Es war einmal eine werdende Mama, die suchte in einem Namensforum nach einem schönen Zweitnamen für ihr erwartetes Söhnchen. Der Erstname war schon fix: Jack. Ihren Nachnamen verriet sie auch; dreisilbig, mit einem Umlaut, deutsch. Der erste Kommentar kam prompt: „Das arme Kind.“ Die zweite Kommentatorin versuchte sich dann tatsächlich an konstruktiven Vorschlägen. Die nächste schrieb „Sparrow“ (haha) und Nummer vier: „Warum warum warum“.
Einen Jack voll kriegen
Ich muss zugeben, dass ich mich mit dem Namen Jack (zuletzt immerhin auf Platz 205) hierzulande auch etwas schwer tue – auch wenn ich natürlich weder Kommentatorin eins noch drei oder vier war. Das ist ganz ähnlich wie bei Kate oder Luke: Mir kommt beim Lesen immer die deutsche Aussprache und das dazugehörige Wort, das mit dem Namen natürlich genau null zu tun hat, in die Quere. Also die Jack[e], die windschiefe alte Kate, in der Katenschinken von der Decke baumeln, und die Dachluke. Und kennt noch jemand den (plattdeutschen?) Ausdruck „einen Jack voll kriegen“, im Sinne von „geprügelt werden“?
Auch an ein Gespräch auf der Geburtsstation erinnere ich mich, das bislang einzige Mal, dass ich persönlich Jack-Eltern begegnet bin. Der Name wurde mir damals fröhlich erläutert als „Jack, wie dieser coole Pirat, Jack the Ripper und so“. Oh ha.
Das Getränk mit Nachnamen Daniel‘s
Nun lässt sich natürlich einwenden, dass Jack ein so geläufiger englischer Name ist, dass wohl jeder die Aussprache auf Anhieb hinbekommen wird, das Problemchen mit dem in meinem Kopf aufploppenden Kleidungsstück also zu vernachlässigen ist. Neben Jack Sparrow sind zum Beispiel auch die Schauspieler Jack Nicholson und Jack Black (eigentlich Thomas Jacob Black) bekannt. Und nicht zuletzt das Getränk mit Nachnamen Daniel‘s. Warum also eigentlich nicht Jack + dreisilbiger deutscher Nachname mit Umlaut?!
Der Schauspieler Johnny Weissmüller fällt mir noch ein, den ich als Kind als „Tarzan“ so gern mochte. Bei ihm „vertrug“ sich der Sprachmix doch auch irgendwie. (Übrigens wechselte der Gute seinen Vornamen mehrfach: von János zu Johann zu John.) Und um es mit den Rheinländern zu sagen: Jede Jack es anders – oder so.
Mir gefällt Jack sehr gut, ist neben James und Liam mein englischer Lieblingsjungenname. Bei den Mädchen sind es Rose (nein, mit dem Film Titanic hat das nichts zu tun) und tatsächlich Kate. Auch Luke finde ich sehr schön, würde hier aber immer Lukas vergeben (da mein Bruder so heißt, kommt das leider nicht in Frage).
Ich habe erst durch deine Artikel über diese Name gemerkt, dass die englischen Namen wie die deutschen Wörter geschrieben werden. (Nur der Spruch mit der Jacke war mir neu^^).
Englische Vornamen und deutsche Nachnamen sind so eine Sache. Manchmal passt es gut, manchmal weniger.
Ich kenne tatsächlich eine deutsche Kate (ihr Spitzname). Jack Fronhöfer z.B ist jetzt nicht ganz das Wahre, Florian Fronhöfer aber auch nicht.
Früher habe ich mich auch vehement gegen solche Kombis bei keinem sprachlichen Hintergrund gesperrt, jetzt denke ich etwas anders darüber.
Wenn es DER Name ist, warum nicht? Nachnamen sind ja nicht immer für die Ewigkeit. Selbst wenn man eine perfekte klangliche Abstimmung zwischen Vor- und Nachnamen gefunden hat, kann das Kind später den Namen des Mannes/der Frau annehmen, die überhaupt nicht harmonieren, und dann?
Von blöden Wortspielen (Mira Bellenbaum), Reimen (Ella Heller) oder Starverherung (Romy Schneider) würde ich tatsächlich abraten.
