Jahresrückblick 2016: Aufschlag Angelique

Wie immer wild gemischt und ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Wir blicken zurück auf zwölf Monate und ihre Namen.


Januar

Ob dieser Tage wohl mehr Davids geboren werden, dem verstorbenen Mr. Bowie zu Ehren? Im Sportbereich punktet der Name Angelique, nachdem er bislang eher mit 70er-Jahre-Bestsellern verbandelt war („Unbezähmbare A.“): durch Angelique Kerbers Triumph bei den Australian Open. Gründlich in Verruf bringen dagegen Beatrix von Storch (weitere Vornamen: Amelie Ehrengard Eilika), die gegenüber Flüchtlingen Waffen zücken will, sowie ihre AfD-Genossin Frauke Petry ihre Namen. Und dann fällt mir noch der neue Hamburger Innen- und Sportsenator Andy Grote auf. Der gebürtige Niedersachse ist der Beweis dafür, dass man es auch mit einem kecken Kurznamen zu Amt und Würden bringen kann.

Februar

In der diesjährigen Ausgabe von „Germany’s Next Topmodel“ wimmelt es nur so vor Lauras, Laras und Elenas. Doch auch Exotischeres ist dabei, neben Luana insbesondere Yusra und Taynara. (Den Sieg heimst schließlich eine Trägerin des Unisex-Namens Kim ein.) Außerdem läuft ab Februar ein TV-Spot, in dem ein paarungswilliger Cabriofahrer damit konfrontiert wird, dass sein Date das gemeinsame Leben bereits durchgeplant hat, bis hin zu den Namen der Kinder: Bastian und Nora. Ob man so seine Lieblingsnamen durchkriegt …?!

2016 Jahresrückblick

März

Aus der klischeebehafteten Mandy wird eine edle Grace: So geschehen bei der deutsch-italienischen Sängerin Mandy Grace Capristo, die nun ihren Zweitnamen nutzt, um sich „von allem zu lösen“. Ein Zweitname, damit das Kind später die Wahl hat – hier hat das offenbar gepasst. Ende des Monats beginnt mit einer Satire, über die der türkische Staatspräsident nicht lachen kann, die Böhmermann-Affäre, Klassiker Jan ist Vorname der Stunde.

April

Der US-amerikanische Countrysänger Merle Haggard stirbt – ja, Merle kann männlich sein – und auch Ursula Bruns. Kennen Sie nicht? Bruns ist die Schöpferin von Dick (eigentlich Barbara) und Dalli (Brigitte), den „Mädels vom Immenhof“, deren Ponylieder so mancher noch im Ohr hat. Und ein Blick zu den Nachbarn: Pop-Quintett „Wanda“ wird bei der Wiener Amadeus-Verleihung unter anderem als Gewinner der Kategorie Pop & Rock ausgezeichnet. Die Gruppe hat sich nach Wanda Kuchwalek benannt, einer auch als „Wilde Wanda“ bekannten Zuhälterin.

Mai

Die junge Journalistin und Antifeministin Ronja von Rönne sorgt für Wirbel, als sie den Axel-Springer-Preis ablehnt – eine neue Facette für den Namen der ewigen Räubertochter. Übrigens tauchte von Rönne 2015 in einem Video der Gruppe Wanda auf. Auch keinen Preis gibt es für die 18-jährige Jamie-Lee Kriewitz: Die Gewinnerin von „The Voice of Germany“, die nach Jamie Lee Curtis („Ein Fisch namens Wanda“) benannt wurde, verliert beim Eurovision Song Contest.

Juni

Knud Bielefeld hat seine erste Million … Babynamen aus dem laufenden Jahrzehnt zusammen und erstellt daraus seine größte Vornamenrangliste aller Zeiten: die Top-1.200. Bei der Fußball-Europameisterschaft löst ein gewisser Sigthorsson einen Island-Boom aus. Haben Sie den Namensgenerator – Ihr Name in isländisch – schon ausprobiert?

