In letzter Zeit sind mir geballt einige Sprachspielereien im Zusammenhang mit Namenssuchen aufgefallen. Da ist zum Beispiel die Schwangere, die einen Namen für ihren kleinen Jungen sucht und den Namen der werdenden großen Schwester verrät: Nora. Es dauert gar nicht lange, bis in der um Rat gefragten Community der Vorschlag Aron (oder Aaron) aufkommt: „Nora rückwärts gelesen, find ich klasse.“ Weitere Schreiberinnen stimmen zu: „Geile Idee“ und „Würde ich definitiv machen, wenn ich eine Nora hätte“.
Fall 2: Eine gewisse Sonja ist schwanger, ihr erster Sohn heißt Jonas. Sie schreibt: „Bekannte von uns meinten, dass unser zweites Kind, wenn es ein Junge wird, am besten Lukas heißen solle, weil mein Mann Klaus heißt – Anagramme. Was würdet ihr von der Idee halten?“ Von einer unqualifizierten Antwort abgesehen („Was ist ein Anagramm?“) findet das Buchstabenspiel viel Zustimmung, sicher auch, weil Jonas und Lukas ohnehin recht gut zusammenpassen. Finde ich ja auch – doch sollte man sich wirklich von dem Zufall, dass sich aus beiden Elternnamen gängige Kindernamen basteln lassen, abhängig machen? Verdient es Kind 2 nicht auch, dass die Eltern bei der Wahl mehr „aus dem Vollen schöpfen“ auf der Suche nach dem allerschönsten Namen? Und wie hieße ein mögliches drittes Kind? O-Ton Sonja: „Wir hatten bei Jonas bemerkt, dass sein Name aus denselben Buchstaben besteht wie meiner, aber es hat uns weder gestört noch fanden wir es super genial. Für ein drittes Kind könnten wir noch den zweiten Namen meines Mannes nehmen. Aber was kann man schon aus Martin machen?“
Fall 3: Eine weitere werdende Mutter sucht kurze Namen für Zwillinge. Prompt schlägt eine Kommentatorin Leon und Noel vor, garniert mit einem stolz grinsenden Smiley: „Wenn du Leon rückwärts liest, heißt es Noel, und wenn du Noel rückwärts liest, Leon.“ Übrigens werden Noel und Leon auch gern als Erst- und Zweitnamen kombiniert.
Originell, vorhersehbar oder … – wie finden Sie derartige Spielereien? Und trägt hier vielleicht selbst jemand einen nach einem solchen Schema gewählten Namen?
Der Klugsch… Fachbegriff für das, was bei Nora/Aron und Noel/Leon passiert, ist übrigens Palindrom – im weiteren Sinne. Im engeren Sinne wären nur Namen wie Anna oder Otto Palindrome (und Annas und Ottos Anagramm-Kinder hießen Nana und Toto ;-)).
Um ein so weit gefasstes Namens-Palindrom ging es auch schon hier: https://blog.beliebte-vornamen.de/2016/02/kann-man-lana-vergeben/
Ich finde solche Wortspielereien nur solange witzig, wie sie auf dem Papier (oder im Netz) stattfinden. In „echt“ sollte jedes Kind ein Recht auf einen Namen unabhängig von seinen Geschwisternamen oder Elternnamen haben. Gut, nicht ganz unabhängig, zu ähnlich sollten die Namen nicht sein.
Wenn der Elternname verwendet werden soll, dann schon richtige Nachbenennung. Als Zweitname oder meinetwegen auch als Erstname mit einem eigenen Zweitnamen gegen Verwechselungsgefahr in der Familie.
Wortspielereien, mit denen ein Kind das ganze Leben lang rumlaufen muss? Na, ich weiss ja nicht.
Im Sonja/Klaus-Beispiel wird es sich den meisten erst auf den zweiten oder dritten Blick erschliessen, und es klingt nicht auf Teufel heraus erzwungen, kann man also machen, wenn man Jonas und Lukas mag.
Palindrome und dergleichen finde ich alles andere als gelungen, und ich bin mir auch sicher, dass kein Kind ein Abziehbild von Geschwistern sein will.
Aus eigener Erfahrung fand ich schon die (angeblich unbeabsichtigte, aber es gibt nunmal viele Namen mit B) Alliteration mit den Geschwisternamen keine gute Idee – wir reagieren immer noch alle auf alle Namen…
Ich kenne Geschwister namens Ole und Leo. Der jüngere Bruder der beiden heißt aber Paul.
Dazu fallen mir noch Brüder ein, etwa im Alter meiner Tochter, die Arjen und Jarne heißen.
Ronja und Jaron (Jarno wäre noch eine Alternative)
An meiner Schule gab es die Geschwister Lea, Elias und Lioba, schon das fand ich sehr ähnlich.
Bei den beiden älteren fällt mir gerade auf, dass sie ihrer Zeit voraus waren, die Namen wurden ja erst später richtig beliebt.
Heute zufällig entdeckt:
Lena Terlutter hat mit Leonard ihr drittes Kind bekommen. Es heißt Leona.