Scarlett Strabinsky, Jack Meyer und Elizabeth Köhler sind ungewöhnlich und unharmonisch, aber wenn die Eltern den Namen richtig aussprechen können und kein anderer in Frage kommt, warum nicht?
P.S Der Schauspieler Jack Ryan würde mir noch einfallen.
P.P.S Mir würde Jack Samuel oder Jack Gabriel gefallen 😉
Miez:
Natürlich was Namen betrifft. Ich lerne auch Rumänisch, ohne die Illusion, es je auch nur halbwegs richtig sprechen zu können, einfach um ein bisschen mehr Kommunikation mit einigen Verwandten meiner Frau hinzukriegen.
Sprachsensibel: es kann einem ganz egal sein, ob man einen Namen aus einem anderen Sprachraum authentisch aussprechen kann. Oder es kann einen stören, wenn man es nicht richtig hinkriegt. Mich stört es–ich bin sehr sprachsensibel. Deshalb schaudere ich bei Aussprachen, die eine Aussprache nachahmen sollen, ohne das hinzukriegen. Z.B. wenn eine deutschsprachige Person den Namen Jack tatsächlich so ausspricht, dass er sich mit Schreck reimt.
Kein Humor nötig. Alles ganz ernst gemeint.
Um ehrlich zu sein, mich stört die deutsche Verhunzung des Namens: Dscheck. O Schreck!
Den englischen Namen Marlon finde ich im Deutschen gut, gerade weil er deutsch ausgesprochen wird und sich natürlich ins Deutsche einfügt. Er klingt im Deutschen auch total anders als im Englischen und wirkt deshalb nicht wie ein missglückter Versuch, eine englische Aussprache hinzubekommen.
Emily lässt sich zwar im Deutschen einfach deutsch aussprechen, ist aber nah genug an der englischen Originalaussprache dran, dass es in meinem Ohren nach missglückter englischer Aussprache klingt, einfach nach englischem Namen mit dazu wenig passendem deutschem Akzent.
Aber ein Name wie Jack–das klingt für mich mit deutschem Akzent einfach nur wie ein Fehlschlag. Das ist dann Kategorie „Lässt sich im Deutschen einfach nicht wirklich aussprechen.“
Ist das mein Sprachsnobismus? Vielleicht. Aber es geht tief–habe geradezu eine körperliche Reaktion dagegen.
Ach herrje, Mark, wenn man deine Worte ließt, könnte man meinen, dass kein Deutscher/keine Deutsche eine ordentliche englische Aussprache beherrscht 😉
Wenn man nicht gerade Eeee-mi-li sagt, klingt Emily -zumindest hier- kommt sie der englische Version so nahe bzw. entspricht dieser Version, die ich aus Filmen und Serien kenne.
Englische Namen bewusst deutsch auszusprechen, finde ich ganz schrecklich. Wenn jemand Eliza und nicht Elisa heißt, spreche ich das natürlich englisch aus. Eine Emily würde ich auch nie E-mi-li-e rufen, dann hätten die Eltern ihr ja diesen Namen geben.
(Wenn Eltern bei der Schreibweise Emilie auf die englische Aussprache bestehen würden, wäre bei mir aber eine Grenze erreicht).
Wenn man einen Namen nicht richtig aussprechen kann Sprichwort „Breien“ oder „Wiwijen“ ist das natürlich etwas anders. Hier muss man aber auch das Alter der Personen beachten. Wenn Uroma Maria zu ihrer Urenkelin „Cäsrin“ sagt, ist das zwar nicht schön, aber zu verzeihen, die wenigsten hatten damals Englischunterricht.
„Die englische Originalaussprache“ – ist die so wie im berühmten Oxford English, das wir in der Schule lernen sollten? Hast du auch eine körperliche Reaktion dagegen, wenn jemand einen englischen Namen mit schottischem, texanischem oder australischen Akzent spricht oder kommt das nur bei deutschen Akzenten vor?
Ich meine, dass es keine richtige Aussprache von Namen gibt. Selbst in Deutschland mit deutschen Vornamen gibt es da ja regelrechte Glaubenskriege, ich erinnere nur mal an die Frage, auf welcher Silbe Angela betont werden soll. (Selbstverständlich auf der zweiten Silbe!)
