Endlich bewiesen: Der Trend zum Zweitnamen

Aufgefallen ist er schon vielen, der Trend zum Zweitnamen. Angeblich bekommen immer mehr Kinder zwei oder noch mehr Vornamen, doch fundierte Belege für diese Vermutung gab es bisher nicht. Auch meine Vornamen-Datenbank kann leider nicht entsprechend auswerten; die Datengrundlage reicht dafür nicht aus.


Zumindest für Stuttgart wurde der Trend zum zweiten Vornamen jetzt bestätigt:

Mehr als die Hälfte (genauer gesagt 53,4 %) der Stuttgarter Eltern, deren Kinder im Jahr 2011 auf die Welt gekommen sind, haben sich dafür entschieden, dass ihr Kind neben dem Vornamen einen Zweitnamen tragen soll. Damit erfreuen sich die zusätzlichen Vornamen seit dem Tiefpunkt im Jahr 1974 (31,8 %) wieder einer steigenden Beliebtheit. Noch höher ist der Anteil der Personen mit Zweitnamen nur noch bei der vor dem Zweiten Weltkrieg geborenen Generation. In beinahe allen Geburtsjahrgängen ist außerdem festzustellen, dass Männer etwas häufiger einen Zweitnamen tragen als Frauen.
(Michael Haußmann in: Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 3/2012)

1920 war es normal, mindestens zwei Vornamen zu führen. Fast 70 % der damals geborenen Stuttgarter hatten einen Zweitnamen. Bis 1974 wurden immer weniger Zweitnamen vergeben, wobei es in den 1950er Jahren eine kurze Erholung des Abwärtstrends gab. Seit 1974 bekommen von Jahr zu Jahr wieder mehr Kinder einen zweiten Vornamen.

Stuttgarter mit Zweitnamen
Stuttgarter/-innen, die einen Zweit- oder Bindestrich-Doppelvornamen tragen (Grafik: Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt)

Die zur Zeit am häufigsten vergebenen zweiten Vornamen der Stuttgarter sind (wie in fast ganz Deutschland auch) Alexander und Maximilian sowie Marie und Sophie.

Bindestrich-Doppelnamen sind und waren die Ausnahme, lediglich in den 1940er und 1950er Jahren gab es mit Namen wie Karl-Heinz, Hans-Peter, Hans-Jürgen und Hans-Joachim eine kleine Modewelle.

15 Gedanken zu „Endlich bewiesen: Der Trend zum Zweitnamen“

  1. Warum wird Marie und Sophie so oft als Zweitname vergeben? Haben früher viele Babys so geheissen? Da es ja oft wegen einer Oma, Uroma, Mutter so genannt wird. Weiss man die Statistik von damals?Frage an Knud

    Antworten
  2. Unsere Tochter hat auch zwei Vornamen, wobei uns beiden es vollkommend gereicht hätte, wenn es bei einem geblieben wäre. Da wir unsere Tochter aber adoptiert haben und vorab beschlossen haben, sollte das Kind einen Namen von der leiblichen Mama haben bleibt dieser als Zweitname stehen, hat sie nun 2 Namen, der 1. Name (ist auch Rufname) haben wir ausgesucht und der 2. Name hat die leibliche Mama gegeben.

    Antworten
    • die idee, die ihr da hattet finde ich ist eine sehr tolle idee! so bleibt eure tochter immer mit ihrer leiblichen mutter aber auch mit euch als ihren eltern verbunden! super gelöst!

      ps. meine tochter trägt auch einen doppelnamen, als widmung benannt nach meiner bereits verstorben oma

    • Genauso ist es bei unser Tochter auch.
      Wir hätten aber auch einem leiblichen Kind einen Zweitnamen gegeben, dann wahrscheinlich eine Nachbenennung aus der Familie oder einen nach Bedeutung oder Namensvorbild ausgesuchten Namen.

      Ich habe immer bedauert, nur einen Vornamen zu haben. Vor kurzem haben mir meine Eltern verraten, warum mein Bruder und ich nur einen Vornamen bekommen haben (in beiden Familien waren eigentlich 2 Vornamen und Nachbenennung aus der Familie Tradition):
      Mein Vater war Lehrer und ärgerte sich beim Zeugnisschreiben (damals noch handschriftlich!) regelmäßig, wenn ein Schüler mehrere Vornamen hatte und er deshalb mehr schreiben musste …

    • Wir möchten auch adoptieren. Mir war es da bisher wichtig, dass wir den Namen selbst aussuchen dürfen. Wobei ich die genannte Option nun auch spannend finde.
      Meine Intention war es mit einer Nachbenennung aus unserer Familie diese Bande zu unterstreichen und eine Gleichbehandlung zu einem leiblichen Kind aufzuzeigen. Aber für das adoptierte Kind, gehört die Adoption ja auch zur Lebensrealität und womöglich auch zur persönlichen Identitätswahrnehmung. Das sollte dementsprechend nicht gewollt ausgeklammert werden, sondern darf bewusst mit einfliessen.

      Das halten wir uns mal noch offen. Aber die Nachbenennung würde ich vermutlich von 2 Punkten abgängig machen:
      – vom Name selbst
      – von der Hintergrundgeschichte

      Vielen Dank für die schöne Inspiration!

