Die neue Bruchstückmode

Tafel Schokolade © by-studio - fotolia.com
Schokolade © by-studio – fotolia.com

Kurz und weich, hell und bedeutungslos – solche Namen mischen jetzt ganz vorn in den Favoritenlisten werdender Eltern mit. Konkret meine ich die Jungennamen Lias und Lian, die schon seit ein paar Jahren für mütterliche (und väterliche?!) Entzückensrufe sorgen. Was mag dahinterstehen? „Elias ist ja toll, aber so häufig“? „Nee, Schatz, Elias klingt mir zu sehr nach Mönch“? Die enorme Beliebtheit von mit L beginnenden Namen mischt sicher auch mit. La-le-lu, nur der Mann im Mond schaut zu. Lian steht in Deutschland aktuell auf Platz 80, Lias auf 89.


Für mich sind beides bloße Endsilben, Elias, MaximilianJulian oder Kilian bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt (Entschuldigung!). Deshalb sind diese Namen auch ohne Bedeutung in dem Sinne, dass Elias „Mein Gott ist Jahwe“ oder Maximilian „Der Größte“ bedeutet – was für viele aber ohnehin keine Rolle spielt. Je nach Gusto lässt sich Lian auch aus dem Chinesischen ableiten und bedeutet dann „anmutiger Weidenbaum“, aha. Mir sind Lias und Lian zu weich für einen Mann, das gebe ich gerne zu. Lian ist sogar unisex, für Mädchen aber kaum gebräuchlich.

Wer kommt auf der Suche nach Novitäten wohl als Nächstes unters Messer: Fa-Bian oder To-Bias? Da-Mian oder Jere-Mias? Den Namen Milian (Platz 329, von Maximilian?) habe ich auch schon gesichtet. „Der Kurze“ – so nennen manche Väter (und Mütter?!) ihren Sohn. Mit einem Bruchstücknamen wie Lias oder Lian bekommt diese Bezeichnung eine ganz neue Note.

Ein Name, auf den ich in der Hitliste noch warte, ist Philias. Bekannt ist er aus Klatschmedien und von „The Voice Kids“, der Sohn des deutschen Schauspielerpaars Seeberg-Martinek wird so genannt. Eigentlich heißt der zwölfjährige stimmgewaltige, aber für sein Alter klein geratene Knabe Philip-Elias. Die Namensverkürzung und -verschmelzung gefällt mir hier sogar recht gut, vielleicht weil der härtere Phi-Laut dazukommt oder weil ich mich an Phileas Fogg (Jules Verne!) erinnert fühle.

69 Gedanken zu „Die neue Bruchstückmode“

  1. Es gibt gewisse Abkürzungsnamen, die ich irgendwie noch ganz gut finde: Lena und Lotte gehören dazu. Aber anders als das von Dir angeführte Lian, lassen sich Lena und Lotte ganz klar auf eine bestimmte Vollform zurückführen (Helena und Charlotte). Lina–na gut, da kann man von einer Herleitung von Carolina ausgehen. Lina geht für mich auch noch. Aber Lian finde ich wirklich nichtssagend. Lias–leitet sich eindeutig von Elias ab, aber musste denn unbedingt der Erstbuchstabe weg?

    Habe einen sympathischen Vater kennen gelernt, der mir von seinem Sohn Lian erzählte. Er erzählte irgendwie mit soviel Liebe von seinem Lian, dass der Name mir dadurch plötzlich viel sympathischer wurde. Da entdeckte ich wieder mal, wie die konkret-menschliche Realität das Abstrakte (in diesem Fall, meine eigenen Traditionskonzepte, meinen Kulturidealismus, usw.) weniger wichtig erscheinen lässt. Andererseits: wenn ich die deutsche Namensmode bestimmen dürfte, würde dieser und ähnliche Abkürzungsnamen wegfallen….

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    • wie die konkret-menschliche Realität das Abstrakte […] weniger wichtig erscheinen lässt.

      Das ist doch immer so. Wenn man einen Vornamen schön findet, dann aber ein Arschloch dieses Namens kennenlernt, ist der Name ruiniert. Wenn man umgekehrt eine schöne Frau mit einem albernen Vornamen kennenlernt, wird der Name rehabilitiert, vielleicht gar geadelt.

      Carolina. Bei aller Achtung für Süd-Karolina, das Herz der Konföderation: Ich werde den Namen immer mit der dänischen Käsekuh „Karoline“ meiner Kindertage verbinden. 😀 Und mit Karolina-Reis. Sollte ich nochmal eine hübsche Carolina kennenlernen, würde sich die Assoziation sofort wandeln.

      Meines Erachtens sollten derlei Meinungs- und Wahrnehmungsänderungen uns allen unsere menschliche Schwäche bewußt machen.

      „Wir stolzen Menschenkinder
      Sind eitel arme Sünder,
      Und wissen gar nicht viel.“

      (Das war übrigens das Lieblingslied Helmut Schmidts, das auch bei seiner Beerdigung gespielt wurde.)

    • Bei Lias muss ich auch deshalb so sehr an eine bloße Endung denken, weil ich dazu Mädchennamen im Kopf habe: Emilias Puppe, Julias Ball, Aurelias Brotdose …

      Womöglich wird aus Elias ja auch in manchem Fall Lias, weil die Eltern den Spitznamen Eli fürchten?! Ich kann mir übrigens auch das umgekehrte Phänomen vorstellen: dass Elias mit einem davorgestellten Buchstaben individualisiert wird: Melias, Nelias, Felias … Gibt es vielleicht aber auch wirklich (mit Bedeutung)?!?

    • Annemarie, der Sohn meiner Cousine heißt Felias.
      Ich hätte das ja Feeeljas ausgesprochen und nicht wie Elias mit F. In Anlehnung an Felia und Felix.
      Aber nein, er wird anders ausgesprochen und den Namen gibt es wohl öfter mal …

      Wenke

      Die kleine Schwester heißt übrigens Miriam. Ein viel gewöhnlicherer Name.

  2. Bin auch nicht für Abkürzungen, klar es gibt Kurzformen, die mittlerweile eigenständig geworden sind, wie Hans von Johannes oder Hanna von Johanna, aber ich mag richtige Namen, ein Kind wird erwachsen und da passt eine Koseform nicht immer. Im Zweifelsfall bin ich für eine Vollform des Namens, Kurzformen oder Koseformen gehen immer noch und individuell schön.

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    • Hanna(h) ist aber keine Abkürzung von Johanna! Hanna kommt vom hebräischen „Chanah“. Der Name ist mindestens zweitausend Jahre alt! Eher ist Johanna eine Feminisierung von Johannes.

      Eine Ex-Freundin von mir hieß Hanna. Ich fand den Namen immer wunderschön. 🙂

      Die plattdeutsche Version wäre Hanne. Eine Bekannte meiner Großmutter wurde allgemein „Tante Hanne“ genannt.

      Und nein, das alles hat nichts mit Hannover zu tun. :o) Den Vornamen Hanno habe ich hier noch nie gehört, kenne ihn eigentlich nur aus den Buddenbrooks. Und als Funkrufnamen der Hannoveraner Polizei.

      Der Hannoveraner Polizeihubschrauber heißt übrigens Phoenix, alle Rettungshubschrauber in Deutschland hingegen Christoph. In Hannover Christoph 4.

