Bei uns in Ahrensburg gibt es zwei Gemeinschaftsschulen und deren Absolventenlisten bestätigen mal wieder, was ich schon seit Jahren predige: Die beliebtesten Vornamen sind gar nicht so häufig, wie viele denken! Gerade mal neun Vornamen kommen auf einer Schule zwei Mal (Jule, Lara, Lea, Lena, Lorenz, Maja, Marvin, Nina, Selina) und nur einer (Tim) drei Mal vor. Auf beiden Schulen haben jeweils etwas mehr als zehn Prozent der Absolvent*innen einen Vornamen aus den Top 10 der aktuellen Vornamenhitliste. So heißen die 2020er Absolvent*innen der einen Ahrensburger Gemeinschaftsschule (nur die ersten Vornamen):
Alexander * Alina * Angelina * Anja * Anna * Anna-Lena * Annika * Carlotta * Celine * Charline * Dania * Denise * Elena * Emil * Eric * Felix * Florian * Fyn * Fynn * Glenn * Hanna * Henriette * Henry * Jana * Janko * Jann * Janne * Jannick * Jarne * Jeannot * Jill * Johanna * Jolina * Jonas * Jonna * Josh * Jule (2x) * Justin * Katja * Kenneth * Lara (2x) * Larissa * Lasse * Laura * Lea (2x) * Lena (2x) * Lennard * Leo * Linn * Lion * Lorenz (2x) * Louis-Laurent * Luca * Luca-Marie * Maibri * Maja (2x) * Marc * Mariann * Marie-Sophie * Marlene * Marten * Marvin (2x) * Maximilian * Melvin * Merle * Nico * Niklas * Nikolai * Nikolas * Nina (2x) * Nora * Paul * Paula * Pauline * Perry * Philip * Raphael * Richard * Samuel * Stella * Sunita * Tilo * Tim (3x) * Tobias * Toni * Ümmü * Valentina * Vanessa * Vincent * Xenia * Yannic * Yannicka * Zoe
Die kursiv markierten Namen stehen in der aktuellen Top 10-Liste der beliebtesten Vornamen. Fett markiert habe ich die Namen, die nicht zu den Top 1000 gehören. So heißen die Absolvent*innen der anderen Ahrensburger Gemeinschaftsschule:
Ahmad * Alexander * Amed * Andreas * Angelina * Anita * Anna * Aryaj * Besmir * Betty * Chi * Daniel * Danjel * David * Dion * Dominik * Dylan * Eileen * Eric * Erik * Fatima * Felix * Finn-Niclas * Giorgia * Gülsah * Helena * Henry * Isabel * Jana * Janna * Jasper * Jeremy * Jerome * Jörn * Juan * Julia * Justin * Kenneth * Lara * Lea * Leily * Lena * Leon * Leonie * Lucienne * Luis * Lukas * Mahmoud * Marcel * Marie * Marla * Massimo * Maurice * Maya * Meike * Miguel * Natalia * Natalie * Neele * Nelson * Nisha * Norman * Oguzhan * Osama * Phil * Ramon * Rewa * Selina (2x) * Sheikhmous * Sherhat * Sinah * Sophia * Sötje * Stuart * Timon * Vivien * Zilan
Bemerkenswert finde ich, dass an der einen Schule nur 11 Prozent einen Vornamen haben, der nicht zu den Top 1000 gehört, während es an der anderen Schule 26 Prozent sind. Der durchschnittliche Ranglistenplatz beträgt einerseits 392, andererseits 838. Um so bemerkenswerter finde ich diese signifikanten Unterschiede, weil die eine Gemeinschaftsschule Jahr für Jahr deutlich mehr Anmeldungen bekommt als sie Schüler*innen annimmt, die andere Schule akzeptiert dagegen jede Anmeldung. Seltsam – das sieht ja so aus, als wenn Schüler*innen mit einem seltenen Vornamen benachteiligt werden. In den offiziellen Aufnahmekriterien steht nichts davon …
Noch ein bisschen Hintergrundinfos für alle, die es genau wissen möchten:
- Bei den Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein handelt es sich um eine Schulform, die die Haupt-, Real- und Gesamtschulen abgelöst hat und die Möglichkeit bietet, diverse Abschlüsse vom Förderschulabschluss bis zum Abitur zu erlangen.
- Die eine Schule ist die „Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule“ (mit Oberstufe), die andere Schule die „Gemeinschaftsschule am Heimgarten“ (ohne Oberstufe). Beide befinden sich in Ahrensburg (Schleswig-Holstein) ungefähr 800 Meter voneinander entfernt.
- Die Namenslisten der Schulabgänger*innen wurden so im lokalen Anzeigenblatt „Markt“ veröffentlicht.