Juli

In Brandenburg treibt ein auf den Namen Ronny getaufter „Problemstorch“ sein Unwesen, und für Ex-Bayern-Spieler Bastian Schweinsteiger und die serbische Tennisspielerin Ana Ivanović läuten die Hochzeitsglocken. Wer Dreibuchstabennamen liebt, sollte wissen: Ana ist auch als verharmlosender Spitzname für Magersucht gebräuchlich (und Mia für Bulimie). Im Juli startet außerdem das Trendspiel „Pokémon Go“. Aus den USA wird bald von ersten „armen Kindern“ berichtet, die nach den Fantasiewesen heißen. Ohne je gespielt zu haben, finde ich einige Namen nicht übel: Roselia, Felina (englisch Philena), Ivy, Abra, Enton, Flamara, Seemon …

August

Cora und Robert, Mary und Matthew, Edith und Marigold, Rose und Atticus, Isobel, Daisy, Gwen … ja, ich habe 2016 endlich „Downton Abbey“ für mich entdeckt, rechtzeitig zum Erscheinen der letzten Staffel. Leider klingen die meisten Namen im Deutschen anders, und die englische Aussprache wäre kaum durchzusetzen oder selten stimmig. Cora, Gwen und Daisy – mein Geheimtipp auch im Zusammenhang mit Star Wars – finde ich gut machbar. Auch im August bekommt die Hamburger Schauspielerin Gala Othero Winter den Boy-Gobert-Preis – das sind gleich drei seltene Vornamen in einer Meldung. Gala soll von Salvador Dalís Frau abgeleitet sein und Othero laut Winter von einer „spanischen Edelhure“. Boy ist ein friesischer Name.

September

Mutter Teresa wird heiliggesprochen. Ursprünglich lautete der Vorname der indischen Ordensschwester und Missionarin albanischer Herkunft Gonxha, albanisch für „Blütenknospe“.

Oktober

Im Kino läuft „Trolls“ an, mit der niedlichen Hauptfigur Prinzessin Poppy. Ob dieser bei den Briten beliebte Name bei uns doch noch Potenzial haben könnte? Poppys Papa heißt im Film Peppy – könnte auch manchen Eltern gefallen, schon weil er ähnlich klingt wie Modename Pepe.

November

Juhu: Unser neues Jahrbuch sowie unser großes Werk über norddeutsche Vornamen stehen in den Buchhandlungen! In der ProSieben-Show „Deutschland tanzt“ bleibe ich bei zwei Teilnehmerinnen hängen: Avelina Boateng, Schwester des Nationalspielers, und Taynara Wolf, genau, der aus GNTM. Dass der Name Donald (vom keltischen Wort für „Weltherrscher“) durch die US-Präsidentenwahl populärer wird, kann ich kaum glauben – aber vielleicht profitieren ja Melania oder Ivanka?

Dezember

Vaiana heißt die Heldin des diesjährigen Disney-Weihnachtsfilm. Der Name müsste in Deutschland eigentlich sehr gut ankommen. Oder haben Sie gleich verfängliche Assoziationen …? So oder so, ich habe mich gewundert, als ich entdeckt habe, dass der Name im Original anders lautet. Was bitte stimmt denn nicht mit Moana?

Den Schluss machen auch in diesem Jahr wieder die Babys, die Freunde, Kollegen und Bekannte bekommen haben: Fritzi, Hanno, Liam, Lina, Merle (weiblich!), Nike, Ole, Theodor und Tom. Und bei Ihnen?

41 Gedanken zu „Jahresrückblick 2016: Aufschlag Angelique“

  1. In meinem Umfeld fallen mir irgendwie keine Babys ein…
    Über die bei dir geborene Nike freue ich mich aber, den Namen mag ich und ich freue mich, wenn die Leute sich nicht von der Markenassoziation abschrecken lassen.
    Und by the way, weiß jemand was die Akzente bedeuten, die im Generator auf den islandisierten Namen auftauchen?

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    • @ R.S.

      Nur kurz, und ich hab mir diesen Generator auch nicht angeschaut: aber im Isländischen/Altnordischen steht der Akzent nicht für die Betonung oder Aussprache, sondern einfach für die Länge eines Vokals. Meines Wissens gibt es da auch keinen andere Akzent als den Akut, also á,é etc.

