Männlich, alt, mit E – die Rückkehr

„Ich heiße Erwin und bin Rentner.“ Na, wer hat da gleich ein Bild vor Augen – von einem 66-jährigen Schnauzbartträger mit Nickelbrille? Vermutlich können gerade jüngere Menschen mit Erwin Lindemann aus dem Loriot-Sketch „Der Lottogewinner“ nichts mehr anfangen. Und selbst wenn: Das Szenario um den etwas verwirrten angehenden Besitzer einer „Herrenboutique in Wuppertal“ liegt ja gut ersichtlich viele Jahre zurück, Herr Lindemann würde jetzt bereits sein 109. Wiegenfest begehen. Gut für seinen Vornamen: Erwin erlebt gerade eine kleine Renaissance, die ihn zuletzt auf Platz 266 von Deutschlands beliebtesten Jungennamen trug. 2017 schloss Erwin gar auf Platz 244 ab, in den Top 300 ist er seit 2013.


Erwin Statistik
Ranglistenpositionen des Vornamens Erwin seit 2007

In unseren „Babynamen der Woche“ tauchte der besonders in den 1920er Jahren beliebte Name schon mehrfach als Zweit- oder Drittname auf, wohl als modern eingebettete Nachbenennung, etwa bei Elian Erwin, Janis Erwin oder Levin Tibet Erwin. Doch wenn Mama und Papa (Ur-)Opas Namen richtig schrecklich fänden, wäre er heute wohl auch an nachgerückter Stelle chancenlos. Einen kleinen Erwin Peter gibt es in der Sammlung auch schon.

Namen mit dem Anfangsbuchstaben E sind derzeit besonders bei Mädchen beliebt: Gleich drei – Emma, Emilia und Ella – finden sich in den Top Ten. Bei den Jungen gibt es immerhin Elias (seines Zeichens keine Neuauflage von vor hundert Jahren) sowie auf Platz 14 den schon in den 90ern wiederentdeckten Emil, nach dem sogar der Gegentrend zum sogenannten „Kevinismus“ getauft wurde: Emilismus. Ich tippe mal, dass der ebenfalls klassisch, aber noch bzw. wieder unverbraucht wirkende Erwin in der nächsten Dekade noch eine nette Karriere hinlegen wird. Ähnliches gilt für Egon, ein Name, dem ich noch vor vier, fünf Jahren ebenso wenig eine Chance auf Wiederentdeckung eingeräumt hätte wie Erwin. Egon landete zuletzt auf Platz 334.

Wenn man sich mal von Vorwissen über ältliche Onkel oder Nachbarn, Loriot-Lottogewinner oder SED-Politiker freimacht, erinnern Erwin und Egon klanglich durchaus an beliebte Namen wie Anton – oder Kevin (unerschütterlich auf Platz 294). Oder an Namen aus dem „Herrn der Ringe“ (Eowyn, Aragorn). Warum also sollten sie keine zweite Chance verdienen?

Noch mehr „Männlich, alt, mit E“ gefällig? Auch Edgar (Platz 225), Edwin (345) und Eduard (353) spielen in den Top 500 (wieder) eine Rolle. Ich warte noch auf Eckard, Edmund, Elmar, Erich und Eugen. Ob Ernst wohl auch zurückkehrt?!

44 Gedanken zu „Männlich, alt, mit E – die Rückkehr“

    • Die Rückkehr des Anfangsbuchstaben E stellt einen Teil des Prozesses der fortschreitenden Feminisierung und Verweichlichung der Jungennamen dar.
      Dadurch das Jungennamen mit E anfangen, können sie logischerweise nicht mit einem Konsonanten anfangen und die Zahl der Konsonanten reduziert sich. Ein neues wesentliches Merkmal ist auch die Reduktion der hart klingenden Konsonanten auf ein Minimum. „Emil“, „Elias“, aber auch Noah und Liam sind die Vorboten der Verweichlichung. Darüber hinaus scheint es so, dass nicht nur Dreifach- sondern immer öfter auch Zweifach- Konsonantenhäufungen von Eltern mittlerweile als unfassbare Zumutung wie Spinnen im Hotel oder kalte Suppe im Restaurant empfunden werden.

      Das führt dazu, dass mittlerweile sogar Namen wie Erik als hart eingestuft werden, dabei ist Erik eigentlich kein besonders harter Name, sondern etwas zwischen hart und weich. Damit Erik hart wäre, müsste er Gerik oder Etrik heißen.. oder Kendrik. Kendrik ist ein echter harter Name, Erik ist normal. Wenn Frauen aber Erik schon als zu hart empfinden, zeigt es, dass die Verweichlichung von Namen noch weiter zunehmen wird. Erich hätte demnach tatsächlich besser Chancen, weil das ch aber ein typisch deutscher Laut ist und wenig international ist, hat Erich eigentlich keine Chance auf eine Top 200 Platzierung, zumal der einzige Name mit deutschen ch in den Top 100 Michael ist und Michael ist ein sehr beliebter Name in den USA und wahrscheinlich wird es nur deswegen noch vergeben.

      Das ist kein Zufall, dass Kevin zwischen 2007 und 2018 um 245 Plätze auf Rang 294 gefallen ist, während Erwins Position sich um etwa 300 Plätze verbessert hat. Die Stigmatisierung des Namens Kevin hat offensichtlich zum Aufstieg von Erwin und Edwin (von Platz 428 in 2016 auf 345 in 2018) geführt, die nun die neue Funktion von Kevin annehmen, allerdings in abgeschwächter Form.

    • Vielen Dank für die Rede, die wohl an mich ging, die sich immer für harte Namen ausspricht. Dieses ganze Lalelu nervt mich.
      Deswegen revidieren ich: Erik ist mir zu abrupt. Zu gedrungen. Erich hingegen ist ausklingender. Hendrik, Frederik usw. finde ich genauso „hart“, aber schwingender.
      Mein Geschmack geht nach Bedeutung, Aussprechbarkeit, Melodik und v.a. bitte nix zu weiches, labberiges, substanzloses. Lale oder Milo wären solche labberig en Namen. Oder diese ganzen Neuschöpfungen, die gerade modisch sind. Ob es nun femininisiert wird oder einfach weich, ist mir Wurst. Eine komplette Hassrede auf die Verweichlichung des männlichen Geschlechts würde ich jetzt nicht halten, ich bin sehr für Gleichberechtigung und v.a. Für das Entkommen aus dem kulturell bedingten typisch männlich – typisch weiblich Denken.
      Lalelu ist nicht meins, aber ich kann nachvollziehen, dass Menschen nur nach Phonetik aussuchen.