      Funkrufnamen – das wäre doch auch nochmal ein Thema! 😀

    • Hanno ist eher ein Trendname, der mir nur im Norden begegnet (MeckPomm, Berlin – ich zähl die Stadt mal dazu).
      Mindestens 5 Hannos kenne ich, alle noch nicht in der Schule. Die Geschwister heißen ähnlich bullerbüig (mir gefällts!)

      Merle, Jonna und Hanno
      Hedi und Hanno
      Hanno und Lotta

      Aber moment …. in meinerm Heimatdorf gab es tatsächlich in meiner Kindheit einen alten Hanno, der auch wirklich so hieß. Deshalb heißt jetzt der kleine Sohn meines alten Bekannten ebenso, der Name blieb hängen.

      Hanno, Hanne, Hannah … mag ich alles. Hanni …

      Wenke

  3. Auch mir missfallen die weichen, kurzen Namen ohne Bedeutung. An dem Mangel an Silben und Buchstaben störe ich mich fast mehr als am hellen, weichen Klang. „Einfach und unkompliziert“ ist nichts für mich. Ich empfinde sie als nichtssagend, und in der Masse verschwimmen sie für mich zu einem Einheitsbrei.

    Liam passt als Abkürzung von William auch gut in diese Kategorie. Vor einigen Wochen habe ich einen süßen kleinen Liam und dessen sympathischen Vater kennen gelernt und es ging mir ähnlich wie Mark bei seiner Begegnung mit dem Lian-Vater.

    Ben, Emil, Jona, Levi und Noah sind ebenfalls weich, kurz und beliebt. Früher hätte ich bei Letzteren einen religiösen Hintergrund vermutet, aber meiner Erfahrung nach gefällt den Eltern der Name meist einfach rein phonetisch.

    Die weiblichen Pendants sehe ich u.a. in Lea, Lia, Mia, Lara und Lina. Diese Namen sind z.T. schon in meiner Generation verbreitet. Bei den Jungen hingegen ist es ein neueres Phänomen.

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  4. Weitere spontane Ideen:

    * Tian (von Sebastian, Christian)
    * Niel (von Daniel)
    * Nis (von Dennis, Jannis)
    * Thias (von Matthias)

    * Drea (von Andrea)
    * Line (von Pauline, Caroline)
    * Mone (von Simone)
    * Ika (von Jessika)

    Nee, bitte nicht! Ich bin sowieso eine Verfechterin der Langformvergabe, die Spitznamen kommen dann von selbst!

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    • Ja, echt?! Gibt es Tian als Kurzform für Vornamen?! Für mich ist das chinesisch für „Himmel“. Vgl. Tiananmen, den „Platz des Himmlischen Friedens“.

      Werde nie vergessen, wie wir zu Beginn meines Studiums im Sommer 1989 in ohnmächtiger Wut vor der Glotze gehockt haben und uns die Bilder von den abscheulichen „Montagsdemonstrationen“ in Leipzig angeschaut haben, einige mit Tränen in den Augen. Ein Kommilitone springt wütend auf: „Mensch Leute, macht das doch endlich wie die Chinesen auf dem Tiananmen! Räumt endlich auf mit dem Pack!“ Sie haben es nicht gemacht, und im November 1989 hatten wir dann endgültig verloren.

    • Da mach ich mit!

      Nika von Veronika, Monika oder Annika. Der Bruder heißt Mika.

      Tin wahlweise mit langem oder kurzem i von Martin, Konstantin, Valentin etc.

      Min von Benjamin oder auch Frauennamen wie Hermine und Wilhelmine

      Lean — wahlweise als Kurzform von Leander oder männliche Form von Lea interpretierbar.

      Mens — von Clemens — mens ist lat. der Verstand, legt aber auch eine androgyne Assoziation nahe und erinnert zudem an das Wort „Mensch“, das ja heutzutage so gerne hervorgehoben wird

      Ja — von Svenja, Fenja, Feenja oder auch den ganzen -ia-Namen — klingt freundlich-bejahend, nicht so abweisend und konträr wie Antigone

      Na — wahlweise von einem der zahllosen auf -na endenden Mädchennamen ableitbar. Klingt freundlich-hilfsbereit wie in „na, wie geht’s dir?“, nicht so entschlossen und damit weicher als Ja, aber nicht so ablehnend wie Nein.

      Loa — ein Noah, der mit L beginnt. Es gibt auch einen parasitischen Fadenwurm namens Loa loa, der das menschliche Auge befallen kann.

    • Tian gibt es wohl auch schon in China, taucht in dem Buch auf, das ist gerade lese.

      Mens(truation) kommt mir besonders unglücklich vor …

      Einen (Zweitnamens-)Lean kenne ich sogar, die Mutter fand es gar nicht gut, als dieser Name spontan englisch gesprochen wurde.

      (Emi-)Lio passt auch noch in die Reihe. Wobei Lio auch ein englisch zu sprechender Leo sein kann.

    • Jan, bei Aussagen wie diesen:

      „Werde nie vergessen, wie wir zu Beginn meines Studiums im Sommer 1989 in ohnmächtiger Wut vor der Glotze gehockt haben und uns die Bilder von den abscheulichen „Montagsdemonstrationen“ in Leipzig angeschaut haben, einige mit Tränen in den Augen. Ein Kommilitone springt wütend auf: „Mensch Leute, macht das doch endlich wie die Chinesen auf dem Tiananmen! Räumt endlich auf mit dem Pack!“ Sie haben es nicht gemacht, und im November 1989 hatten wir dann endgültig verloren.“

      bleibt nur zu hoffen, dass nie einer von Euch kleinen Zynikern je in eine verantwortliche Position kommt.

    • Na, Zyniker waren wir aber gewiß nicht! Wir waren zornige, idealistische junge Leute, die das in unseren Augen „Bessere Deutschland“ erhalten sehen wollten. Leider hatten wir, anders als die linksliberalen Anpasser, keinerlei politische Organisationsfähigkeit. Vielleicht haben wir uns geirrt, und wir waren vielleicht klein, aber wir waren keine Zyniker! Darauf muß ich wirklich bestehen.

      Heute ist das anders, aber ich bin fast schon alt. Hohn, Spott, Bissigkeit, Schneid, Sarkasmus, der berühmte Grant, die Beleidigung – das gehört nun einmal zum guten Stil. Aber junge Männer haben eben keinen guten Stil.

    • Eine Nika kenne ich.
      Nil ist mir mehrmals in Berlin begegnet.
      Thies gibt es ja, kenne da auch ein paar, auch in meinem Alter. Einen Hias kenne ich (von Matthias), finde ich toll!

      Wenke

    • Nika finde ich als Vollnamen aber eine Nummer zu bombastisch… Grund: auf ungezählten russischen und griechischen Ikonen findet sich das Christogramm IC CX NIKA bzw. IC CX HIKA (also das N in griechischer Schreibung).

      IC CX HIKA = Iesous Christos Nika = Jesus Christus siegt. (Betonung von Nika auf dem -a)

      Gerade auf Christus-, also Pantokrator-Ikonen.

      Es spielt in der Orthodoxie eine ähnliche Rolle wie das IHS im jesuitisch beeinflußten Katholizismus.

