Gott wird 80

„Ich heiße Theo, deshalb bin ich Gott.“ Der Erstklässler, den ich gestern auf einer Feier getroffen habe, sagt es ganz selbstverständlich. Er hat diesen Gag offensichtlich schon öfter gebracht und freut sich immer noch darüber. Tja, liebe Eltern, so kann’s auch gehen, wenn man seinem Kind die Bedeutung seines Namens erläutert: Es entwickelt in aller Unschuld Allmachtsphantasien.


Einer, dem im Laufe seiner Karriere kaum etwas anderes übrig blieb, als über (Nach-)Namensscherzchen milde zu lächeln, ist Karel Gott. Der tschechische Schlagersänger, der als Karel Gottar geboren wurde, wird im nächsten Monat 80 Jahre alt. In der Generation Ü40 dürfte es kaum jemanden geben, der den Interpreten von „… diese Biene, die ich meine“ nicht kennt. Mancher hält Gott gar für den Erfinder der „Biene Maja“, obwohl das tatsächlich Waldemar Bonsels aus unserer Heimatstadt Ahrensburg war.

Ich finde: Der Name Karel, die tschechische und niederländische Form des wieder sehr populären Karl (zuletzt Platz 29), könnte durchaus ein (Geheim-?!)Tipp für Babyeltern von heute sein. Er klingt gut, ist durch seine Zweisilbigkeit besser rufbar als der knappe Karl und in Zeiten von aus aller Herren und Damen Länder bestückten Lieblingsnamenslisten absolut nicht zu exotisch. Schreibweise und Aussprache sind auch ziemlich klar. Dazu kommt – jedenfalls für Vertreter meiner Generation – der gewisse Retro-Touch durch den Bezug zu Gott (den Sänger). Im Umfeld der „Goldenen Stimme aus Prag“ muss dieser Vorname übrigens so etwas wie ein Sammelbegriff gewesen sein: Nicht nur Gotts Vater, nein, auch sein Entdecker sowie der Komponist des Biene-Maja-Songs (aus dessen Feder auch das „Aschenbrödel“-Thema stammt) hießen Karel.

Nach mehrmaligem Aussprechen musste ich obendrein an Carrell denken, also Rudi, den niederländischen Showmaster meiner Kinder- und Jugendtage, auch er in meiner Erinnerung quasi durch eine Girlande aus bunten Retromustern und Prilblumen verbrämt. Die Assoziation führte schließlich dazu, dass ich mir einen Youtube-Clip ansah, einen 50 Jahre alten Sketch mit dem Titel „Die Mondlandung“. Gott durfte darin als Gast der Rudi-Carrell-Show gute Miene zum albernen Spiel machen: „Ich soll dir Grüße von den Süddeutschen ausrichten. Ja, alle sagen ‚Grüß Gott!’“.

4 Gedanken zu „Gott wird 80“

  1. Schöner Artikel! Ich frage mich, ob es sein könnte, dass Karel durch die Rudi Carrell-Assoziation das ein oder andere Mal falsch ausgesprochen wird – zumindest von der älteren Generation. Aber bestimmt nicht: Karel Gott wird allein schon durch „Die Biene Maja“ bekannter sein.
    Wird Karel denn hierzulande „richtig“ ausgesprochen? Pavel z.B. ist mir durch Pavel Nedved bekannt, und sein Name wurde bei Fußballspielen immer auf der ersten Silbe, also dem a (geschlossenes a), betont. Das müsste bei Karel doch dann auch so sein, oder? Auf der anderen Seite werden ja sämtliche Namen hierzulande falsch ausgesprochen. Also könnte man auch sagen: was soll´s?!

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  2. Mir gefällt Karel gut.

    Ich kenne einen Karel mit tschechichem Hintergrund, der wie Rudi Carrell ausgesprochen wird. Daher ist mir die Aussprache vertrauter und ich find esie an sich auch schöner. Karel gott spreche ich trotzdem aus Gewohnheit anders aus, mit Betonung auf der ersten Silbe

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    • Ich hab mir ein paar Hörproben des Namens Karel angehört. Ob erste oder zweite Silbe betont, konnte man nicht immer klar erkennen, vermutlich verwischt das im Alltag sowieso? Sicher ist, dass Eltern eines kleinen Karel hierzulande wohl damit leben müssten, dass sie die Betonung durch Dritte nicht wirklich steuern können.

      Ich hatte übrigens noch eine weitere 70er-Jahre-Assoziation: Karel – Carrell – Charell (Marlène Charell) 🙂 Letztere spricht man natürlich vorn anders, wie Chantal …

    • Oft lässt sich die „richtige“ Aussprache eines ausländischen Namens ja auch schlecht in eine andere Sprachmelodie einbetten.
      So oder so: Ich mochte den Namen Karel seit ich ihn als kleines Kind durch Karel Gott (durch „Die Biene Maja“) kennengelernt habe.
      Pavel finde ich ebenso schön.

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