Die Mutter der Mutter meiner Mutter

Marie Luise mit Carl, Annemarie, Liselotte und Marie Luise
Marie Luise mit Carl, Annemarie, Liselotte und Marie Luise

Die eine hat vielleicht eine angefangene Doktorarbeit in der Schublade, die jetzt im Lockdown endlich fertiggestellt werden könnte. Der andere entrümpelt seinen Dachboden oder guckt sich sämtliche Folgen von „Eine schrecklich nette Familie“ an – im Original. Nichts gegen Al Bundy, aber ich habe ein pandemietaugliches Hobby gefunden, das mir mehr Spaß macht: Ahnenforschung, ganz modern unterstützt von digitalen Datenbanken.


Namensmäßig ergiebig

Auch namensmäßig ist das ergiebig. Beim Verfolgen der Verzweigungen, die teilweise bis ins 17. Jahrhundert reichen, sind mir einige Punkte aufgefallen. Natürlich ohne Anspruch auf Repräsentativität!

1. Die Familie von einst war oft riesengroß. Leibliche Geschwister, Halbgeschwister, früh verstorbene Geschwister … Dem gegenüber stand eine überschaubare und verblüffend gleichbleibende Auswahl an Vornamen. (@Knud: Da hätten alle noch viel länger auf neue Spitzenreiter warten müssen!) Mit schöner Regelmäßigkeit wurden Namen von Eltern, Großeltern, Onkeln, Tanten weitervererbt.

2. Es bestand nicht nur keine Scheu, Namen bereits verstorbener Geschwisterkinder zu recyclen; auch sonst sah man Überschneidungen offenbar locker. Etwa bei Schwestern, die beide Christine hießen, die eine vielleicht mit Erst-, die andere mit Zweitnamen. Oder beim Brüderpaar Hans Hinrich und Johann Hinrich.

3. Bei so vielen Geschwistern und dazu Vettern und Cousinen im ähnlichen Alter, oft sogar direkt vor Ort, scheint es deshalb mehr als sinnvoll (nicht nur für die Ahnenforscherin!), dass die Kinder üblicherweise mehrere Vornamen in einer halbwegs individuellen Zusammenstellung bekamen.

4. Diese Namenskonglomerate wurden erst in der – in den letzten Kriegsjahren geborenen – Generation meiner Eltern schlagartig weniger. Meine Mutter und ihre Schwestern haben jeweils nur einen Vornamen.

5. Außerdem kamen in dieser Generation ganz neue Namen hinzu, zum Beispiel Karin. Von den „üblichen Verdächtigen“ über die Jahrhunderte hinweg wie Katharina, Anna oder Hinrich gab es fast schlagartig sehr viel weniger. Bloß Hans blieb (erst mal) noch in Mode.

6. Ahnenforschers Leid: Mit Reihenfolge und Schreibweise nahmen es die Behörden nicht so genau. Mal heißt der Urahn Carl Hinrich, mal wieder Heinrich Karl Emil und auf wieder einem anderen Dokument bloß Emil. Und bei den Frauen: Ob Augusta oder Auguste „richtig“, von den Eltern so gewählt oder von den Betreffenden so bevorzugt, waren, ist schwer zu sagen. Ob das wohl bedeutet, dass das Thema auch den Namensträgern und -trägerinnen nicht so wichtig war?!

7. Namen aus dem Alten Testament fehlen bei den Vorfahren meiner Mutter fast völlig. Lediglich eine Drittnamens-Salome und einzelne Angeheiratete namens Adam und Eva (!) konnte ich entdecken.

Hitlisten meiner Vorfahren

Zum Schluss noch die Hitlisten meiner bisher ermittelten direkten Vorfahren mütterlicherseits, die in der Mehrzahl aus Ostholstein stammen. Erst-, Zweit- und Drittnamen habe ich gleichrangig behandelt und Schreibweisen zusammengefasst. In Klammern steht, wie oft der Name über die Generationen hinweg – die Jahrgänge von ca. 1600 bis 1910 – vorkam; allerdings sind meine Daten vor 1750 sehr lückenhaft. Und die Gewinner sind … Heinrich (souverän) und Margarethe (knapp), Goethes Faust lässt grüßen! Die Mutter der Mutter meiner Mutter hieß allerdings Marie Luise.