    • „Die Rückkehr des Anfangsbuchstaben E stellt einen Teil des Prozesses der fortschreitenden Feminisierung und Verweichlichung der Jungennamen dar.“

      Tut mir leid, aber hier kann ich beim besten Willen nicht mehr folgen.

      Erik der Rote war nun wirklich kein Weichei.

      Erich Mielke, Erich Honecker und Erich Ludendorff waren es auch nicht.

      Edmund Hillary (Erstbezwinger des Mount Everest) war ebenfalls nicht gerade ein Weichling. Und auch der alttestamentarische Noah war es nicht. Ist Allah, mit dessen Namen auf den Lippen Millionen von Männer gestorben sind, ein weicher Name? Liam Tumilson von der XV. Internationalen Brigade war auch nicht gerade eine Schwuchtel.

      Übrigens! Der Namensgeber des Mount Everest, der Landvermesser Sir George Everest, hat sich eigentlich /IHV-rest/ gesprochen und nicht /EVerrest/.

      Ettore Tolomei. Erwin Rommel. Das ist auch nicht so weich, oder?

      (Der Vater meines Lehrer war übrigens der letzte Stabschef von Rommel. Mein Lehrer war ein Linker, aber wenn es hart auf hart kam, kam dann doch recht schnell der Offizierssohn und Aristokrat durch.)

      Eduard VII. und Eduard VIII. waren Weiberhelden – ein Weiberheld ist aber per se kein Weichling.

      „Gerik oder Etrik heißen.. oder Kendrik“ – das sind gar keine Namen, sondern völlig traditionslose Buchstaben-Ansammlungen, die einen auf gurgelig machen.

      Eine Exfreundin von mir war ja nun Spanierin. Die hatte immer Schwierigkeiten damit, deutsche Wörter, die mit St- oder Sp- angefangen haben, ohne ein zumindest angedeutetes e- auszusprechen. (Also wie in Espana oder in estado.) Und Spanisch ist nun wirklich eine der härtesten Sprachen Europas.

      Hier zeigen sich die Schwächen eines einseitig phonetischen Ansatzes – der in unseren entkultivierten Zeiten für viele Mütter freilich bedauerlicherweise von größerer Bedeutung ist als der historische oder religiöse.

      Was Xylophon über das deutsch ch schreibt, stimmt aber. Fehlte freilich der Hinweis auf seine beiden Aussprachen (wie in „ich“ und in „ach“).

    • Aber gerade an Lale und an Lili zeigt sich doch exemplarisch der Gegensatz zwischen einem eher phonetischen und einem eher historischen Ansatz!

      Phonetisch sind die Namen extrem weich, klar. Aber Millionen von tapferen Soldaten auf allen Seiten der Front haben im Zweiten Weltkrieg das Lili-Marleen-Lied von Lale Andersen gehört, geliebt und gesungen. Der Soldatensender Belgrad (der vom Nordkap bis in die libysche Wüste gehört werden konnte) läßt grüßen. Als der Sender das Lied phasenweise aus dem Programm genommen hat, hat er körbeweise Protestbriefe von deutschen Frontsoldaten bekommen.

      Dulcinea von Toboso. Klanglich und bedeutungsmäßig geht’s kaum noch weicher und süßlicher, wa? Aber es war die herbeiphantasierte Geliebte des Don Quixote, eines Urbildes abendländischer Ritterschaft.

      Namen leben nicht aus sich selbst heraus, sondern auch aus der Relation der Geschlechter. Zur Ritterschaft gehört eben auch ein bißchen, sich bei den Imbeciles aus der Bourgeoisie lächerlich zu machen. Der „Don Quixote“ ist mehr als eine Parodie auf Ritterromane, mehr auch als das spanische National-Buch – er ist eine Verhaltens-Anweisung, ein Ehrenkodex, ein Manierenbuch. Hinter dem Schreibtisch des Generals de Gaulle hing ein Wandteppich mit einem Bildnis des Don Quixote. Man verehrt süßliche, aber nicht blöde Mädchen mit üppigem Schmuck und kämpft gegen Windmühlen.

    • Zu Marthe: Das ist schön, dass unsere Gemeinsamkeit in der Ablehnung von zu weichen Namen liegt.

      Zu Jan: Feminisierung und Verweichlichung von Jungennamen beschreibt die Angleichung von männlichen Vornamen an weibliche Vornamen aus linguistischer Perspektive. Es sagt nichts darüber aus, wie „maskulin“ die Träger dieser Namen sind. Im Kern geht es um weniger Konsonanten und softest possible Klang. Beispiele für Feminisierungsprozesse:
      Kendrik/Hendrik -> Henrik -> Erik/Henry
      Lukas -> Luca
      Jonathan -> Jonah

      Der Aufstieg des Namens Lenny (das weibliche Pendant ist Leni)
      Mio (das männliche Pendant zu Mia)
      Besonders schlimm ist der Jungenname „Bela“, der nun auf Platz 158 ist. Mir scheint es, die Eltern von Bela wollten unbedingt ein Mädchen haben und Bela ist die Erinnerung daran….

      Das E taucht um 40% häufiger in Mädchennamen auf, und Mädchennamen fangen signifikant häufiger mit einem E an als Jungennamen – daher ist es völlig angemessen, diesen Prozess als Feminisierung/Verweichlichung zu beschreiben.
      Feminisierung/Verweichlichung bedeutet nicht, dass die Jungennamen weiblich-weich sind, sondern dass sie weiblicher werden.

      Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen:
      Leonard ist härter und maskuliner als Leon, und noch verweichlichter als Leon wäre Leo. Die Feminisierung von Leo könnte noch durch Lea gesteigert werden.
      Lenny ist dementsprechend eine bereits starke Verweichlichung von Lennart. Es könnte noch stärker feminisiert werden, wenn es zu Ley werden würde.
      Und Spanisch ist nun alles andere als eine der härtesten Sprachen Europas, Spanisch ist sehr…unhart. Eben du sagst es, sie benutzen das E am Anfang um Wörter zu verweichlichen um den Klang einfacher zu machen. z.B. Stadion -> Estadio. Estadio hat einen Vokal mehr und gleichzeitig einen Konsonant weniger als das deutsche Wort. Und das ist typisch für gesamt Spanisch. Unser Deutsch ist eine der härtesten Sprachen Europas, wahrscheinlich sogar die härteste!

