Heiß begehrt und oft gewünscht: Zeitlose Vornamen, also Vornamen, die kontinuierlich immer wieder vergeben werden und nie aus der Mode kommen. Warum das so ist, das ist naheliegend. Erstens kann man von einem zeitlosen Vornamen nicht auf das Alter der Person mit so einem Namen schließen. Zweitens ist das Risiko sehr gering, dass prominente Namensvorbilder – real oder fiktiv – so einen Vornamen überstrahlen und in ein Klischee pressen. Die Angst, dass sich eine Schublade öffnet und an dem Lieblingsnamen Vorurteile haften, ist groß!
Die 30 zeitlosesten Vornamen der letzten hundert Jahre
- Maria
- Alexander
- Eva
- Katharina
- Christian
- Karl
- Michael
- Johann
- Johanna
- Elisabeth
- Marie
- Robert
- Anne
- Martin
- Richard
- Andreas
- Thomas
- Henry
- Ina
- Friedrich
- Georg
- Peter
- Hans
- Alice
- Lydia
- Sonja
- Dorothea
- Charlotte
- Anna
- Paul
Die Liste wurde nicht nach der Häufigkeit der Vornamen sortiert, sondern nach der Zeitlosigkeit. Je weiter vorne, desto zeitloser ist der Name.
Ich hatte mich schonmal daran versucht, die zeitlosesten Vornamen zusammenzustellen. Dazu gab es viele kritische Rückmeldungen und Unverständnis der präsentierten Namensliste. Offenbar stimmt eure subjektive Wahrnehmung der Namenslandschaft nicht mit meiner objektiven Auswertung überein. Darum habe ich mich nochmal an diese Aufgabe gemacht und meine Auswertungsmethode verbessert. Damals stand im Fokus meiner Analyse, dass die Namen kontinuierlich in den Jahrgangslisten auftauchten. Dieses Mal habe ich weitere statistische Kennzahlen in den Mittelpunkt gestellt, insbesondere die Standardabweichung.
Höhen und Tiefen
Aber auch die zeitlosesten der zeitlosen Vornamen erleben Höhen und Tiefen ihrer Popularität. Sie werden keineswegs immer gleich häufig vergeben und regionale Unterschiede gehen in meiner Auswertung ganz verloren. Vor allem in Bayern gibt es viele Eltern, die keine Scheu davor haben, ihrem Kind einen total unmodernen Namen zu geben. Natürlich zahlt das auch auf die überregionale Vornamenstatistik ein.
Sonja und Lydia vor Charlotte und Anna? Interessant
Dachte ich mir auch.
Anna empfinde ich als total zeitlos, eine Sonja hingegen ist über fünfzig. Ich kenne eine über das Hörensagen in meinem Alter, die anderen Kinder der Familie tragen aber alle so altmodische Namen z.B Gisela.
Wie gesagt, die Liste habe ich nicht danach sortiert, wie häufig die Namen vorkommen, sondern wie ausgeglichen die Namen über die Jahre vergeben wurden. Anna war vor hundert Jahren und ist jetzt wieder einer der häufigsten Mädchennamen. Vor 60 Jahren dagegen wurde Anna viel seltener vergeben. Vor 60 Jahren gab es ähnlich viele Lydias und Annas, aber davor und danach viel weniger Lydias als Annas. Insgesamt ist Lydia darum zeitloser, weil es über die Jahre viel geringere Schwankungen gibt.
Nebenbei: Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine Lydia kennengelernt.
ich kenne eine, bißchen über 60 müsste die sein
Ich weiß nicht, ob ich finde, dass zeitlos nur heißt, nicht aufs Alter schließen zu können. Wenn Anna vor 100 Jahren und jetzt auf Platz 1 wäre, vor 50 auf Platz 50, gäbe es trotzdem auch viele 50-jährige Annas – die Wahrscheinlichkeit wäre zwar größer, dass sie 0 oder 100 ist? Richtig darauf schließen kann man aber nicht. Angenommen, es wäre Knud aber IMMER auf Platz 10.000, so wäre Knud deiner Definition nach zeitlos, denn jedes Alter wäre genau gleich wahrscheinlich, vom Baby-Knud bis zum Greis Knud, man könnte keine Schätzung abgeben. Ich würde aber eher sagen, zeitlos bedeutet schon auch, dass ein Name immer wieder in relevanter Anzahl vorkommt, in diesem Fall also Anna, nicht Knud.
Ja, genau so definiere ich es: Ein einwandfrei zeitloser Name käme in jedem Geburtsjahrgang gleich häufig oder selten vor, so dass man überhaupt nicht auf das Alter schließen kann. Tatsächlich gibt es so einen Vornamen in Deutschland nicht.
Zu Lydia: wer in evangelikal-christlichen Kreisen verkehrt kennt garantiert Lydias, Tabeas, und Deborahs, und wahrscheinlich auch Rahels und Jaels….
Manchmal vergesse ich, wie stark subkulturell die mich umgebende Namenslandschaft geprägt ist.