      Freut mich sehr, daß jemandem noch weniger jahresaktuelle Babys einfallen als mir. 🙂

  2. In Verwandtschafts- und Bekanntenkreis 2016 geboren:

    Mohamad (syrische Familie)

    Luzie

    Lilya (türkische Familie, es war ein „deutschlandtauglicher“ türkischer Name gesucht worden)

    Ina (dabei interessant: 2 Teilnehmerinnen desselben Ausbildungskurses ( insgesamt 12 Teilnehmer) haben ihre Töchter Ina genannt – zwischen den beiden Inas liegt allerdings ein Altersunterschied von ca. 30 Jahren.

    Paul

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  3. Babys in meinem Umfeld und weiterem Bekannten- oder Kollegenkreis:

    Emil

    Marlon

    Julia

    Charlotte

    Piet Randolf

    Marie

    Iwen Liam

    Valentin Jakob

    Felix (2x)

    Das waren, glaube ich, alle.

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  4. Namen auf -er klingen nach einem tatkräftigen Mann der handeln kann.

    Rainer, Werner, Heiner,
    ähnelt den Worten auf -er: Schreiber, Handwerker, Macher,
    kommt aber nicht vom lateinischen -or wie Senator, Vector, Generator,
    sondern vom Heer. oder? Wern-heer. so wie der Herzog derjenige ist der das Heer zog?
    Rüdiger kommt dann aber vom Ger, also Speer.

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  5. Henriette, Hannah, Yuna, Jannis, Kaja, Carla, Greta, Mia Rosa, Helena, 2x Moritz, Mila, Liam, Kilian, Matteo, Alba, Lisgret, Hanno, Uma, Iago, Bear Malakai (GB), Johann.

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  6. In meinem Umfeld inklusive Kollegenkreis (hoffentlich vergesse ich kein Kind, nicht chronologisch): Jutta, Wolfgang, Gaetan (Punkte über dem e, ich habe das Zeichen nicht, französisch-argentinische Eltern), Marie-Katrin, Magne (Eltern aus Norwegen), Moritz, Jan-Niklas, Peter, Christiane, Hamza Nour (die Eltern des Jungen aus Syrien, glaub ich).

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    • Jutta, Wolfgang, Peter, Christiane, Marie-Katrin

      Sind das alles Neugeborene?

      Nour/Nur kenne ich als weiblichen Vornamen.

    • Ja, Chioccola, alles Neugeborene unter anderem ein Neffe (Wolfgang) und Nachbarskinder (Gaetan, Jutta ist die Enkelin meiner Nachbarin). Mich haben die Namen auch verwundert, weil die 50er namentechnisch noch nicht wieder da sind. Hier wurden laut Aushang in diesem Jahr allerdings auch Kinder Sabine und Bernhard getauft.

      Nur kannte ich auch nur weiblich, aber der Junge heißt so, die Eltern sagen, es gäbe beides.

    • Peter finde ich relativ „zeitlos“, auch wenn er natürlich irgendwann sehr beliebt war.
      Dennoch hat er was Frisches und wirkt nicht ältlich oder angestaubt. Man kann sich -wie ich finde- in jeder Altersklasse eine Peter vorstellen, was bei Wolfgang (oder auch Helmut z.B.) nicht unbedingt der Fall ist.

    • Sehe ich auch so – Peter find ich gut 🙂

      Magst Du Deine Region verraten, Ina? Jetzt bin ich doch neugierig, wo man 2016 Babys Jutta und Wolfgang nennt …

    • Peter finde ich auch zeitlos, Jutta könnte ich mir auch vorstellen.
      N(o)ur für Mädchen mag ich total gerne, ist aber nicht deutschlandtauglich. Als Nour ist der Name meines Wissens in den Niederlanden verbreitet. Meines Wissens ist der Name aber arabisch unisex.

    • Annemarie, sagen wir mal, Großraum Köln, sind also ein paar Kilometer Umfeld.

      Annemarie und amk, Peter ist für mich zeitlos. Klar, gibt viele ältere Erwachsene des Namens (als Kind fand ich den Namen blöd und alt), aber man findet doch auch mal einen Jugendlichen oder ein Kind. Bei Petra wäre das was anderes, das wurde irgendwann nicht mehr regelmäßig genommen. Obwohl ich mir da auch Kinder drunter vorstellen kann.

