Anhand meiner eigenen Auswertung habe ich herausgefunden, dass die Hälfte aller 2018 in Deutschland geborenen Jungen einen Vornamen aus den Top 63 der häufigsten Jungennamen und die Hälfte aller Mädchen einen Vornamen aus den Top 61 der häufigsten Mädchennamen hat. Früher kamen die beliebtesten Vornamen noch viel häufiger vor. Laut einer Veröffentlichung des Statistischen Amts der Stadt München teilte sich die Hälfte der 1974 in München geborenen Babys nur 12 verschiedene Jungennamen und 18 verschiedene Mädchennamen. Die Münchner hatten allerdings nur die Neugeborenen mit deutscher Staatsangehörigkeit berücksichtigt, während in meine Statistik die Vornamen aller in Deutschland zur Welt gekommenen Kinder eingeflossen sind. Darüberhinaus hatten die Münchner Statistiker viel mehr Namensformen zusammengefasst als ich. So waren zum Beispiel die Namen Christine, Christa und Christiane sowie Jürgen und Jörg zusammengefasst worden, während ich es sinnvoller finde, diese Namen separat zu zählen.
Vornamenhitliste aus München 1974
Mädchen | Jungen |
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Was ist noch spannender als Vornamen-Hitlisten? Listen mit seltenen Namen! Hier alle Vornamen, die 1974 in München nur einmal vergeben wurden:
100 seltene Mädchennamen
Adele * Cynthia * Gordana * Livia * Ronja * Adrienne * Dayana * Grit * Loretta * Rowena * Agathe * Daleen * Gudrun * Ludmilla * Sabrina * Aglaia * Dannana * Gunda * Magdalena * Seher * Alda * Delia * Gwendolyn * Maris * Selma * Amrit * Desirio * Harries * Merle * Serena * Anabelle * Dschijo * Heidrun * Michiko * Sigrun * Anda * Dunja * Henrike * Milena * Sue * Annina * Edda * Hertha * Nehle * Svane * Arrnella * Edith * Henega * Notburga * Svenja * Bastienne * Efyopi * Ifayet * Oda * Tabea * Belinda * Elvira * Ilka * Olina * Undine * Bernadette * Emanuela * Inken * Olinka * Unin * Berta * Emily * Irmgard * Olimpia * Valentina * Bibiane * Fabienne * Irmene * Paola * Viktoria * Camille * Frauke * Iris * Peggy * Walburga * Cara * Georgine * Isolde * Phyllis * Wiebke * Cäcilie * Gerda * Josefine * Pia * Wilma * Cinderella * Gesine * Klara * Raffaela * Xenia * Claire * Gina * Linda * Rilana * Zülcha
125 seltene Jungennamen
Abel * Egid * Gottfried * Marian * Samar * Adolf * Elias * Günther * Marius * Samuel * Albin * Elmar * Hagen * Marvin * Selim * Amadeo * Emese * Hartwig * Matthäus * Siegfried * Anatol * Erol * Hubert * Miguel * Siegmund * Anders * Eugen * Ibrahim * Mordechai * Sigurd * Angelo * Ewald * Ignaz * Morris * Sven * Antonio * Farid * Immo * Morten * Spencer * Antonello * Federi * Iran * Nikos * Taner * Aritz * Francis * Javier * Olof * Thor * Arion * Frithjof * Jean-Marc * Oskar * Tristan * Arne * Gabriel * Jirka * Otmar * Trutz * Arnold * Gundolf * Jobst * Pablo * Udo * Basil * Garry * Justin * Pascal * Ulf * Bertram * Gay * Kaya * Pius * Valerian * Bruno * Gebhard * Knut * Rachar * Veit * Burkhard * German * Kelja * Rahm * Velimier * Caspar * Gernot * Korbinian * Ramon * Vincenz * Cedric * Gerrit * Lalo * Rasmus * Vittorio * Colin * Gerthold * Laris * Reimund * Vitus * Conor * Gerwin * Laurent * Rienk * Volkmar * Cyrill * Giammasso * Leander * Robin * Wilfried * Denny * Gilbert * Leopold * Roger * Wilhelm * Dimitrij * Giovanni * Luigi * Roan * Willibald * Edgar * Guiseppe * Magnus * Rüdiger * Zeno
Quelle: Zur Vomamensgebung in München (pdf)
Immo und Gay würde man heute wohl auch nicht mehr ohne weiteres vergeben, der eine zu nah an der Immobilienbranche („Immo-Welt“, „Immo-Scout“ etc – das wäre analog zum aktuellen Alexa-Problem), der andere zu nah an einer Aussage über die sexuelle Orientierung, die man zum Zeitpunkt der Geburt eh noch nicht wissen kann…
Robin war damals noch selten!