      Was dann so an Spitznamen entsteht, etwa aus einer Nikola, ist eine andere Frage. Das wurde wir hier ja gerade angesichts der Modenamen Ben(jamin) und Theo(dor) bekakelt… Wenn Spitznamen in einer anderen Sprache eine kuriose/ungemessene Bedeutung haben, ist das unerheblich. Nur Vollnamen sollten schon halbwegs „sitzen“. Vielleicht sehe ich das aber zu beflissen. Ein Katastrophen-Vorname ist Nika jedenfalls wirklich nicht…

      Der „Intern-Name“ des letzten russischen Zaren Nikolaus‘ II. war übrigens Nicki.

      Grüße in unsere heißgeliebte Hauptstadt Bärchen! :o)

    • Ich weiß nicht, ob es Abkürzungen von meinen tatsächlich gibt!

      Nika kenne ich auch – und: Während meines Studiums habe ich sogar eine Na kennen gelernt! Mit asiatischem Hintergrund, denke ich. 😉

    • Bei Tian denke ich immer an Karoline von Günderode. Das war das männliche Pseudonym, das sie genutzt hat. Wie sie auf den Namen kam, weiß ich allerdings nicht.
      Generell zum Thema: Ich bin generell kein Bruchstück-Fan, würde aber für eine eigene Tochter Nora als Namen in Betracht ziehen. Den mag ich und stehe dazu. 😉

    • Mit Nora ist es doch ein bißchen wie mit Willy und Fritz – „Standard-Kosenamen“ werden zu Vollnamen.

      Bin nun garantiert kein Ibsen-Fan. Ibsen ist mir zu skandinavisch-arschverkniffen und langweilig.

      Aber Nora als Vorname ist wirklich schön. Könnte ich mir auch vorstellen.

      Im Hintergrund schwingt da für mich auch das arabische Nur (=Licht) mit. Aber das ist wirklich ein rein persönliche Wahrnehmung, etymologisch gibt es da natürlich keinen Zusammenhang.

      Ja, Karoline von Günderrode muß wirklich ein faszinierende Frau gewesen sein. (Mal abgesehen davon, daß ich mit der Romantik generell nicht sooo viel anfangen kann.) Ein alter Freund von mir hatte ein Freundin namens Karo. Ich weiß nicht, ob das der Vollname war oder eine Abkürzung, er hat sie jedenfalls immer so vorgestellt. Karo paßt als Kosename gut für eine kleingewachsene und eher kompakte Frau.

    • Hm, laut meinem Namensbüchlein ist Nora eine Kurzform von Eleonora und das kommt wiederum aus dem Arabischen und bedeutet „Gott ist mein Licht“. Stimmt es nicht? Ich habe zum Arabischen keinerlei Bezug.
      Ich habe mich immer gefragt, ob Aliénor (wie Aliénor d’Aquitaine, bedeutende Figur für die französische Literatur des Mittelalters) auch aus dem Arabischen kommt oder ob da der Hintergrund ein anderer ist. Irgendeine andere Erklärung habe ich mal gelesen, ich kriege das aber nicht mehr zusammen.
      Jedenfalls würde ich Eleonora nicht als Namen vergeben, ich empfinde ihn als zu bombastisch, Nora sagt mir dagegen zu.

    • Also, ich weiß einfach nicht, ob man Eleonore irgendwie schlüssig vom arabischen Nur ableiten kann. Falls ja, hat sich der Name jedenfalls seit Jahrhunderten von seinem Ursprung entfernt.

      Und Südfrankreich war ja auch (anders als Spanien oder Sizilien) nie nennenswert von der Arabern beeinflußt. Aber die Araber waren damals halt (und leider anders als heute) Kulturträger.

      Eine wunderbare Eleonore war die Preußin Eleonore Prochaska. Sie hat sich als Mann verkleidet, um in den Reihen des Lützowschen Freikorps gegen Napoleon kämpfen zu dürfen. 1813 ist sie in der Schlacht an der Göhrde im heutigen Ostniederdsachen gefallen. Eine Heldin.

      Eleonore von Aquitanien kennt bis heute jeder.

      Man könnt auch an Eleanor Roosevelt denken.

  5. Mich wundert es, dass Josias nicht häufiger vergeben wird. Auch der Name würde zu dem Trend der „weichen“ Vornamen passen.

    Zum eigentlichen Thema: Ich denke, dass diese Bruchstücknamen Lias und Lian noch ungewohnt sind, da sie erst in den letzen Jahren aufgekommen sind.
    Die oben erwähnten Lenas, Linas und Lottes gibt es schon seit mehreren Generation. Über Ben, Max, Hannes und Bastian zum Beispiel macht sich auch niemand mehr Gedanken. Die Namen sind etabliert.

    Antworten
    • Ich glaube, Josias ist vielen mit drei Silben schon zu lang. Dafür ist mir unter Babynamen schon Joah begegnet (nein, es fehlt kein n).

      Bei Max, Hannes und Bastian ist immerhin noch die Bedeutung oder der jeweilige Name, von dem sie sich ableiten, offensichtlich. Bei Lian und Lia kann man frei wählen. Max und Bastian gefallen mir auch immer noch besser als Lian und Lias, weil sie für mich phonetisch mehr Substanz haben. Bastian ist zwar abgekürzt, aber immer noch nicht kurz. Max wirkt auf mich durch das x prägnanter als ein Name, der nur stimmhafte, weiter vorne erzeugte Laute und keine Plosive enthält.

    • Ja, Mark, in den „Kreisen“ ist der NAme sehr häufig, habe ich auch so erlebt. Ähnlich Josua.

      Ich finde beide wunderschön.

      Im Gegensatz zu Noah, Daniel, David, Tobias, Simon, Jonas … sind Josiah/Josias und Josua aber auch wirklich fast nur in christlichen (evangelikalen) Kreisen anzutreffen.

      Meine Bekannte ist so aufgewachsen, heißt selbst Damaris, hat drei Geschwister mit ähnlichen Namen (Deborah …). Sie ist diese Namen so gewohnt, dass sie ihren eigenen Töchtern nordische Kurznamen mit -e Endung gab. Und sie dachte, das wäre voll selten, da sie in ihrer christlichen „Blase“ lebt.
      Und nun merkt sie erst, wie häufig die Namen ihrer Töchter in MeckPomm sind. Es wimmelt nur so davon .. 🙂
      Allerdings erleben ihre Mädchen dass ja nun ähnlich. Das eigene Umfeld hat eine ganz andere Namenlandschaft.

      Wenke

    • Wenke,

      Ja, tatsächlich eine interessante Namenssubkultur. Damaris und Debora–kann Dir gar nicht sagen wie viele ich davon kenne…. Allerdings ist das jetzt eher die junge erwachsene Generation. Auch bei evangelikalen Christen wechselt die Mode, obwohl immer aus dem gleichen biblischen Namenspool geschöpft wird.

      Total häufige christliche Namen heutzutage (z.B. wie meine Kollegen ihre vielen neugeborenen Babys nennen): außer Josua auch Samuel, David, Simon, Marie, Simeon, Johannes, Jonathan, Levi, Tamara, Tabea, Timon, Benaja, Miriam, Rebekka, Sarah, Saraj, Noah, Jonas, Elias und Jael. Tatsächlich kommt der Name Jael sehr, sehr häufig vor, gerade bei kleinen Kindern und neugeborenen Babys.

      Jungen bekommen noch viel häufiger als Mädchen biblische Vornamen. Bei den Mädchen darf es dann auch mal Charlotte, Jule oder sonst etwas nicht-biblisches sein.

