Eine Franziska hatte am 22. Juli 2008 den allerersten Kommentar zu unseren Babynamen der Woche gepostet. Diese Reihe gibt es auf dieser Website schon seit 2004, aber erst am 11. Juli 2008 hatte ich die Kommentarfunktion aktiviert.
Eifrige Diskussion
Seitdem wird hier im Blog und mittlerweile noch mehr auf meinen Social Media-Kanälen eifrig über die ausgewählten Babynamen diskutiert – manchmal auch sachlich und respektvoll. Einer engagierten Instagram-Nutzerin gefiel das aber gar nicht und sie behauptete:
„Der Vorname ist etwas Persönliches zwischen Eltern und Kindern. Es steht niemandem zu, sich da einzumischen, sofern die Vorschriften eingehalten werden.“
Da bin ich ganz anderer Meinung! Auf gar keinen Fall ist der Name etwas Persönliches zwischen den Eltern und ihren Kindern. Vielmehr sind Namen ein öffentliches Merkmal zur Identifikation der Person und zur Unterscheidung voneinander. Personennamen sollen kein Geheimnis sein.
Steile These
Meine steile These, die nicht alle mögen werden: Wenn du Angst davor hast, dass der Vorname deines Kindes öffentlich – zum Beispiel in unseren Babynamen der Woche – genannt wird, hast du den falschen Vornamen gewählt. Wie seht ihr das?
In vielen Kulturen der Welt habe die Menschen zwei grundverschiedene Namen für die verschiedenen Zusammenhänge: Einen „offiziellen“ Namen für die Außenwelt, und eine „geheimen“ Namen für die Innenwelt (Familie, Sippe, oder ethnische Gruppe). Der offizielle Name richtet sich dabei nach den Normen der Außenwelt (Mehrheitssprache, Rechtschreibung, Geläufigkeit), wobei der Versuch zu gut angepasst zu sein manchmal auffällige Resultate produziert, zum Beispiel „Großvaternamen“ bei Einwanderern, nicht nur in Deutschland sondern auch in den USA oder die Beliebtheit von Namen wie Isidor oder Siegfried bei deutschen Juden im 19. und 20. Jahrhundert. Der Name in der Innenwelt ist dann in der Muttersprache der Gruppe, hat klaren religiösen Bezug, oder ist sonst eine Koseform.
Der eingetragene Name beim Standesamt ist auf der Seite des offiziellen Namens für die Außenwelt eingeordnet. Namen „nur für die Eltern und das Kind“ darf es natürlich auch geben. Die sollte man aber nicht beim Standesamt eintragen lassen oder in Babygalerien veröffentlichen, dann verlieren sie ihre beabsichtigte Wirkung. Unsere Tochter hat verschiedene derartige Namen (ich verrate nichts, aber nach dem Muster „mein schwarzer Rabe“), und die durften wir ab einem gewissen Alter nicht mehr benutzen, wenn Fremde sie hören konnten.
Mir ist auch aufgefallen, dass einige Migrantengruppen, hauptsächlich aus asiatischen Ländern, altmodische deutsche Namen vergeben, die das Ziel der Unauffälligkeit verfehlen, zb „Gisela Chang“ „Rainer Chan“, „Heiko Nguyen“- So ähnlich bei mir bekannten Kindern. Familien mit türkischen Wurzeln bleiben hingegen noch in der vierten Generation überwiegend bei türkischen Vornamen. Teilweise wählen sie wohl Namen, die in der Türkei bereits etwas altmodisch sind oder Namen aus den Medien, zb Schauspieler. Einige versuchen Namen zu wählen, die für Deutsche gut aussprechbar sind, wodurch diese Namen nach meinem Gefühl ständig vorkommen (Deniz, Can, Malik, Tarik).
@elbowin
Jetzt „kenne“ ich dich auf dem Blog schon so lange und wusste gar nicht, dass du ein Kind hast.
Das mit „schwarzer Rabe“ habe ich aber auch nicht recht verstanden. Meine Eltern nennen mich Maus. Ist das dann ein Kosename oder die Übersetzung eines Namens so wie Nera Ylvie „kleine schwarze Wölfin“?
