Die ihren Namen tanzen 2015

Seit über einem Monat tanzen sie wieder, die Stars und Sternchen bei „Let’s Dance“ (freitags auf RTL) in der mittlerweile achten Staffel. Auffällig finde ich, dass beim Personal dieser Show, also Profitänzern, Jury und Moderatoren, Multikulti vorherrscht. Moderator Daniel Hartwich scheint (fast) allein auf weiter Flur. Was sich einerseits in sprachlich, na sagen wir: abenteuerlichen Kommentaren niederschlägt – Jorge Gonzalez muss man erlebt haben, auf Sylvie Meis könnte ich verzichten – und andererseits in einer besonders bunten Palette von Namen. Die der Kandidaten kommen ja noch hinzu.


Der Name der südafrikanischen Jurorin Motsi Mabuse, die eigentlich Motshegetsi heißt, wird sich hierzulande als Babyname sicher nicht durchsetzen. Interessanter finde ich diesbezüglich den Namen von Mabuses Schwester, die in dieser Staffel erstmals teilnimmt: Otlile. Wenn ich richtig gehört habe, spricht sich das wie die englischen Initialen „O.T.“ und ist durch diese Abweichung vom Schriftbild auch kaum deutschlandtauglich. Dafür erinnert Otlile mich aber an Ottilie, über die ich hier schon früher einmal geschrieben habe. Ich finde ja immer noch: Der Name, den Goethe der ernstzunehmenden Konkurrentin seiner Heldin Charlotte gab (beide enthalten die Silbe -ott-), verdient eine Renaissance. Seine eher an heutige Moden angepassten verwandten Formen Ottilia, Odilia und Oda sowieso.

Dancing couples colorful background © jiris - Fotolia.com
Grafik © jiris – Fotolia.com

Zum Namen des Kandidaten Hans Sarpei, wegen seines Talents auch „Tans“ gerufen, fällt mir eine Diskussion ein, die ich neulich auf Facebook verfolgt habe. Eingangsfrage einer Userin: „Wie würdet Ihr ein Schokobaby nennen?“; gemeint war ein Kind mit teilweise afrikanischen Wurzeln. Meine Meinung ist da: ganz normal, wie es den Eltern gefällt und zum Nachnamen passt. Am ehemaligen Fußballprofi Sarpei, in Ghana geboren und in Köln aufgewachsen, sieht man ja, dass man sich über die vermeintlich feste Zuordnung von Namen zu Haut- und Haarfarben („Der blonde Hans von der Reeperbahn“) ganz gut hinwegsetzen kann. Zuerst stutzt man wohl etwas, wenn man das Gesicht zum Namen sieht. Doch das geht vorbei. In Sarpeis Fall spielt dazu noch mit, dass der Name Hans einen Träger in Sarpeis Alter (38) hierzulande generell zum Exoten macht.

Weitere „Let’s Dance“-Namen, die mir aktuell gefallen, sind Oana (die rumänische (Jo-)Hanna), Vadim (slawisch) und Marius. Bei Enissa (arabisch, „Enießa“ gesprochen) bin ich unschlüssig, ob ich sie mag oder nicht. Ja, und dann habe ich mich angesichts des ausgeschiedenen Kandidaten Miloš Vuković gefragt, ob die – für deutsche Tastaturen und Leser einfachere – Schreibweise Milosch wohl zulässig wäre oder eine stillose Eindeutschung. Immerhin gibt es Janosch, abgeleitet von János, und Mikosch. Aber kann man Kessrin problematisch finden und Milosch oder Janosch ganz okay? Fragen über Fragen.

2 Gedanken zu „Die ihren Namen tanzen 2015“

  1. Aber kann man Kessrin problematisch finden und Milosch oder Janosch ganz okay?

    Jäp, das kann man selbstverständlich mit allen guten Gründen! 🙂

    Im Deutschen (in der Schriftsprache und auf den Tastaturen) gibt es nun einmal nicht die ganzen Diakritika der westslawischen, mit lateinischen Buchstaben geschriebenen Sprachen. „Milos“ und „Janos“ als Namen deutscher Kinder sehen daher genauso so bescheuert aus wie „Schecklin“ oder „Kessrin“ – obwohl das vielleicht auf den ersten Blick etwas paradox erscheinen mag.

    Das Russische und andere mit kyrillischem Alphabet geschrieben ostslawischen Sprachen kommen weitgehend ohne diakritische Zeichen aus, es werden bei Bedarf eigene Buchstaben erfunden. Dennoch schreiben wir auf lateinisch nach der Duden-Transkription eben „Wladimir Iljitsch Lenin“ und nicht „Vladimir Il’ič Lenin“. (Solange wir nicht gerade Bibliothekare sind.) Sogar die prollige Wikipedia hält sich (noch) erstaunlich gut an diese Konvention.

    Ich finde es mithin nicht okay, die Schreiber nicht-lateinischer Alphabete zu benachteiligen, indem man ihre Wörter „deutsch“ buchstabiert, bei den Schreibern lateinischer Alphabete hingegen sklavisch-beflissen die Akzente abmalt, meist ohne zu wissen, was sie jeweils bedeuten. Daher finde ich übrigens auch schon die Schreibweise „Erdoğan“ (ausgesprochen /erdohahn/) in deutschen Texten peinlich.

    Und „Vadim“. :mrgreen: Gerade in der Schreibweise ein typischer Name der russischen Emigranten-Szene im Paris der 20er Jahre. 😉

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