Mädchennamen

Anna (1)
Annemarie (1)
Auguste/Augusta (1)
Bertha (1)
Catharina/Catharine/Katharina (5)
Caroline (1)
Catrin (1)
Christina/Christine (6)
Dorothea/Dorothee (2)
Elisabeth (4)
Elise (1)
Elsabe (2)
Engelke (1)
Florentina (1)
Friederica (1)
Johanna/Johanne (2)
Luise/Louise/Luisa/Louisa (2)
Magdalena/Magdalene (3)
Margaretha/Margarethe (7)
Maria/Marie (6)
Marlene (1)
Salome (1)
Sophia/Sophie (4)
Wilhelmine (2)

Jungennamen

Asmus (2)
August (1)
Carl/Karl (3)
Christian (1)
Christoph/Christopher (2)
Claus/Clas (4)
Emil (1)
Evert (1)
Ferdinand (1)
Friedrich (1)
Hans (7)
Heinrich/Hinrich (14)
Joachim/Jochim (5)
Johann (5)
Jürgen (3)
Matthias (1)
Nikolaus (1)
Otto (2)
Peter (1)
Thomas (1)
Wilhelm (1)

29 Gedanken zu „Die Mutter der Mutter meiner Mutter“

  1. Ich finde Ahnenforschung ebenfalls sehr spannend, da ich dafür aber nach Polen reisen müsste (meine Familie mütterlicherseits kommt aus Oberschlesien) habe ich das auf später verschoben 🙂

    Von deinen Vorfahren finde ich Elsabe, Engelke und Asmus recht ungewöhnlich. Den Namen Asmus habe ich schon gehört, die anderen beiden noch nicht. Eine Elisabeth wird hier im Süden meistens mit Elsa, Else oder Elise abgekürzt.

    Zu den unterschiedlichen Schreibweisen, das ist mir in meiner Familie auch schon aufgefallen. Eine Ur-uroma wird stellenweise Klara und dann wieder Clara geschrieben.
    Da Oberschlesien erst deutsch und nach dem zweiten Weltkrieg polnisch wurde, gab es ein großes Hin und Her mit den Namen. So bekamen die Männer ganz neue polnische Namen, dass heißt, die Name wurden nicht einfach der polnischen Variante angepasst, sondern einfach willkürlich geändert (sowohl Vor- als auch Nachname) Zu Hause haben hat sich die Familie natürlich mit ihren richtigen Namen angesprochen (das betraf zwei Urgroßväter und die Großonkel, die Frauen waren davon warum auch immer nicht betroffen).
    Erst mit der Aussiedlung aus Deutschland wurde das wieder geändert.
    Bei meiner Großmutter und Mutter (die natürlich nicht mehr von der polnischen Umbenennung betroffen waren) wurde die Namen aber eingedeutscht, aus einer a Endung wurde ein e, zwei Namen meiner Großmutter wurden zu einem zusammengefasst (als würde man aus einer Anna Maria eine Annemarie machen) , der dritte weggelassen (das war in den 1970gern, also eigentlich weit entfernt von der unübersichtlichen Zeit, von der Annemarie berichtet).

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    • Ich fange ja selbst erst an – aber ich denke, heute ist schon ganz viel Ahnenforschung möglich, ohne live z. B. in Polen durch Archive zu tingeln. Der Vater des Vaters meines … also, die kommen aus Westpreußen. Auch dazu habe ich schon viel digital gefunden (Beitrag folgt ggf. 🙂 ). Einzig die variierenden Ortsnamen (deutsch/polnisch) machen es etwas kniffliger.