Und ja, ein Mensch hat unzählige Namen, der offizielle, der Rufname, der Spitzname und die Kurzformen, die vielleicht nur einer benutzt. Meine Oma heißt Rosemarie, sie wird Rosemie genannt, außer von Opa, der sagt Rosie
Vornamen können schon deshalb nichts Privates sein, weil es erstens nur eine begrenzte Anzahl davon gibt (zumindest in unserer Kultur ist das so üblich) und deshalb fast immer auch andere Menschen denselben Namen tragen. Manchmal sogar dieselbe Namenskombination, inklusive Nachnamen.
Zweitens dient der Name ja der Identifikation, wie Knud bereits geschrieben hat, und muss deshalb zwangsläufig irgendwann anderen Menschen bekannt werden. Eine Meinung zu diesem Namen darf dann dank der Meinungsfreiheit jeder haben und natürlich darf der Name auch diskutiert werden, solange es nicht in beleidigender Weise geschieht und die Kommentare sich eben nur auf den Namen und nicht auf die Namensträger oder Namensgeber selbst beziehen. Deshalb werden hier ja auch nur die Vornamen veröffentlicht und nie die Nachnamen. Natürlich kann man sich als Eltern ärgern, wenn im Internet der Name des eigenen Kindes kritisiert wird, ist mir auch schon so gegangen. Aber damit muss man leben.
Drittens stammen die meisten Babynamen der Woche ja aus Babygalerien und wurden somit freiwillig der Öffentlichkeit mitgeteilt. Da kann sich dann keiner beschweren, wenn darüber auch öffentlich diskutiert wird.
So sehe ich das 🙂
@elbowin: Das mit dem schwarzen Raben verstehe ich nicht, welches Muster soll das sein?
Und das mit den „geheimen“ Namen habe ich noch nie gehört – werden die dann tatsächlich geheim gehalten oder eher wie Spitznamen einfach nur innerhalb der Familie verwendet?
Das Muster ist sowas wie „Adjektiv Tiername“. Welche es sind, wird hier nicht verraten, es ist ja ein Geheimnis.
Das Spektrum der geheimen Namen ist weit: Es geht von ganz geheimen Namen, die nur die Person und die Mutter kennen, und deren Kenntnis einem Zauber Macht über die betroffene Person verleihen würde, über Namen, die nur im engsten Familienkreis bekannt sind hin zu Namen, die nicht besonders verborgen sind, aber im allgemeinen nur in der eigenen ethnischen Gruppe verwendet werden (z.B. jiddische oder hebräische Namen bei nordamerikanischen Juden, die einen „normalen“ offiziellen Namen tragen).
Dazu fällt mir dieser ältere Beitrag von mir ein: https://blog.beliebte-vornamen.de/2015/10/gegenwind/
Natürlich hört man gern Positives zu dem Namen, den man ausgewählt hat. Aber letztlich sind die Menschen so verschieden, haben in allen Belangen des täglichen Lebens so unterschiedliche Geschmäcker, dass es regelrecht ein Kompliment sein kann, wenn bestimmte Leute den Namen meines Kindes total doof finden – die Namen, die diese Leute favorisieren, mag ich nämlich oft auch nicht so gern.
Ein Name, der hier im (geschmacklich zwar schon bunten, aber trotzdem) Blog von der Mehrzahl kritisch gesehen wird, kann in einem Umfeld, das dem der Eltern näher ist, gefeiert und geliebt werden. Also, was soll’s 🙂
In welchem Umfeld sich das Kind später bewegen wird, ist natürlich eine andere Frage. Der Friesenjung, der in den Süden auswandert, wird vielleicht erst mal auf fragende Blicke oder Witze ob seines Namens treffen. Aber das legt sich auch wieder, wenn Leute ihn länger kennen.
Auch wenn wortwörtlich etwas anderes dasteht, kann ich mir vorstellen, dass der Kommentar so gemeint war, dass im Rahmen der Vornamenswahl die Entscheidung u. Beweggründe Sache der Eltern ist – u. dem würde ich zustimmen. Dass das Kind nicht mitreden kann (außer bei einer späteren Namensänderung), ist der Natur der Sache geschuldet.
Natürlich gibt es immer wieder Situationen, in denen der amtl. Name anzugeben ist. Ob man aber bspw. seinen eigenen Namen oder den seiner Kinder im Netz broadcastet, sehe ich durchaus als „etwas Persönliches zwischen Eltern u. Kindern“. Meine Kinder in Babygalerien zu veröffentlichen, kam für mich nicht in Frage u. wird es auch bei weiteren nicht kommen. Dennoch ist es ja möglich, dass jmd. seinen Kindern dieselben Namen gibt wie ich meinen, u. diese in den Babynamen der Woche oder sonstwo zur Diskussion stellt – das habe ich nicht in der Hand.