Ich kenne/kannte zwei Lydias:
Die erste ist meine Oma und wäre heute 115 Jahre alt. Durch sie weiß ich auch, dass der Namenstag am 3. August ist.
Die zweite ist ca. 60 Jahre alt. Ihr Mann hat am 3. August Geburtstag und ich bin regelmäßig die einzige, die auch ihr zum Namenstag gratuliert, worüber sie sich riesig freut.
Und dann kenne ich noch eine 11-jährige, die mit Zweitnamen Lydia heißt und am 3. August geboren ist. Ich habe damals die Mutter gefragt, ob der Zweitname nach dem Geburtstag vergeben wurde. Nein, es ist eine Nachbenennung nach der Oma und der Geburtstermin war Zufall. (Also kenne ich indirekt noch eine dritte Lydia, geschätzt um die 70 Jahre).
Dann definiere ich zeitlos anders. Für mich ist zeitlos ein immer relativ beliebter Name, der immer in signifikanter Anzahl vergeben wird, also nie als absolut altmodisch empfunden wird. So etwas wäre Anna, auch Julia oder Lena könnte dazu werden.
Bei deiner Definition kann natürlich auch ein seltener Name weit vorne sein.
Aber auch dann wundert mich z. B. Robert – wurde der nicht früher viel häufiger vergeben?
Ich kenne eine Lydia die müsste ca. 14 Jahre alt sein…
Als zeitlos empfinde ich Namen, bei denen praktisch niemand jemals die Kritik anbringen würde: Name XY ist aber altmodisch.
Besonders bei Hans bin ich mir sicher, dass man diese Reaktion sehr oft bekam bzw. bekäme. In Vertretungsstunden in meiner Schulzeit in den 00ern gab es den wenig originellen Witz, sich falsche Namen auf Namensschilder zu schreiben. Die Lukasse und Janniks kringelten sich dann vor Lachen, wenn sie mit Hans-Peter oder Friedrich aufgerufen wurden, so altmodisch fanden wir diese Namen.
Ich frage mich, ob ein verzerrender Faktor hier auch die Zweitnamen sind, die vermutlich gleichbedeutend mit Erstnamen ausgewertet wurden. Einst sehr häufige Namen wie Hans oder Peter verschwanden alleine deshalb nicht komplett von der Bildfläche, da sie als Nachbenennung in den Zweitnamen weiterhin auftauchten. Wenn 10% der zahlreichen 80-jährigen Hanse einen nach ihnen benannten Nachfolger bekamen, wäre Hans aufgrund der schieren Menge an alten Hansen nicht aus der Statistik verschwunden. Wenn aber praktisch kein junger Mensch den Namen in aktivem Gebrauch hat, ändert die Häufigkeit der Passeinträge nichts daran, dass der Name als altbacken empfunden wird. Die oft verschämte Haltung des Zweitnamens gegenüber befeuert das altbackene Image wahrscheinlich noch zusätzlich. Wenn der Name wenigstens ein paar Jahrzehnte weg vom Fenster wäre, könnte man ihn wieder mit frischen Augen entdecken, aber so denkt man an den Klassenkameraden, der immer zur Lachnummer wurde, wenn Lehrer die Zweitnamen mit vorlasen.
Das Argument: Finde ich nicht altmodisch, ist ein gutes Kriterium, würde ich sagen.
In der Regeln wertet Knud Erstnamen separat aus.
Dieses „Falsche-Namen-Spiel“ haben meine Mitschüler auch gemacht. Fand ich damals schon bescheuert (meine Mutter sagt immer, ich bin schon mit einer alten Seele auf die Welt gekommen, vielleicht liegt es daran 🙂 ).
Ich habe für diese Analyse ausschließlich die Erstnamen ausgewertet.
Dieses Spiel gab es damals wo ich so Grundschule/Anfang Mittelstufe war auch noch^^
Und ich kenne einen Hans der ist so ca. 14 Jahre alt.
Wenn nur die Erstnamen ausgewertet wurden, dann wundern mich manche Namen tatsächlich.
Aber vielleicht sollte man es, wenn Zeitlosigkeit für einen ein Kriterium ist, bei dem subjektiven Gefühl belassen 😉
Ich würde jedenfalls raten, nach zeitlosen Namen eher auf den Plätzen 50-300 zu suchen. Namen, die nie top waren, polarisieren oft weniger.
Meinen eigenen Namen, Karla, finde ich jedenfalls ziemlich zeitlos. Roberta, Henrike und Friederike stehen nicht in der Liste (nur ihre männlichen, häufigeren Pendante), aber die empfinde ich ähnlich.
Gerade bei so einem Thema würde ich mich nicht auf das subjektive Empfinden verlassen. Karla zum Beispiel war in den 1970er Jahren fast von der Bildfläche verschwunden und ist deshalb objektiv betrachtet überhaupt nicht zeitlos.
Die wahren zeitlosen Namen sind tatsächlich diejenigen, die zu jeder Zeit nur selten vorkamen. Insofern wäre es vielleicht eine gute Idee, mal die beliebtesten Namen herauszusuchen, die noch nie in den Top 50 (100, 200?) waren.
