Letzten Sommer hatte ich die angeblich beliebtesten Nazi-Vornamen herausgesucht. Das waren diejenigen Vornamen, die einerseits in einem Verzeichnis der erwünschten Vornamen aus dem Jahr 1937 aufgelistet waren und andererseits heutzutage noch oder wieder häufig vergeben werden. Doch welche sind die wahren Nazi-Vornamen, wie wurden die Kinder in Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus genannt? Hier die am häufigsten vergebenen Vornamen in den Jahren 1933 bis 1945:
Mädchen | Jungen |
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Die Liste überrascht mich. Meine Eltern (+ Schwiegereltern, Onkel, Tanten …) kommen aus der Generation und „gefühlt“ würde ich andere Namen als beliebte Namen für die Generation einstufen bzw. ist die Reihenfolge anders. War aber vielleicht auch regional unterschiedlich. Sind einige Namen dabei, die ich eher als „Modenamen“ meiner Generation (bin Ende 60er geboren) eingestuft hätte, z.B.
Klaus, Jürgen, Uwe, Wolfgang, Bernd, Karin, Maron, Heike, Ute, Doris.
Ich glaube, die Halbwertzeit von Modenamen war einfach länger.
Klaus, Jürgen, Uwe, Wolfgang, Bernd, Karin, Marion, Heike, Ute, Doris waren sicher Modenamen der 60er, aber sie waren nicht mehr neu. Ich sehe (der Namen wegen) häufig Todesanzeigen durch, und diese Namen tauchen dort immer öfter auf: mit Geburtsdaten aus den 30er- und 40er Jahren.
Da ich aber weden einen Hans noch eine Helga näher kenne und die Namen als nie sehr häufig empfunden habe, hat sich mir endlich erschlossen, warum sie im Ausland als „typisch deutsche“ Namen gesehen werden.
Erstaunlich, dass Jens auf Platz 33 rangiert! Kennt ihr alte Männer namens Jens? Hätte das Aufkommen etwa in den 60er/70er Jahren vermutet.
Ja, ich kenne Männer namens Jens aus diesen Geburtsjahrgängen. Aus den 60ern aber viel mehr.
Hans und Helga: Davon gibt es in meiner Verwandtschaft u. Bekanntenkreis gleich mehrere und ich empfinde das schon als typisch deutsche Namen dieser Generation.
Hans ist die typisch deutsche Kurzform von Johannes oder eben der Rufname für einen Johannes. Mein Vater und mein Opa heißen bzw. hießen beide Johannes, Rufname ist aber Hans. Im Alter meines Vaters (1940er-Jahre) gibt es aber viele, die Hans Peter, Hans Josef, Hans Dieter usw. heißen (mit und ohne Bindestrich). Die werden dann aber als Hans in der Statistik gezählt.
Es gibt in der Liste alt wirkende Namen wie Hannelore, Hildegard, Lieselotte, Hermann, Wilhelm. Und Namen, die wirken wie 60er- bis 70er-Jahre-Namen, wie Karin, Elke, Monika, Marion, Eva, Peter, Klaus, Jens, Michael. Sogenannte Modenamen wurden über einen langen Zeitraum vergeben.
Sicherlich wurden damals noch häufiger Namen wegen der Familientradition vergeben – daher die ‚alten‘ Namen in der Liste.
zu Helga
Ich kenne zwei Helgas, eine geboren Ende der 50er Jahre und die andere geboren Anfang der 80er Jahre.
Helgas gab es in meinem Umfeld sowohl in meiner Generation (da fallen mir 2-4 ein) als auch in der Elterngeneration (3 in Verwandtschaft und engerem Bekanntenkreis).
Hans kenne ich einen in meinem Alter, empfand das aber früher als einen „So heißt man heutzutage nicht mehr“-Namen. Hans-Kombinationen (Hans-Peter, Hans-Jürgen, Hans-Christoph, Hans-Christian) sind mir dagegen auch in meiner und jü geren Generationen gelegentlich begegnet. Ein ehemaliger Mitschüler hat seinen um 2000 geborenen Sohn Hans genannt.
Sorry, aber ich finde die Überschrift reißerisch und dem Niveau dieser Seite nicht angemessen. Nicht alle in dieser Zeit geborenen Babies bzw. ihre Eltern waren Nazis. Um diesem Titel und dem formulierten Wahrheitsanspruch gerecht zu werden, könnte man evtl. eher untersuchen, wie Nazi-Größen ihre Kinder genannt haben. Ebenso finde ich die Baby-Drama Überschrift von neulich recht übertrieben. Ich lese sehr viel mit und finde Seite ansonsten großartig. Danke!