    • Meine Familie kommt aus einem winzig kleinen Dorf, daher weiß ich nicht, in wie weit da etwas digitalisiert wurde. Aber ich kann ja mal probieren 🙂

    • Alte Kirchenbücher aus Oberschlesien (in mehrsprachigen Gebieten) sind teilweise schon im 18. & 19. Jh. dreisprachig verfasst worden. Da wurde z. B. der Taufeintrag auf Latein verfasst („Franciscus“, „geminae nativitatis“), der Heiratseintrag plötzlich auf Deutsch („Franz“, „verwitwet“) und der Bestattungseintrag plötzlich auf Polnisch („Franciszek“, „pozostawia 3 dzieci“)… Wundere dich nicht @Miez, das wird dir bei deiner Ahnenforschung vielleicht noch häufiger begegnen 😉

    • Oh, vielen Dank 🙂 Dass es sogar dreisprachig ist, daran habe ich gar nicht gedacht (dabei werde ich ja Lateinlehrerin, Schande über mich 😉 ). Deutsch und Latein sind dann aber kein Problem und für das Polnische muss ich meine Oma mitnehmen. Eine entfernte Verwandte hat sich schon mal an der Ahnenforschung versucht, ist aber daran gescheitert, dass sie auch kein Polnisch spreche kann und die Leute in der Kirche kein Englisch konnten.

  2. Finde ich sehr spannend!

    Jeder hat letztlich eine interessante Familiengeschichte. Und ja, ich finde das auch faszinierend, wie anders die Familien früher waren. Mein Ururgroßvater Christoph Ludwig B. aus den Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen hatte mehrere Söhne, die alle Karl hießen. Der Grund: die Karls starben ständig. Dann wurde einfach der nächste Junge auch Karl genannt. Bis einer endlich die ersten Kindheitsjahre überlebte, dann gab es Karl nur noch als Zweitname. Mein Urgroßvater war einer der Letztgeborenen und bekam den Modenamen Gustav. Alle anderen hatte Namen, die in der Ahnenlinie Tradition waren (vor allem Karl, Christoph, Ludwig und Johann), aber der spätgeborene wurde dann der erste und einzige Gustav in der gesamten Ahnenreihe. Die meisten Familien hatten ja wirklich so um die acht bis zwölf Kinder, wovon meist so vier bis sechs das Erwachsenenalter erreichten. Manche hatten es echt schwer–ein Vorfahre von mir hatte von sechzehn Kindern nur zwei, die das Erwachsenenalter erreichten. Allerdings kam ein Großteil der Kinder in einem Feuer um, so um die sieben auf einmal. Schrecklich. Wirklich ein ganz anderes Leben damals.

    Meine katholischen Vorfahren in der Vordereifel hießen alle nach Figuren des Neuen Testaments: Michael, Peter, Stephan. Das macht ihre Namen moderner als die Namen meiner lutherischen Vorfahren in Hessen, wo mehr Altdeutsches wie Wilhelm vorkam. Die Frauen aus der Eifel hießen dann vor allem Anna, Maria und Catharina, oft auch Anna Maria und Anna Catharina.

    Bei meinen Schweizer Vorfahren, die Calvinisten waren, kommen alttestamentarische Namen oft vor, wie David und Jakob, aber sogar Abraham. Am häufigsten war aber doch Hans. Die Frauen hatten weniger auffällige Namen, z.B. Elisabeth und Maria. Bei den Schweizer Vorfahrinnen ist aber ein Name doch auffällig: es gab viele Verenas.

    Am blumigsten finde ich immer noch den Namen eines meiner Ururgroßväter (er war aus Forst bei Grub in Franken): Heinrich Florentin Ottomar, Rufname Florentin.

    Im späten 19. Jahrhundert häufen sich ganz extrem die Wilhelms und auch die Wilhelmines. Da spiegelt sich die Zeit des Wilhelminismus in der eigenen Ahnentafel.

    Als den schönsten weiblichen Vornamen in meiner Ahnentafel sehe ich den meiner amerikanischen Großmutter: Vanetta Elizabeth.

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    • Hallo Mark, an Vanetta erinnere ich mich noch, Du hast sie vor wirklich langer Zeit mal erwähnt, zusammen mit rumänischen Namen aus der Familie Deiner Frau.

      Ich hatte damals den Namen Ilsabein erwähnt. Um das Jahr 1900 herum war bei meinen Vorfahren außerdem Amalie sehr beliebt, wobei die familiären Kurz- und Koseformen unterschiedlich ausfielen, es gab sowohl Malle als auch Malchen.

    • Hallo Elbowin,

      Ja, ich hatte mal gesehen, dass Du sogar bei behindthename.com den Namen Vanetta auf interessante Weise erklärt hast, z.B., dass es die Abkürzung von Giovanetta sein könnte.

