Finn Herzog. Emma König. Diese Namen las ich vor einiger Zeit im Impressum eines Magazins und stutzte prompt, wie wohl jeder Stammleser dieser Website stutzen würde: So jung und schon professioneller Schreiberling?! Finn ist erst seit den späten 90ern so richtig angesagt. Ganz ähnlich Emma: Zwischen 1970 und 1995 wurde dieser Name kaum vergeben. Natürlich hätte es sich bei Emma um ein (ganz) altes Semester handeln können oder um ein Kind von Eltern, die ihrer Zeit voraus (oder hinterher) waren. Allerdings fand meine innere Miss Marple das Zusammentreffen von Emma und Finn im Verein mit den so ähnlich gestrickten Nachnamen verdächtig.
Zufällig hatte ich die Möglichkeit, hinter den Kulissen nachzufragen, und erfuhr: Beide Namen waren die kurzzeitigen Pseudonyme desselben ungenannt bleiben wollenden Mitarbeiters, mit dessen Gespür für Plausibilität es leider nicht so weit her war. Tatsächlich hatte er einfach die Vornamen seiner Kinder verwendet. Hätte er mal bei beliebte-Vornamen.de nachgeschaut! Allerdings ist dieser Herr mit seiner etwas gedankenlosen (?) Benamsung fiktiver Figuren kein Einzelfall: Auch Drehbuchautoren nennen ihre Heldinnen gerne Mia, selbst wenn sie nach ihrem Geburtsjahrgang eher Gabriele heißen sollten.
Einen zweiten Blick verdienen auch die Nachnamen der beiden Pseudonyme. Gut, dass der Autor seinen Kindern noch nicht mal im Spiel Namen wie Möser oder Hallmackenreuther antun mag: geschenkt! Aber dieser unverblümte Griff in die Adelskiste oder -kaste – da könnte man fast meinen, dem schreibenden Vater sei die Studie der University of Cambridge und der HEC Paris bekannt gewesen, die tatsächlich aber erst später (Ende letzten Jahres) durch die Medien ging. Demnach pushen Nachnamen wie Kaiser, König, Edelmann die Karriere. „Bei Deutschen mit nobel klingenden Namen fanden wir rund drei Prozent mehr Manager als beim Durchschnitt“, schreiben die Wissenschaftler im Magazin Psychological Science, basierend auf ihrer Untersuchung von über 200.000 Mitgliedern des sozialen Netzwerkes Xing. Dagegen gab es weniger Manager bei Nachnamen, die einem nicht-akademischen oder handwerklichen Beruf wie Bauer, Bäcker oder Müller entsprechen.
Mir fallen da zuerst Steffi Graf und Birgit Prinz ein – ob Nobel-Nachnamen auch zu sportlichen Höhenflügen beitragen? Muss vermutlich noch erforscht werden. Ich persönlich finde ja, dass viele Nachnamen mindestens ebenso wertig und dazu noch spannender klingen als ein platter König oder Kaiser. Wallrabenstein oder Avenarius zum Beispiel: wie einem Ritter- oder Römer-Roman entsprungen! Oder Namen mit -th wie etwa Wildermuth. Dagegen hat ein Kaiser in unseren Tagen immer auch etwas von einem Versicherungsvertreter.
Ich habe den Eindruck, dass sich Trans*-Personen, die den Weg der Personenstandsänderung und Geschlechtsangleichung gehen, häufig Namen geben, die zum Zeitpunkt der Umbenennung gerade für Neugeborene beliebt sind. Die nennen sich also selbst so wie sie ein Kind ihres gefühlten Geschlechts genannt hätten. Es gibt da bspw. einen (sehr sympathischen und informativen) YT-Kanal eines jungen Transmannes (der muss jetzt 20 oder so sein), der für sich die Namen Noah Elias gewählt hat. Klingt für sein Alter doch sehr „jung“.