Unangenehm finde ich es, wenn Eltern den englischstämmigen Namen ihres Kindes mit einem ausgeprägten deutschen Akzent aussprechen und genau diese Aussprache auch von – eventuell besser Englisch sprechenden – Mitmenschen einfordern. Das wäre mir sehr peinlich.
Schwierig finde ich auch die Situation, wenn man einen Vornamen liest und nicht weiß, wie er ausgesprochen werden soll. Ein besonders schwieriger Name ist dabei Roger, für den in Deutschland sehr viele sehr verschiedene Ausprachevarianten gebräuchlich sind. Ich tue mich auch schwer mit dem schwedischen Namen Kjell: In Deutschland wird dieser Vorname meistens nach deutschen Regeln ausgesprochen, aber nicht immer. Viele wissen gar nicht, dass Kjell in Schweden ganz anders (ähnlich wie Schell) ausgesprochen wird. Spricht man Kjell deutsch aus, riskiert man, angepflaumt zu werden, weil das ja falsch ist. Spricht man Kjell schwedisch aus, riskiert man, dass der sich gar nicht angesprochen fühlt, weil er diese Variante nicht kennt.
Ich stimmte Knud zu, an die verschiedenen englischen Ausprachevarianten habe ich auch schon gedacht.
Den „Glaubenskrieg der Ausprache“ habe ich auch schon öfter beobachtet.
Es passiert übrigens nicht nur mit englischen Namen, dass Eltern hin und wieder auf eine wirklich merkwürdige Ausprache bestehen.
(Danke überigens für das Beispiel mit Kjell, ich hatte mich schon lange gefragt, wie man den Namen richtig ausspricht 🙂 ).
Ein anders Beispiel ist der türkische Jungenname Kenan. Er wie auf der ersten Silbe betont, mit schnellem n, auf das sofort das a folgt: KENan. Vielen Leute sagen aber „Keeeee-nan“, stellenweise auch Kenan-Elternteile. Ich vermute mal, es hängt mit dem englischen Keenan zusammen, aber da stehen wenigestens zwei e. Ich hatte im Praktikum mal den Fall, dass der Schüler wie du es bei Kjell beschrieben hast, gar nicht auf die eigentlich richtige Aussprache reagierte.
Für mich klingen die meisten Akzente der englischsprachigen Welt schön. Natürlich klingt der Akzent von Chicago am schönsten. Den texanischen mag ich auch. Aber gegen die verschiedenen britischen Akzente habe ich auch nichts einzuwenden. Ja, es sind die deutschen Aussprachen, die mir unter die Haut gehen. Und nein, ich habe es noch nie erlebt, dass Deutsche mit englischen Namen diese auch englisch aussprechen konnten, egal welche Varietät von Englisch man da heranziehen möge. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die mit einer Sprache nicht aufwachsen, und sie trotzdem wirklich aussprechen können. Ich selbst gehe mir selbst auf die Nerven, wenn ich so etwas wie Jean-Marc ausspreche–nein, muss ehrlich sagen, wer sprachsensibel ist sollte sich an die von ihr/ihm muttersprachlich beherrschten Sprachen halten.
@Mark
„wer sprachsensibel ist sollte sich an die von ihr/ihm muttersprachlich beherrschten Sprachen halten.“
Was Namen betrifft oder generell? Dann sollte ich nämlich mein Studienfach wechseln, da ja niemand die lateinische Aussprache so perfekt beherrscht wie die alten Römer. Namen wie Julius, Julia, Cornelia etc. dürfte man dann selbst verständlich auch nicht mehr vergeben. Nur ein echter Römer weiß, wie man die Namen mit den klanglich so ansprechendem Akzent der Patrizier ausspricht, das der Snobismus in jeder Silbe mitschwingen kann.
Das ist Rom!
Und im Ausland kommuniziere ich dann auch nur noch auf Deutsch, nicht das ein sensiblere englischee Muttersprachler noch einen anaphylaktischen Schock erleidet, angesichts der Tatsache, dass ich die Worte nicht so ausspreche, wie sie es gewohnt sind.
Und in Deutschland rede ich am besten nur noch mit Leuten aus dem Süden, da man im Norden ja keine Artikel vor Namen setzt und mir das bestimmt als Spätfolge „körperliche Unbehagen“ bereiten wird.
Ich habe es mit Humor versucht, aber lustig kann ich an deiner Aussage gar nichts mehr finden, sie ist einfach nur intolerant.