      Interessant sind auch die sehr speziellen biblischen Namen, die in evangelikalen Kreisen ab und zu vorkommen: Tirza, Zippora, Michal, Hadassa (hebräische Form von Esther) usw.

      Übrigens scheint der Name Judith in christlichen Kreisen auch noch eher zu zirkulieren als im Mainstream.

    • Was Judith betrifft, stimme ich dir zu!

      Und ja, Debora(h) und Damaris sind junge Erwachsene. Ebenso Benjamin.

      Interessant finde ich deine Auflistung der Neugeborenen … Jonas, Noah und Samuel sind ja grundsätzlich gerade sehr beliebt. Höre und lese ich überall, Samuel vor allem in Baden-Württemberg und auch Bayern.
      Auch Jakob, Elias und Levi sind allgemeine Modenamen.
      Benaja ist mal was anderes, aber dort dann wieder häufig, oder?
      Simon und Jonathan höre ich auch wieder häufiger. Alles nichtchristliche Menschen …

      Zipporah und Thirza liebe ich sehr.

      Jael: der ist mir vor 15 Jahren die ersten Male begegnet. Wurde also beliebter …

      Tabea, Sarah, … die werden immer noch oder schon wieder vergeben? Sehr interessant.
      Wobei die meisten Namen ja zeitlos sind.

      Wenke

    • Zippora klingt aber im Deutschen schauderhaft. Es heißt im Hebräischen schlichtweg „Vogel“. Man denke an die (sehr achtbare) israelische Politikerin Zippora Livni, die in der Öffentlichheit aber praktisch nur unter ihrem Kurznamen „Zipi“ auftritt.

      Die Israelis – ich sagte es bereits – haben ein sehr lockeres Verhältnis zu Kosenamen. Unter alten Soldaten ist es geradezu Ehrensache, sich mit Kosenamen anzureden, auch wenn man 80 ist. Ich vermute fast – kann es aber nicht beweisen –, daß das auf russische Gebräuche zurückgeht. Die ersten Einwanderer ins heutige Israel waren ja vor hundert Jahren in ihrer Mehrzahl russische Juden.

      Judith und Rebekka hingegen klingen in meinen Ohren total schön! 🙂

      Sehr schöne (aber auch nicht gerade moderne) neuhebräische Jungsnamen scheinen mir: Zeew („Wolf“) und Dow („Bär“).

      Im Arabischen bezeichnet Fachd ein keines Wüstenraubtier, so eine Art Mini-Leopard – daher der Name des ehemaligen saudischen Königs Fahd ibn Abd-Al-Aziz.

      Regards, Salaam und Schalom

      Dowchen

      P.S.: Wir lösen hier schon noch den Nahostkonflikt. Wäre ja gelacht! 😀

    • Ich finde die Namen aus den evangelikalen Kreisen interessant und vergleiche sie mit den mir bekannten katholischen Familien. Gängige biblische Namen wie David, Simon, Lukas, Sarah, Miriam, Tabea, Hanna, Johanna … gibt es auch in katholischen Familien. Aber Damaris, Debora, Zippora, Tirza, Jael, Josias … mit diesen Namen kenne ich keinen einzigen.
      Stattdessen gibt es Ludger, Ansgar, Richard, Christoph, Julia, Teresa, Franka, Carla. Das sind zum Teil Heiligennamen, Carla ist wohl einfach nur ein Modename. Andere Modenamen wie Moritz und Merle gibt es natürlich auch.

      Judith – war in den 70er und 80er Jahren in meinem Umfeld recht häufig. Ich finde den Namen auch sehr schön. Judith ist heute als Kindername selten.

    • Damaris sind mir bisher 2 begegnet, geb. Schätzungsweise um 1970 und um 1990.

      Debora (h) hört man ab und zu. Ich kenne im deutschsprachigen Raum eine um 1980 geb. und, ich glaube, 2 in den Nullerjahren geb.

      Judith ist für mich ein zeitlos geläufiger Name, ich kenne auch in diesem Jahrhundert geb. Judiths. Einer meiner Lieblingsnamen.

  6. Es ist v.a. die Kombination von weichem hellem Klang und niedriger Laut- und Silbenzahl, die mich stört. Lange, melodische Namen wie Aurelius oder Valerius gefallen mir durchaus, ebenso wie kurze, dafür härtere Namen wie Kurt oder Fritz (v.a. als Nachbenennung).

    Ein Name, der beide Kriterien — Kürze und weicher Klang — erfüllt, erweckt auf mich den Eindruck, als wollten die Eltern dem Kind schon bei der Namensvergabe alle potentiellen Hürden aus dem Weg räumen. Von diesem Phänomen habe ich schon unter der Bezeichnung Rasenmäher-Eltern gehört, die mit den Helikopter-Eltern verwandt sind. Das arme Kind könnte ja bei einem komplizierteren Namen Schwierigkeiten bekommen, ihn auszusprechen und richtig zu schreiben!

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  7. Bei der Namensvergabe möchte ich das sehr konservative Kriterium der Namensvorbilder in Spiel bringen.

    Die kurze Form Max ist meiner Meinung nach durch die Namensträger Max Planck und Max Born (beides Physik-Nobelpreisträger) über jeden Zweifel erhaben. Und auch wenn der noch bedeutendere Max Weber eigentlich ein Maximilian war, zählt er irgendwie auch, genauso wie viele der bayerischen Kurfürsten.

    Hingegen schaut es bereits an der Spitze der Vornamenshitlisten recht düster aus. Ben und Mia sind sehr, sehr üblich, aber als eigenständige Vollformen zweifelhaft. Warum nicht Benjamin, oder vielleicht auch Benedikt oder Ruben? Hinzu kommt, dass die Verkürzung von Benjamin zu Ben den Namen eines entscheidenden, bedeutungstragenden Teils beraubt. Übrig bleibt Ben, was nichts anderes als „Sohn“ bedeutet. Der Name Ben Huber übersetzt ins Bayerische wäre also „Am Huaba sei Bua“ und damit genauso gut, als hätten die Eltern ihrem Kind gar keinen Vornamen gegeben.

    Hannes und mit Abstrichen Bastian sind in Ordnung, weil man sie noch zuordnen kann.
    Lotte und Lina sind als Vollnamen nicht gut, weil die bedeutungstragenden Teile des Namens weg sind.

    Lias und Lian sind völlig bedeutungs- und traditionslos.

    Lion hat immerhin noch den Schriftsteller Lion Feuchtwanger.

    Antworten
    • Ha, kluge Überlegungen! Fritz, Willy, Max gehen mittlerweile sicher als Vollformen durch, auch wenn es mal Kosenamen waren.

      Ich bleibe aber dabei, daß auch Max einen Drall ins Süddeutsche hat.

      Man sagte: „Der edle Max, der letzte Ritter“. Ehemann des „Burgundischen Fräuleins“ Maria und Großvater Kaiser Karls V. Max ist heute sicher eine Vollform. Die bayerischen Kurfürsten hattest Du ja schon erwähnt.

      (Und ein Hoch der Liberalitas Bavariae!)

      Übrigens: die Max-Planck-Gesellschaft hieß ursprünglich Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, ihre Institute mithin Kaiser-Wilhelm-Institute.