Ein sehr guter Kommilitone von mir hieß Immo [X] – wir haben noch lange nach dem Studien fast täglich zusammen in der Mensa gegessen. (Er hatte noch studiert, weil er auf Lehramt umgesattelt hatte und daher ein paar Semester dranhängen mußte, ich hatte als Promotionsstudent noch einen Studentenausweis.)
So, und der hatte eine offizielle E-Mail-Adresse nach dem Schema immox@provider.de – und hat daher tonnenweise Immobilien-Spam bekommen! Er hat seine E-Mail-Wahl oft verflucht. 😀
Jäp, Gay würde man heute wohl kaum noch vergeben. 😀
German ist übrigens (auch) die russifizierte Form des deutschen Hermann. Es gibt im Russischen kein h – es wird üblicherweise durch ein g wiedergegeben. Man denke an den stalinistischen NKWD-Chef Genrich (von Heinrich) Jagoda. Man sagt, daß German Titow nur deshalb nicht der erste Mensch im Weltraum geworden sei, weil sein Name „zu deutsch“ klang. Statt seiner hat dann eben Juri Gagarin der Zuschlag bekommen, Titow wurde „nur“ Ersatzmann. Er ist dann aber immerhin noch mit Wostok 2 der zweite Mensch im All gewesen. Titows Rufrufname war „Orjol“ = „Adler“. Die erste Frau im All war bekanntlich ebenfalls ein Sowjetmensch: Walentina Tereschkowa, Rufzeichen „Tschaika“ („Möwe“). 🙂 Gagarins Rufzeichen war „Kedr“ („Zeder“). Diese sowjetischen Kosmonauten-Rufzeichen war anfang der 60er gleichsam ein Vorläufer der Internet-Nicks.
Immo kann man in nur Ostfriesland getrost vergeben. Anderswo ist die Immobilien-Assoziation sicherlich stärker als der Vornamencharakter. Dann lieber Imko, der dürfte für weniger Probleme sorgen. Für München ist aber beides komisch.
Der Name meines Sohnes ist hier bei den seltenen Jungennamen auch dabei. Der ist aber zum Glück auch heute noch außergewöhnlich 🙂
Bemadette – Bernadette
Gemot – Gernot
Ame – Arne
Da ist doch etwas schief gelaufen…?!
Ganz offensichtlich, ich habe das jetzt korrigiert. Der Fehler ist wohl beim digitalisieren des Dokuments von 1975 passiert. Lustigerweise ist der Fehler im Originaldokument gar nicht zu sehen, dort sieht das m wie rn aus.
Ich bin verwirrt… Nach meiner Beobachtung hießen im Jahrgang 1973/74 (und das kann ich beurteilen, weil ich selbst Baujahr ’74 bin) auffällig viele Mädchen Tanja und Nicole. Sowohl in meiner direkten Umgebung als auch in anderen nord- und mitteldeutschen Landkreisen. (Das läuft schon auf ein „Ich heiße Tanja.“ – „Jahrgang 1973-75?“ hinaus.) Wo sind die hier?
Bei den Jungs waren parallel dazu Lars und Mark/Marc sehr beliebt.
War das im Süden irgendwie anders?
Tanja war 1974 in München auf Platz 13 und in ganz Deutschland auf Platz 2. Regionale Unterschiede auf diesem Niveau sind und waren nicht so ungewöhnlich.
Unter den seltenen Namen sind echt Perlen:
Agathe, Gudrun, Undine, Bernadette, Oda, Walburga, Cäcilie, Magdalena, Notburga, Irmgard und Iris bei den Mädchen,
bei den Jungen:
Abel, Günther, Hartwig, Hagen, Matthäus, Siegfried, Siegmund, Immo, Gundolf, Eugen, Trutz, Knut, Gernot, Volkmar, Gerwin, Wilhelm, Willibald, Leopold, Gilbert, Burkhard, Veit, Gebhard, Ulf, Bertram, Bruno, Korbinian, Wilfried und Otmar.
Gerthold ist interessant–ist mir noch in keinem Namensbuch untergekommen.