      Unser Wolfgang ist eine Nachbenennung. Ich finde, nur meine persönliche Meinung, den Namen aber immer noch frischer als Bernhard (den Namen habe ich hier für einen Neugeborenen in einem Aushang gesehen), Ulrich fällt mir gerade auch noch als irgendwo ausgehängt und dieses Jahr geboren ein. Jutta ist natürlich bei etwa 60-jährigen sehr verbreitet. Aber es gibt nach wie vor Julia, es gibt Greta, es gibt Jette oder Jetta, warum dann nicht auch Jutta? Die kann ich mir eher mit 3-4 Jahren vorstellen, als die Sabine, die ich mal annonciert sah. Christiane, auch so ein Streitfall, ist für mich auch altersneutral, kenne je eine *1967, *1971, *1980, *1986 und *1992. Wird sicher auch welche aus den Nullerjahren geben, so dass der Name wenn auch vereinzelt in jeder Generation gelegentlich auftaucht. Es gab doch auch Mitte der Nullerjahre dieses Evelyn-Revival, das galt egal wo ich wohnte vorher als „so was von altbacken“.

      Ich denke da schon eher, Jan-Niklas oder Moritz werden irgendwann im Gefühl auf einen bestimmten Geburtszeitraum festgenagelt.

  7. In meinem Umfeld wurden 2016 geboren:

    Charlotte
    Jakob
    Noah und Hannes
    Pauline
    Charlotte Anna
    Lena Maria
    Katharina Viktoria
    Polly
    Milu Emilie
    Kilian
    Leonard Thomas

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  8. In meinem (erweiterten) Umfeld wurden 2016 geboren:
    Erik, Ariana und ein Aram (beide Elternteile deutsch, ich habe gegoogelt, ist ein Name aus der Bibel (Altes Testament).

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  9. Marlon (Bruder von Kilian)
    Felix
    Sebastian (Bruder von Viktor)
    Clara-Marie (Schwester von Sebastian)

    nicht ganz so viele ^^ von einem Mädchen hab ich leider den Namen noch nicht erfahren. Ist noch ganz frisch 😉

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  10. So, jetzt habe ich meine Rückblick-Namen mit der neuen Liste abgeglichen. Viel gibt es nicht zu vermelden – entweder die Namen sind (noch?) gar nicht drauf wie Angelique, Taynara, Daisy, Avelina, Vaiana … oder sie haben ihre Position gegenüber 2015 nicht groß verändert.

    Nur zwei Ausnahmen gibt es: Luana ist von Platz 124 auf 101 geklettert – bestimmt nicht wegen der GNTM-Kandidatin, sondern weil der Name ein gerade beliebtes Schema erfüllt. Aber geschadet hat die ebenso wildgelockte wie fotogene L. ihrem Namen sicher auch nicht. Außerdem ist Grace mit Platz 373 in die Top 500 eingestiegen – wegen Grace Capristo?!? Hm …

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    • Ein im letzten Jahr recht populärer Film war der französische „Willkommen bei den Béliers“. Hauptdarstellerin: Sängerin Louane, die bei der französischen Version von The Voice weit kam und richtig durchstartete. Sie singt im Film selbst, was sich auch auf ihre Albumsverkaufszahlen in Deutschland ausgewirkt hat. Gut möglich, dass das Luana im Deutschen motiviert hat.

  11. In meinem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis sind dieses Jahr geboren:
    Dijon (Eltern mit albanischen Wurzeln)
    Kyrill (Eltern mit russischen Wurzeln)
    Frida
    Mia Sophie

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  12. Die Kinder 2016 aus meinem Freundeskreis heißen:Helene, Helena Phoebe, Greta, Ida, Leo, Leopld, Valentin, Jakob-Valentin, ZacharIas und Maximilian, Anne-Sophie, Marie

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    • Sehr interessant, danke für den Link! Bleibt nur die Frage, ob die Macher nicht gleich einen Namen finden konnten, z.B. Vaiana, der dann weltweit funktioniert. Aber das wird sicher immer schwerer.

  13. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis wurden im Laufe des Jahres 2016 geboren:

    Naemi Marlen
    Aurélien Malo (Wurzeln i.d. frz. Schweiz)
    Tirza Priszilla*
    Lia Pauline
    Livia Zoe
    Jonte Klaus*
    Lasse
    Fiete
    Nina Emilia
    Carlotta Miriam
    Friedrich Hanne Bernhard

    * In diesen Fällen ist mir bekannt, dass die Zweitnamen Namen der Eltern oder Großeltern sind.

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