Ein bisschen vertraut kommen mir oft auch Namen vor, die ich vorher noch nie gehört oder gelesen habe – weil sie mich an andere Namen oder an Wörter erinnern oder weil sie aus zwei Namen oder Namensfragmenten zusammengefügt wurden. In meiner März-Sammlung gibt es dafür wieder viele Beispiele:
Lele (f) * Vito * Reta * Dietmund * Mathys * Aviran * Wünning (f) * Carlhans * Krisjanis * Fritzwilm * Ann-Dorit
Aktuelle Ereignisse
Am 4. März trat „ein absoluter Social-Media-Superstar“ vor den Traualtar. Eine junge Dame, von der ich – ich gestehe es – bis zum Schauen des dazugehörigen Klatsch-TV-Beitrags noch nie gehört hatte: die venezolanisch-US-amerikanische Webvideoproduzentin, Schauspielerin und Sängerin Lele Pons. Der Name Lele („Lele, nicht Nele“), der perfekt in die beliebte Kategorie „Lalelu“ passt, ist hier allerdings nur ein Kürzel. Der volle Name der Promibraut lautet Eleonora Pons Maronese.
Am 6. März verstarb 79-jährig Vito Eckart Eduard Moriz von Eichborn, „ein deutscher Verleger aus dem Adelsgeschlecht Eichborn“ (Wikipedia). Was leider in keinem der diversen Nachrufe für diese einst „schillernde Figur der deutschen Literaturszene“ (dpa) vorkam: Vito von Eichborn war auch Knuds und mein Verleger. RIP.
Halb vertraut, halb fremd
Von Vito ist es – über Reto als Zwischenstation – nicht weit zu Reta. Ich wusste bislang gar nicht, dass es zu dem von mir als typisch schweizerisch eingestuften Namen eine weibliche Form gibt. Aber auch wer bei Reta an eine „Greta ohne G“ denkt oder an eine „falsche Rita“, liegt richtig. Reta kann nämlich auch den Ableitungen von Margareta zugeschlagen werden. Aufgefallen ist mir der Name in der Presse, beim Statement einer in Karlsruhe ansässigen Chefärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Dietmund ist noch mal ein Pressefund, ein Schulleiter heißt so. „Meinten Sie: Dortmund“, kommt es fragend von der Suche auf beliebte-vornamen.de. Nö. Dass es sich um einen althochdeutschen Namen handelt mit dem Anfang von Dietmar und dem Ende von Siegmund, also in Summe „Volk“ und „Schutz“, erkenne ich schon so.
Ein Klingelschildfund beim Schlendern durch meine Heimatstadt: Mathys – diese Variante von Mattis ist mir bislang noch nicht untergekommen. Obwohl ich sonst nicht mit Ypsilonitis infiziert bin, hat der Name was. Ich sehe fast den Titel der Biographie vor mir: „Mathys – Mann und Mythos“.
Aviran habe ich aus dem Abspann des Münster-Tatorts, vom jüdisch-marokkanischen Schauspieler Aviran Edri (Jahrgang 1990). Erst bei meiner Netzrecherche bin ich darauf gekommen, dass ein deutscher Softwarehersteller, bekannt für sein Antivirenprogramm, fast genauso heißt. Ein Problem? Viele, viele Jahre, nachdem ich „Yentl“ gesehen habe, ploppte nun außerdem der hebräische Name Avigdor („Vater, Beschützer“) in meinem Kopf auf (fand ich damals eher befremdlich).
Dr. Ingrid Wünning Tschol gehört zu den führenden Köpfen der Robert-Bosch-Stiftung. Wünning erinnert mich natürlich an meinen eigenen Nachnamen (den manche Leute rätselhafterweise Lünning schreiben) und ist wohl auch in diesem Fall, trotz fehlenden Bindestrichs, ein Nachname. Vielleicht hat sich die Biologin das „Middle Initial“ ja in ihrer Zeit am MIT in Boston zugelegt? Vorstellbar wäre Wünning aber auch als – Achtung, ich fabuliere ins Blaue hinein!!! – Vorname, eine niederdeutsche oder friesische Koseform, womöglich sogar mit der Bedeutung „Kleines Wunder“.