      Statt des hebräischen Ben warte ich mal auf einen arabischen Ibn! Ibn Huber. Oder auch auf eine Bint (also Tochter). Bint Lünzmann. 😀

      Lina war in meiner Kindheit ein absolut typischer Oma-Vorname, wurde also auch nicht als Koseform empfunden… Keine Ahnung, wo der Name herkommt.

    • Ich stimme vollkommen zu, was den Wegfall der bedeutungstragenden Bestandteile angeht. Ähnlich wie bei Ben/Benjamin sehe ich das Problem mit dem Namen Theo anstelle von Theodor. Ich kenne mehrere kleine Theos. In diesem Falle ist die Bedeutung nicht redundant, sondern anmaßend. Allerdings kann man Theo auch auf Theoderich und Theobald zurückführen, die nichts mit dem griechischen Wort für „Gott“ zu tun haben. In diesen Fällen bedeutet der erste Namensbestandteil „Volk“. Ein einzelnes Individuum als ganzes Volk zu bezeichnen, ist aber auch seltsam.

    • Stimmt, Theo war nicht auf meinem Schirm, ist aber auch ein gutes Beispiel. Ich habe übrigens kein Problem damit, dass Eltern im Alltag ihre Kinder Theo, Ben, usw. nennen. Bloß als eingetragene Namen gefallen sie mir nicht.

    • Oh ja, bei Theo habe ich mich immer gefragt, wie die Eltern, egal ob religiös oder nicht, die Blasphemie nicht gesehen haben können. „Und was bedeutet sein Name?“ „Gott“ „ah…“ – der kleine Theo kann ja nur enttäuschen.

      Ben ist mir ebenso aufgefallen, als dass der Nachtrag ja erst den Charakter gibt, -jamin oder – edikt sind schon unterschiedlich. Der Ben hingegen bekommt mit der Bedeutung erst bei Transsexualität Bedeutungs-Probleme. Aber ein lapidarer „Sohn“ kann jeder sein. Da sind die arabischen, altdeitschen und alttestamentarischen Namen sonst doch schon gehaltvolle.

    • Marthe, nur kurz:

      Benedikt kommt aber nicht vom hebräischen Ben (also „Sohn des Edikts“ oder sowas), sondern aus dem Lateinischen. Der „gut Gesagte / der Gesegnete“.

      Die Benediktiner sind immerhin der älteste Orden des Abendlandes.

      Kannte mal ein schwedisch-deutsches Mischgezücht namens Benedikt. Student zum Priesteramt und Ordensmann. (Das war lange vor der Papstwahl Benedikts XVI.) Ihm lag sehr die winzige katholische Minderheit in Skandinavien und noch mehr der Schutz der orientalischen Christen am Herzen. Hab einiges von ihm gelernt.

    • Sry, dass hatte ich vergessen zu schreiben: Ein Ben, der von Benedikt abgeleitet wird, ist noch nichtssagend als ein Ben von Benjamin. Es bedeutet nicht mal Sohn. Es ist einfach nur eine Buchstabenabfolge.

    • Es ist einfach nur eine Buchstabenabfolge.

      Mein Vorname ist für mich auch einfach nur eine Buchstabenabfolge. Es gibt diverse Ideen, was der Name Knud bedeuten könnte, aber nichts genaues weiß man nicht. Entscheidend wäre, an welche Bedeutung meine Eltern bei der Namenswahl gedacht hätten. Tatsächlich hatten sie an gar keine Bedeutung gedacht; ich vermute sogar, dass sie gar nicht wussten, dass Vornamen etwas bedeuten.

    • Ich meine wie G. A., daß man sich bei Kurz-, Kose- und Spitznamen nicht darum kümmern sollte/braucht, was sie in dieser oder jener Sprache bedeuten. Im Grunde geht das nicht einmal, weil jeder kurze Name in irgendeiner Sprache irgendwas bedeutet, was nichts mit dem Namen zu tun hat. Nur die Vollnamen, die sollten „stimmen“.

      Und sogar da kann es Verwicklungen geben. Mein eigener (Voll-)Vorname klingt im Russischen fast genauso wie „klass“, also Klasse im Sinne der marxistischen Klassentheorie. Habe deshalb in Rußland gelegentlich Witzchen zu hören bekommen, die aber wirklich nicht böse gemeint waren.

      Zu Benjamin gibt es im Russischen übrigens die (sehr seltene, aber traditionelle) Nebenform Winjamin. (Und als Nachname Winjaminow.)

      Was mich an Benjamin stört – die Evangelikalen unter uns mögen’s mir nachsehen –, ist, daß das immer irgendwie nach „kleiner Junge“, „jüngster Sohn“ klingt.

      „Theooo, wir – fahren – nach Lodz! ;-)“

      Auf polnisch heißt die Stadt übrigens Łódź, sprich so etwa /uUDSCH/. Im 19. Jahrhundert ein Zentrum der polnischen Textilindustrie.

      Grüße 🙂

      Klaas ben Horst

    • Mir ist der Name als Wenjamin begegnet.

      Da ich Wenke heiße und mein Mann Benjamin, wäre Wenjamin ja ein schöner Zusammenschluss, der nicht einmal selbst ausgedacht ist, für einen Sohn gewesen.
      Allein, er war nicht schön genug …

      Benke war dann länger im Gespräch und später Bengt.
      Die sind es aber auch nicht geworden.

      Dafür überlege ich manchmal, wie ich ein drittes Kind nennen könnte und meine Großeltern und andere Ahnen verbastel (mit germanischen Silben ist das sehr gut möglich und macht richtig Spaß).

      🙂

      Wenke

    • Ich meine, daß mit diesen „Neuen Vornamen“ der späten 60er (Knut, Björn, Sven, Klaas, Lars, Jan, die hier gerade und schon früher besprochenen russischen Mädchennamen) auch und vor allem eine Abrechnung mit den Vätern der Kriegsgeneration eine Rolle gespielt hat. Man wollte halt – und sei es nur halbbewußt oder unterbewußt – auf Seiten der kleinen Völker, „der Guten“ sein. Daher fangen da skandinavische und holländische Namen an zu boomen. Holländische Namen hatten zudem den Vorteil, das sie sich gut als „typisch norddeutsch“ bzw. als „norddeutsche Form von XY“ verkaufen ließen, obwohl sie es nicht waren.

      Ein Rätsel, das ich mit dieser Theorie aber nicht erklären kann, ist die Beliebtheit russischer Mädchen-Kosenamen als Vollnamen im Westdeutschland meiner Generation. Also eben die ganzen Anjas, Sonjas, Tatjanas und Katjas. Irgendwann stößt jede Theorie an ihre Grenzen…

      Wir haben als kleine Jungs bei den großen NATO-Herbstmanövern am Rande der Landstraße gestanden und dem vorbeirollenden Amis und Limeys zugewinkt. (Jeder Soldat freut sich, wenn ihm Kinder zuwinken – er weiß dann, daß er auf der richtigen Seite steht.) Unsere Klassenkameradinnen hießen freilich Anja, Katja und Tanja. Warum? Ich weiß es nicht. Vielleicht ging es auch da schon nur um die Euphonie.

      Anita (die „kleine Ana“) als Vollnamen gab es übrigens in Deutschland schon in der Generation meiner Mutter. Man dürfte keine Schwierigkeiten haben, heute kerndeutsche Anitas so um die Mitte siebzig ausfindig zu machen.

  8. Hö, die Tochter meiner großen (und unerfüllten) Jugendliebe heißt Eliska, allgemein Eli genannt. Dürfte mittlerweile so Mitte zwanzig sein.