    • Xylophon,

      ich freue mich sehr, daß Du „unser Deutsch“ sagst! So etwas kriegt man heute selten zu hören. Eben, es ist unsere Sprache, die wir schützen, bewahren und pflegen müssen.

      Es ist schon bemerkenswert: In Knuds Blog schlagen immer wieder kluge Köpfe auf. Und das, obwohl es eigentlich um ein Hausfrauen-Thema geht.

      Ansonsten bin ich, Du ahnst es, kaum Deiner Meinung.

      Mach nicht den Fehler das deutsche oder US-amerikanische Bild von der spanischen bzw. lateinamerikanischen Kultur mit der kastilischen Sprache zu verwechseln. Borges sagt in seinem Gedicht „An die deutsche Sprache“: „Meine Sprache ist die Sprache Kastilien, das Erz Francisco de Quevedos“. Und das stimmt auch. Spanisch ist eine brutal harte, aber gleichzeitig melancholische Sprache.

      Nenn mir ein schöneres Wort als das spanische „madrugada“, die Morgenröte – ein perfekter Glelchklang zwischen harten (das spanische r) und weichen (das spanischen d und das spanische g) Konsonanten und Vokalen. Nenn mir ein markigeres Wort als „guerra“ für Krieg. Das Spanische verknüpft perfekt Vokalreichtum und Härte. Vokalreichtum steht der Härte einer Sprache nicht im Wege!

      Meine Güte, Bela ist ist ungarisch! Man denke an Béla Kun, einen der härtesten Kommunisten, die es je gegeben hat. Béla Bartók.

      Leonard und Lennard sind für mich werde hart noch weich, sondern einfach Anglizismen. Auf deutsch heißt das Leonhard – oder eben der klerikale Leo.

      Erik leitet sich nicht von Hendrik ab, Jonah/Jonas nicht von Jonathan. Das sind Volksetymologien.

      Trotz der Meinungsdifferenzen herzlich

      Harki

    • Jan: Xylophon spricht nicht von Verwandtschaft der Namen, sondern von der Phonetik. Heutzutage ist es ja üblich Ach Phobetik auszusuchen, bspw. „Hmm, Frederik? Zu lang. Hendrik? Henrik? Zu kompliziert. Nee, besser Erik, kurz und knapp.“
      Dass das eine mit dem anderen Namen wenig zu tun hat, ist hierbei egal.

    • Marthe, Du hast zumindest partiell und wohl auch überwiegend recht. Natürlich ist heute die Phonetik, der Klang eines Namens wichtiger als früher. Und ich selbst lege ja auch immer großen Wert darauf, zwischen der *Beschreibung* von Gegebenheit und ihrer *Bewertung* zu unterscheiden. Nur ist das gerade bei ästhetischen Fragen (wie beim Thema „Vornamen“) extrem schwierig bis fast unmöglich. Man kann nicht immer Kritischer Rationalist und Ästhet gleichzeitig sein.

    • Xylophon, Marthe, Jan

      Die meisten Namen werden einzig und allein wegen der Phonetik, dem Wohlklang, ausgewählt. Dabei ziehen sich ähnlich klingende Namen an, wie die von Xylophon genannten Leni und Lenny oder auch Lia / Lias und Lina / Lian
      Am wenigsten mag ich Jungennamen, die durch einen Buchstabendreher oder ein angehängtes ’s‘ von weiblich auf männlich getrimmt werden.

      Jan: Die wenigsten Eltern wissen etwas über historische Persönlichkeiten. Eher kennen sie die Namen von TV-Stars oder deren Kinder. (Leni und Henry sind Kinder von Heidi Klum).

      Die Namenswahl geht etwa so wie Marthe es beschrieben hat.
      Beispiel: Jonathan war uns zu lang, Jonas ist zu häufig, deshalb ist es ein Jonah geworden, passt besser zum langen Nachnamen.
      Auch Marthes Beispiel mit Frederik, Henrik und Erik (die klanglich sehr ähnlich sind) zeigt, wie ein Name ausgewählt wird. Da geht es nur um die Phonetik von Rufname und Nachname, und eventuelle Geschwisternamen.

      zu Leonhard/Leonard
      Oft wird hier gesagt, Leonhard klingt so hart. Dabei ist die Aussprache der beiden Varianten in Ostwestfalen nahezu identisch. Ein Leonhard muss aber immer dazu sagen, dass er mit h geschrieben wird. (Bernhard klingt hier auch eher wie Bernard.)

      Es gibt aber auch einen Gegentrend zu den weichen Namen. Beispiele aus meinem Umfeld: Karla, Franka, Friederike, Lutz, Justus

    • zu Jan: Mir gefällt persönlich „Morgenröte“ mehr als das spanische Wort dafür! Das ist natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Da gibt es kein richtig oder falsch.
      Es ist wichtig anzumerken, dass Sprachen oft nicht neutral gewertet werden, sondern das die dazugehörige Kulturen unbemerkt und indirekt einen starken Einfluss auf die subjektive Bewertung ausüben. Viele Deutsche verbinden mit Spanien oder Lateinamerika ihren Urlaub und verknüpfen es mit positiven Assoziationen. Spanisch ist da für sie die Sprache der Freizeit, des Feierns und verbessert so die Sprachbewertung.
      Deutsch wird leider viel schlechter bewertet als es verdient hat, weil der Rest der Welt damit den 2. Weltkrieg und die unbeliebte Frau Herrscherin Merkel in Verbindung bringt.

      Wir haben auch wunderschöne Wörter wie Zeitgeist, Gemüsesalat und Kaffeekranz und Zimtschnecke. Das sind alles Wörter, die man nach 5 Jahren Mallorca vemrissen würde.
      Der „perfekte Spanische Gleichklang“ hat ja nicht nur Vorteile: Eben weil es ein Gleichklang ist, ist Spanisch gleichgeschaltet und wenig abwechslungsreich. Das Wort „abwechslungsreich“ könnte es im gleichgeschalteten Spanisch nicht geben – Portugiesisch, viel angenehmer!

      zu Marthe: richtig!

      zu Mareike: Ja, mit einer Zusatznotiz: die Bedeutung darf alles außer negativ sein. Für Eltern ist es immer häufiger so: „Wir haben den tollsten Namen gefunden … ah, moment, wir müssen noch die Bedeutung klären und ob es in Knuds Top 20 auftaucht…“. Und weil die allermeisten Namen keine negative Bedeutung haben, – neutral ist ja bereits ausreichend, die Jeansmarke Levin ist ja z.B. nicht negativ – kriegen sie dann das grüne Licht.

