Gabriele Rodríguez, die berühmteste Vornamenberaterin der Welt, hat ein gutes Buch geschrieben. So gut, dass es sich jeder Mensch, der sich auch nur ein bisschen für Vornamen interessiert, schnell besorgen sollte! Schnell, weil ich davon ausgehe, dass es wegen eines Skandals bald aus den Buchhandlungen verschwinden muss, aber dazu später mehr.
Der Titel „Namen machen Leute: Wie Vornamen unser Leben beeinflussen“ beschreibt den Inhalt nicht wirklich; die Autorin erzählt in lockerem Plauderton vor allem von ihrem beruflichen Alltag als Vornamenberaterin an der Uni Leipzig. Davon, wie sie durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme Vornamenberaterin geworden ist, wie sie die Aufmerksamkeit der meiden erlangte und wie sie nach und nach immer ungewöhnlichere Vornamen befürwortete.
Gabriele Rodríguez gewährt spannende Einblicke in ihre Vorgehensweise bei der Suche nach einer fundierten Begründung für die Eintragungsfähigkeit von ungewöhnlichen Vornamen. Wer hätte denn gedacht, dass der Star Wars-Name Anakin wahlweise aus dem Sanskrit oder aus dem Hebräischen hergeleitet werden kann? Viele weitere Beispiele, Anekdoten und lockere Sprüche ziehen sich durch das Buch – mein Lieblingsspruch:
„Ole, Jan, Finn, Lasse, Merle, Nele. Da spürt man schon beim Namen eine steife Nordseebrise.“
Wie schon angedeutet: Dieses tolle Buch wird wohl leider nicht mehr lange erhältlich sein. Ich bin sicher, dass die begabte Sängerin, talentierte Schauspielerin und erfolgreiche Moderatorin Verona Pooth das Buch verbieten lassen wird, sobald sie es gelesen hat. Und das zu Recht! Behauptet die Autorin doch, Verona Pooth könne „nicht singen, nicht schauspielern, hat keinen Nobelpreis gewonnen und auch sonst kein relevantes Talent, das man erkennen konnte.“ Verona sei ein Z-Promi und das Äquivalent zu Paris Hilton im deutschen Sprachraum. Gemeinheit! Das hat Verona nicht verdient.
Namen machen Leute: Wie Vornamen unser Leben beeinflussen
Von Gabriele Rodríguez
ISBN: 978-3-8312-0444-1
KOMPLETT-MEDIA Verlag
Der einzige Ole, den ich je persönlich kennengelernt habe, ist ein kernhannöversches Gewächs. Die einzige Merle, die ich kenne, kommt aus dem Hildesheimischen (also südlich von Hannover) – und die (!) einzige Finn von der Schwäbischen Alb. Alles so etwa meine Generation, also so 50-. Lasse war der Spitzname eines Schulkameraden, der tatsächlich Lars hieß.
Klar, da gibt es die ganzen Jans, Oles und und Lasses vom stürmischen Ufer des Maschsees – wir nennen ihn hier auch den „Blanken Adolf“. Wenn sich diese Mordsee im Frühsommer im stürmischen Südwind zu meterhohen Wogen auftürmt und Landtag und Marktkirche bedroht, dann bewahrheitet sich die alte Weisheit unserer Vorfahren:
„Wer nicht will deichen,
Muß sich schleichen
Oder an den Maschteich ausweichen.“
Diese archaischen Naturgewalten und das jahrhundertelange Leben mit ihnen und gegen sie haben uns zu einem ernsthaften, harten, nachdenklichen und schweigsamen Menschenschlag gemacht.
Zu schade, daß uns die UNO den traditionellen Walfang auf dem Maschsee noch nicht wieder erlaubt hat. :-/
Würdest Du ganz real gerne auf Walfang gehen?
Heute: Vielleicht. Weiß nicht. Tierschützerische Bedenken im weitesten Sinne hätte ich sicher nicht – ich bin in dieser Frage immer mit Verve auf Seiten der Japaner und der Norweger gewesen, die für den Erhalt ihrer Kultur und ihrer Ernährungs-Sitten kämpfen. (Leider habe ich noch nie Walfleisch gegessen.)
In der großen Zeit des proto-industriellen Walfangs im 18./19. Jahrhundert hingegen sicher nicht. Es muß für die Mannschaften im Vorschiff die Hölle gewesen sein: Feuer, Tran, Fett, Gestank, vergammelte Kadaver-Reste überall. Es ging ja beim Walfang vor allem um Fett-, also um Trangewinnung. Melville und Verne (in Gestalt des hehren Ned Land in den „20.000 Meilen“) romantisieren das m.E. eher als daß sie es erklärten.)
Das Buch ist tatsächlich nicht schlecht! Flott zu lesen und amüsant, Mitleser dieses Blogs erfahren nicht soo viel neues, dennoch (auch als „Zusammenfassung“ sozusagen) sehr empfehlensswert.