Analysiert: So hat sich der Anteil der Top-Namen entwickelt

Bloß kein Modename, damit mein Kind nicht so heißt wie viele andere! So oder ähnlich denken viele werdende Eltern und erinnern sich an ihre Schulzeit mit drei Julias und drei Phillips in jeder Klasse. Heutzutage ist die Namensvielfalt aber viel größer als früher, so dass die beliebtesten Vornamen gar nicht mehr so häufig vorkommen.


Anteil der Top-Namen über die Jahre

Ich habe anhand des Einwohnerregisters der Stadt Krefeld (Auswertungsstand: 31.12.2023) untersucht, wie sich der Anteil der Top-Namen über die Jahre verändert hat. Dazu habe ich je Geburtsjahrgang berechnet, wie viele Menschen einen der drei häufigsten Mädchennamen oder Jungennamen haben – zusammen also sechs Vornamen – und ins Verhältnis zur Gesamtzahl der Einwohner des Jahres gesetzt.

Anteil der Top Vornamen pro Jahr an allen Vornamen

Stetiger Abwärtstrend

Sage und schreibe 15,2 Prozent aller im Jahrgang 1929 in Krefeld geborenen Menschen haben einen Top 3-Vornamen. 2023 sind es nur noch 3,5 Prozent – so wenig wie nie zuvor. Im historischen Verlauf konnte ich einen recht stetigen Abwärtstrend beobachten mit zwei Abweichungen: Erstens gab es 1940 und 1941 einen auffälligen Rücksprung um zwei Prozentpunkte auf über 14 Prozent. Zweitens war der Anteil der Top-Namen in den geburtenstärksten Jahrgängen 1964 bis 1968 signifikant höher als direkt davor und danach.

Schon seit 1994 liegt dieser Anteil unter 5 Prozent und hat sich seitdem ungefähr bei 4 Prozent etabliert mit leichten Schwankungen.

14 Gedanken zu „Analysiert: So hat sich der Anteil der Top-Namen entwickelt“

  1. Das ist spannend. Kann man das auf die Globalisierung und Digitalisierung zurückführen? Menschen habe durch Urlaub und Internet mehr Möglichkeiten? Oder wurde sich früher weniger mit dem Vornamen beschäftigt ?

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    • Bestimmt spielt das eine große Rolle. Durch die globalisierte Welt entdecken wir einfach viel mehr neue Namen. Ein Grund liegt auch darin, dass die sogenannte gebundene Namenswahl weniger üblich ist. Früher war es oft obligatorisch, dass die Kinder die Vornamen der Eltern, Großeltern oder Paten bekamen. Da war dann keine Vielfalt möglich.
      Nicht zu vergessen: Man wusste früher ja gar nicht so genau, welche Vornamen häufig vorkamen. Das ist erst bekannt, seitdem es die Hitlisten hier auf beliebte-Vornamen.de gibt. Erst jetzt hat man die sichere Möglichkeit, Top-Namen zu vermeiden.

  2. 1940/41 war auch Krieg, glaube da hat man oft Kinder nach den Vätern benannt, weil man nicht wusste ob sie wieder zurückkehren. bzw weil Familie und Vertrautes einen höheren Stellenwert hat in der Not.

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  3. Sehr interessant!

    Ich muss aber sagen – ich würde manche Namen auch nicht vergeben, bloß weil sie so „häufig“ sind. Und zwar nicht, damit ja kein anderer so heißt, sondern, damit der Name nicht so… hm, nichtssagend ist. Sagt jemand zu mir, er heiße Julia, nehme ich den Klang kaum mehr wahr. Und das passiert auch mit manchen beliebten neueren Namen – nicht, weil viele so heißen, sondern weil die Namen einfach nicht mehr richtig auffallen. Und damit meine ich nicht, dass ein Name total herausstechen muss. Aber Elias z. B. ist für mich so ein Kandidat, der mir in seinem Klang kaum mehr auffällt. Elias halt.