  1. Ich finde Erwin auch gar nicht schlecht. Klanglich gefällt er mir sogar gut, gebe aber zu, dass in meiner Vorstellung immer noch eine gewisse Staubschicht an ihm haftet.
    Auch gut gefällt mir Alwin.

    Von den genannten Namen halte ich eine Rückkehr von Edmund und Ernst am entferntesten. Die Wortigkeit macht sie sperrig, aber vielleicht hat ja der englische Edmond bessere Chancen (Mond klingt netter als Mund). Bei Ernst verhält es sich denke ich wie bei Horst – ein so großes Konsonantencluster ist im Moment noch sehr ungewohnt an Neugeborenen. Vielleicht 2060 dann, wenn Finn-Luca und Lias-Levian als bierbäuchige Fast-Rentner der Inbegriff des Altbackenen geworden sind.

    Elmar klingt recht weich und es lässt sich die Bedeutung „das Meer“ für spanisch „el mar“ an den Haaren herbeiziehen, das dürfte doch vielen Eltern gefallen. Allerdings sind die Elmars, die ich kenne, aktuell zwischen 50 und 70 und somit halte ich den Namen im Moment noch nicht reif für ein Comeback.

    Neben Hilda und Hedi würde ich auch begrüßen:
    Gerda Alma Erna Hanne Lore Hertha Käthe Else Ilse Elfi Berta Meta

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    • Ja, der -mund … Egmont und Edzard sind mir noch eingefallen. Aber meine Theorie ist ja, dass vor allem die Namen wiederkommen, die vor 80 bis 100 Jahren sehr häufig waren – trifft wohl besonders auf Erwin und Egon zu? -, weil viele die dann noch aus ihrem Stammbaum im Ohr haben, und mutige Oldies sich zuerst als Zweitnamen anpirschen 🙂 Ernst war auch häufig, aber dem stellt heute der schlechte Leumund des Wörtchens Ernst ein Bein …

      Auf Gerda und Erna setze ich schon lange, sind ja auch beide wieder da: Platz 408 und 465. Käthe ist auf 282, Wilma auf 312, Minna 332, Meta 394, Irma 447. Alma sogar 106. Bert(h)a und Hertha, Else und Ilse kommen sicher auch noch.

  2. Niemand wird es überraschen, dass ich Erwin total gut finde! Vom Klang her ist der Name weich, deshalb denke ich, dass Erwin eine viel bessere Chance auf ein Comeback hat als härtere Namen wie Heinz oder auch Eckart. Falls Erwin mal wirklich beliebt werden sollte, ist dann vielleicht das Tabu gegen auf „Win“-endende Namen gebrochen. Da gibt es dann vielleicht auch andere Win-Namen, die zurückkommen? Allerdings, denke ich, hast Du damit recht, dass früher häufige Namen stammbaummäßig im Ohr bleiben, und eine bessere Chance auf Wiederkehr besitzen als gänzlich unbekannte Namen. Also dann doch nicht Norwin, denn so hieß auch früher fast niemand…. Hartwin ist dann wohl auch zu selten gewesen. Also doch nur Erwin….

    Egon klingt gar nicht so anders als Hugo–da kann ich mir auch gut ein Comeback vorstellen. Erich–ja, auch.

    Den Namen Ernst liebe ich. Kenne einen jungen rußlanddeutschen Mann, der so heißt. Er hat eine sehr würdevolle, stille Art–der Name Ernst passt zu ihm und unterstreicht seine positiven Eigenschaften. Ich mag den Namen. Aber dieser Name wird es doch etwas schwerer haben als Erwin und Egon–wenn aber erstmal die Hemmschwelle/das Tabu gebrochen ist, könnte ich mir eine erneute Popularität des Namens vorstellen. Gerade in unseren medienüberfluteten, bunten, lauten Zeiten könnte ein Name wie Ernst von einer Besinnlichkeitssehnsucht wiederentdeckt werden.

    Wie wäre es mit Emmeram? Der Name würde heute schon nicht viel Elternmut abverlangen–der würde heute schon durchgehen, denke ich. Emmerich ist da schon ein bisschen altmodisch wirkender.

    Ein persönlicher Lieblingsname von mir, Eberhard, wird wahrscheinlich in der deutschen Geschichte niemals wiederkehren (wobei ich gestehen muss, dass ich die deutsche Geschichte als in einer Endphase befindlich sehe).

    Auch Engelmar, Engelfried und Engelbrecht werden es bestimmt nie wieder schaffen. Gerade Namenssilben wie Engel und Eber, die heute noch verständliche Begriffe sind, erschweren eine Namensrückkehr. Da hat Elmar bessere Karten als Engelmar.

    Erhard könnte es irgendwann mal packen, aber der Name ist wahrscheinlich zu sehr als Nachname verankert.

    Dem guten alten Erkenbald kann ich auch keine helle Zukunft vorraussagen. Ewald? Hmmm, zweifelhaft.

    Aber Eduard, Edwin und Edgar bestimmt! Die haben ja auch was Internationales, was heutzutage gut ankommt.

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  3. Bezüglich der Wortigkeit: Mich hat bei Konrad das Rad immer sehr gestört, fand den Namen als kind richtig unschön. Inzwischen kenne ich zwei kleine Konrads und einen Conrad.

    Engel als Einzelname könnte ich mir eher als Mädchenname vorstellen, wohl aber nie als Topname, aber vielleicht mal in den Top 200? Gefällt mir sehr viel besser als Schnörkelversätze wie Angelina, Angelika usw.

    Den Eber von Eberhard finde ich persönlich abstoßend. Hart wie ein Schwein?

    Ewald find ich super und dank dem positiv besetzten Wald könnte mir vorstellen, dass der sich auch mal als Mesotrend sich in die Top 200 schmuggelt.

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    • Meine Güte, wie verschieden sind die Assoziationen!

      Hätte nie von Konrad zu Rad gekopppelt. Eher zu Adenauer und vor allem zu Konrad von Jungingen, Hochmeister der Deutschen Ordens in seiner Blütezeit.

