Ausgerechnet Oskar mögen Ossis gern

Pünktlich zum Tag der Deutschen Einheit bekam ich mal wieder eine Presseanfrage zu den Vornamen in Ost und West. „Die Listen unterscheiden sich ja kaum, haben Sie das Richtige geschickt?“, so die Rückfrage aus der Redaktion. Ich hatte die richtigen Listen geschickt, in Sachen Lieblingsvornamen sind sich die Deutschen sehr einig:


Mädchennamen 2013

Ost West
  1. Mia
  2. Emma
  3. Hannah / Hanna
  4. Lilli / Lilly
  5. Lea / Leah
  6. Lina
  7. Nele / Neele
  8. Pia
  9. Anna
  10. Charlotte
  1. Mia
  2. Emma
  3. Hannah / Hanna
  4. Sophia / Sofia
  5. Anna
  6. Emilia
  7. Lea / Leah
  8. Lena
  9. Marie
  10. Leonie

Jungennamen 2013

Ost West
  1. Ben
  2. Finn / Fynn
  3. Paul
  4. Oskar / Oscar
  5. Luca / Luka
  6. Max
  7. Luis / Louis
  8. Leon
  9. Jonas
  10. Lucas/ Lukas
  1. Ben
  2. Luca / Luka
  3. Maximilian
  4. Jonas
  5. Paul
  6. Leon
  7. Lucas / Lukas
  8. Luis / Louis
  9. Noah
  10. Felix

Flagge am Reichstagsgebäude

Einen Namen gibt es allerdings, der in allen Ost-Bundesländern deutlich häufiger vorkommt als in den West-Bundesländern: Ausgerechnet den Vornamen OSkar mögen die OSsis besonders gern 🙂

Interessant wäre auch ein Vergleich der Vornamenhitlisten der DDR und BRD von 1989, diese Statistiken gibt es leider nicht. Das beste was ich gefunden habe zwecks Vergleich der Vornamenmoden in Ost und West vor der Wiedervereinigung sind Statistiken aus der sächsischen Stadt Borna für den Geburtsjahrgang 1975 und aus Westberlin für den Geburtsjahrgang 1977:

Mädchennamen

Borna 1975 Westberlin 1977
  1. Yvonne / Ivonne
  2. Anja
  3. Sandra
  4. Katrin / Kathrin
  5. Annett
  6. Mandy
  7. Manuela
  8. Daniela
  9. Jana
  10. Peggy
  1. Stefanie
  2. Christine
  3. Sandra
  4. Tanja
  5. Melanie
  6. Nicole
  7. Katrin / Kathrin
  8. Simone
  9. Kerstin
  10. Daniela

Jungennamen

Borna 1975 Westberlin 1977
  1. Ronny
  2. Michael
  3. Jens
  4. René
  5. Thomas
  6. Sven
  7. André
  8. Daniel
  9. Mirko
  10. Mike
  1. Christian
  2. Michael
  3. Stefan
  4. Markus
  5. Daniel
  6. Alexander
  7. Thomas
  8. Matthias
  9. Andreas
  10. Sven

Offenbar gab es zur Zeit der deutschen Teilung große Unterschiede, was die beliebtesten Vornamen angeht. Einige Namen (z. B. Katrin, Daniela, Sandra, Michael, Daniel und Thomas) waren aber damals in ganz Deutschland populär.

Quellenangaben

Ost / West 2013: Eigene Auswertung auf der Grundlage von 182.945 Geburtsmeldungen aus dem Jahr 2013. “Ost” steht für Geburtsorte, die bis 1990 zur DDR gehörten, “West” steht für Geburtsorte, die bis 1990 zur BRD gehörten. In Berlin geborenen Babys habe ich überhaupt nicht mitgezählt.

Borna 1975: „Vornamen heute“ von Horst Naumann, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1977

Westberlin 1977: „Die Vornamen der Berliner heute und im historischen Vergleich“ von Heinz Albrecht und Andreas Letzner in „Berliner Statistik 42“, 1988

4 Gedanken zu „Ausgerechnet Oskar mögen Ossis gern“

  1. Oh, das ist aber ein sehr interessanter Artikel.

    Bei den Mädchennamen gefallen mir die „Ost“Namen eindeutig besser, obwohl ich ganz aus dem Südwesten Deutschlands komme. Denn Lilly, Lina, Nele, Pia und Charlotte finde ich viel viel schöner als Sophia, Emilia, Lena, Marie oder Leonie. Und -nichts gegen den Namen- aber Anna gefällt mir auf Platz 9 auch besser als auf Platz 5 😉

    Mein Name scheint in beiden „Teilen“ ja recht beliebt zu sein, das freut mich natürlich, andererseits wollten meine Eltern damals keinen allzu häufigen Namen 😉

    Zurück zu Thema, bei den Jungsnamen gefallen mir dann doch die westlichen Namen besser, da ich überhaupt kein Fan von Oskar und Max bin.

    Bei den Namen von 1975 / 77 bin ich aber überrascht, da die Namen zum Teil so unterschiedlich sind.

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  2. Sehr verwunderlich, dass die Presse sich über die Ähnlichkeit der Namen wundert… Ich wäre jetzt überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass es noch große Unterscheide geben könnte. Immerhin sind seit der Wiedervereinigung nun schon 25 Jahre vergangen. Genug Zeit also, dass man sich einander annähert bzw. die gleichen Vorlieben teilt.

    Auch dass sich die Namen von 1975/1977 von Ost und West doch recht stark unterscheiden, wundert mich nicht so sehr. Immerhin bestand die deutsche Teilung zum damaligen Zeitpunkt schon 26 bwz. 28 Jahre.
    Ein Zeitraum also, in dem innere und außere Einflüsse auch auf die Namenswahl einen nicht zu unterschätzenden Einfluss gehabt haben dürfte.
    Ich denke am beispielhaftesten sind dabei die „tyischen Ossinamen“ Ronny (kenne selbst einen, 1980 geboren), Mike, Mandy und Peggy.

    Interessant in diesem Zusammenhang wäre zu erfahren, wie es Anfang der Fünfziger Jahre mit den Namen in beiden Teilen Deutschlands aussah. Gibt es dazu eine Statistik, Knud?

    In beiden Fällen der namenslisten ist die Zeit das entscheidene Kriterium, nur eben in umgekehrter Reihenfolge 😉

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  3. Immer wieder interessant, diese Statistiken zu lesen. Mir gefällt der Jungenname Oskar sehr gut, komme aber aus dem Westen. Und auch Fynn oder Luca finde ich klingen sehr schön, sind aber eher typische „Ossi-Namen“, zumindest laut Statistik. Aber was die allermeisten Namen angeht, sind die ja im Gegensatz zu 1975, weitgehend gleich. Schön zu sehen, dass der Ost-West Unterschied auch bei Vornamen zunehmend verschwindet.

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