    Was ich deshalb meiden würde, ist aber auch sehr willkürlich – also nur, was ICH subjektiv als langweilig empfinde, es geht dabei nicht um das Empfinden anderer oder die tatsächliche Häufigkeit. Theo z. B. würde ich vergeben, obwohl der auch sehr weit oben ist, Lina auch, Hannah z. B. nicht (nur als Beispiel, ich finde Hannah furchtbar und würde ihn so und so niemals erwägen zu vergeben). Der absolut nichtssagendste Name ist für mich Anna.

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  4. Aus der Generation meiner Großeltern (1912-1920) kann ich sagen, dass sich die Namen in einer Großfamilie immer wiederholt haben. Damals haben die Leute ihre Kinder nach dem Vater bzw. der Mutter, den Großeltern oder (Groß-)Tanten und Onkeln benannt. Es gab nur wenige neue Namen innerhalb einer Familie. Es kam aber auch zu doppelten Namen unter den Geschwistern.
    Meine Oma war die zweitjüngste in ihrer Familie. Sie hieß Maria Theresia, und obwohl es schon eine Theresia und eine Anna Maria in der Familie gab.
    Es gab noch eine Franziska und ihre jüngere Schwester hieß Luise. Der einzige Bruder war der Älteste und hieß Konrad. Ihr Ehemann (mein Opa) hieß auch Konrad.

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  5. Da würde ich mich weitestgehend anschliessen. Ich würde sagen, dass die Auffälligkeiten dieser Zahlen abhängig von der kulturellen Ausprägung sind. Ist die Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt eher individualistisch oder kollektivistisch geprägt bzw. was zählt mehr – die Gemeinschaft also das Kollektiv oder das Individuum?
    In Kriegszeiten ist der Zusammenhalt lebenserhaltend – dies führt zu mehr Nachbenennungen. Nach einem verlorenen Krieg wird womöglich eher die Distanz zur Gruppe (der Verantwortlichen) gesucht, sowohl nach dem ersten wie nach dem zweiten Krieg (wobei der erste Weltkrieg hier nicht mehr abgebildet ist, wenn überhaupt nur die Ausläufer) – und dies führt zur Vermeidung von Nachbenennungen. Das Hoch in den 60ern könnten, nach dieser These, die Auswirkungen des Wirtschaftswunders abbilden, da sich ein neues Gemeinschaftsgefühl breit macht – dies führt zu Nachbenennungen und ermöglicht es Modenamen, sich zu etablieren.
    Durch die beginnende wirtschaftliche Unabhängigkeit des Individuums und die zunehmende historische Aufarbeitung des 2. Weltkriegs suchte man auch persönliche Individualität und vermied noch stärker eine mögliche Nachbenennung, nicht nur innerhalb der Familie, sondern auch in Bezug auf weitere Täter und traditionellen Namen dieser Zeit.

    Letztere Assoziation spielt bis heute eine Rolle. So stellen sich manche Eltern die Frage, ob sie ihren Kindern (inzwischen wieder) traditionelle deutsche Namen geben können oder werden sie dann inklusive Kind in die rechte Schublade gesteckt? Heutzutage eine sehr berechtigte Frage.
    Bekannte von mir, die mit Nachnamen auch noch Braun heissen, haben ihren Kindern deswegen extra jeweils einen deutschen Traditionsnamen gegeben und einen offensichtlich nicht-deutschen Zweitnamen.