LEOnard + leNA = LEONA
Die großen Schwestern heißen
Lou und
Lola
Mir gefallen Geschwister-Kombis wie Leon und Noel oder Nora und Aron überhaupt gar nicht. Die wirken wie Buchstaben-Spielerreien.
Das Beispiel mit Jonas und Lukas fällt schon deshalb nicht weiter auf, weil das eine beliebte Geschwister-Kombi ist. Wem Jonas gefällt, dem gefällt meistens auch Lukas.
Ich kenne aus meiner Kindheit Geschwister, die keine gemeinsamen Buchstaben haben.
Judith und Vera, sie wohnten in der selben Straße wie ich. Ich fand, dass diese beiden Namen besonders gut zusammen passen, weil Namen immer auch Gewohnheit sind.
Mir gefallen eher die Geschwisternamen, die wenig Gemeinsamkeiten haben. Erzwungene gemeinsame Elemente wirken schnell gebastelt. Heute machen sich viele sowieso zu viele Gedanken bei der Namenssuche. Ich habe mich auch auf mein Bauchgefühl verlassen.
In dem Beispiel mit Sonja und Klaus würde mir das überhaupt nicht auffallen, wenn ich nicht mit der Nase drauf gestoßen würde. Alles vollkommen normale Namen.
Ich kenne ein Paar namens Markus und Isabel, die erwogen haben, ihre Tochter Marisa zu nennen (MARkus und ISAbel). Am Ende haben sie es nicht gemacht. Das hätte ich aber akzeptabel gefunden, weil ihnen der Name Marisa auch tatsächlich gefiel.
Meine Schwestern und ich haben Vornamen, deren Anfangsbuchstaben U-S-A lauten (auch in der Reihenfolge unseres Alters). Das fiel unseren Eltern aber erst hinterher auf.
Meine zwei Kinder sowie der Sohn meiner Schwester haben allesamt Vornamen, die als Vokale lediglich e und i enthalten. Mit Ausnahme meines Sohnes (also bei 2 von 3 Kindern) trifft das sogar auch auf die zweiten Vornamen zu. War aber auch nicht beabsichtigt.. 😉
Nachbenennungen finde ich gut (haben wir auch gemacht). Alle anderen Spielereien, die nur Effekte erzielen sollen, finde ich fragwürdig, wenn sie zu offensichtlich sind. Das geht wohl den meisten hier so.
Ich schließe mich den Vorrednern an:
Als Gedankenspielerei ist das sicherlich interessant, und man kann es z.B. bei Romanfiguren oder Rollenspielcharakteren auch gerne mal machen.
Im echten Leben denke ich, dass ein Mensch mit einem tatsächlichen und ihm gehörenden Namen durchs Leben gehen sollte, und nicht mit einem Wortspiel, Witz oder als Abklatsch der großen Geschwister.
Darüberhinaus wird so eine Masche üblicherweise auch spätestens ab dem dritten Kind verkrampft und läuft sich dadurch selbst tot. (siehe oben)
Im erwähnten Fall mit Jonas und Lukas würde ich noch nicht unbedingt protestieren, da beides doch reguläre und unauffällige Namen sind und auch nicht zu offensichtlich die Elternnamen (und vor allem nicht einander!) spiegeln.
Im Falle von Nora & Aron, bzw. Leon & Noel ist die Grenze für mich überschritten, da es halt exakt die Umdrehung des anderen Namens ist. Spätestens im Grundschulalter probieren Kinder aus, wie ihr Name rückwärts geschrieben und gesprochen wird, und ab da ist ihnen die Witzigkeit, bzw. Einfallslosigkeit ihrer Eltern bewusst.
Und das kann je nach Kinderpsyche durchaus Auswirkungen haben. Stellt Euch mal vor, Aron steht eh schon immer im Schatten seiner sportlichen/musikalischen/mathematisch begabten Schwester und muss dann noch feststellen, dass er nicht mal einen „eigenen“ Namen hat, sondern nur die „Zweitbesetzung“ ist…
Zumindest dieses Problem hätte er als Lars, Philipp oder Elias nicht.
Eine Freundin von mir hat ihren Sohn Alexander und ihre ungefähr 1½ Jahre jüngeren Zwillingstöchter Charlotte und Elisabeth genannt. Da ist mir dann gleich aufgefallen, dass die Kinder ACE heißen.
Aber bei meinen Halb-Schwestern väterlicherseits ist mir nicht sofort aufgefallen, dass sie (genau wie ich) alle einen Einzelnamen haben, der auf A endet und nur aus 5 Buchstaben besteht: Laura, Hanna (ohne H am Ende sieht’s eh besser aus) & Nesthäkchen Julia.
Erst später bei einer Debatte über Geschwisternamen auf Facebook, habe ich es bemerkt.
Da meine Mama wollte, dass der Vater meines Bruders den Namen selbst aussucht, hat er (wie ich finde) einen schönen kurzen Jungennamen aus 2 Silben (4 Buchstaben) bekommen. Die einzige Bedingung von Mama war, dass der Name auf C endet und nicht auf K (Eric), womit er sich natürlich von mir unterscheidet (Anika).