vornamen.de/2011/01/neujahrsbabys-2011/#comment-5947
@Sebald
Danke für die Recherche! Ich hatte mich schon gefragt, wieso die Leute in Oldenburg so ein Faible für Wetterphänomene haben.
Da ich in RLP lebe, möchte ich mal einige Orte einbringen:
Kenn
Kell
Landau-a
Worms-i
Mainz-ius
Kaiserslautern wurde nach dem Fluss Lutra (Lauter) benannt, finde ich auch nett.
Und die Leute aus Frankenthal sind dann Paten von Frank.
@Miez
In Mainz steckt ein Name drin: Moguntius (von keltisch Mogunti-acum „Wasser (Quelle) des Moguntius“. Die weibliche Form Moguntia habe ich in diversen Vereinsnamen schon gesehen.
In Worms heißt der Fussballverein Wormatia, das klingt schon richtig namig. Geht man zurück auf das keltische, kommt man zu Borbeto-magus, das steckt aber nach den gängigen Theorien kein Personenname drin.
*Wittmund mit Doppel-t, Sebald 😉
Hat noch niemand an Achim gedacht? Ich finde es noch immer jedes Mal, wenn ich daran vorbeifahre, lustig, dass die Stadt einen menschlichen Vornamen hat.
Viele sächsische und thüringische Städte klingen wie Frauennamen, weil sie auf -a enden. Grimma, Jena, Gera, Gotha, Weida und Roda sind nur ein paar Beispiele. Warum das allerdings so ist, weiß ich nicht.
Gera gefällt mir 🙂
Gera wird eine Freundin von mir manchmal genannt, allerdings gesprochen nicht wie die Stadt, sondern eher wie der frz. Gerard – sie heißt Geraldine.
Die vielen Ortsnamen auf -a sind meines Wissens auf slawische (vielleicht sorbische?) Spracheinflüsse zurückzuführen, ebenso wie die typisch sächsischen auf -itz oder -itzsch.
Da haben die entsprechenden fürstlichen Kanzleien einen normierenden Einfluss ausgeübt. Orte, deren Namen anderswo auf -au oder -aw enden, wurden offiziell nur mit einfachem a geschrieben.
Aha, aber aus welchem Grund?
Die vollen Namenslisten sind interessant, vor allem weil sie nach Anfangsbuchstaben balanziert sind. Auch die „schwierigen“ Anfangsbuchstaben (OPQUXYZ) kommen zu ihrem Recht.
Wobei, der ein oder andere Name verwundert mich schon, bei den (im allgemeinen sympathischen, außer bei HItzewelle) Hochdruckgebieten fielen mir auf:
Qualid * Das der durchging! Qualid ist ein typischer Druckfehler für Oualid (französische Umschrift für Walid); dass es echte Namensträger gibt, kann ich mir schwer vorstellen.
Quedlinburgia * Machen es die Quedlinburger den Oldenburgern nach?
und bei den Tiefs (eher unbeliebt, weil Regen und Sturm und Nasskälte bringend; dafür gibt es davon mehr als bei den Hochs, also eine bessere Chance als Namenspate zum Zug zu kommen):
Katarzyna * ob der Nachrichtensprecher hier die Aussprache richtig hinbekommt?
Arfst * Dieser wunderbare nordfriesische Inselname kommt tatsächlich einmal vor!
Birgrit * Wirklich so, mit zwei r, eins vor dem g und eins dahinter?
Ex-Alex, Ex-Frances * Hä? Sollen hier Ex-Partner irgendwie verewigt werden?
Futaba * Musste ich nachschlagen, ist ein japanischer Frauenname mit der schönen Bedeutung „Knospe, Sproß“
Oswalde * Oswalde ist außergewöhnlich, aber mit Stil. Schon die männliche Form Oswald ist selten genug, aber Oswalde sticht noch einmal heraus.
Schekiba * Aus einer afghanischen Sprache, „Geschenk“.
Yorsch * Schon eine kräftige Verballhornung von Geoerg/Schorsch/Jörg – gibt es echte Namensträger mit genau dieser Schreibweise?
Was fehlt?
Die Namen sind in Richtung höheres Alter verschoben, ein Super-Modename wie Mattheo (in allen Schreibweisen) schafft es gerade einmal in die Tiefdruckgebiete, die weibliche Matthea hat ein Hoch- und ein Tiefdruckgebiet, Kevin hat zwei Hochs und kein Tief. Elbowin und Menowin fehlen ganz bei den Druckgebilden 🙂
Ganz aktuell: Kachelmannwetter erinnert an den Orkan Quimburga vor 52 Jahren:
https://meteo.social/@kachelmannwetter/113474923299908970
Der Name Quimburga ist übrigens in der Tiefliste einmal vertreten.
Möglich, dass der Eindruck täuscht; auf mich jedenfalls wirken die Namen, als begeistern sich für Wetterpatenschaften überwiegend Personen aus derselben Zielgruppe, die sich auch den Wetterbericht im linearen TV anschaut 😉 Bei den gängigen Online-Alternativen ist mir nie aufgefallen, dass die Namen der Wetterereignisse überhaupt angezeigt werden.
Ex-* sind, soweit ich weiß, Wetterereignisse, für die der Name übernommen wurde, den diese zuvor in einer anderen Region erhalten haben – die Namensvergabepraktik ist je nach Region unterschiedlich.
Man kann ja teilweise auch sehen, wer die Patenschaften übernommen hat. Das aktuelle Hoch Yürgen wurde von einem Jürgen benannt, der wohl keinen Platz mehr beim J bekommen hatte und bereit war, seinen Namen für das einsame und sehnsüchtig auf Paten wartende Y zu verfremden.
Ich habe mal darauf geachtet, wo diese Namen benutzt werden. Sowohl in den Wettervorhersagen im linearen Fernsehen als auch in gestreamten Videos wurden die Namen genannt. Auch in den Textangeboten verschiedener Anbieter tauchten die Wetternamen auf.
Von bleibendem Erinnerungswert sind die Namen wohl nur, wenn die Wetterlage zu einer Katastrophe führt. Die Wetterpatenschaft für Kyrill zum Beispiel hat sich durch den Orkan wirklich gelohnt.
Die hat sich so sehr gelohnt, dass die Person namens Kyrill, nach der das Tief benannt wurde (sofern es eine reale Person war), seitdem wahrscheinlich nur noch zu hören bekommt: „Was, du heißt wie dieser Orkan?!“ 😀
Möglich wäre ja auch, dass wiederum ein Kind, das an dem Tag des Orkans geboren wurde, deswegen Kyrill genannt wurde…
Mein Sohn wurde am Tag des Orkans geboren. Er heißt Erik. Im Nachhinein haben wir gewitzelt, dass er auch Erik Kyrill hätte heissen können. Wobei mich k auf K gestört hätte.