Aus zwei mach eins
Aus naheliegenden Gründen merke ich bei von zweien zu einem verschmolzenen Namen besonders auf. Der Vorname des Geschäftsführers vom Deutschen Roten Kreuz Sachsen-Anhalt ist mir in diesem Sinne ins Auge gesprungen: Carlhans. Finde ich irgendwie cool. Ich mag Carl – der ja auch wieder modern ist (Platz 32) – und Hans. Oder stört der veraltete Begriff des „Prahlhans“?
Krisjanis heißt der lettische Ministerpräsident. Also eigentlich Krišjānis, die typographischen Feinheiten fehlten aber, als mir der Name das erste Mal in einer TV-Einblendung auffiel. Chris trifft Janis – könnte auch hierzulande ganz gut funktionieren. Jedenfalls bei Eltern, die offen für längere Namen sind.
Wo ich in diesem Monat Fritzwilm aufgegabelt habe, weiß ich leider nicht mehr. Gefällt mir aber auch gut – der olle Friedrich Wilhelm mal ganz anders: Fritz + Wilm. In diesem Zusammenhang ist mir noch die Redewendung „seinen Friedrich Wilhelm unter etwas setzen“ eingefallen, die gut in dieses Blog passt. Sie soll auf den Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. zurückgehen, der seine beiden Vornamen beim Unterzeichnen angeblich immer voll ausschrieb. Eine derartige Würdigung der Mehrfachbenennung war wohl schon damals etwas Besonderes.
Ann–Dorit schließlich ist der Doppelvorname einer 1981 in Greifswald gebürtigen politischen Redakteurin. Zwar ein Bindestrichname, aber ich finde, er passt trotzdem in diese Kategorie. Vielleicht gibt‘s ja auch irgendwo eine Anndorit? Wobei vielleicht Verwechslungsgefahr mit einem Mineral bestände, dem Andorit.
Ich möchte es nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass im vierten Vornamen von Vito von Eichborn kein Tippfehler steckt. Er hieß wirklich Moriz, nicht Moritz.
Als ich den Namen Ann-Dorit las, musste ich sofort an eine bestimmte Namensträgerin denken und möglicherweise meinen wir die gleiche. Kurzer Nachname, der mit einem B beginnt? Wir sind uns nie persönlich begegnet, haben aber vor vielen Jahren am gleichen ehrenamtlichen Projekt mitgearbeitet und sind auf LinkedIn vernetzt.
Wünning hat mich auch gleich an meinen Nachnamen erinnert. Der lautet nämlich fast genau so wie der von Annemarie – man streiche das L- und ersetze es durch ein Br-. Schreibung mit -nn- oder Aussprache mit kurzem ü kommt ab und zu vor, fühlt sich immer fremd an.
Ein ehemaliger Kollege hieß mit Nachnamen Bühling, die Ähnlichkeit fanden wir damals ganz lustig.
Ja, genau, die Ann-Dorit ist es 🙂
Krisjanis hat was. Ann-Dorit auch.
Carlhans sieht befremdlich aus.
Meine Name im März:
Izel (f „I-szelle“)
Suzu (f)
Rafael-Evitan (Gebärdendolmetscher, Phoenix)
Moina (Belle Michael, US-Hochschullehrerin)
Ilwad (f , Menschenrechtlerin)
Arbella (Stuart)
Tressa(Prisbrey,eigentlich Thresie Luella Schaefer, Künstlerin des „Bottle village“)
Othea (Tressas Tochter, das einzige Kind von sieben das ihre Mutter überlebte )
Büke (deutsch-türkische Comicautorin)
Edurne (f)
Maida
Mirjana
Lieve
Annina
Larentia (Pflegemutter von Romulus und Remus)
Osric
Elmas (f)
Pytor
Kausar (f)
Richenda (aus dem Film Colonia Dignidad)
Ayesha (Rosena Anna McGowan, Radsportlerin)
Makrina Thekla (die Jüngere, Schwester von Basilius des Großen)
Emmelia (Makrinas Mutter)
Thomasin (f)
Kwesi
Clauditha
Enrica
Mauricette
Kalinda
Friedemann habe ich vergessen
Wau, Vivi, Du hast ja wieder viele ausgefallene Namen aufgesammelt. Bei mir sind diesmal nicht so viele aufgelaufen, ich warte noch ein bisschen, bis ich wieder genug zusammen habe.