      Also dann eben Weichkeiler statt Eberhard, paßt vielleicht auch besser in die Zeitläufte und zu dem betrüblichen mentalen Zustand unseres Vaterlandes.

      Angelika ist aber nun wirklich kein „Schnörkelversatz“. Bringe das aber eher mit der Pflanze in Zusammenhang als mit Engeln… Und der Name ist mittlerweile halt ein Tanten-Namen. Angelina ist ziemlich unmöglich, klar.

      Aber Engel als Mädchenname?! Kannste se ja gleich Blutegel nennen… 😀

      Um Pardon, Marisol, es war nicht böse gemeint. Hab halt immer Probleme damit, keine blöden Witze zu machen. Hat mir schon viel Freunde eingetragen. 😀

      Im Internet war ich mal vor vielen Jahren (noch im Usenet!) mit dieser Masche einem Süddeutschen so auf die Nerven gegangen, daß er genervt gesagt hat: „Hab irgendwie so meine Schwierigkeiten mit Deinem norddeutschen Humor.“ Mein englischer Zechgefährte meinte daraufhin: „Nee, das ist kein norddeutscher Humor. Das ist Klaas-Humor. Nä, Klaas?“

      Wein, Weiber, Witze, Waffen und Pferde – das ist das Leben.

      Klaas

    • Ich hab mal eine Reihe von Krimis aus dem Hamburger Mittelalter verschlungen, die Heldin hieß Engelke. Gefiel mir ganz gut, erinnert heute aber natürlich sehr an [die, dessen Name in diesem Blog nicht genannt werden darf (Admin)].

      Ja, Ewald könnte gehen. Eberhard scheint mir auch auf verlorenem Posten zu stehen ;-(

    • Die Ableitung dieser „Engelsnamen“ ist aber extrem kompliziert.

      Schon, weil die religiöse (und heute eben auch verniedlichende) Bedeutung von „Engel“ immer wieder mit „Angeln“ im Sinne der Landschaft kollidiert, obwohl es etymologisch m.W. nichts miteinander zu tun hat. Das wißt Ihr als Schleswig-Holsteiner ja besser als ich. (Vgl. Angelsachsen, East Anglia, England, Engeland…) Heute vielleicht sogar mit „angeln“ im Sinne von Fische fangen.

      Engelke als Vornamen halte ich aber wirklich für eine lokalpatriotische Kopfgeburt.

      Ein lieber und kluger Kommilitone von mir hieß Engeler mit Nachnamen. Er selber leitete das von Angeln in SH ab, ich weiß nicht, ob das gestimmt hat.

    • „Hart wie ein Schwein“–der Name bezieht sich auf die Wildschweinjagd. Die Eber konnten ganz schön wehrhaft sein. Hat die alten Germanen zu einer gewissen Bewunderung dieser Tiere inspiriert. So eine Wehrhaftigkeit haben sie ihren Söhnen gewünscht. Ich bin in den hessischen Wäldern schon öfters Wildschweinen begegnet. Irgendwie haben diese Begegnungen für mich etwas Beeindruckendes gehabt. Das trägt sicher dazu bei, dass ich dem Namen etwas abgewinnen kann. Das andere ist aber, dass der Name so absolut nicht in unsere heutige Geschmackswelt passt, dass wer für mich sozusagen der urige anti-heutige Name ist…. In Württemberg gab es einige Herzöge namens Eberhard Ludwig, übrigens.

    • Mark,

      absolut richtig! Wildschweine sind sozusagen vielschichtige Tiere. Sehr niedlich, mit Familiensinn, für Tiere hochintelligent, aber eben auch sehr wehrhaft. Ich bin bei meinen Wanderungen im Deister (Höhenzug südwestlich von Hannover) gelegentlich Wildschweinen begegnet. Hatte einen Heidenrespekt (und auch eine Heidenangst) vor den Viechern. Die Keiler können einem mit ihren Eckzähnen die Beinschlagadern aufschlitzen – aber auch mit Wildsäuen, die gerade Frischlinge haben, würde ich mich lieber nicht anlegen.

      Habe mich mal in der Abenddämmerung im Deister verlaufen – hatte Panik bekommen, dann auch noch auf eine Wildschwein-Sippschaft zu treffen.

      Kann es absolut verstehen, daß unsere kriegerischen germanischen Vorfahren Söhne nach ihnen benannt haben. Und das französische Wort Sanglier klingt ja geradezu an Blut an. Nach meinem Empfinden ist das Wildschwein irgendwie der Löwe Mitteleuropas.

      Als die Hausschweine noch nicht ausschließlich in Koben gehalten wurden, sondern zur Eichelmast in die Wälder getrieben wurden, haben sich Hausschweine immer wieder mit Wildschweinen gepaart. Daher gab es keine genau abgrenzbaren Hausschweine-Rassen. Das schwarze iberische Schwein („pata negra“) ist wohl auch ein Ergebnis dieser, nun ja, Wechselwirkung.

      Das polnische Wort Kabanosy für die Wurstspezialität hängt übrigens mit dem gemeinslawischen Wort „Kaban“ für Wildschwein zusammen.

      Und Frischlinge und Ferkel sind sooo niedlich!! Meine Mutter hat mir oft erzählt, wie traurig sie als kleines Mädchen war, wenn ein Ferkel verkauft wurde. Es ist eine absoluten Schande für uns, was hier in der niedersächsischen Massentierhaltung Schweinen angetan wird!

      Ich würde „Schwein“ oder „Drecksau“ etc. niemals als Schimpfwörter verwenden. Mein Standardschimpfwort für Männer ist „Du Hund!“ oder „Du Hundesohn!“, für Frauen „Du Hure!“.

      Um Pardon, bei mir ist jetzt ein bißchen der Niedersachse durchgegangen, der sich (wie ein altrömischer Patrizier) vor allem für den Krieg, die Dichtkunst und für die Landwirtschaft zu interessieren hat.

      Tja, aber in unseren neudeutschen, heruntergeregelten Hormonhaushalt paßt das alles nicht mehr. Wenn alle Gewalttätigkeit, auch die gerechte, sogar auch die zur Selbstverteidigung, tabuisiert wird, hat ein Name wie Eberhard wenig Chancen. Hoffen wir auf bessere Zeiten. Er, der Einer ist, mag uns helfen.