- Die größten Vornamens-Vorurteile
- Werden Bewerber mit ausländisch klingenden Namen benachteiligt?
BILD lässt grüßen. 😉
Ich vermute und hoffe, dass die Schulen v.a. nach dem Notendurchschnitt urteilen.
Die Mehrzahl der seltenen Namen der 2. Schule lässt auf einen Migrationshintergrund schließen. Und mit einem solchen tun sich die Meisten akademisch schwerer als in ihrer Muttersprache.
Andererseits würde ich auch nicht ausschließen dass Migranten, hoffentlich meist unbewusst aber trotzdem, bei gleicher Leistung schlechter bewertet werden.
Persönlich vertraue ich darauf, dass die 3 unserer 4 Kinder die einen seltenen Namen tragen, im Leben aufgrund ihrer Persönlichkeit und Leistung beurteilt werden.
Auch sind ja nicht alle Eltern, die ihre Sprösslinge nicht Helene und Konstantin nennen, automatisch in einer bestimmten Gesellschaftsschicht zu verorten. 🙂
Laut den offiziellen Vergabekriterien spielt der Notendurchschnitt keine Rolle. Das würde auch dem Sinn einer Gemeinschaftsschule widersprechen. Die wurde schließlich darum eingeführt, damit Schüler mit unterschiedlichen Begabungen gemeinsam lernen.
Tatsächlich scheint hier Migrationshintergrund der entscheidende Faktor zu sein.
Mit dem Namen Osama leben zu müssen stelle ich mir wegen Osama bin Laden nicht so leicht vor.
Entscheidender Faktor scheint mir die – einmal vorhandene, einmal fehlende – gymnasiale Oberstufe zu sein. Familien mit Migrationshintergrund peilen evtl. nicht alle gleich das Abi als Bildungsabschluss an; der Zugang zur Schule, die einen auf jeden Fall nimmt, wirkt ja auch unkomplizierter.
Verlockend ist der Gedanke ansonsten natürlich schon, dass Eltern, die Wert auf total individuelle Namen legen, eher keine Sprösslinge mit Abiturpotenzial hervorbringen. Zack, Schublade zu 😉 Aber ich glaub da nicht dran. Wir hatten ja eigentlich auch vor, uns an besagter Schule zu bewerben …
Ja, Migrationshintergrund kann eine Rolle spielen, muss es aber nicht. Es kommt immer auch auf die Frühförderung, das schulische Enganment und auf die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schüler an. Ich arbeite als Nachhilfelehrerin in einem Institut, in dem auch Hausaufgabenbetreuung angeboten wird. Ich betreue viele Kinder mit und ohne Migrationenshintergrund und was die Leistungen betrifft, hält sich das die Waage ( nur im Wortschatz sind Muttersprachler weiter, das ist zu erwarten, aber ganz ehrlich, manchmal ist der Wortschatz der Muttersprachler auch nicht besser ).
Ich habe Kinder mit Migrationshintergrund (Hausaufgabenbetreuung),die nur Einsen und Zweien schreiben und Kinder ohne Migrationshintergrund, die nur rote Zahlen schreiben. Es ist aber auffällig, dass Kinder mit Migrationshintergrund häufiger auf die Gesamtschule geschickt werden. Bei vielen meiner Nachhilfeschüler ohne Migrationshintergrund wäre das auch besser gewesen. Das Lerntempo ist langsamer, die Kinder kommen gut mit, was sich positiv auf ihr Wohlbefinden und ihr Selbstbewusstsein ausübt. Abi kann man auch über den zweiten Bildungsweg machen, wenn man möchte.
Nun zu den Namen
Auffallend finde ich „Kenneth“, der an beiden Schulen vertreten ist. Ich mag den Namen sehr, hätte ihn aber als in Deutschland eher als selten vorkommend eingeschätzt. Allerdings habe ich auch mal Praktikum an einer Schule (Gymnasium) gemacht, an der es in zwei unterschiedlichen Stufen je eine Mary gab.
Jörn, Henriette und Richhard hätte ich einer ganz anderen Generation zugeordnet.
Yannicka, die Schreibweise finde ich sehr unruhig. Ich habe mit einer Jannika (bessere Schreibweise) Abi gemacht, daher finde ich den Namen nicht so ungewöhnlich.
Von den ungewöhnlichen Namen gefallen mir
Mariann – „Königin Mariann“ ist eine Figur aus der Animeserie „Code Gease“. Hat mir in der Serie gut gefallen, weil der Name flotter als Marianne klingt.