Gay–hmmm…. Das müsste damals schon problematisch gewesen sein. Gaylord, Rufname Gay, ist tatsächlich ein traditioneller amerikanischer Name. Das Wort „gay“ bedeutete ja früher einfach fröhlich. Aber schon in den 1960ern wandelte sich die Bedeutung. In den 70ern hätte es eigentlich bei jedem mit englischsprachigem Hintergrund angekommen sein müssen, dass mit „gay“ nun Homosexualität konnotiert ist.
Kaum zu glauben, wie selten damals Samuel war.
Zu Notburga:
Burga hängt ja mit „bergen“ und „Geborgenheit“ zusammen. „Geborgenheit in der Not“ oder „Schützerin in der Not“ finde ich einen tollen Namen….
Gegen „burga“ hätte ich auch nichts einzuwenden, aber „not“ ist viel zu eng mit dem noch üblichen Sprachgebrauch verbunden, klingt für mich nach „Not und Elend“.
Gerburg wäre schöner, oder aber „burga“ in der ersten Silbe: Burghild z.B. Der Name hat ‚was.
Interessante Liste!
Christine an erster Stelle, da wurden Christina, Christiane und Christa auch mitgezählt. Christina war in den 70ern ein häufiger Name, während Christine eher der Tanten-Name war.
Man muß natürlich bedenken, dass in München andere Namen vergeben werden als in Norddeutschland. Sven und Svenja sind im Süden auch heute noch seltener anzutreffen als im Norden. (In Ostwestfalen-Lippe beginnt Norddeutschland, zumindest was die Beliebtheit nordischer Namen betrifft.)
Sven und Svenja waren in meiner Gegend geläufige Namen.
Merle empfinde ich als Name der 2000er Jahre, ich kenne keine ältere Merle.
Milena und Tabea sind schöne seltene Name, die auch später nie besonders häufig waren. Aber im Gegensatz zu 1974 gelten Milena und Tabea heute als „normal“.
Die heute so beliebten Klassiker Josefine und Klara waren 1974 Oma-Namen, Rufnamen: Fine und Klärchen. So hieß in den 70ern kaum jemand.
Ich hatte eine Irmgard und eine Heidrun in meiner Klasse. Irmgard „Irmi“ hatte mit ihrem Namen keine Probleme. Aber Heidrun hat es gehasst, wenn man sie Heidi genannt hat. Heidrun hat sich später einen englischen Spitznamen zugelegt. Nicht jeder kommt mit einem alten seltenen Namen gut zurecht.
Das ist jetzt merkwürdig! Ich empfinde eine Christine als strukturell jünger als eine Christina oder gar eine Christa… Mag aber auch nur an persönlichen Erfahrungen liegen. Allerdings hieß eine Exfreundin (etwa gleichaltrig) von mir Christina.
Eine liebe Bekannte von mir heißt Heidrun, etwas jünger als ich. Die kommt aus einem politischen Milieu, in dem es üblich ist, seinen Kindern „deutsche Vornamen“ zu geben. Sie kommt mit dem Namen prima klar.
Unter einer Irmgard hingegen stelle ich mir eine Frau 60+ vor. So wie etwa eine Gudrun.
Ich hatte bei einem Studentenjob mal eine Abteilungsleiterin namens Gudrun, damals noch jung an Jahren. Eigentlich eine hübsche Frau, aber so verkniffen, daß sie mit ihren Arschbacken Nüsse knacken konnte. Die hatte mich auf dem Kieker, weil sie mich für „arrogant und sexistisch“ gehalten hat, keiner weiß warum.
Das mit Merle stimmt aber nicht. Ich hatte eine Ex-Kollegin, die hieß so, und dürfte heute so ca. 40 sein. Hübsche, sexy Frau, aber bissi weich in der Birne. Das war das erste Mal, daß ich den Namen überhaupt gehört habe.
Ob Ostwestfalen und das Münsterland zu Norddeutschland gehören, ist fast eine Frage für einen kulturgeschichtlichen Essay. 😀 Hinrich-Wilhelm Kopf, der Landesvater Niedersachsens, hätte gerne noch Detmold und Bielefeld gehabt, ist damit aber 1946 bei den Engländern nicht durchgekommen. Und im Münsterland fühle ich mich auch nicht in der Fremde: Plattes Land, Pferde, deftige Küche, schlechtes Wetter, solide Leute. Sprechen etwas anders als wir, sind katholisch – was soll’s? Man fühlt sich da fast zu Hause.