      Nein, ich hatte keine Wildsau zur Exfreundin. 😀 Allerdings wurde eine Exfreundin von mir von ihrem großen Bruder gelegentlich liebevoll als „meine kleine Trüffelsau“ angesprochen. 🙂

  4. Bei Edwin muss ich stets an Edwin van der Sar denken. Mich würde interessieren, ob der Name zur aktiven Zeit des niederländischen Torhüters (auch) in Deutschland eine größere Popularität hatte.

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    • Edwin! Dem Namen wünsche ich wirklich eine Renaissance.

      Neben Edwin van der Sar und den Edwin-Jeansen, die ich als junger Bursche auch getragen habe:

      1. Der große Leichtathlet Edwin Moses.

      2. Der Astronaut Edwin „Buzz“ Aldrin. Nach seinem Kameraden Neil Armstrong der zweite Mensch auf dem Mond im Rahmen der Apollo-11-Mission. Ein ausgesprochen sympathischer, etwas gebrochener Mann! Seine Autobiographie „Return to Earth“ muß ich unbedingt noch lesen! Auch wenn das Leben zu kurz für alle interessanten Bücher, Sprachen und Frauen ist. Hatte in den 70ern dann ziemlich heftige Alkoholprobleme. Freimaurer. Mitglied des „Alten arabischen Ordens der Edlen vom mystischen Schrein“, der sich sehr für Kinder engagiert. Nächst dem schreckenerregenden „Großen Orient von Frankreich“ eine der sympathischsten Großlogen der Freimauerei – aber mit völlig anderem, „weicheren“ Ansatz. Beide nehmen da nicht einfach mal so jeden…

      Halte es eigentlich mit den russischen Sportlern und den russischen Kosmonauten – aber die Ehre gebietet es, seinen Feinden und Konkurrenten Achtung zu bezeugen.

    • Findet Ihr es schlimm so zu heißen wie eine Jeansmarke (von einst)? Dem Namen Levi scheint die Nähe zur Marke doch auch nicht zu schaden?

    • Danke, Knud!

      Die Jeansmarke kannte ich gar nicht. Ich denke bei Edwin wohl für immer zuerst an Edwin van der Sar. Interessant, dass er keine groβe Auswirkung auf die Vergabe des Namens hatte.

      Ich mag den Namen und wünsche ihm auch eine Renaissance.

      Dass eine Jeansmarke so hieβ, finde ich in diesem Fall nicht schlimm – wohl auch, weil ich sie nicht kannte.

  5. Habe eine ganze Reihe von Namen mit dem Erstbestandteil „Eber“ gefunden–sogar weibliche:

    Ebergard, Eberhild, Ebergund, Eberhardine, Ebertine, Eberta

    Eberhelm, Eberwolf, Ebermund, Eberhard, Ebert, Eberwin und auch einfach nur Eber, für sich–dazu, die Kurzform Ebbo!

    Werdende Eltern, wählt Euch den schönsten Namen hier aus–lasst uns die guten, alten Wildschweinnamen wiederbeleben!

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    • Noch vor zwei Jahren hätte ich es mir niemals vorstellen können, mit Mark mal herzlich einer Meinung zu sein. Und jetzt ausgerechnet über Schweine! 😀

      Es scheint mir eine Schwäche des Judentums und des Islams, das Schwein zu boykottieren. In Israel, das ja für seine exzellente Landwirtschaft berühmt ist, werden übrigens durchaus Schweine gezüchtet! Sie müssen in den Ställen auf so einer Art von Holzpodesten bzw- plattformen stehen, damit ihre Füße das Heilige Land nicht berühren. Durch die ganzen russischen Einwanderer, die natürlich alle Schweinefleisch essen, hat sich die Lage (zur Kümmernis der Rabbis) noch weiter entspannt.

      Meine wunderhübsche libanesisch-norwegisch-italienische Exkollegin, die mit einem Kosovo-Albaner verheiratet war*, hat mir mal erzählt, wie das im muslimischen Kosovo bei Feierlichkeiten läuft. An einer Seite des Buffets steht halt das Schweinefleisch. Man erklärt das seinen Gästen kurz. Wer das essen will, ißt es halt, und wer es nicht essen will, ißt es halt nicht. Es ist im Kosovo üblich, großmütig und religiös tolerant zu sein – es ist aber nicht ratsam, seine Gastgeber zu beleidigen.

      Ähnliche Verhaltensmuster habe ich im Nordkaukasus erlebt. Die Blutrache ist halt gut für die Manieren, die Toleranz und die gegenseitige Achtung. Die Forderung nach „Respekt“ für alles, jeden und jedes ist was für neudeutsche Heulsusen, FunktionärInnen und Linksliberale – aber wenn die Drohung der Blutrache im Hintergrund steht, benimmst Du Dich gleich mal viel besser. 🙂

      Zurück zu den Schweinen. 🙂 Es gibt ein wunderbares Zander-ZeitZeichen zu Elisabeth de Meuron von Tscharrner, der „letzten Aristokratin von Bern“:

      https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/elisabeth-de-meuron-100.html

      Ab ca. Minute 7 geht es um ihre Passion für die Landwirtschaft und um ihren liebsten Zuchteber Dromo.

      Ebert scheint mir zu sehr mit Friedrich Ebert verbunden. Und Eberwolf ist schon ziemlich dick aufgetragen…

      Keilerei!

      Klaas

      *) Sie hatte einen für Deutsche schwer merklichen levantinisch-arabischen Vornamen. Wir nannten sie oft „die Herrenhäuser Multikulti-Mama“. Sie selbst wollte immer gerne mit einem bestimmten russischen Aristokratinnennamen angeredet werden. Das paßte auch zu ihr.

    • Wißt Ihr eigentlich, woher das Wort Porzellan kommt?

      Es geht um eine mittelmeerische Muschelart mit durchscheinend weißer Schale – wie eben die Keramik, die damals nur in China hergestellt werden konnte. (Also bevor Johann Friedrich Böttger auf den Kniff gekommen ist.)

      Und diese Muschel wurde im vulgären Latein (was nicht identisch mit Vulgärlatein ist) „Porcella“ genannt – also „Schweinchen“ (von Porcus). Warum? Weil diese Muschel von ihrer Form her den weiblichen primären Geschlechtsteilen ähnelt. Und für diese Körperteile gab es eben den vulgären Ausdruck „Porcella“ – so etwas auf der Stilebene des bei uns gebräuchlichen „F*tze“ oder „M*schi“.