    Ich weiß, Eliska klingt wie ein polnisches Dienstmädchen oder wie ein Brauereipferd. Ist aber ja auch nicht meine Tochter.

    Eli – auf aramäisch ist das „Mein Gott“. Jesus sagt am Kreuz (nach Matthäus): „Eli, Eli, lema sbachtani?” = „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?!“

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  9. Naja, so neu finde ich das Phänomen, dass aus Namensbruchstücken bzw. Endstücken eigenständige Namen werden, nun nicht.

    Tina, Ina, Nina, Lina, Lena, Lisa, Lotte, Nora, Mona, Mina, Sandra, Rita, Gina … gibt es ja schon länger.

    Neu ist vielleicht die Häufung bei den Bubennamen: Da fallen mir nicht so viele ein, die es schon länger gibt:
    Bert, Manuel, Bastian, Hannes, Achim, Tino …

    Zur Reihe Lian, Lias, Liam, Lio ist mir noch Lius aufgefallen, der taucht auch irgendwo in den 500er-Listen auf. Persönlich ist mir nur Liam schon mal begegnet.
    Mir gefallen diese Lian etc….-Namen alle nicht. Ich bin ja auch jemand, der bedeutungstragende Vollformen bevorzugt (wobei ich gegen hübsch klingende Abkkürzungen oder Kosenamen im Alltag nichts habe), aber während ich bei den Mädchenkurznamen einige vom Klang her noch ganz hübsch finde, kann ich den oben genannten Namen wirklich gar nichts abgewinnen. Vom Klang weich und nichtssagend, außerdem zum Teil sehr nah an bekannteren Mädchennamen, das finde ich für Jungen auch nicht so glücklich.

    Bei Liam tu ich mich schon mit der richtigen Aussprache schwer (ich habe den Namen zunächst nur geschrieben kennengelernt und hätte es spontan wie „Laiem“ ausgesprochen, weiß inzwischen, dass man das i als deutsches i spricht, aber dann: das a voll ausgesprochen oder halb verschluckt?

    Lias – wenn ich einen kleinen Jungen nach seinem Namen frage und der antwortet „Lias“, würde ich zunächst vermuten, dass der kleine Elias seinen Namen noch nicht richtig aussprechen kann. Wer den Namen geschrieben sieht, denkt womöglich an eine Lisa mit Buchstabenverdreher.

    Lian – ist den geläufigeren Mädchennamen Liane, Lilian, Lina und Lia sehr ähnlich, finde ich nicht so glücklich für einen Jungen.

    Lio – ist für mich ein Mädchenname (ich hatte eine Mitschülerin namens Lioba, die Lio abgekürzt wurde), außerdem Verwechslungsgefahr mit Leo.

    Nochmal zu Lias: In einem ELTERN-Artikel über Vornamen (der hier, glaube ich, auch schon mal zitiert wurde, wurde ein Elternpaar zitiert, das seinen Sohn Lias genannt hatte. Begründung war, wenn ich mich recht erinnere: Man wollte einen kurzen und ungewöhnlichen Namen, außerdem wurde Lias als Akronym hergeleitet „Lias ist Alinas Sohn“ (die Mutter hieß Alina).

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  10. Mit Namen wie Lias, Lian, Lion, Liam und Lia, Juli … kann ich auch nichts anfangen. Das sind für mich keine Namen.

    Anders ist es mit Abkürzungen, die schon lange im deutschen Sprachraum üblich sind wie Lena, Lina, Elisa/Lisa, Lotte, Greta, Mona, Tina und Bastian, Hannes, Niklas, Manuel, Timo, Michel, Max, Fritz … Alle diese Kurzformen sind auf bestimmte Vollformen zurück zu führen. Sie sind als eingetragene Namen völlig okay. (Auch wenn ich meistens die Vollform bevorzuge.)

    Eine alte Lina war in meiner Gegend fast immer eine Karolina (selten auch Paulina). Manchmal lese ich Karolina in Todesanzeigen von hochbetagten Frauen. In den 2000er heißen noch einige Mädchen Carolin oder Caroline, eine wird „Linchen“ genannt.

    Was ich gar nicht mag, sind Kosenamen mit i-Endung, als richtige Namen. Leni, Juli, Mali oder Lenny. Dann Frage ich mich, soll das Kind nie erwachsen werden?

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    • Wie immer fast vollständige Zustimmung zu Deinen Erwägungen, Mareike.

      Differenzen:

      Timo erscheint mir nicht traditionell genug.

      Hannes geht in Westfalen durch (einer meiner Lieblingssänger ist Hannes Wader, geboren in der Nähe von Bielefeld), aber anderswo eben nicht.

      Bei Mali bin ich sofort bei dem westafrikanischen Staat Mali. Im Süden der gewaltige Fluß Niger, im Norden das Land der kriegerischen Tuareg (wo die Männer verschleiert sind und die Frauen nicht 😀 ) und das ehrwürdige Timbuktu. Man denke auch an den unter Weltmusik-Fans (ich bin einer…) hochgeachteten Mali-Blues. Unter anderem an den großen Ali Farka Touré. Gut, als Kosename ist Mali natürlich völlig okay, aber es ist schon ein ziemlich hoher Anspruch…

      Lina kenne ich im evangelischen Norddeutschland aber wirklich nur als Vollform von Uroma-Namen…

      Wir stimmen aber wohl darin überein, daß Kurz/Kosenamen nach zirka drei Generationen zu Vollformen werden können.

    • Timo – hat es aber schon in den 70er Jahren gegeben. Gut, Timo ist kein Uropa-Name wie z. B. Theo, aber es ist die deutsche Kurzform von Timotheus. Ich kann gar nicht sagen, warum Timotheus in Deutschland so gut wie nie vergeben wurde. Timothy im englischen Sprachraum und Timothée in Frankreich gelten ja als völlig normal.

      zu Mali – die Schwester heißt Juli. Eine Familie aus der Kindergartenzeit, sie wollten irgendwie besonders, leicht ‚crazy‘ wirken.

      Eine „echte“ Lina mag es hier auch gegeben haben. Aber das sind wohl die regionalen Unterschiede, wir hatten hier doch mal Anni/Anna. Eine alte Anni ist hier fast immer eine Anna, aber in Niedersachsen kann Anni auch der richtige Name sein.

      Da fällt mir ein, Koseformen von Anna (Anja, Annette, Anita, Annika, Anneke …) gefallen mir alle gut, als richtige Namen.

      Auch die russischen Koseformen Tanja, Katja, Sonja, Anja finde ich gut. Die empfinde ich gar nicht als Koseformen, weil sie in meiner Generation so häufig waren.

    • Schiller dichtet bekanntlich:

      „Sieh da Sieh da, Timotheus! Die Kraniche des Ibykus!“

      Zu Timotheus-Derivaten mag Mark was sagen – er ist da der Berufenere.

      Timothée ist aber in Frankreich arg selten bis ungewöhnlich…

      Timofei hat aber in Rußland eine lange Tradition, auch wenn der Name da heute hoffnungslos altmodisch ist. Der erste Kosaken-Ataman, der über den Ural nach Sibirien einmarschiert ist, war Jermak Timofejewitsch, also „Jermak, der Sohn des Timofei“.