    • Tameri, bei uns war es eigentlich anders herum. Wir waren entschlossen, unserem Kind seinen Vornamen, sollte es schon einen bekommen haben, zu lassen und ggf. einen von uns ausgesuchten Namen als zweiten Vornamen dazuzugeben.
      Dann aber hatte die vermittelndende Sozialarbeiterin mit der leiblichen Mutter bereits besprochen, dass die Adoptiveltern den Rufnamen aussuchen sollen. Die Mutter war einverstanden und wir sehr gerne einverstanden, dass der von der Mutter ausgesuchte Vorname als zweiter Vorname eingetragen wird. Die Sozialarbeiterin und die Mutter haben dann bei der standesamtlichen Anmeldung die Vornamen genau so wie besprochen eintragen lassen.
      Zufällig ist der Vorname, den wir als Rufnamen ausgesucht haben, auch im Zweitnamen meiner Mutter enthalten und war der Vorname meiner Urgroßmutter, so dass es da auch einen familiären Bezug gibt. Das war nicht primär beabsichtigt, ist aber natürlich auch schön.
      Viele Grüße und alles Gute für euren Weg

    • Vielen Dank für deine Antwort.
      Jetzt komm ich erst hinterher. Irgendwie hatte ich verstanden, dass das Kind den Vornamen der Mutter selbst bekommt, als Nachbenennung nach ihr. Das hätte ich als sehr grossen Schritt empfunden.
      Dann geht es um den Namen, den das Kind „vorerst“ schon mitbringt. Das hat im Vergleich vermutlich weniger Tragweite als was ich dachte.
      Wenn ihn die Mutter gegeben hat, dann wäre das sicher schön und auch anerkennend. Wenn es aber eine Pflegestelle war, weiss ich nicht. Die kümmern sich sicher auch liebevoll um die ihnen anvertrauten Kinder, ob man hier aber den Namen in Ehren halten muss und dem Kind später sagt „und der letzte Name ist der, den dir die Pflegestelle damals gegeben hat“? Es kommt schlussendlich sicher auf den Einzelfall und das Bauchgefühl an.
      Vielen Dank auch für die guten Wünsche. Wir stehen noch ganz am Anfang des Bürokratischen Marathons, haben aber auch Zeit eingeplant und stehen da nicht unter Druck.

    • Hallo Tameri,
      unsere Adoptivtochter war nie un einer „Pflegestelle“, da ihre leibliche Mutter wünschte, dass sie aus der Klinik gleich in ihre Adoptivfamilie kommt.
      Ja, die Mutter hatte einen Namen ausgesucht, den unsere Tochter heute als zweiten Vornamen trägt. Wir finden es sehr schön, dass sie von ihrer ersten Mama auch einen Namen bekommen hat.

      Ich kenne 2 Adoptivkinder, die ihre Rufnamen von den Schwestern auf der Säuglingsstation bekommen haben. Den Eltern hat der Name gefallen. Sie fanden, er passt, und haben ihn nicht geändert.

      Dann weiter alles Gute für euren Weg!

    • Es finde euren Dialog sehr spannend zu lesen. Die Idee der zwei Namen, einen von der leiblichen Mutter, einen von den Eltern finde ich als Außenstehende sehr schön 🙂

      @Chiocciola, ich hätte eine Frage (wenn ich darf): du hast geschrieben, dass ihr es auch in Ordnung gefunden hättet, wenn die leibliche Mutter den Erstnamen ausgesucht hätte, hättet ihr euer Tochter dann auch mit diesem gerufen? Und was, wenn er euch nicht gefallen hätte?

    • Du darfst. 🙂
      Wäre uns gesagt worden, sie heißt ******, hätten wir den Namen übernommen und sie so gerufen und den von uns gewählten Namen als zweiten Vornamen angefügt. Der Name, den die erste Mama ausgesucht hatte, ist einer, den wir nicht gewählt hätten und den mindesten ich etwas gewöhnungsbedürftig gefunden hätte. Wobei ich mittlerweile den Namen mag, weil es einer der Namen meiner Tochter ist und weil es für ihre erste Mama der allerschönste Name ist.
      Hätte sie einen Namen gehabt, mit dem wir uns gar nicht hätten anfreunden können, hätten wir möglicherweise dann doch unseren Namen als Rufnamen verwendet, aber den Namen als zweiten Vornamen behalten.
      Die Frage „den Vornamen ändern oder nicht“ wird unter Adoptiveltern übrigens heiß diskutiert.
      So wie Frauke und wir, dass der von der leiblichen Mutter gegebene Vorname als zweiter Vorname übernommen wird, machen es mittlerweile viele.

  3. Wieso braucht man in manchen Städten.Dörfern für einen Unisex Namen wie zb.Robin wenn man ihn für eien Jungen möchte einen Zweitnamen,da er bei und in Deutschland doch meist Männlich ist.Wie kann das sein das das so unterschiedlich ist.Wer bestimmt das? Und Warum? Frage an Knud

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu ;-) Antworten abbrechen