Jan
Es gibt eben regionale Unterschiede zwischen OWL und Niedersachsen. Zu Christine kann ich noch sagen, dass eine alte Christine häufig Christel bzw. „Tante Christel“ genannt wurde, es gab mehrere Nenntanten mit diesem Namen. Christel ist doch eigentlich bayrisch, oder?
Eine Christina wurde, wenn überhaupt, meistens mit Tina abgekürzt.
Eine Merle um die 40? Ist mir noch nicht begegnet. Die Mutter einer Merle (11) heißt übrigens Gudrun, geb.Mitte der 70er. Diese Gudrun geht auch sehr selbstbewusst mit ihrem Namen um. Aber ihre Kinder haben Modenamen …
Da sind ein paar tolle Namen dabei!
Bei den Maedchen gefallen mir: Livia * Ronja * Milena * Fabienne * Viktoria * Pia * Klara * Claire
Bei den Jungen gefallen mir: Elias * Spencer * Tristan * Gabriel * Wilhelm
Komisch, daß bei Milena offenbar niemand an Franz Kafka denkt…
Claire finde ich aber auch toll! Einer Supermarkts-Regal-Einräumerin, in die ich mich vor vielen, vielen Jahren verknallt hatte, hatte ich den Codenamen „Marie Claire“ gegeben. Hatte sogar mein Fahrrad nach ihr so benannt. Das kam so: Die Maus hatte mal in der Frauenzeitschrift „Marie Claire“ geblättert. In Wirklichkeit hieß sie Natascha. War aber eine Ethnodeutsche, keine Russin.
Meine polnische Exfreundin pflegte übrigens den Namen Natascha zu verhöhnen – das Verhältnis zwischen Polen und Russen ist bekanntlich etwas kompliziert. Meine Exfreundin über ihren Exfreund, der mittlerweile mit einer gebürtigen Russin liiert war: „Ja, der hat sich dann da seine Natascha geangelt.“ (Die Russin hieß in Wirklichkeit natürlich anders.)
Das wunderschöne französische Wort „Clair de lune“ für Mondenschein! 🙂
Ronja ist m.E. ein Name für eine Hündin. Eine Freundin meiner Mutter hatte eine Beagle-Hündin dieses Namens.
Bei Fabienne muß ich sofort an die Quebecer Sängerin Fabienne Thibeault denken. „Je reviendrai à Montréal“
Wilhelm gefällt mir auch. :o)
Milena
Ich denke an die erste Milena, die ich kennengelernt habe. Sie stammt aus dem selben Dorf wie ich, ist etwa 10 Jahre jünger (80er-Jahre-Kind). Schon damals hat mir der Name gefallen. Ich hatte natürlich keine Ahnung wo der Name herkommt.
Ich mag den Klang von Milena und die slawische Bedeutung „freundlich und gütig“.
Hö, das ist ja kurios! Habe nie eine Milena persönlich kennengelernt… Echt, schon aus den 80ern? Jäp, alle slawischen Namen mit Mil- am Anfang haben diesen Konnex: „Lieb, freundlich, nett, gütig“.
Hier sieht man ja in den BdW ab und zu den ursprünglich serbokroatischen Namen Milan. In meiner Jugend war man damit sofort bei Ede Zimmermanns „Aktenzeichen XY“ – da hieß so etwa ein Drittel aller Gesuchten Milan mit Vornamen. 😀
Ich finde Milena aber auch klanglich sehr schön – nur sollte man das -e- offen aussprechen und nicht geschlossen. Also /miLÄHna/ und nicht /miLEHna/. Aber das wird in Norddeutschland nie durchsetzbar sein. Kriege jedesmal Pusteln, wenn mein Nachname hier mal wieder als „Herr Beere“ ausgesprochen wird. :-/ Ich mag dieses geschlossene lange e einfach nicht. Fast immer bewahre ich die Fassung, aber einmal habe ich sie verloren: „Ey, Sie können mich als Braunbär, Eisbär oder Teddybär ansprechen – aber bitte nicht als Johannisbeere!“ Die arme Deern wußte gar nicht, was sie falschgemacht hatte. Ich hatte mich dann auch sofort für mein Ausrasten entschuldigt.
Ich spreche Milena immer MiLEHna, so wurde auch die Milena aus meinem Dorf ausgesprochen.
Ich würde mal sagen, alle deutschen Milenas, ohne slawische Wurzeln, sprechen sich so aus. Klingt wie Lena mit „Mi“ davorgesetzt. 🙂
Okay, das ist vielleicht nicht ganz korrekt, ich finde das aber auch nicht schlimm.