      Auch die russischen Koseformen Tanja, Katja, Sonja, Anja finde ich gut. Die empfinde ich gar nicht als Koseformen, weil sie in meiner Generation so häufig waren.

      Genau.

    • Anni gab es bei uns weniger… Frauen meiner Mütter-Generation (also der so Mitte der 1940er Geborenen) hießen meistens Anne, in den Papieren dann halt Marianne. So übrigens auch meine Tante.

      Lina aber war eindeutig ein Name für Großmütterchen. Wie Ella oder Emma. Das wurde auch nicht als Abkürzung oder Koseform empfunden. Niemand hätte bei Lina etwa an Karolina gedacht. Bei Mine hingegen (so die Schwester meiner Großmutter mütterlichseits) war noch einigermaßen klar: Da steht Wilhelmine im Ausweis.

      Man kann sich vielleicht darauf einigen, daß gerade im Deutschen Koseformen oder „Bruchstücke“ das Potential haben, zu Vollnamen zu werden? Sie müssen nur lange genug verwendet werden. Wir Deutschen sind halt (leider) ein Volk, das traditionell wenig Wert auf Tradition legt. 😉

      Aber man hört immerhin mittlerweile auch von Engländern, die mit Vollnamen Charly heißen.

      Wenke, bitte um Entschuldigung für meinen saublöden und peinlichen Patzer hinsichtlich Eurer Kindern!

      Für einen weiteren Patzer muß ich mir allseits entschuldigen: Es was Soraya, die zum damals im Iran sehr mächtigen Bachtiari-Klan gehört hat, nicht Farah Diba. Die Heirat zwischen Soraya (sie hatte eine deutsche Mutter) und dem Schah sollten vor allem auch der Festigung der Allianz zwischen den Bachtiari und den Pahlevi dienen – aber es kamen halt keine Kinder zustande.

  11. Ein anderes Phänomen, das mir gerade eingefallen ist und welches sehr eng mit der Bruchstückmode verwandt ist, ist die besonders in Italien — aber nicht nur dort — beliebte Kosenamenkaskade:

    Also beispielsweise wird Giuseppe (Joseph) abgekürzt zu Peppe, daraus entsteht der Kosename Peppino, abgekürzt Pino, davon abgeleitet der Kosename Pinuccio, welcher wieder abgekürzt wird zu Nuccio. Wie man sieht, hat in Nuccio kein einziger der ursprünglichen Buchstaben von Giuseppe überlebt. Natürlich kann Nuccio auch über Gennaro-Gennarino-Rino-Rinuccio hergeleitet werden und auf vielen weiteren Wegen.
    Das funktioniert mit vielen Namen und führt zu Namen wie Nino, Lina, Nello, Gino, Tina, etc.

    In diesem Sinn stehen Lias und Lian also in einer langen, ehrwürdigen Tradition.

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  12. zu Anita
    Auch in der Generation meiner Mutter (*Ende 40er) gab es Anitas. Sie selbst heißt ja Annette. Anita und Annette wurden aber auch noch in den 70er Jahren vergeben. Anja gab es ab den 60ern und Annika ab Ende der 70er. Wobei Annette auch die Mutter von Annika sein könnte.

    zu Anja, Katja, Sonja, Tanja
    Ich denke es war hauptsächlich der als schön empfundene Klang, der diese Namen beliebt gemacht hat. Und das es russische Namen sind, wussten wohl die wenigsten. Die meisten sind als Abwandlungen von traditionellen Namen noch erkennbar. Anja = Anna, Katja = Katharina, Sonja = Sophia

    Aber Tanja = Tatjana oder auch Nadja haben russische Wurzeln, ohne Tradition in Deutschland. Bei Tanja und Nadja war es dann wirklich nur der schöne Klang, der sie beliebt gemacht hat.

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    • Ja, das erscheint mir plausibel.

      Es sind ja komischerweise auch alles Mädchennamen. Kaum ein Mensch wäre auf den Gedanken gekommen, russische Jungsnamen oder ihre Koseformen zu vergeben. Es gab keinen Iwan (Wanja), Grigori (Grischa) oder Nikolai (Kolja).

      Die übliche russische Kose-Endung auf -a ist im Russischen eben geschlechtsneutral, wird im Deutschen aber als eindeutig feminin empfunden.

      Nadia ist übrigens ein sehr schöner Vorname. Kommt von Nadeschda, der „Hoffnung“. So (also Nadeschda) hieß auch das Schiff des ersten Weltumseglers im Dienste des Zaren, Johann Adams von Krusenstern. Natürlich ein ethnischer Baltendeutscher. Ich habe mich immer gefragt, ob der Name der hübschen Münsteraner Tatort-Kommissarin Nadeschda Krusenstern (gespielt von Friederike Kempter) bewußt auf diesen Sachverhalt anspielen soll oder ob es Zufall ist. Die aristokratischen Baltendeutschen und die bäuerlichen Rußlanddeutschen (als deren Abkömmling die Tatort-Nadeschda ja gezeichnet wird) hatte so gut wie nichts gemeinsam als die Sprache.

    • Aber bestimmt nicht „haufenweise“. Ich kannte in meiner Heimat und Generation tonnenweise Katjas, Anjas, Tanjas, Sonjas und Tatjanas – aber keinen einzigen Sascha. Es mag in anderen (=jüngeren) Generationen und Regionen anders gewesen sein.

      In meiner Jugend tauchte dann der Fernseh-Schauspieler Sascha Hehn auf („Traumschiff“), der aber (ich entnehme es der Wikipedia) mit Vollnamen Alexander hieß. In den Nuller-Jahren dann der unappetitliche Blogger und Internet-Troll Sascha Lobo.

      Das ist einfach quantitativ kein Vergleich zu den ungezählten Mädchen mit russischen Kosenamen als Vollnamen.

      Sonja finde ich im Deutschen übrigens recht hübsch, weil es an „Sonne“ anklingt. Die Sonne und die Weisheit – was kann man mehr wollen?

    • Neben unzähligen Tanjas, Anjas, Sonjas und Katjas sind mir in meiner Generation (= 1970 +/- 5) bislang ca. 5 männliche Saschas begegnet (darunter ein Sascha Alexander, tatsächlich) und eine weibliche Sascha (Vater Engländer). Außerdem je ein Ilja und ein Kolja.

      Jünger sind noch Frauen/Mädchen namens Manja, ein Name, dem ich nur wenig abgewinnen kann. Komisch eigentlich, Maja mag ich. Der „Mann“ ist wohl das Problem 😉

    • Annemarie, Ilja ist aber ein Sonderfall. Es ist im Russischen eben *keine* Kurzform, sondern die russische Vollform von Elias. In der Orthodoxie ist Elias/Ilja für das Wetter zuständig – wie im Westen St. Peter. Für Bauernvölker ohne EU-Subventionen ist das Wetter natürlich extrem wichtig, daher gibt es zahllose russische Elias-Ikonen. (Ich weiß nicht, wie das in Griechenland ist.)

      In der alten Sowjetunion war Ilja fast tabu, weil es der Vatersname Lenins war (Wladimir Iljitsch). Alexander Solschenizyn macht in seinem Erstlingswerk, dem „Leben des Iwan Dennisowitsch“ eine Bemerkung darüber: Der Held fällt fast in Ohmacht, als er im sibirischen Straflager hört: „Ey, Iljitsch, bring mal den Pißkübel raus!“

      Auch der Islam achtet Elias, also Ilyas.