Leily-ja, für viele hier zu viel Lalelu, aber ich finde ihn irgendwie süß
Lucienne- hat etwas Hoheitliches an sich. Lucia mag ich zwar lieber, aber auch Lucienne hat einen sehr schönen Klang
Die Gemeinschaftsschule mit Oberstufe entspricht quasi der Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen. Es gibt aber trotzdem noch eine Hauptschule und ein paar Realschulen im Ort. Meine Kinder gehen auch auf eine Gesamtschule. Es ist eine Schule auf der alle Schulabschlüsse bis zum Abitur möglich sind. Der Anteil der Schüler/innen mit Migrationshintergrund ist hoch, trotzdem schaffen einige das Abi, von denen man das nicht gedacht hätte.
@Miez
Ich finde interessant, was du schreibst und kann dir in vielen Dingen zustimmen.
Die Familien mit Migrationshintergrund wählen oft den einfacheren Weg, auch weil sie ihren Kindern nicht so gut helfen können.
Der gute Ruf einer Schule ist auch nicht zu unterschätzen, er spielt bei Familien ohne Migrationshintergrund eine entscheidende Rolle bei der Schulwahl.
Jetzt zu den Namen:
Anna-Lena, Lara, Nora, Paula, Neele, Felix … sind bei uns auch vertreten. Lara ist die Klassenbeste.
Mir fällt auch auf, dass auf der zweiten Schule der Anteil der Schüler/innen mit Migrationshintergrund höher ist.
Das Kenneth gleich zweimal vorkommt verwundert mich auch, da vermute ich einen englischen Hintergrund. Das gleiche gilt für Norman, Nelson und Stuart.
Jeremy und Justin gibt es bei uns auch. Justin ist recht beliebt in seiner Klasse. Überhaupt habe ich noch nicht mitbekommen, dass jemand wegen seines „Schubladen-Namens“ von seinen Mitschülern gehänselt wird.
Jörn und vor allem Sötje klingen sehr norddeutsch und tauchen deshalb nicht in der 1000-Liste auf.
Richard – ich kenne einen 20jährigen, der allerdings auf einem Gymnasium Abi gemacht hat.
Raphael – ein sehr schöner Name.
Eine Helena ist auch dabei 😉
Wäre es nicht spannender zu schauen, wie viele der Absolventen einen Top 10 Namen ihres Geburtsjahrganges haben?
2001/2002 müsste das sein, oder?
Ja, das wäre noch besser. Für die jüngsten Jahrgänge stehen mir aber wesentlich umfangreichere Daten als Auswertungsgrundlage zur Verfügung als für die Geburtsjahrgänge der Absolventen. Darum habe ich mich für den Abgleich mit der 2019er Liste entschieden.
Natürlich hinterlässt es Spuren bei Menschen, wenn ihr Name oft verwechselt, falsch ausgesprochen oder sich gar nicht erst gemerkt wird, während sie beobachten, dass andere Menschen sich nur einmal vorstellen brauchen und danach überwiegend richtig angesprochen werden. Auch der umgekehrte Fall hinterlässt Spuren.
Ein seltener Name führt nun mal zu einer exponierten Stellung, genauso wie etwa ein ungewöhnliches Aussehen, sei es wegen vieler Tattoos, einer seltenen Haarfarbe, einer körperlichen Behinderung, ungewöhnlicher Kleidung (z. B. Niqab) uvm. Und das ist ja von den Eltern auch bewusst so gewollt, dass ihr Kind aufgrund des Namens „aus der Masse herausstechen“ soll, ebenso wie es Tattoo-Junkies oder „falsche Platin-Blondinen“ bewusst so herbeiführen.
Wie ein Kind mit seiner exportieren Stellung umgeht, ist erstmal individuell sehr verschieden. Wenn es dann aber die Eltern der sensiblen Kinder wenig interessiert, wie es ihrem Nachwuchs damit geht, kann ich mir gut vorstellen, dass sich das Selbstwertgefühl dieser Kinder eher Richtung „hop oder top“ entwickelt als in Richtung eines gesunden Mittelmaßes. Und wenn sich ein schwaches Selbstwertgefühl ausbildet, dann halte ich es für gut möglich, dass solche Kinder hinter ihren eigenen Möglichkeiten zurück bleiben, sich selbst zu wenig zutrauen und dann auch schlechtere Schulnoten und nur die weniger begehrten Jobs bekommen. Ob dann jetzt daran allein die Gesellschaft schuld ist?
Ich finde es einen Widerspruch in sich, wieso einige Menschen sich einerseits unbedingt bewusst von der Masse abheben und dann wieder vollkommen gleich behandelt werden wollen. Wie soll das gehen? Gewähre mir diesen und jenen Vorteil gegenüber anderen, aber bloß keinen Nachteil gegenüber anderen?