„Geheime“ Namen habe ich für meine Kinder nicht, ich nenne sie idR bei ihrem amtlichen Namen oder davon abgeleiteten Koseformen – denn ich finde die Namen, die ich ihnen ausgesucht habe, einfach wunderschön 🙂
Privat ist ein Name nicht direkt, da er ja offiziell bekannt ist. Eltern sollten eben soweit darüber frei bestimmen können, wie es in einen bestimmten Rahmen fällt (nach dem Motto: nicht lächerlich machend, nicht diskriminierend, als Name erkennbar, zumindest halbwegs und nicht Tisch oder Stuhl :D).
Zu den Spitznamen: Habe auch Namen, die nicht so viele kennen. Meine Mutter hat einen speziellen Kosenamen für mich, den mein Mann, mein Vater und mein Stiefvater kennen, andere eher nicht. Mein Mann und ich haben auch spezielle Namen, ebenso haben wir auch diverse Kosenamen für unsere Katzen und ich habe Kosenamen für meine Eltern… Ich werde auch von bestimmten Freundinnen Leni genannt, von anderen wiederum gar nicht (obwohl mir Leni deutlich besser gefällt als Lena). Und ich bin jetzt auch dazu übergegangen, auf offiziellen Schreiben meinen Zweitnamen mit zu nutzen (also auch einfach bei Bestellungen oder so). Damit der auch mal ein bisschen „aus dem Haus kommt“ 😀
Damit er mal aus dem Haus kommt, das finde ich super 😀 Sollte ich meinem Zweitnamen vielleicht auch ab und zu gönnen. Er führt ja, wie die meisten Zweitnamen, doch eher ein Schattendasein, das er eigentlich nicht verdient hat.
Hihi, ich fand‘s auch witzig 😉
Oh, wie lautet denn dein Zweitname, Aurica? Lass ihn ruhig mal raus! Der mag auch mal was erleben 😀
Johanna 🙂
@Lena
Ich persönlich finde Lena deutlich besser als Leni. Lena ist zwar eine Kurzform, aber ähnlich wie Max oder Hans eine etablierte Kurzform. Leni hingegen ist die Koseform, klingt gleich viel süßer. Für Familie und Freunde ein schöner Rufname. Als offiziellen Namen finde ich Leni nicht so gut.
(Ja, ich weiß, dass Leni schon lange vergeben wird. Es ist nur meine persönliche Meinung.)
@Mareike: Erstmal – danke! 😉
Ich finde Leni halt einfach weniger langweilig als Lena. Irgendwie individueller und ja, auch süßer, was ich aber nicht schlecht finde! Mein „Traum“ wäre aber tatsächlich Marlene oder Helena mit Spitznamen Leni! 🙂
Was ist dein Zweitname, Lena?
Oh, Aurica Johanna passt auch schön zusammen! Hat er für deine Eltern eine spezielle Bedeutung? Mein Zweitname ist Rosa, nach einer Uroma
Ich habe meine Mutter vor kurzem danach gefragt (ich glaube, es war sogar in Zusammenhang mit dem Interview für „Mein seltener Vorname“), und sie sagte, sie wüsste gar nicht mehr, wie sie damals auf Johanna als Zweitnamen gekommen ist. Vielleicht weiß es mein Vater noch, ich werde ihn mal fragen.
Rosa gefällt mir auch als Zweitname, Lena Rosa klingt schön. Klassisch und sehr elegant, finde ich.
Das ist sehr lieb, danke dir!! Freut mich sehr 🙂 Mag das Rosa auch gerne. Eine Kollegin hat mir von einer Maja Rosa erzählt, was ich auch nett finde. Könnte mir Maja Rosalie tatsächlich für eine Tochter vorstellen (die original Namensgeberin hieß übrigens Rosalia, was ich nochmal harmonischer zu Lena gefunden hätte).
Helena hatte meine Mutter damals auch auf ihrer Liste, das hätte aber zum Nachnamen nicht gepasst.
Oh ja, frag gerne mal – vielleicht hat deinen Eltern Johanna aber natürlich auch einfach gefallen – oder sie konnten sich nicht einigen?