      In meiner Generation kannte man den Showmaster Ilja Richter. Zeitweilig war er mit Marianne Rosenberg – einer Zigeunerin! 🙂 – zusammen.

    • Ich bin Jahrgang 82. Anja und Katja kenne ich viele. Sehr viele. Sehr sehr viele. Die älteren Katjas begegneten mir erst hier in Berlin …
      Sascha war bei uns auch nicht selten.
      Kolja kenne ich nur einen und zwei Manjas und eine Monja (mit langem ooo).
      Jetzt heißen Kinder oft Juri und Nikita (Mädchen!)
      Einen kleinen Mitja kenne ich, der Name gefällt mir sehr.

      Wenke

    • Na, ich bin anderthalb Jahrzehnte älter als Du. Bin in der westdeutschen Provinz aufgewachsen, wo kein Mensch Russisch konnte bzw. lernen mußte. (Abgesehen vielleicht von ein paar Opas, die ein paar Brocken aus der Gefangenschaft mitgebracht hatten.) Im Alten Osten mag sich die Lage etwas anders dargestellt haben.

      Und dennoch (oder gerade deshalb?) waren bei uns die Anja-Katja-Sonja-Tanja-Namen enorm verbreitet.

      Und seit den politischen Erdstöße um 1990 herum sind Millionen von russischsprachigen Menschen nach D eingewandert…

      Umso kurioser finde ich, daß man Nikita mittlerweile als Mädchennamen hört. Klar, das schon geschilderte deutsch-russische „Schluß-a-Problem“… Aber von Chruschtschow könnte man vielleicht sogar als Deutscher mal gehört haben.

      Aber Juri als Mädchenname?! Der olle Hallodri und Weiberheld Juri Gagarin dürfte im Grabe rotieren… Ich habe übrigens mal gehört, daß Gagarin den Vorzug vor German Titow als erster Kosmonaut und damit erster Mensch im Weltenraum bekommen hat, weil Titows Vorname (=Hermann) zu deutsch geklungen habe. Weiß aber nicht, ob das stimmt.

      Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges anfang der 60er gab es einen hübschen russischen Witz: Ein sowjetischer und ein amerikanischer Satellit begegnen sich im Kosmos. Beide freuen sich sehr, weil sie sich endlich einmal wieder in ihrer gemeinsamen Muttersprache – also auf deutsch – unterhalten können. 😀

      Na, Du kommst ja aus dem Bundesland, in dem Peenemünde liegt…

      Horrido

      Jan

    • Ach, da weiss mal wieder jemand alles besser???
      Tja, da wird der Herr wohl in anderen Kreisen verkehrt haben!

      In meinem Umfeld stehen 17 Saschas 11 Katjas und 18 Tatjanas gegenüber, wobei letztere allerdings zur Hälfte nicht in Deutschland geboren wurden, also mit der hiesigen Statistik nichts zu tun haben.
      Ausnahme ist Sonja mit 24 Kandidatinnen, was aber mit der längeren Beliebtheit zu tun haben dürfte. Sie taucht schon in den 60ern auf. Und die Eltern haben vermutlich eher an Skandinavien gedacht: Sonja Henie oder die norwegische Kronprinzessin/Königin.
      Sascha dagegen war nur in den 70/80ern inflationär.

      Und Deine dümmlichen Kommentare über mein Umfeld kannst Du Dir sparen.
      Es ist gottseidank besser als Deins.

    • Babsi,

      hä?

      Wer hat den hier was über Dein „Umfeld“ gesagt?

      Schlechter als mein eigenes Umfeld könnte in der Tat kaum eines sein. Freilich bin ich aber auch froh darüber, daß es darin keine „17 Saschas 11 Katjas und 18 Tatjanas“ plus vierundzwanzig Sonjas gibt… Das müssen ja ganze Kohorten sein…

      Dafür, daß ich oft (freilich nicht immer) vieles besser weiß als andere, kann ich nichts. Eine Ex-Freundin von mir hat mir mal gesagt: „Bist ein Arschloch und ein untreuer Hund, hast aber Stil und was auf dem Kasten.“ Das war natürlich ein großes, großes Kompliment. 🙂

      Obwohl „Du Hund!“ in der islamischen Welt eine tödliche Beleidigung ist. Johannes Gross hat in einem Aphorismus mal gesagt (aus dem Gedächtnis): „Es ist der Abscheu des Propheten vor Hunden, der den Aufenthalt in der islamischen Welt durch das Fernhalten des gräßlichen Getiers so angenehm macht.“

      Ich würde an Deiner Stelle mal die schön Finger von der Likör-Flasche lassen.

      Veuillez agréer, Madame, mes salutations distinguées

      Jean

    • 😀
      Nur zur Vervollständigung:
      „Hund“ ist in Bayern als großes Kompliment zu werten. Wenn man von jemandem sagt „a Hund is er scho“, zeugt das von großem Respekt gegenüber dessen Fähigkeiten.

  13. Zu Eleonora (siehe Kommentare von cassis und Jan):
    Aliénor von Aquitaine wurde „Alias Enor“ genannt, also, „die andere Enor,“ um sie von ihrer Mutter Enor zu unterscheiden. Enor ist die französische Variante eines germanischen Namens. Die Verbindung mit dem arabischen Nur ist eine spätere etymologische Rückdeutung.

    Finde Nora auch schöner als den Vollnamen. Das geht mir bei den wenigsten Namen so, aber in diesem Fall finde ich Nora auf jeden Fall schöner.

    Antworten
    • Ob das mit der Alias Enor stimmt, weiß ich nicht. (Ich habe meine Zweifel…)

      Aber das Phänomen der Rückdeutung bzw. Umdeutung von Vornamen finde ich ausgesprochen interessant!

      Ich habe es ja in Rußland selbst erlebt, daß mein Vornamen immer wieder an das „klass“, also Klasse im marxistischen Sinne, erinnert hat.

      Mark hingegen klingt im Deutschen ausgesprochen markig. Obwohl die Deutschen ihre D-Mark noch lieber gemocht haben als Markklößchensuppe. (Sei mal schön stolz auf Deinen Vornamen, er klingt im Deutschen sehr gut und männlich.)

      Es besteht nicht der mindeste etymologische Zusammenhang, aber man stellt eine Verbindung her.

      Den Vornamen Nur finde ich als arabischen Mädchennamen grandios: der dunkle Klang und die helle Bedeutung! Das türkische Nuri (meistens für Jungs) gefällt mir weniger gut. Man denke aber auch an den deutsch-türkischen Fußballer Nuri Şahin – Licht und Falke, das klingt auch gut!

      Das ist übrigens auch so ein Phänomen: Unisex-Vornamen sind in der Islamischen Welt viel häufiger als im Westen. Man denke an Nur ad-Din.

    • Ach genau, diese Erklärung habe ich irgendwann mal gelesen, wusste aber nicht mehr, wie die Mutter jetzt genau hieß. Ja, wer weiß, was nun stimmt.
      Dass die gleiche Lautfolge in unterschiedlichen Sprachen jeweils etwas Anderes bedeuten kann, ist mir schon öfter aufgefallen. Melina z. B. ist wohl ursprünglich griechisch und bedeutet „die Frau von der Insel Melos“, in Italien wird der Name aber als Verkleinerungsform von mela, „Apfel“ interpretiert und man denkt an ein rotwangiges Mädchen.

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