Hm, die erste Frage ist, wie man „zeitlos“ definiert. Und die zweite, wie (oder ob) man das dann auswerten kann.
Für mich wäre ein Name absolut zeitlos, der in seinen besten Tagen nicht mehr als 3x so oft als zu seinen schlechtesten Zeiten vergeben wurde. Sprich: Wurden in den schlechtesten Jahren 0,25 % aller Kinder (bzw. pro Geschlecht) so benannt, so dürften es in den besten Jahren max. 0,75 % gewesen sein. Oder mind. 0,03 % zu max. 0,09 %, etc. – Also eben max. Faktor 3.
Wahrscheinlich ist diese Definition zu eng und man müsste auf Faktor 5 erweitern. Also z.B. mind. 0,15 % zu max. 0,75 %.
Ob man da schon fündig wird? Vermutlich müsste man zusätzlich noch die Ausnahme einfügen, dass diese Mindest-/Maximal-Grenzen in bis zu 5 Jahren (von 100) über- bzw. unterschritten werden dürften. Sonst könnte es echt schwierig werden. Sowohl bei den häufigeren als auch bei den selteneren Namen.
Bei meiner Definition müsste man eher mit Prozentzahlen als mit Plätzen in den Top10/50/100… rechnen. Denn wenn 1,5 % (nach Geschlecht) heute eine vordere Top10-Platzierung ist, so durfte der gleiche Wert vor Jahrzehnten vermutlich noch ein hinterer Top20-Platz gewesen sein.
Nach den Anmerkungen zur 2021er-Tabelle wurde der Platz 1-Name mit 1,65 % Mädchen bzw. 1,50 % Jungen vergeben. Doch welche Prozentzahlen finde ich heute (ungefähr) auf Platz 50, auf Platz 100, auf Platz 200 und auf Platz 500?
Während letztes Jahr rund 5.000 – 6.000 Kinder Emilia bzw. Matteo genannt wurden, wieviele waren es bei Platz 500 (Miral/Emmanuel)? Je rund 0,04 % = ca. 150 Stück? Oder liege ich da völlig daneben?
PS: Ich will jetzt aber keine Knud-Vollbeschäftigung machen…
Wenn die Daten aus dem letzten Jahrhundert sind, müsste man, um zu beurteilen, wie objektiv zeitlos die Namen sind, auch mindestens so lange gelebt haben. (Und am besten viel in Deutschland gereist.)
Mir kommt es auch so vor, als ob zum Beispiel Anna immer da gewesen wäre, aber meine Mutter empfand ihn als altmodischen Namen, der in den Achtzigern wieder aufkam. Jemand, der jetzt siebzig ist, findet vielleicht Sonja viel zeitloser als jemand, der Mitte Zwanzig ist.
Dass Anna nicht zeitlos ist, kann ich als Anne jedenfalls bestätigen 🙂 In meinem Alter (Jahrgänge um 1970 herum) gab es quasi nur Annes. Eine Anna war immer mindestens zehn Jahre jünger als ich (oder sehr alt, aber alte Damen namens Anna gab es in meinem Umfeld gar nicht, nur Anni und Annemarie).
Ich kann mich Annemarie nur anschließen. Ich bin auch ein 70er-Jahre-Kind. In meinem Alter in Ostwestfalen gab es keine Annas, nur Annes. Anne war dagegen recht häufig. Die alten Annas wurden Änne oder Anni genannt.
Charlotte gab es in meiner Altersklasse auch nicht, Charlotte gab es erst wieder in den 90ern.
Sonja – ja, gab es häufig in meinem Alter und in den Jahrgängen davor. Aber der Name war danach nie ganz weg. Ich kenne eine Sonja, geboren Anfang der 2000er Jahre. Ich finde den Namen schön! Ich würde bei einer jungen Sonja nicht denken, sie hat einen altmodischen Namen. Bei Lydia würde ich das schon eher denken.
Lydia – ich kenne eine, Mitte der 80er Jahre geboren, ich kannte ihre ältere Schwester. Die fand den Namen Lydia damals total altmodisch.
Henry – finde ich überhaupt nicht zeitlos. Henry und Henri ist in den 2000er Jahren aufgetaucht und ist dann immer beliebter geworden. Ich weiß, dass Henry hier auf den Listen um 1900 auftaucht. Ich habe nie einen alten Henry kennengelernt oder davon gehört. Die hießen Heinrich und wurden Heini genannt. In meinem Alter gab es Henrik, aber keinen Henri/Henry.
Martin – heute ist übrigens Sankt Martin. Wir haben einen 15jährigen Martin in der Verwandtschaft. Ich finde den Namen immer noch schön.
Es gab beim Ohnsorg Theater zu Heidi-Kabel-Fernseh-Zeiten den Schauspieler Henry Vahl, der immer die Opa-Rollen hatte. Ob der tatsächlich Henry hieß oder nur als Künstlername, weiß ich aber nicht.