Kommt eine Wiebke nach München …

Dass jemand sein ganzes Leben in dem Landstrich verbringt, in dem er aufgewachsen ist, von Urlauben vielleicht abgesehen – das ist im 21. Jahrhundert extrem selten. Viele Eltern denken deshalb darüber nach, ob ihr Spross mit seinem Namen gut durch die Welt kommt. Dennoch greifen nicht alle zu stromlinienförmigen, am besten noch „international funktionierenden“ Modenamen: Die Statistiken von beliebte-vornamen.de belegen, dass beispielsweise traditionelle norddeutsche Namen durchaus vergeben werden – oft aber wirklich häufiger im Norden.

Kann ein Name „zu norddeutsch“ sein? Dafür ist die Geschichte von Wiebke ein schönes Beispiel: Die Hamburgerin verbrachte für ein Praktikum einige Zeit in München. Als sie sich an ihrem neuen Arbeitsplatz vorstellte, wurde sie gefragt: „Und wie ist Ihr Vorname?“ In Wiebkes Gesicht erschien ein Fragezeichen, schließlich hatte sie Vor- und Nachnamen genannt. Dann fiel der Groschen: „Die dachten, ‚Wiebke‘ sei der erste Teil eines Doppelnachnamens.“

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Novesia und Quirinus

Einen einzigen Eintrag des Vornamens Quirinus habe ich in meiner Babynamensammlung mit immerhin 1,7 Millionen Datensätzen gefunden. Der Junge mit dem zweiten Vornamen Quirinus wurde in Neuss am Rhein geboren, wo ein heiliger Quirinus als Stadtpatron verehrt wird. Fast hätte es dieses Jahr einen zweiten Quirinus in der sogenannten Quirinus-Stadt gegeben: Wäre das Baby ein Junge geworden, dann wollten die Eltern ihm diesen Vornamen geben.

Es wurde zwar ein Mädchen, die Namenswahl fiel aber nicht weniger lokalpatriotisch aus: Sie heißt Novesia – nach „Novaesium“, dem lateinischen Namen der Stadt Neuss. Im Standesamt war man zunächst nicht davon überzeugt, dass dieser im wahrsten Sinne des Wortes neue Vorname eingetragen werden kann. Mit einem positiven Gutachten der Leipziger Namensberatungsstelle konnten die Eltern sich aber durchsetzten und ihre Tochter Leandra Novesia nennen.

Mia fährt Bus & Bahn in Bremen

Neulich war ich mal wieder in Bremen, wo ich meine Zwanziger verlebt habe, und traf gleich am Bahnhof auf MIA. Nein, keine alte Bekannte, sondern ein Angebot der Bremer Straßenbahn AG, kurz für „Mobil Im Abo“, das es laut meiner Recherche seit 2013 gibt. Ob sich Bremer Fans des Namens Mia darüber ärgern? Oder könnte der Ticket-Name sogar Eltern inspirieren? Bei einem solchen Top-Namen – in der Hansestadt seit Jahren im Wechsel mit Emma an der Spitze – ist das kaum feststellbar.

Trotzdem eine interessante Frage: Haben Namen aus Stadtbild oder -historie Einfluss auf die elterliche Wahl? Kommen Schwangere ins Schwärmen, wenn sie in verschnörkelten Lettern den (Familien-)Namen Jonas an der Front eines Tabakladens lesen? Könnte ein griechisches Lokal namens Eliá schon Nachahmer ins Standesamt getrieben haben, von denkbaren, womöglich unbewussten Vorlieben für Becky und Jacob (nach heimischer Genussmittelindustrie) gar nicht zu reden?

Rathaus und Dom von Bremen © Mapics – fotolia.com
Rathaus und Dom von Bremen © Mapics – fotolia.com

Wie auch immer, ich habe ein bisschen gegraben und kann noch einige Bremensien präsentieren, die auch für Nicht-Bremer anregend sein könnten:

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Ausgerechnet Oskar mögen Ossis gern

Pünktlich zum Tag der Deutschen Einheit bekam ich mal wieder eine Presseanfrage zu den Vornamen in Ost und West. „Die Listen unterscheiden sich ja kaum, haben Sie das Richtige geschickt?“, so die Rückfrage aus der Redaktion. Ich hatte die richtigen Listen geschickt, in Sachen Lieblingsvornamen sind sich die Deutschen sehr einig:

Mädchennamen 2013

Ost West
  1. Mia
  2. Emma
  3. Hannah / Hanna
  4. Lilli / Lilly
  5. Lea / Leah
  6. Lina
  7. Nele / Neele
  8. Pia
  9. Anna
  10. Charlotte
  1. Mia
  2. Emma
  3. Hannah / Hanna
  4. Sophia / Sofia
  5. Anna
  6. Emilia
  7. Lea / Leah
  8. Lena
  9. Marie
  10. Leonie

Jungennamen 2013

Ost West
  1. Ben
  2. Finn / Fynn
  3. Paul
  4. Oskar / Oscar
  5. Luca / Luka
  6. Max
  7. Luis / Louis
  8. Leon
  9. Jonas
  10. Lucas/ Lukas
  1. Ben
  2. Luca / Luka
  3. Maximilian
  4. Jonas
  5. Paul
  6. Leon
  7. Lucas / Lukas
  8. Luis / Louis
  9. Noah
  10. Felix

Flagge am Reichstagsgebäude

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Warum Freiburg meine Lieblingsstadt ist

Die Stadt Freiburg im Breisgau ist ja bekannt dafür, dass das Wetter dort im Schnitt schöner ist als im übrigen Deutschland. Das ist aber nicht der Grund, warum Freiburg meine Lieblingsstadt ist. Ich mag Freiburg so gern wegen offiziellen Liste der beliebtesten Vornamen des Jahres 2013 (Quelle: Standesamt Freiburg, in Klammern die Anzahl der Kinder mit diesem Vornamen):

Mädchen Jungen
  • 1. Emma (39)
  • 1. Mia (39)
  • 3. Emilia (36)
  • 4. Hanna / Hannah (33)
  • 5. Lina (31)
  • 6. Johanna (29)
  • 7. Matilda / Mathilda (27)
  • 8. Sophia/Sofia (25)
  • 8. Anna/Ana (25)
  • 10. Luisa/Louisa (23)
  • 11. Lea / Leah (22)
  • 11. Marie (22)
  • 12. Maja/Maya (21)
  • 12. Sophie/Sofie (21)
  • 1. Ben (47)
  • 1. Jakob/Jacob (47)
  • 3. David (40)
  • 4. Emil (36)
  • 4. Noah (36)
  • 4. Paul (36)
  • 7. Louis / Luis (33)
  • 8. Jonathan (32)
  • 8. Samuel (32)
  • 10. Felix (31)
  • 11. Henri / Henry (30)
  • 11. Luca / Luka (30)
  • 13. Elias (29)
  • 13. Leon (29)
  • 13. Lukas/Lucas (29)
  • 16. Julian (28)
  • 17. Moritz (25)
  • 17. Anton (25)

Dem Kenner fällt sofort auf, dass das Freiburger Standesamt nur die Erstnamen ausgewertet hat. Fast alle Standesämter in Deutschland zählen auch die weiteren Vornamen mit. Das führt dazu, dass häufige Zweitvornamen wie Sophie, Marie und Maria immer wieder die Spitzenplätze belegen. In Freiburg hat man sich für die Methode entschieden, die auch meinen Auswertungen zugrunde liegt, weil „der Erstname der Vorname ist, der im Alltag auch wirklich benutzt wird“. Daran sollten sich die anderen Standesämter ein Beispiel nehmen!

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