Den Namen Detlef kennt jeder, obwohl man ihn weder bei den derzeit beliebtesten ersten noch bei den etwas traditioneller ausfallenden zweiten Vornamen finden wird. Weit gefehlt! Detlef hat das eine oder andere Problemchen: Man kann ihn „Dettlef“ sprechen, aber auch „Dehtlef“. Gerade in letzterer Form wird er manchmal als abwertende Bezeichnung für schwule Männer benutzt. Laut Wikipedia nahm das bereits Mitte der 60er Jahre im Bundeswehr-Slang seinen Anfang. In der Neuen Deutschen Welle gab es dann die gesäuselte Songzeile „Detlev, ich bitte dich, geh doch für mich auf den Strich“.
Der Name Delf – obschon eine Kurzform von Detlef – ist da deutlich unbelasteter. Es kennt ihn bloß kaum einer. Mir gefällt Delf ziemlich gut: kurz und markant, mit einem Anklang von klugen Meeressäugern sowie einem Elf, nicht so besetzt durch ein Fellknäuel vom Melmac wie Alf und nicht so dumpf wie Ulf. (Ich kenne übrigens einen Ulf um die 40, dessen Geburt von seiner damals sechsjährigen Cousine mit „Seinen richtigen Namen kriegt er noch“ kommentiert wurde.)
Also: Delf. Ich habe einen 1969 geborenen Vertreter dieses Namens ausgefragt. Delf wuchs in der Nähe von Lübeck auf, mit einer älteren Schwester, die Kirsten heißt. Sein Name sprang seine Eltern beim Durcharbeiten eines Namensbuchs an: „Jeder hat hinter seine Favoriten Punkte gemacht. Aus der Schnittmenge der Namen, die beide gut fanden, ist Delf als Sieger hervorgegangen.“ In der engeren Wahl war auch der damals sehr populäre Karsten, der aber wegen des Schwester-Namens ausschied. Das Phänomen, dass Eltern sich bei der Suche für Kind zwei von Namen, die dem von Kind eins ähneln, angezogen fühlen, ist mir schon häufiger begegnet. Interessant finde ich hier auch, dass die Seltenheit des Namens für die Eltern offenbar gar keine Rolle spielte.
Delf mag seinen Namen, „heute vielleicht sogar mehr als in Kindheitstagen“. Ihm gefällt, dass er „eher selten und eher norddeutsch ist“ – so wird der überzeugte Norddeutsche weitaus seltener verwechselt als andere mit den typischen Massenvornamen seiner Generation. Einziger Kritikpunkt: „Manchmal finde ich meinen Namen sehr kurz.“ An negative Reaktionen oder Verulkungen kann er sich nicht erinnern, er hat auch keinen von seinem Namen abgeleiteten Spitznamen. Nur wenn jemand mal nicht genau hinhört oder hinsieht, wird aus Delf schon mal ein Detlef, Ralf oder Rolf.
Einen anderen Delf, gleich welchen Alters, hat er noch nie getroffen. „Aber dank des Internets weiß ich, dass ich mit meinem Namen nicht allein auf dieser Welt bin.“ 2007 wurde Delf Vater einer Tochter. Haben seine Erfahrungen ihn bei der Namenswahl beeinflusst? „Nein – oder vielleicht doch? Der Name meiner Tochter ist jedenfalls auch nicht lang oder erklärungsbedürftig.“ Sie heißt Lina, hat dazu anders als Delf aber noch einen zweiten Vornamen, der hier nicht verraten wird.
Irgendwie paßt die Graphik der Mein-seltener-Name-Serie diesmal besonders gut zum verhandelten Namen… Denn Delf höre ich geradezu weiß-blau, natürlich wegen des Delfter Porzellans. Auch der norddeutsche Klang ergibt sich meines Empfindens mindestens teilweise durch ebendiese Assoziation zu den Niederlanden.
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Zu Ulf: Da gab es mal vor Jahr und Tag die sehr hübsche Jugendslang-Redewendung „Ulf anrufen“ für „kotzen“.
Sehr hübsch gesagt, das mit dem Weißblau-Hören 🙂 Tatsächlich hat Delf mir auch erzählt, dass sein Name eben wegen des Porzellans schon mal für niederländisch gehalten wurde.
Delf ist, glaube ich, der Name aus dieser „Mein seltener Name und ich“-Reihe, der mir am besten gefällt–höchstens Marbod gefällt mir noch genauso gut, aus dieser Reihe.
Kurz und markant finde ich bei männlichen Namen sowieso gut–vielleicht auch weil mein eigener Name Mark ist (auch sehr mark-ant). Ulf finde ich übrigens auch gut, aber es stimmt schon–eine gewisse Dumpfheit im Klang ist da nicht zu leugnen. Delf ist da schon klangvoller.
In den USA kannt ich übrigens eine Frau namens Delphine–das hat aber etymologisch mit dem deutschen Delf gar nichts zu tun… Und im Englischen unterscheidet sich der Name Delphine auch von dem Wort „dolphin“ (Delfin).
Für mich ist DELF ein erwerbbares Sprachzertifikat, das Diplôme d’Etudes en langue française… Aber das ist eine Berufsschädigung von Französischlehrern 😀
Ich kenne übrigens die Variante Dettlef als Bezeichnung für Homosexuelle. Das ist überall anders, hab ich festgestellt 🙂
Ach und Delf kenn ich von Delf Deicke, einem Moderator.
Delf Slotta ist ein ausgewiesener Experte für saarländischen Bergbau und Industriekultur.
Mir ist nur ein Delf bekannt, der nannte seine Tochter Merle. Scheint also nicht die Nase voll gehabt zu haben von eher seltenen Namen.
Ich würde den Namen Delf nicht vergeben, klingt mir im Deutschen tatsächlich allzu sehr nach Delfin.
Spontan muss ich hier an den französischen Namen Delphine denken. Aber den schreibt man natürlich anders. Ansonsten klingt Delf für mich ziemlich nerdig und ich assoziiere ihn sofort mit einem langhaarigen, bebrillten Computer- oder Mangafan.
Interessanterweise klingt der Name für mich auch blau-weiß. Das hat aber nichts mit dem Porzellan zu tun, denn das kannte ich bislnag noch nicht. Vielleicht schlägt hier doch eher die Assoziation von blau-weißen Wellen durch. Delphine lässt grüßen …
Meine Mutter hatte einen Cousin namens Delf (geboren 1947). Weil sie Saarländer sind, war das für mich immer ein saarländlischer Name. Von Delf auf Delft zu schließen ist ist mir allerdings nie in den Sinn gekommen :-D.
Delf hatte übrigens auch einen Spitznamen: Delli/Delly.
Ich kenne einen coolen delf