      Man könnte ja heute mal ein Mädchen Porcella benennen. 😀 Und keiner merkt’s! 😀 Und „norddeutsche Form von XY“ sind doch so beliebt… Wie wäre es also mit „Farke“ – also wie plattdeutsch „Farken“ für „Ferkel“.

      Ich hatte mal meinen alten Internet-Nick Harki aus taktischen Gründen kurzfristig in „Varki“ geändert. Eine in Südafrika aufgewachsene Bekannte hat mich freundlichst darauf aufmerksam gemacht, daß das auf afrikaans „Ferkel“ heißt.

      Ein wirklich allwettertauglicher Frauenname auf Schweinebasis fällt mir nicht ein. Miss Piggy? Pata Negra – für eine hübsche, etwas mopsige Maurin? Hasira (vom hebräischen Wort „Chazir“ für Schwein)? Kuschona? 😀

    • Ebergard wäre als Name gar nicht so schlecht. so eine Art Brünhild und wahrscheinlich wird es oft für einen Schreibfehler gehalten und dann ist man auf einmal ein Mann.
      Herrn Eberhard Sowieso-Anders…

    • Zu Eberhard, in meiner Schulzeit in Baden-Württemberg war Eberhard absolut gängig, es ist in Württemberg ein königlicher Namen. Überhaupt waren Namen mit Anklängen an starke Tiere, Wappentiere nicht ungewöhnlich, Bernhard, Leonhard, Wolfgang, Wolfram. Namen, die Mut und Stärke ausdrücken waren üblich, Helmut, Hartmut, Gerhard…

  6. „Diese Namen müssen Sie haben, wenn sie online posten!“
    **MAR**the, **MAR**eike, **MAR**isol, **MAR**k, Anne**MAR**ie –

    ich finds amüsant, dass die Namen der User hier mit MAR anfangen oder ein MAR enthalten 😀 wo bleiben Margherita , Marge und Mario?
    Jan und Schtroumpfette, vielleicht sollten wir über eine Umbennung in Marcel, Martin und Marietta nachdenken um auch im Trend zu sein?

    Antworten
    • Du selbst kannst Dich ja wegen Deiner süßen Herzlichkeit in Marzipan umbenennen. Oder in Markklößchen.

      Und Du hast Maria Th. vergessen.

      Mareike, Maria Th. und Mark haben schon die perfekten Namen: eine katholische Ostwestfälin, eine traditionsbewußte, der Liberalitas Bavariae verpflichtete Münchnerin und ein evangelikaler Deutsch-Amerikanischer. Es paßt.

      Ich nenne mich wegen meiner Sympathien für den sunnitischen Islam dann Omar.

      Für einen Küstenbewohner wäre Marcellus gar nicht so schlecht: wegen der beide Marcellusfluten am 16. Januar 1219 und 1362. Die Erste Marcellusflut jährt sich übrigens in der nächsten Woche zum 800. Male. Es wäre eine dicke Nummer, wenn es am 16. Januar 2019 wieder zu einer Sturmflut käme. In Rußland sagt man beim dritten Glas Wodka gerne: „Bog ljubit Troitsu!“ = „Gott liebt die Dreifaltigkeit!“ Aber das stimmt ja nicht, weil er nur Einer ist.

      Der kommunistische Ex-Diktator Äthipopiens Mengistu hieß mit Vatersnamen kurioserweise Haile Mariam, die „Macht Marias.“ Der Thronname von Kaiser Haile Selassie, geboren als Ras Tafari Makonnen, bedeutete „Macht der Dreifaltigkeit“. Das konnte ja nicht gutgehen.

      Sankt Martin wird wegen seiner Milde und Freigiebigkeit immer ein Vorbild ritterlicher Tugenden bleiben. Und natürlich: Martin Luther.

      Marian klingt ähnlich wie Roman, also ein bißchen polnisch.

      Maria (mit Derivaten) bleibt für mich *der* Mädchenname des Abendlandes, der aber auch im Islam und im Judentum in hoher Achtung gehalten wird. Ich hatte eine spanische Exfreundin namens María und eine arabische Namens Myriam. (Eine Jüdin fehlt mir in meiner Sammlung. 🙁 Eine hübsche Sephardin wäre nett…) Eine sehr hübsche, aber etwas hohle Mitschülerin von mir auf der Lutherschule hieß Miriam.

      Markgraf, also ein Beschützer der Grenzgebiete des Reichs. Mark Brandenburg. Man denke an den großen Markgrafen Gero unter Kaiser Otto I.

      Markward von Annweiler, der gerissene Kanzler Kaiser Heinrichs VI.

      Durch Mark und Bein! San Marco!

      Jan

    • haha, ich liebe Marzipan sogar tatsächlich! Ich war sehr sauer als unser Supermarkt kein Marzipanbrot zur Weihnachtszeit im Angebot hatte – da musste ich auf Marzipan-Täfelchen ausweichen. Und Marzipan hat sogar etwas sehr Vornamenhaftes, wegen dem Mar- Anfang und dem typischen -an Namensende (Stephan, Milan, Bastian, Dilan, Meran, Emilian…). Ich würde trotzdem eher zu Waldemar tendieren.

      Nicht zu vergessen Dagmar!

    • Marisol. Ich bin mir ad hoc nicht sicher, ob ich den Namen schon mal gehört habe, bevor ich angefangen habe, hier mitzulesen. Der Klang ist aber schön und die Bedeutung ist gar wunderschön: die Mutter Maria und die Sonne. 🙂

      Marthe klingt sehr nobel und damenhaft.

      Bei Annemarie mußte ich erstmal daran gewöhnen, nicht permanent an die Entscheidungsschlacht bei Dien Dien Phu 1954 im Ersten Indochinakrieg zu denken. Wir hatten uns als Studenten sehr intensiv mit dieser Schlacht befaßt. Annemarie bzw. Anne-Marie hießen zwei Stellungen der Franzosen, die von der damals praktisch ausschließlich ethnodeutschen Fremdenlegion gehalten wurden. Der Name ging angeblich auf ein deutsches Soldatenlied zurück.

      Ein Fahrrad von mir hieß vor mehr als zwanzig Jahren mal Marie Claire. Das kam so: Ich war unglücklich in eine Supermarkt-Aushilfe namens Natascha verliebt – in ihrer Hauptbeschäftigung Studentin des Tanzes. Es war nicht die schon erwähnte Russin, sondern eine wunderschöne Ethnodeutsche. (Daß ich nicht schon in sämtlichen Supermärkten im Nordwesten Hannovers Hausverbot habe, wundert mich manchmal…) So, und diese Natascha hatte in einer ruhigen Arbeitsphase (wenig Kunden im Laden) in der Frauenzeitschrift „Marie Claire“ geblättert. (Die Zeitschrift gibt es heute nicht mehr auf deutsch; was aus der Frau geworden ist, weiß ich nicht.)