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  6. Es wird hier immer wieder betont, dass die Wahrscheinlichkeit einer Namensdopplung heutzutage viel geringer ist als früher. Allerdings ist es dennoch möglich. Und je unwahrscheinlicher es ist, desto ärgerlicher ist es schlussendlich, wenn es eben doch passiert, sofern man dies vermeiden wollte.
    Die Listen dienen hierfür zwar als grobe Hilfe, aber sagen die individuellen regionalen Häufungen nicht voraus. Ist die Frage dann nicht etwa: Welchen Namen trifft es dieses Jahr im neuen Jahrgang des Kindergartens?
    Ich arbeite an und mit verschiedenen Schulen und Kindergärten. In einem Kindergarten gibt es aktuell dreimal Malea und im anderen dreimal Louis. Die Kinder wurden 2019 geboren, also hätten die Eltern sich die Listen von 2018 bzw. 2017 und 2016 ansehen und vergleichen „müssen“.
    Ok, Louis bewegt sich in dieser Zeit in der gesamten Schweiz immer in den Top Ten, aber nicht in der Deutschschweiz. Also war die Wahrscheinlichkeit hier dennoch vergleichsweise eher hoch.
    Allerdings taucht Malea in Knuds Schweizer Liste überhaupt erst 2018 auf und ist dort nur auf Platz 46 für die gesamte Schweiz. Ich kann nicht einsehen, wo Malea dann im Jahr 2019 gelandet ist. Jedenfalls zeigt die neuste(!) Statistik von 2022 (erst!), dass Malea inzwischen schweizweit auf Platz 9 liegt und in der Deutschschweiz sogar auf Platz 3. Wer hätte das anhand der Listen ahnen können?! Wo kommt diese plötzliche Popularität her? Den Namen hatte ich vor diesen drei Mädels noch nie gehört.

    Apropos Schweizer Namensstatistik. Was das Bundesamt für Statistik hierzu herausbringt, finde ich ziemlich unübersichtlich und kompliziert in der Aufbereitung. Daher stütze ich mich auf Knuds Listen.

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    • Je unwahrscheinlicher eine Namensdopplung ist, desto ärgerlicher ist es, wenn sie doch passiert – interessanter Gedanke, den merke ich mir!

  7. Ein kleiner Nachtrag. Mir fällt jetzt erst auf, dass ich es selbst ja auch schon erlebt habe. Als meine Eltern sich auf meinen Namen vorbereiten konnten, war dieser damals ungefähr zwischen Platz 200 und 300 bzw. hatte Knud damals noch gar keine Statistik dazu geführt. Meine Eltern hatten den Namen zufällig aufgeschnappt und vorher noch nie davon gehört. Es dauerte ungefähr 2,5 Jahrzehnte meines Lebens, ehe ich einer anderen Person mit gleichem Namen begegnet bin. Die ersten Menschen mit gleichem Namen waren fremde Kinder in der Stadt, denen ihre Eltern hinterher schrien. Das war ziemlich seltsam für mich. Und in einem späten Studium ist es mir dann später noch zweimal passiert, dass es (zu unterschiedlichen Zeitpunkten) sogar zwei Personen mit „meinem“ Namen gab. Einmal habe ich nur ein Semester einen Kurs geteilt. Und ein anderes Mal war es das komplette Studium über mehrere Jahre in einer „Klasse“. In dieser Zeit ist es erstmals dazu gekommen, dass ich einen anderen Menschen mit meinem Namen anspreche. Später habe ich noch mal mit jemand anders zusammengearbeitet. Hier war der Kontakt hauptsächlich über E-Mail und das sieht richtig falsch aus, wenn der eigene Name in der Anrede steht. Dann gibt’s immer den kurzen Schockmoment kurz vor dem Abschicken, wenn ich denke, dass ich meinen Antwort-Text in die ursprüngliche Mail geschrieben habe.

    Also ich komme damit alles in allem wunderbar zurecht, aber es fühlt sich überhaupt nicht natürlich für mich an. Ich kann die andere Person nicht ohne Irritation mit Namen Ansprechen. Das könnte ich sicher nur ablegen, wenn wir Jahrelang zusammen leben würden.