@Mark: Mir geht es ähnlich mit russischen Namen. Nahe dran ist eben doch daneben.
Wobei Knuds Argument, es gebe keine richtige oder falsche Aussprache bei Namen, etwas für sich hat. Letzten Endes ist alles durch Menschen gesetzt. Spannend finde ich Prozesse, wenn Namen „eingemeindet“ werden.
Zum Beispiel habe ich mal gelesen, dass der „deutsche“ Name Eduard eigentlich eine Verballhornung des französischen Édouard ist, der wiederum auf den angelsächsischen Namen Edward zurückgeht. Edward deutsch gesprochen, oder Edvard im skandinavischem Raum, wären demnach näher am Original als Eduard. Käme heute aber niemand mehr drauf, so deutsch klingt Eduard.
Aber so etwas benötigt wie scheint viel Zeit. In 30 Jahren ist ein deutsch ausgesprochener Oleg vielleicht total normal, aber hier und heute tut es mir (noch) in den Ohren weh, wenn ich Oh-lek höre.
wie wird denn Oleg richtig ausgesprochen? kenne den Namen gar nicht. ist es auch ein russischer Name?
@mgl
In Russland spricht man den a-LEG, mit betonter zweiten Silbe, einem weicheren Auslaut als K und das O wird, da unbetont, als A gesprochen. Die Ausspracheregeln sind zu kompliziert, als das sie sich außerhalb Russlands jemals durchsetzen könnten :/
Oleg ist die russische Form des skandinavischen Helge und die männliche Entsprechung zu Olga.
Habe meine Antwort auf Miez aus Versehen weiter oben gepostet.
Ich sehe das sehr gelassen. Da ich mit den Werken James Krüss aufgewachsen bin und aus Norddeutschland kommend genug Menschen kenne, die Roger, John, James usw heißen, klingt auch Jack für mich vollkommen normal.
Ich mag die Gedichte von James Krüss 🙂 Hier funktioniert die Kombi gut mit sogar mit Umlaut überraschend gut.
Kombis wie Rome Götze sind wirklich gewöhnungsbedürftig. Aber Namen wie Emily, Lucy, Mike oder Guido (obwohl die letzten beiden Namen inzwischen eher die
Vätergeneration sind) sind für mich so etabliert, dass ich sie nicht mehr zu den ausländischen Vornamen zähle. Und die Großeltern sehen auch Rosamunde-Pilcher-Filme, in denen die Hauptrollen James und Grace heißen.
Wie seht ihr den umgekehrten Fall? Wenn Migranten deutschen Vornamen zu ausländischen Nachnamen kombinieren? Das kann auch erstmal ungewöhnlich klingen.
In Anbetracht der Tatsache das meine Eltern beide unterschiedliche Migrationshintergründe habe und meine Mutter, meine Geschwister und ich dadurch einen ausländischen Nachnamen mit mehr (meine Mutter und Geschwister) oder weniger (ich) „deutschen“ Vornamen tragen, finde ich das ganz normal 🙂
Gut, dazu muss man sagen, dass mein Nachname zwar „nicht deutsch“ aussieht, aber auch nicht offensichtlich ist, aus welchem anderen Land der Name wirklich kommt, die Erwartungshaltung ist da also eine andere ;-).
Aber wenn man sich an James Lichtenbaum gewöhnen kann, geht das auch mit Mia Komitsky
oder Tom Yildiz. Wieso auch nicht?
Gibt es eigentlich einen Unterschied ob Vor-oder Nachname nicht „deutsch, seit 1743“ schreien? Muss das eigentlich sein?
Abgesehen davon gibt es viele Namen, die wir, weil sie aus der Bibel stammen als „typisch deutsch“ auffassen, die aber, da sie aus dem alten Testament stammen, auch in jüdisch oder islamisch geprägten Kulturen zu Hause sind, Adam und Jakob/Yakub sind da nur zwei Beispiele.
Darüber hab ich öfters nachgedacht. Was wäre, wenn ich in einem x-beliebigem Land für den Rest meines Lebens leben müsste und ein Kind benennen müsste!? Ich würde die dortigen Top200 nach einem mir bekannten Namen durchforsten und vergeben.IIch fände es doof einen mir fremden Namen zu vergeben, aber genauso einen der dortigen Kultur fremden.