      Martin heißt ein alter Bekannter von mir aus der Neuen Rechten. Wir haben uns vor zehn Jahren überworfen – wird Zeit, das wieder einzurenken. Pseudonym-Nachname Lichtmesz, ein Angramm seines weniger eindrucksvollem Klarnamens. Österreicher.

    • „Nicht zu vergessen Dagmar!“

      Oder Nachtmahr.

      Eine hübsche und sehr nette Mitschülerin von mir auf der Lutherschule hieß Dagmar. Sie hat ihren Sohn Paul genannt – das war das erste Mal, daß ich den Namen wieder bei einem Kind gehört habe. Er müßte heute so anfang zwanzig sein. Sozusagen ein erster Vorbote der Retro-Namen. Eine kurzzeitige Exfreundin von mir hingegen hat ihrem Sohn den Horror-Namen Tr*vor gegeben. Wir (also ihre beste Freundin und ich) haben versucht, ihr das auszureden, aber das hat natürlich nicht geklappt.

      Ja, ich mag auch gerne Marzipan! Und übrigens auch Markklößchensuppe. 😉

      Xylophon, wir finden schon einen Nenner oder zumindest einen Minimalkonsens, obwohl wir meistens nicht einer Meinung sind. Saugeile Idee, Deine Mar-Bemerkung, obwohl sie wohl nicht gerade freundlich gemeint war. 🙂

      Eine sehr kluge Kommentatorin hier stammt aus der ollen Mark Brandenburg.

      „In Staub mit allen Feinden Brandenburgs!“ (Kleist) 🙂

      Nach einer sehr zweifelhaften Quelle hieß die Thing-Stätte der heidnischen Sachsen „Marklo“. Um sich an diese „Tradition“ anzuhangen bzw. sie für sich in Anspruch zu nehmen, hat sich das Dorf Lohe bei Nienburg in der Zeit des Hochnationalismus in Marklohe umbenannt. So heißt es bis heute.

    • Marisol heißt die Cousine einer Freundin von mir, inzwischen 16 Jahre alt. Ihr Vater kommt aus Venezuela und meine Freundin erklärte mir den Namen damals als „Meer und Sonne“, was für mich schlüssig klang.
      Pauls kenne ich einige in meinem Alter (Ü30). Auch Luise gilt ja als wiederbelebter, alter Name, in meiner Kindheit gab es den aber auch schon öfter. Ich frage mich manchmal, ob meine Geburtsstadt, die Hauptstadt der ollen Mark Brandenburg (wieso ist die eigentlich oll?) mit den Namensmoden irgendwie raussticht.

    • @cassis

      „olle („Olle“, „Oller“ etc.) bezeichnet im Slang meiner Heimat ein hochsprachlich schwer zu fassendes Konglomerat aus Respekt und leichter Abwertung, aus (Selbs)Ironie und ruppiger Freundlichkeit. Auch Achtung vor dem Alter spielt wohl eine Rolle. Es ist im Grunde etwas ähnliches wie das US-amerikanische „Old“ bei Personennamen – etwas „Old Hickory“ für Andrew Jackson. Oder wie das kanaksprachliche „Aalder“ für einen Kumpanen.

      Gab es das bei Euch wirklich nicht? Also „meine Olle“ für „meine Frau“ (und umgekehrt).

      Es ist im Grunde nett und ehrend gemeint, möchte aber auf keinen Fall schmierig oder süßlich klingen. Es klingt absichtlich proletig und grobianistisch. Mit anderen Worten, es taugt sehr gut, um das leicht gespaltene Verhältnis geschichtsbewußter Hannoveraner zu Preußen zum Ausdruck zu bringen. Daher.

      Wenn ich sage „ein alter Freund von mir“, kann der ja auch durchaus zehn Jahre jünger sein als ich.

      Daß es Pauls und Luisen schon in Deiner Generation gibt, wundert mich wirklich. Aber bekanntlich waren die Vornamensgebräuche in der DDR anders als in der Alt- und Neu-BRD.

    • @ Jan Wilhelms
      „Gab es das bei Euch wirklich nicht? Also „meine Olle“ für „meine Frau“ (und umgekehrt).“
      Doch, natürlich. Das haben auch schon Teenies gesagt, was dann irgendwie witzig klang. Ich kenne das aber nur für Personen und nicht für Städte oder Regionen.

      „Daß es Pauls und Luisen schon in Deiner Generation gibt, wundert mich wirklich. Aber bekanntlich waren die Vornamensgebräuche in der DDR anders als in der Alt- und Neu-BRD.“
      Klar waren sie das, aber in erster Linie waren die Namen bei uns doch „ossiger“. Ich habe mir gerade neulich Fotos von meiner Kindergartengruppe angeschaut und mir fiel wieder ein, dass wir eine Nicole, eine Jeannette und eine Jane hatten. Aber Luisen und Pauls (und Paulas) gab es halt auch. Mitten in Potsdam liegt auch der Luisenplatz, der hieß zu DDR-Zeiten allerdings Platz der Nationen.

  7. @ Xylophon: Wenn ich mich hier umbenennen und einen Namen mit MAR wählen müsste, hieße ich vielleicht Marguerite o.ä.. Oder ich nähme den EN meiner Schwester Martina. Oder evtl. Margaux…?

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  8. Nochmal zu Eberhard, hier in Baden-Württemberg war Eberhard in meiner Schulzeit absolut gängig, auch Bernhard, Wolfgang, Hartmut, Helmut und Gerhard, eben wehrhafte Namen von der Bedeutung. Auch Mädchennamen waren wehrhaft, wie Gertrud oder Hildegard.

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    • In meiner Schulzeit war er schon durch – aber Eberhard ist nicht königlich, sonder „nur“ herzoglich. Könige wurden die Württemberger erst später.
      Bernhard und Wolfgang gab’s noch, an Rüdiger kann ich mich auch noch erinnern. Bei den Mädchen hat man sich wohl früher von germanischen Namen verabschiedet, die hiessen bei uns Monika, Susanne, Daniela oder Gabriele.

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