Zu Kommentaren reißen mich hin …
Othea * Klingt nach einem Gypsy-Namen (bei englischen Travellers ist der Name aber für einen Mann (!) überliefert)
Büke (deutsch-türkische Comicautorin) * Könnte in seiner einfachen und mundfaulen Struktur auch ein ostfriesischer Name sein
Edurne (f) * Denk ich an die Stadt, die früher Adrianopel hieß
Elmas (f) * Ein Anagramm von Selma. Ich habe es nachgeschlagen, es ist die türkische Version Almaz, das in vielen Sprachen (aus dem Arabischen kommend) „Diamant“ bedeutet
Pytor * Sieht aus wir Piotr/Pyotr mit Buchstabendreher. Ich habe zu dem Nachem nur Comicfiguren und Charactere in Computerspielen gefunden
Kausar (f) * Wirkt indisch (vielleicht Sikh?) auf mich
Richenda (aus dem Film Colonia Dignidad)
Thomasin (f) * Das (f) muss mann dranschreiben, es könnte auch die männliche Form zu Thomasina sein
Kwesi * denk ich an den Reggae-Künstler Linton Kwesi Johnson
Mauricette * Und hier fällt mir sofort Alanis Morisette ein
Kalinda * klingt nach Country und Western, vielleicht auch nach Osteuropa wegen der K-Schreibung
@elbowin
Kalinda Vasquez ist die Produzentin von „ONCE upon a Time“.
Ich nehme an, sie hat hispano-amerikanische Wurzeln.
Bevor ich mich auf die anderen Namen stürze, lege ich auch eine virtuelle Gedenkminute für den Verleger Vito von Eichborn ein.
Ann-Dorit finde ich sehr hübsch. Erinnert mich an Annedore, was ich ebenfalls mag.
Dietmund–irgendwie geht der Name mir nicht so leicht von der Zunge, anders als Dietmar oder Dietrich. Ist vielleicht Gewöhnungssache. An und für sich mag ich diesen Namen.
Carlhans–grundsätzlich nicht schlecht. Aber ich mag den Doppelnamen Karlheinz sehr und bin schon mein Leben lang mit diesem letzteren Doppelnamen vertraut, so dass sich für mich Carlhans dann doch etwas „falsch“ und verfremdet anhört (obwohl es keinen guten Grund gibt, diese zwei Namen nicht zu kombinieren).
Fritzwilm klingt für mich nicht.
Habe das schon in den letzten Namen der Woche reingeschrieben, aber hier nochmal kurz meine Märznamen, nämlich die interessanten niederländischen Namen, die mir bei einer Konferenz in den Niederlanden begegneten:
weiblich: Willemijn, Klazina, Gerdien.
männlich: Sjoerd, Niek, Floris, Gijsbert, Gijs (und dann noch wenig überraschende wie Jan, Henk, Robert, Hans).
Meine Vornamenfundstücke im März:
Siegbert
Armella
Godehard
Bilfried
Gurli
Finn-Torben
Sabitha
Hilke (f)
Traute
Cord
Tabian
Lakelyn
Lorent
Lauris (m)
Antonietta
Ide (f)
Kriemhild
Ahlem (f)
Sueda
Inma (f)
Zhanna (f)
Diyar (m)
Rieka
Cherine
Niamh (f)
Lui (m)
Bilfried gefällt mir–könnte im Alltag Billy gerufen werden.
Godehard–
Sehr trauliche und sympathische niederdeutsche Form von Gotthard.
Siegbert–liebe die alten germanischen Namen.
Sueda–
denke an das Material „suede“ und an Carl Perkins‘ Schlager „Blue Suede Shoes.“
Hilke–
Finde ich für Norddeutschland sehr nett.
Cord–
ein Kurt. Diese Form ist mir auch schon begegnet.
Wünning könnte wirklich auch als Vorname durchgehen – eine ehemalige Kommilitonin hatte zwei Söhne namens Brüning und Flemming.
Ja, aber für einen Jungen, die Endung -ing is so männlich.
Brüning, wie der Reichskanzler und Zentrumspolitiker, der Hitler den Weg frei gemacht hat, würde ich nicht als Vorname vergeben. Ich finde es erstaunlich, dass das Standesamt sich da nicht quergestellt hat.