      Amalie ist einer meiner Lieblingsnamen–den finde ich echt schön. Malchen ist eine hübsche Koseform, Malle eher lustig als hübsch.

      In meiner Ahnentafel kommt Amalie nur sehr selten vor (bzw. ist mir jetzt spontan keine einzige Amalie bewusst). Das ist ja z.T. von Familie zu Familie total unterschiedlich, und z.T. eben auch von Dorf zu Dorf oder Region zu Region.

  3. Ja, das Namensrecht war früher nicht so starr wie heute, vor allem gab es keine Rechtschreibregeln. Und wie gut identifizierbar mit Gänsefedern geschriebe Sütterlin- bzw. Kanzleischrift ist, kann schon stark variieren…
    Und dann passiert da ja noch das Leben: frischgebackene Väter nuscheln den Pfarrer mit seinem Kirchenbuch in krassestem Dialekt voll und der Pfarrer ist vielleicht ohnehin schon schwerhörig…
    Oder der gestresste Vater, der soeben das 18. Kind mit seiner dritten Ehefrau bekommen hat, kommt bei drei Namen pro Kind halt einfach ein bisschen durcheinander…

    Aber vor allem haben es die Menschen früher wohl nicht so streng gesehen mit ihren Namen… Eine meiner Ahninnen wurde z. B. als „Charlotte Louise“ getauft und als „Charlotte Johanne Eleonore Louise“ beerdigt, nur ihr außergewöhnlicher Mädchenname hat sie weiterhin identifizierbar gemacht. Aber auf ihrem kleinen Dorf wurde sie ja vermutlich optisch identifiziert und ihr Name war weniger wichtig 😉

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    • Die Sütterlinschrift ist für mich ein Haupthindernis bei der Recherche. Echt frustrierend–wenn die Schrift leserlicher wäre, wäre ich viel weiter…

  4. Durch die Erinnerung meiner Großeltern komme ich bis zu meinen Ururgroßelten zurück.
    Ungewöhnlich finde ich allerhöchstens den Namen einer der Ururgroßmütter: Anastasia, im Vergleich zu den anderen Frauen (Clara/Klara, Anna) klingt der Name sehr pompös.
    Meine Uroma, die vor ein paar Jahren starb, hatte einen wirklich ungewöhnlichen Namen, ich hatte ihn schon mal hier erwähnt: Pelagia.
    Sonst scheint meine Familie ein Faible für E gehabt zu haben: Erwin, Erich, Engelbert, Elisabeth, Edmund.

    Wenn die Welt aufhört still zu stehen, werde ich dann mal nach Polen reisen, mal sehen, ob es noch mehr Es in der Familie gibt 😉

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    • Pelagia hieß auch eine meiner Urgroßtanten, die ebenfalls aus Schlesien stammte. Da es eine sehr katholische Gegend ist, kann es gut sein, dass die Pelagias um den Namenstag des Hl. Pelagius herum geboren wurden- so wurde die Namensgebung oft beeinflusst- das habe ich zumindest im Rahmen meiner Ahnenforschung erfahren.
      Ich konnte vorallem bei der Erforschung der väterlichen Linie gute Fortschritte machen, diese kommt aus dem Sudetenland und ein sehr ambitionierter Ahnenforscher hat sich die Mühe gemacht, die Kirchenbücher in die heute Schrift zu übertragen, zu digitalisieren und sie öffentlich zugänglich zu machen (matriken.de). So konnte ich bis ins Jahr 1600 vordringen.
      Ein superspannender Zeitbertreib!

    • Ich habe mal nach dem Namenstag gesehen, der 28. 8, meine Uroma ist allerdings Mitte August geboren worden. Meine Oma erzählte mal, dass Uroma nach einer Frau oder einem Kind aus dem Dorf benannt wurde, leider kann ich meine Uroma nicht mehr persönlich fragen.

      Das es Leute gibt, die Kirchenbücher digitalisieren ist toll, meine Familie kommt nicht aus dem Sudetenland (aber wer weiß, was meine Forschung bringt).
      Ich wünsche dir viel Glück bei deiner weiteren Forschung, Adelheid 🙂

  5. Noch zu den Namen Deiner Ahnen, Annemarie–die finde ich alle sehr schön, was natürlich nicht überrascht, denn vor 1950 finde ich sowieso praktisch alle Namen ganz toll.