Man findet immer irgendwas:
Indien: Lila
Chile: Emilia
Litauen: Lukas
Arabischer Raum: Leila
China: Anh
Anh ist natürlich vietnamesische.
Den „umgekehrten Fall“ habe ich vor Jahren mit einem deutsch-britischen Jungen erlebt: Rüdiger Smith. Der Vater brachte nicht einmal etwas zustande, das einem Ü auch nur ähnelte.
Gibt es in solche Fällen wirklich KEINE ALTERNATIVE?
Ich frage aus einem bestimmten Grund. Mein Schwager hat einen einsilbigen „typischen deutschen“ Vornamen. Da sein Stiefvater Spanier ist und ihn bei der Hochzeit adoptiert hat, ist er zu einem spanischen Nachnamen gekommen. Meine Nichte heißt Julia, also ein Name, der sowohl in Deutschland als auch in Spanien verbreitet ist. Sie ist gerade im letzten Schuljahr und auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Sie musste mindestens schon dreimal bei Vorstellungsgesprächen erklären, dass sie kein Wort Spanisch spricht. Meiner Schwester wurden in 20 Jahren Ehe diese Frage noch nicht gestellt und meinem Schwager laut seiner Aussage nur ein- oder zweimal.
Ja, dass verstehe ich, ich spreche übrigens auch kein Wort Türkisch, es ist etwas nervig, immer wieder zu erklären, dass man nicht das kleinste bisschen versteht, weil man das leider nie beigebracht bekommen hat, aber man gewöhnt sich dran 🙂
Ich habe noch ein Beispiel für „richtige“ Aussprache und Hürden im Alltag: Ich durfte einen jungen Mann namens Maurice kennen lernen, der ziemlich wütend reagierte, als ich ihn „Mories“ nannte. Er hieße schließlich „MAUries“ und könne nicht verstehen, warum das immer wieder falsch gemacht werde.
Der Arme. Wäre doch gut, wenn ihm mal jemand sagen würde, warum alle das „falsch“ machen.
Zum Thema englische Aussprache fällt mir die Serie House MD ein, in Deutschland bekannt als Dr House.
Für die Hauptrolle wurde ein Schauspieler aus dem Mittleren Westen gesucht, also mit einem ganz bestimmten, einer Gegend in den USA zuzuordnendem Dialekt, und gecastet wurde bekanntlich Hugh Laurie, aufgrund seines passenden Dialektes. Dass Hugh Laurie gar nicht aus dem Mittleren Westen kommt und noch nicht einmal Amerikaner, sondern Brite ist, ist beim Casting niemandem aufgefallen. Ob es an der fehlenden „Sprachsensibilität“ der Betreffenden lag? Auf jeden Fall lag es daran, dass keiner von ihnen die geniale Serie „A Bit Of Fry And Laurie“ gesehen hatte.
Patrick beispielsweise wird meinem Eindruck nach in den meisten Fällen mit deutschem a ausgesprochen.
Allerdings ist es wirklich grenzwertig, wenn aus Amy „Emi“ wird. Dann gibt es noch die legendäre „Jakeline“.
Aber wir können uns in Deutschland noch nicht einmal darauf einigen, ob es China oder „Kina“ heißt.
„Schina“ hat ein Dozent von mir immer gesagt.
Besonders „reizend“ fand ich immer Kommentatoren, die von SCHINA und im nächsten Atemzug CHILE (mit ch wie in „ich“) sprachen.
Und dann das Fleisch als „Fleich“ aussprechen.
Es wird selbstverständlich „Kina“ ausgesprochen, genauso wie Chemie „Kemie“ gesprochen wird.
Da fällt mir eine uralte StudiVZ- Gruppe ein mit dem Namen „Wer Schemie sagt, muss auch Schlor sagen“.
@Adelheid
Meinst du das mit „Kina“ ernst?
@Miez
Selbstverständlich. Alles andere würde sich in meinen Ohren falsch anhören- auch wenn ich weiß, dass es zumindest am Beispiel Chinas kein richtig oder falsch gibt. Ich muss allerdings zu meiner Verteidigung sagen, dass ich aus dem äußersten Südwesten komme, lange in der Schweiz und Österreich gelebt habe, bzw lebe. Wir sagen auch „Kirurg“ – Freunde von mir aus anderen Teilen Deutschlands sagen „Schirurg“ oder Ch-irurg (mit Ch wie in „Ich“).
