Wie seid ihr auf den Namen gekommen? Ich kann längst nicht mehr zählen, wie oft ich das Eltern in den letzten Jahren gefragt habe. Mal beim Kennenlernen, mal nach längerer Bekanntschaft. Bei ungewöhnlichen Namen liegt die Frage womöglich näher, doch auch bei erwartbareren interessiert mich die Antwort sehr. Wenn ich aber mal Gelegenheit habe, von einem Schriftsteller Substanzielles über die Namensfindung für seine Figuren zu erfahren … bäm! Dann muss ich das – im Geiste auf und ab hüpfend – natürlich gleich mit der Leserschaft dieses Blogs teilen.
Also: Margit Auer, Autorin der gerade enorm angesagten Kinderbuch-Reihe „Die Schule der magischen Tiere“, hat mir netterweise Fragen beantwortet. So kann ich zu „Wo magische Tiere Schule machen“ ein Update liefern.
1. Wie vermutet sucht die Autorin die Namen der Kinder und Tiere sehr bewusst aus. Aktualität ist ihr wichtig, dazu studiert sie auch mal Geburtsanzeigen. Keine Figur heißt wie jemand, den sie privat näher kennt. Außerdem sollen die Namen zum Charakter passen: „‘Benjamin‘ klingt eher nach einem Kind, das man beschützen sollte, ‚Jo‘ klingt cool“, erläutert sie.
2. Zum Namen Ida hat sie der dänische Kinder- und Jugendfilm „Kletter-Ida“ (2002) inspiriert. „Das mutigste Mädchen seit Pippi Langstrumpf“ steht auf dem Cover (zufällig haben wir diesen tollen Film sogar zu Hause). Margit Auer hat diese Ida so gefallen, weil sie „ein ganz normales Mädchen“ ist, „nicht besonders cool, nicht besonders hübsch“, das mutig um die Gesundheit seines Vater kämpft und dafür sogar „eiskalt und clever“ einen Bankraub plant. „Kletter-Ida“ hat zwar keine roten Haare wie Pippi – aber Ida Kronenberg, die zu Beginn der „Magischen Tiere“-Reihe neu an der Wintersteinschule ist, hat tatsächlich welche.
3. Dem Verlag gefiel der Name Ida zuerst nicht so gut – „ zu altmodisch“ (beim Erscheinen des ersten Bandes 2013 stand Ida immerhin schon auf Platz 31 der Hitliste – heute: 25). Margit Auer ist froh, dass sie sich durchsetzen konnte: „Inzwischen signiere ich sehr oft Bücher ‚für Ida‘.“
4. Längst nicht jeder anfangs gewählte Name bleibt bis zur finalen Fassung der Bücher fix. Auer erklärt es am Beispiel von Tiernamen: „Wenn ich die erste Fassung fertig habe, weiß ich viel mehr über das Tier. Es ist mir ans Herz gewachsen und ich kann den passenden Namen finden.“ Hund Toffi beispielsweise hieß zunächst Wasti (da denke ich ja gleich an den in ein Krokodil verwandelten Dackel der Witwe Schlotterbeck aus „Der Räuber Hotzenplotz“ :-)). Die in Oberbayern aufgewachsene Autorin fand den Namen Wasti schließlich „zwar hübsch, aber doch zu bayrisch“.
5. Gefragt nach einem Lieblingsnamen, fällt ihr zuerst der von Robbe Mette–Maja ein. Und ja: „Hier habe ich mit dem Namen der norwegischen Prinzessin gespielt.“
6. Kater Karajan hat sie als „besonderes Zuckerl für die vorlesenden Eltern“ so benannt, aber auch, weil dieser wie der berühmte Dirigent mit dem schwarzen Rollkragenpullover ein Snob ist, „aber trotzdem mit Klasse!“ Lustig: Als ich im Netz herumsuche, ob Karajan nicht eigentlich auch als Jungsname durchgehen könnte (?!), stoße ich fast als erstes auf eine Seite im Onomastik-Forum, in dem 2008 jemand über seinen Kater Karajan geschrieben hat.
7. Den Vornamen von Zack Martens spricht Margit Auer, anders als ich gedacht hatte, keineswegs englisch, sondern einfach deutsch. „Die Frage nach seinem ‚echten‘ Vornamen hat sich bisher nicht gestellt.“ Huch! Zack, zack! Sich einen Zacken aus der Krone brechen. Auf Zack sein. Zicke zacke Hühnerkacke. Zack, die Bohne! Meine Assoziationsmaschinerie läuft auf Hochtouren. O-Ton Auer: „Ich habe den Namen genommen, weil er gut zu einem Gitarristen passt, fast wie ein Künstlername, weil er cool klingt und auch widerborstig.“ Ob die Figur Zack Martens hierzulande wohl der einzige Zack ist, der so gesprochen wird? Sehr selten ist der Name (unabhängig von der Aussprache) allemal: Geschätzt tragen ihn deutschlandweit zehn Jungen, die 13 oder jünger sind. In der beliebte-Vornamen-Datenbank sind zwei Zacks Jahrgang 2018 dokumentiert: Zack Taylor und Zack Aron.
PS: In der Hörbuch-Version der Serie wird Zack allerdings dann doch englisch „Ssäck“ gesprochen. Mal sehen, wie der Kinofilm das dann hält …
Vermutlich ist die Autorin der einzige Mensch auf der ganzen Welt, die Zack deutsch spricht 🙂
Ich bin sehr begeistert von diesem Beitrag. Es ist großartig, mal zu erfahren, was sich eine Buchautorin bei den Namen ihrer Figuren gedacht hat. Überhaupt ist es toll, dass sie sich überhaupt so viele Gedanken über die Namen gemacht hat, das ist nicht selbstverständlich.
Das Zack deutsch ausgesprochen werden soll, hätte ich nie gedacht, anders als bei Schoki gibt es „Zack“ ja auch als Name.
Das der Verlag Ida nicht mochte, wundert mich ein bisschen, der Name ist doch vor mehr als zehn Jahren schon im kommen gewesen.
Toffie finde ich wirklich viel schöner als Wasti (an einen Dackel musste ich da auch denken) passt wirklich besser zu dem kleinen Straßenhund
Cool, nochmal danke!
Beim Vorlesen habe ich spontan Jo „Dscho“ und Zack „Zäck“ ausgesprochen.