    Interessant ist für mich, dessen nördlichste Ahnen in der Eifel wohnten, der norddeutsche Einschlag.

    Wie schon von anderen erwähnt, fallen besonders Engelke, Asmus und Evert auf, alle drei wirklich hübsche Namen, denen ich in Norddeutschland eine Renaissance gönnen würde (Engelke mag ich dabei ganz besonders).

    Hinrich, Jürgen und Jochim sind auch schöne norddeutsche Regionalformen.

    Interessant finde ich, für Norddeutschland, Catrin, da ich immer davon ausgehe, Kathrin/Kathrein sei eher bairischen Ursprungs (aber in den Niederlanden gibt es ja auch Kathrijn, also macht es Sinn, dass es in Norddeutschland Catrin gab). Nikolaus finde ich auch interessant–solche Heiligennamen würde ich eher in katholischen Gegenden erwarten.

    Interessant ist auch zu sehen, welche Namen am häufigsten sind. Die heilige Margarethe von Antiochia muss im Mittelalter ein echter Schlager gewesen sein, denn ihr Name ist die Jahrhunderte hindurch in vielen Kulturen sehr verbreitet. Gretchen, Grete, Gretel–das ist ja irgendwie der typisch deutsche Frauenname schlechthin.

    Maria, Christina/Christine und Katharina sind auch sehr beliebt bei Deinen Ahnen. Die Mutter Gottes, klar, das macht Sinn. Und die heilige Katharina von Alexandria, die auf einem Rad gefoltert wurde, war auch ein solcher Superstar unter den Heiligen, dass ihr Name durch die Jahrhunderte hindurch hallt. Auch ich stamme von einigen Katharinas ab, wobei die Anna Catharinas noch häufiger sind als die Katharinas. Christina ist wohl auch so ein im Christentum generell wichtiger Name, dass er schon seit Jahrhunderten in ganz Europa weit verbreitet ist. Meine Urgroßmutter hieß Wilhelmine Christine–ansonsten finden sich bei mir eigentlich gar nicht so viele Christines.

    Heinrich schlägt Hans–nun, beides sind ja ganz große Klassiker, die wirklich die Namenslandschaft über Jahrhunderte hinweg dominierten.

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    • Hm, ein Comeback von Engelke als Vornamen stelle ich mir im Moment schwierig vor, denn zu viele denken an die Comedienne Anke Engelke, die so mit Nachnamen heißt.

    • „Hans und Grete“ – so hiess doch der Klassiker der Namensforschung von Ernst Wasserzieher, mit dem auch ich meine „Karriere“ begonnen habe.

      Trotzdem ist es Heinrich (Faust), der Gretchen um Verstand und Leben bringt.

      Und wie konnte aus dem armen Gretchen eine“Grätschn“ werden?

  6. Ahnenforschung ist ein spannendes Thema. Ich beschäftige mich auch gerne damit.

    Ich habe von meiner Oma mütterlicherseits eine Dorfchronik geerbt (fertig gestellt ca. 1940). In dem Buch wurden die damals lebenden Familien über mehrere Generationen aufgelistet. Deshalb kann ich die Vorfahren meiner Mutter recht weit zurück verfolgen.

    Hier ist die Familie meiner Oma: Ihre Eltern hießen Conrad und Theresia und ihre Geschwister (geboren zwischen 1908 und 1926):
    Conrad
    Theresia (genannt Thea)
    Elisabeth
    Franziska
    Anna Maria (genannt Änne)
    Maria Theresia (meine Oma Mia)
    Agatha
    Luise

    Kennengelernt habe ich neben meiner Oma, nur Franziska und Luise, alle anderen sind nicht so alt geworden. Bemerkenswert finde ich aber, dass meine Oma zwei Namen bekommen hat, die schon bei ihren Schwestern vertreten waren. Im Alltag war das aber kein Problem, weil ihre Rufnamen unterschiedlich genug waren.

    Allerdings hieß meine Uroma (die Mutter von meinem Opa Konrad) auch Maria und durch ihre Heirat hatte meine Oma dann den selben Vor- und Nachnamen wie ihre Schwiegermutter. Und sie lebten auch noch im selben Haus.