Interessanter Artikel, bzw Buchtipp zum Thema:
https://www.belleslettres.eu/content/wortkunde/chemie-aussprache.php
@Adelheid
Okay, mit dem Kontext kann ich das verstehen.
Für mich hört sich Ch-ina (eben wie in ich) richtig an, hier in RLP sagen die Leute zumindest da, wo ich lebe, ebenfalls Ch-ina und Ch- irurg. Man mag wohl das Vertraute 🙂
Kina und Kirurg finde ich eher gewöhnungsbedürftig…
In meinem Lateinunterricht habe ich noch „vor E und I sprich CE und CI“ gelernt, was sich auch auf andere Sprachen übertragen liess. Also CHIrurg, aber KAos.
Nachdem ich von aktuellen Lateinschülern ein paar sehr merkwürdige Worte hörte, erkundigte ich mich, ob es denn jetzt auch Prokentrechnung oder Pakifik hiesse.
Ich erntete ziemlich irritierte Blicke.
Ich glaube, gehänselt wird niemand allein aufgrund seines Namens oder seiner krummen Nase oder sonst was. Gemobbt wird „Jack“, wenn er (warum auch immer) nicht in die Gruppe passt oder oder nicht passen darf (z. B. Konkurrenz) oder sich nicht einpassen will. Und dann sind Name, Nase oder was auch immer nur das, woran sich der Funke entzündet. So hab ich das beobachtet.
Die meisten Eltern wählen für ihre Kinder Namen aus, die für sie mit positiven Gefühlen besetzt sind. Ob ich das jetzt genauso empfinde wie die Eltern, spielt überhaupt keine Rolle. Und ich glaube, dass die Kinder, die das wissen, insgesamt zufrieden sind mit ihren Namen, auch wenn sie sich vielleicht nicht genau „Jack“ ausgesucht hätten 😉
Leid tun mir nur die Kinder, denen ihre Eltern beleidigende Namen geben wollen und auch wenn Standesämter z. B. „Stinker“ nicht zulassen, werden diese Kinder doch wahrscheinlich zu Hause einfach herabwürdigende Spitznamen von ihren Eltern verpasst kriegen. Aber selbst da ist eigentlich nicht der Name an sich das Problem, sondern, dass die Eltern ihr Problem „mit der Welt“ an ihren Kindern abreagieren und sich halt nur gut fühlen, wenn sie ihre Kinder „niedermachen“.
Mal anders herum gesehen: in den USA werden nichtenglische Namen auch einfach englisch ausgesprochen. Zum Beispiel Gretchen – oder auch deutsche Nachnamen (Diane Krüger…). Dass dann englische Vornamen mit ursprünglich deutschen Nachnamen kombiniert werden, scheint dort auch nicht zu stören. Warum sehen wir es dann so krampfhaft? Ich finde, es geht zu weit, wenn man sagt, dass Deutsche sich nicht aus anderen Sprachen bedienen dürfen bei der Namenwahl. Namenmigration hat es doch immer schon gegeben!
Ich wohne in den Niederlanden. Hier scheint es akzeptierter zu sein, um einen englischen Vornamen mit ur-niederländischem Nachnamen zu vergeben (obwohl es manchmal auch etwas gewöhnungsbedürftig ist).
Früher fand ich Namenkombinationen aus englischem Vornamen und urdeutschen Nachnamen auch nicht prickelnd, würde es selbst auch nicht wählen, aber ich bin da viel offener geworden. Nadine, Kevin, Katja – alles Namen nichtdeutschen Ursprungs und doch schaut niemand komisch, wenn darauf ein deutscher Nachname folgt. Alles Gewöhnungssache.
„Warum sehen wir es dann so krampfhaft?“
Weil wir Deutsche sind. Wir sind nun mal Vieles ,aber nicht gerade locker und entspannt
Ich denke auch, dass man sich an exotische Namen mit der Zeit gewöhnt und irgendwann sind sie etabliert. Mit manchen geht es sicherlich leichter, weil es mit dem entsprechenden Kulturkreis mehr Berührungspunkte gibt und einem die Aussprache leichter fällt.
So gewöhnen wir uns vermutlich leichter an einen Giovanni oder eine Svetlana als einen Nithusan oder an eine Gunnþórunn.