Jugendliche mit typisch türkischen Namen müssen bei gleicher Qualifikation deutlich mehr Bewerbungen schreiben als Mitbewerber mit typisch deutschen Namen. In einem Forschungsprojekt hat der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) herausgefunden, dass die Chancen auf einen Ausbildungsplatz auch vom Namen abhängen.
Wissenschaft
Berichte aus der Welt der Namenforschung (Profis nennen diesen wissenschaftlichen Bereich Onomastik).
Langzeitstudie visualisiert Wirkung von Vornamen
(ots) – Vornamen erzeugen Bilder in unseren Köpfen. Unbewusst wecken sie Erwartungen an das Wesen der jeweiligen Person. Eine Leipziger Langzeitstudie ermöglicht werdenden Eltern Einblicke in die Wahrnehmung ihrer Wunschnamen. Sie zeigt mit detaillierten Wirkungsprofilen, welche Assoziationen Vornamen in uns wecken.
So ruft der Name Felix das Bild eines sportlichen, frechen Jungen hervor, der nicht unbedingt durch seine Intelligenz auffällt. Als schlau gilt hingegen Maximilian, den man außerdem in einer wohlhabenden Familie vermutet. Anton wird vorwiegend mit hohem Alter assoziiert und als nicht wohlklingend eingeschätzt. Ebenfalls als alt, dafür als sehr intelligent und zuverlässig gilt eine Elisabeth. Attraktivität wird mit dem Namen nicht assoziiert. Aber mit Emilia. Eine junge, zuverlässige und attraktive Person erwarten wir.
Murat und Mandy können nichts dafür
Was denken andere über mich, wenn sie nur meinen Namen hören? Landet mein Kind aufgrund seines Namens in irgendeiner Schublade? Fragen, die viele (Sie natürlich besonders!) brennend interessieren. Tatsächlich gibt es einen Weg, dazu interessante Fingerzeige zu erhalten – durch das Vornamen-Experiment des Onomastik-Portals. Seit Februar 2007 werden dafür Votings zu zufällig aus dem eigenen Lexikon herausgepickten Namen gesammelt, auch auf beliebte-Vornamen.de: Wie wohlklingend ist Elena? Assoziiert man mit Hiltrud eher eine Sportskanone oder ein Couchpotato? Jede einzelne Einschätzung ist natürlich extrem subjektiv. Doch wo mehrere hundert Menschen abstimmen und ein Name trotzdem klare Tendenzen aufweist, kann einem das zumindest zu denken geben.
Studie zur Vornamenwahl – Die Motive der Deutschen
Es wird viel darüber spekuliert, ob die Vornamenwahl vom Bildungsniveau und Alter der Eltern abhängt. Meine These ist, dass das Alter der Eltern bei der Vornamenwahl eine größere Rolle spielt als das Bildungsniveau. Leider gibt es dazu für Deutschland keine fundierten Aussagen. Das wäre mal ein Thema für eine großangelegte Studie, finde ich.
Wettbewerb für den perfekten Vornamen
Soll das Kind nach Opa Gustav heißen oder nach Fußballstar Ronaldo? Eine neue Namenvorschlagsmaschine im Netz verwendet Algorithmen, die auch Internet-Kaufhäuser verwenden.
Ob Junge oder Mädchen – wie schwer es sein kann, einen passenden Vornamen für das eigene Kind zu finden, erlebte der Kasseler Informatiker Folke Mitzlaff, als vor einem Jahr die Geburt seiner jüngsten Tochter anstand. „Anders als früher beziehen Eltern heute eine Vielzahl von Faktoren in die Entscheidung mit ein“, sagt Mitzlaff: „Folgen wir dem Trend oder missachten wir ihn bewusst? Gleichzeitig sind Rollenmodelle, Vorbilder oder auch abschreckende Beispiele durch die globale Vernetzung viel präsenter als noch vor zwei Generationen.“
Der Informatiker Mitzlaff wendete Methoden der Wissensverarbeitung auf das Problem an. Dabei entstand Anfang 2012 die Vornamensuchmaschine Nameling, die werdenden Eltern Empfehlungen unterbreitet. Die Suchmaschine wurde nun erweitert und greift auf ein Verfahren zurück, wie es auch erfolgreiche Internet-Kaufhäuser anwenden: Statt „Kunden, die diesen Artikel angesehen haben, kauften auch…“ heißt es bei Nameling „Eltern, denen Gustav gefällt, gefällt auch ….“