    Man kommt wohl nicht drumherum, dass man im Laufe des Lebens auf Menschen mit dem gleichen Namen trifft.
    Als Erwachsene fand ich diese neue Erfahrung spannend und die anderen waren mir auch jedes Mal sympathisch. Ich weiss nicht, ob ich das als Kind auch so positiv wahrgenommen hätte. Die Kindheit dauert als Kind schliesslich ewig. Vielleicht ist das auch für die eigene Person weniger verwirrend, als für das genervte Umfeld, das sich erstmal orientieren lernen muss. Wobei ich es auch nur jetzt nervig finde, wenn ich die ganzen Kinder und ihre Akten auseinander halten muss (rund 100 Kinder, mit denen ich mehr oder weniger regelmässig zu tun habe). Als ich Kind war, war es für mich normal, dass andere gleiche Namen hatten. Aber ich fand es auch gut, dass es mir nicht so ging.
    In meine Klasse gingen damals „Jana Beh“ (B.) und „Jana Schpe“ (Sp.). Das klang holprig und umständlich und die beiden wurden konsequent so angesprochen. Von den beiden Kevins in meiner Klasse hatte einer wenigstens einen zweiten Vornamen. Allerdings führte das nicht dazu, dass wir den einen beim Erstnamen und den anderen beim Zweitnamen angesprochen hätten wie man nun vielleicht vermuten würde. Den einen nannten wir konsequent mit Erst- und Zweitnamen, letzterer war einsilbig. Den anderen nannten wir bei Vor- und Nachnamen, letzterer war nämlich auch einsilbig und begann sogar auf dem gleichen Buchstaben wie der zweite Vorname vom anderen Kevin.

    Also ich würde auch auf Nummer sicher gehen: seltener Erstname, mindestens ein Zweitname und weil ich Namen so mag, ist hier noch nicht Schluss.

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    • Ich finde es auch irritierend, wenn eine andere Frau so heißt wie ich. Da mein Namen (in der Schreibweise und mit der Aussprache) so selten ist, ist mir das erst einmal passiert. Aktuell lese ich ein Buch, in der die Protagonistin so geschrieben wird wie ich, ist mehr auch erst zwei weitere Male in einem Buch begegnet. Da die Autorin aus den USA kommt, wird ihre Protagonistin vermutlich englisch gesprochen, meinen Namen aber immer wieder zu sehen, ist irritierend.
      Denn ich bin das nicht gewohnt. Meinen Geschwister passiert das häufiger (mein Bruder trägt ja einen Namen, der erst seit kurzem aus den Top 10 raus ist und nach über zwanzig Jahren immer noch in den Top 20 ist ) und der Name meiner Schwester wird immer beliebter, beide finden das nicht schlimm. Sie finden ihre Namen ja auch immer auf Tassen und anderen Zeug, auf den man einen Namen drucken kann. Wenn ich irgendwas mit meinem Namen haben wollen würde , müsste das extra angefertigt werden.

    • Mein Name ist ja nun nicht gerade selten, aber auch für mich ist es merkwürdig, jemanden mit meinem Namen anzusprechen. Ich war allerdings nie näher mit einer anderen Lena in Kontakt. In meinem Abijahrgang (nur 11.&12. Klasse, kaum Kontakt) und meiner Arbeit gab es jeweils eine – in meinem Kopf war das immer ein „anderes“ Lena als meins. Schwer zu beschreiben – als hätte dieses Lena eine andere Farbe als meins

  8. Auch wenn die häufigsten Namen bundesweit längst nicht mehr so verbreitet sind wie früher – durch regionale Trends gibt es das Phänomen mehrfacher Namen in einer Schulklasse, Kita-Gruppe etc. trotzdem noch. Wir haben hier im Nordwesten in ganz vielen Klassen zwei- oder mehrfach Lars, Emma, Noah, Jonah, Marie und Lea; in den vergangenen Jahren war auch Hauke oft mehrfach vertreten, aber der ist jetzt anscheinend auf dem absteigenden Ast…

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    • Regionale Trends sind wirklich interessant, da sie manchmal weiter von den Trends entfernt sind. Bei uns im Südwesten (und besonders in meiner Stadt) sind Paula/Paul/Pauline/Paulina, Constantin, Alexander/Alexandra, Philipp und Lena häufig vertreten. Emma und Noah z.B. kaum.

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