Ja, genau, diese Überschriften sind reißerisch und übertrieben. Ich bin jedesmal wieder fasziniert, dass die Beiträge mit den reißerischen Überschriften tatsächlich deutlich häufiger aufgerufen werden als die sachlich betitelten. Und darum werde ich mir auch weiterhin ab und zu so eine Clickbait-Überschrift gönnen, schließlich möchte ich viele Besucher*innen hier im Blog haben. Die Beiträge bleiben sachlich – versprochen!
Ich fände eine Analyse der „wahren“ Nazi-Vornamen interessant, also wie die Nazi-Größen ihre Kinder genannt haben, denn nicht jeder, der in der Zeit geboren ist, war auch später ein Nazi
Die Eltern von Brigitte und Marion waren eher keine glühenden Nazis. Im Gegenteil, diese Namenswahlen waren in gewisser Weise schon mutige Statements.
Statements wofür?
Natürlich für das Christentum und für die klassische, an der Antike geschulte Bildung.
Übrigens hat es fanatische Nationalsozialisten schon vor 1933 gegeben – spätestens nach der reichsweiten Sichtbarwerdung Hitlers im Hitler-Ludendorf-Putsch von 1923. Und nach 1945 gab es sie auch noch – im Grunde (und in Resten und mit Modifikationen bis heute). Von diesen halbverblödeten Spießer der „Reichsbürger“ und der „Prepper“ hat man wohl mittlerweile allgemein gehört.
Hinzu kommen noch mindestens folgende sachlich-ideologischen Überlagerungen:
Auch die katholische Kirche war nicht die Organisation von Widerstandkämpfern, als die sich sich nach 1945 (und im Grund bis heute) gerne präsentiert.
Das Bündnis der NSdAP mit den Alten Eliten (Offizierskorps, Beamten, Adel, Industrie), für deren Anfang und Ende die beiden 20. Julis symbolisch stehen – nämlich der 20. Juli 1932, der Preußenschlag, und das Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli 1944.
Nichts nrvtötender und irreführender als die Behauptung der Kirchen und der Alten Eliten nach 1945, daß sie ja „keine Nazis“ gewesen seien. Das waren sie auch nicht, aber sie haben eben kollaboriert. Im Grunde deutlicher als der nationalbolschewistische Flügel (Strasser-Brüder u.a.) der eigentlichen NSdAP.
Die SPD verschwindet nach 1933 in der Versenkung – nennenswerten Widerstand innerhalb Deutschlands leisten nur Teile der KPD.
Die eigentliche Nazi-Herrschaft hat gerade einmal 12 Jahre gedauert – von denen waren 6 Jahre lang Krieg, und die Jahre von 1933 bis 1939 waren auch noch von der Olympischen Spiel 1936 geprägt bzw. unterbrochen, für die man sich im Ausland „freundlich“ präsentieren wollte. Das war einfach alltagskulturell (und Vornamen sind eben ein Teil der Alltagskultur) weniger prägend als ca. 40 Jahre DDR, ca. 75 Jahre Sowjetrußland und nun schon 70 Jahre BRD (mit den Epochenrissen 1967/1968 und 1989).
Falsche Überschrift, aber in Zeiten mit einem tolerierten „ZpS“ ist alles erlaubt.
Doch die Kommentare hier sind sachlich (gibt es ja anderswo kaum noch) und durchdacht. Glückwunsch an so eine Community. Und auch an mich selbst, dass ich euch gefunden habe. Werde jetzt öfter reinschauen.
Seltsam dass Ruth auf Platz 39 ist. Mehr noch als die ebenfalls biblische Eva von Platz 31 ist Ruth ja sehr typisch jüdisch.
Lisa erstaunt mich. Ist für mich ein Name aus meiner Generation (90ger).
Die Namen meines Opas und meiner Oma, die drei bzw. sieben Jahre nach dem Krieg geboren wurden, tauchen ebenso in der Liste auf wie alle drei Brüder meines Opas (zwei davon vor dem Krieg geboren) und die Schwestern meiner Oma (Mitte und Ende der Fünfziger geboren). Nur Omas Bruder trägt einen klassischen Heiligennamen, der heute ab und zu noch als Babyname vergeben wird.
Richtige Trendsetter waren meine Urogroßeltern nicht gerade…