Mein seltener Name und ich: Laurian

Als Kind dachte ich eine Zeitlang (vielleicht waren es auch nur ein paar Tage?), ich hätte den Spruch „Angeschmiert, mit Butter lackiert!“ erfunden. Ich weiß noch, wie stolz und zugleich verwundert ich war, als meine coole Cousine aus der Stadt diese Wendung ebenfalls nutzte, – und wie seltsam berührt, als mir klar wurde, dass ich wohl doch nicht so kreativ und schon gar nicht so einflussreich gewesen war wie vermutet.


Ähnlich gemischte Gefühle hatten vielleicht auch die Eltern von Laurian. Ihnen erging es wie vielen der Paare, die auf beliebte-Vornamen.de unterwegs sind: Sie konnten sich nicht auf einen Namen einigen. „Letztlich waren noch Laurenz und Florian in der engeren Auswahl“, erzählt Laurian. „Das haben sie dann einfach gemixt.“ Der 1997 geborene Niedersachse wuchs im zwischen Bremen und Hamburg gelegenen Scheeßel auf und ist zufällig derselbe Jahrgang wie die allererste Ausgabe des dort beheimateten Hurricane Festivals. Womöglich bildeten die (aus der Ferne hörbaren?) Klänge von INXS, Rammstein oder Bad Religion ja sogar den Soundtrack zu Laurians Namensfindung?

Mein seltener Name und ich

Die werdenden Eltern fanden nach kurzer Recherche noch vor der Geburt heraus, dass es ihre Kreation in Frankreich bereits als Namen gab. Sie freuten sich sehr darüber: „Damit war die Entscheidung endgültig gefallen.“ Einen nie dagewesenen Namen zu vergeben war ohnehin nicht ihre Absicht gewesen. Übrigens scheint Laurian im Süden Deutschlands gar nicht mal so selten (?) zu sein; eine Mitte der 90er Jahre geborene Münchnerin, mit der ich gestern gesprochen habe, meinte spontan, bei ihr an der Schule habe es mehrere Jungen dieses Namens gegeben. Aha?!

Laurian mag seinen Namen und ausdrücklich auch dessen Seltenheit. Er hat noch nie einen Namensvetter getroffen oder auch nur von einem gehört. „Wenn ich mich vorstelle, habe ich immer gleich ein erstes Gesprächsthema. Meistens sage ich: ‚Wenn ihr euch meinen Namen einmal gemerkt habt, vergesst ihr ihn nicht‘, und so ist es dann auch oft.“ Ein Zusammentreffen mit einem Chefarzt im Fahrstuhl fällt ihm da beispielsweise ein; Laurian engagiert sich bei der Initiative „HerzCaspar“ ehrenamtlich für schwerkranke Jugendliche. Der Smalltalk im Lift führte dazu, dass der Arzt sich seinen Namen aufschrieb und Laurian danach immer gleich wiedererkannte.

Laurians Geschwister heißen Valentin und Emilia, woran man die Vorliebe seiner Eltern für die Buchstaben l, a und i erkennt. Den Wunsch, anders zu heißen, hatte er nie. Als kleines Manko nennt er die weiblichen Spitznamen, mit denen er manchmal aufgezogen wird. „Durch die Nähe zum Namen Laura kommt das immer mal wieder vor.“ Spitznamen, auf die er viel lieber hört, sind in der Familie Lauli – eine Schöpfung seiner Schwester –, Lauti und Lauri. Daran, dass viele seinen Namen erst mal als weiblich einsortieren, hat sich Laurian längst gewöhnt. Verwechslungen mit den ursprünglichen Favoriten seiner Eltern, Laurenz und Florian, kommen ebenfalls öfter vor. „Auf diese Namen höre ich mittlerweile auch“, sagt er und lacht. Im englischsprachigen Ausland nennt Laurian sich wegen durchaus vorhandener Ausspracheprobleme meist Lauti. Seinen zweiten Vornamen – Tom – setzt er auch bei diesen Gelegenheiten eher nicht ein.

6 Gedanken zu „Mein seltener Name und ich: Laurian“

  1. Oh schön, wieder mal ein seltener Vorname!

    Den Namen Laurian habe ich vorher noch nie gehört oder gelesen.
    Ich würde ihn nicht selbst wählen, finden ihn aber ganz OK, ich mag außerdem seltene Vornamen.

    „eine Mitte der 90er Jahre geborene Münchnerin, mit der ich gestern gesprochen habe, meinte spontan, bei ihr an der Schule habe es mehrere Jungen dieses Namens gegeben.“

    Da könnte ich mir auch vorstellen, dass die Münchnerin den Namen mit Laurin und Laurenz in einen Topf wirft. Manche Leute differenzieren meiner Erfahrung nach bei Vornamen nicht sehr und werfen ähnlich klingende Namen in einen Topf.

    Ich kenne ein Kind mit einem ähnlich kreativ entstandenen Vornamen:
    Die Mutter schrieb eine Namensliste mit ihren Favoriten. Darauf stand unter anderem der Name Leni. Der Vater setzte ein „ja“ dahinter, gemeint als Zustimmung. Daraus wurde dann der Name Lenija (gesprochen wie Lenja, mit kurzem geschlossenen e, das i mit dem j verschmolzen, praktisch stumm).

    Viele Grüße

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  2. Ein paar Einträge des Namens Laurian sind tatsächlich in meiner Datenbank. Hochgerechnet wurden seit 2006 in Deutschland ungefähr zwanzig Kinder so genannt. Aber mehrere Jungen namens Laurian an einer Schule? Das würde mich schon sehr wundern.

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    • Oder die Eltern kannten sich flüchtig und haben sich inspirieren lassen: „Oh, der hat aber einen schönen Namen. Notiert.“
      Da kenn ich auch welche – ich finde das doof, wenn man sich schon häufiger begegnet und der seltene Name dann plötzlich doppelt vorhanden ist. Das nimmt den Zauber, bzw. klaut den Vormach-Eltern den Zauber.
      Aber wenn das ein Neffe des Arbeitskollegen ist o. Ä. , ist das voll ok.

  3. Mein sechsjähriger Sohn heißt auch Laurian. Ich hatte vor 10 Jahren den Namen Laurin irgendwo gelesen und dachte, der klingt ja nicht schlecht, aber Laurian fände ich noch besser. Daraufhin habe ich den Namen gegoogelt und erfahren, dass es sich um einen rumänischen Namen handelt, der in Deutschland extrem selten ist. Ich habe die Namenswahl noch nie bereut. Auch wir haben noch nie einen anderen Laurian getroffen. Probleme mit der Aussprache oder Hänseleien gab es auch noch nie. Ich habe noch einen gängigen Zweitnamen aus den Top 100 drangehängt, weil der Name Laurian z. B. in den USA beidgeschlechtlich vergeben werden kann.

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