    Meine Uroma, die ich noch kennen gelernt habe, wurde von ihren Geschwistern Mariechen genannt, obwohl sie die Älteste war. Hier ist sie mit ihren Geschwistern, geboren zwischen 1893 und 1907:
    Maria – meine Uroma
    Heinrich
    Conrad
    Elisabeth
    Angela
    Catharina
    Anna
    Anton
    Wilhelm

    Den Onkel Wilhelm habe ich auch noch kennen gelernt, Wilhelm klang in etwa wie Willem. Er wurde aber nicht Willi gerufen.

    Die Schreibweisen Conrad und Catharina mit C müssen damals in Mode gewesen sein. Eine Generation später wurde mein Opa Konrad mit K geschrieben.

    Ich kann meine Mutter verstehen, warum sie den Namen Maria nicht mehr hören konnte. Nicht nur in ihrer Familie, sondern überall hat es von Marias nur so gewimmelt. Deshalb habe ich die holländische Koseform von Maria bekommen und nicht das Original. Bin damit auch sehr zufrieden, passt besser zu mir.

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    • Ich glaube, die variierende Schreibweise von C/K hat mit den oft auf Latein getätigten Einträgen in die Kirchenbücher zu tun. (Die Mehrsprachigkeit wurde hier ja schon angesprochen.) So wird aus Karl eben ein Car(o)l(us) und aus Klara eine Clara.
      In meiner Familie wurde aus Theresia übrigens Tesa, was ich als Kind und Klebe-Expertin natürlich ziemlich lustig fand.

  7. Ich finde es sehr interessant, dass es Euch gelingt, an die Archivdokumente zu kommen! Weiß jemand, ob es online-Archive für das Baltikum/Lettland gibt? Ist es immer etwas Kirchliches oder kommt Ihr auch an städtische bzw. kommunale Eintragungen?

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    • Ich nutze derzeit den großen Anbieter mit A. – ob das Baltikum da auch vertreten ich, weiß ich aber nicht. Auf jeden Fall sind es nicht nur Kirchendokumente, ich hatte u.a. auch schon Telefonbucheinträge, Volkszählungen und Listen von USA-Auswanderern. In einem Fall bin ich da tatsächlich fündig geworden, ein Ur-Großonkel dritten Grades – oder so 🙂 – ist mit Frau und Baby ausgewandert und hat seinen Namen von Johann zu John geändert.

    • Danke, das schaue ich mir mal an. Vielleicht sogar mit DNA-Analyse. Es scheint in den USA ja sehr verbreitet zu sein, ich staune immer wieder darüber, dass auf Promiseiten im Detail die Abstammung zu lesen ist.

      Auf jeden Fall hatten alle meine weiblichen Vorfahren Vornamen, die jetzt sehr en Vogue sind Mia, Mathilda & Co.

    • Die Mormonen sammeln sehr fanatisch genealogische Daten aus aller Welt. Auf ihrer Seite familysearch.org kann man sich einfach anmelden und dann suchen. Sie haben Daten aus Kirchenbüchern, staatlichen Registern und Volkszählungen. Ob das passende dabei ist, weiß ich aber nicht.

    • Die Mormonen sind also Trendsetter auf dem Gebiet… cool Ich vermute meine dokumentierten Wurzeln leider eher in sowjetischen Archiven. Das ist sicher besonders kompliziert.

    • Ja. Die Mormonen brauche die ganzen Daten für ihre Rituale, deswegen sind hinter ihnen her wie der Teufel nach der armen Seele. Nach mormonischen Vorstellungen kann man nur dann ins Paradies kommen, wenn die Ehe nach mormonischem Ritus geschlossen wurde. Damit nun nicht die ganzen Vorfahren in der Hölle braten müssen, kann dieser Ritus auch posthum von Stellvertretern nachvollzogen werden.

      Wegen diese Geschichte tut sich übrigens die evangelische Kirche in Deutschland schwer, Daten aus Kirchenbüchern mit den Mormonen zu teilen.

  8. Wer ist denn Carl auf dem Foto oben? Das jüngste Kind mit dem Kleid? Ist ja süß, Jungen erkannte man also daran, dass sie keine Haarschleifen trugen.

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