Babynamen schon vor der Geburt verraten

Viele werdende Eltern entscheiden sich schon lange vor der Geburt für einen Namen für das Baby. Die meisten machen aber ein Geheimnis daraus und verraten ihn erst, wenn das Kind auf der Welt ist. So habe wir es bei unserem Sohn auch gehalten.

Laura Wattenberg (Baby Name Wizard) hat gute Argumente gesammelt, um das jeweilige Für und Wider abzuwägen:

Wer den Babynamen für sich behält aus Angst, dass Freunde und Familie den Namen hassen könnten, sollte sich fragen, ob das nicht seinen Grund haben könnte. Und ganz dumm gelaufen wäre es, wenn man ausgerechnet den Namen von Großvaters verhasster erste Ehefrau ausgesucht hat. So verhasst, dass der Name dieser Frau im Familienkreis nie erwähnt wurde …

Wenn aber 1000 Facebook-Freunde schon vor der Geburt erfahren haben, ob es ein Junge oder Mädchen ist, wann mit der Geburt gerechnet wird und wie das Baby heißen soll, dann ist die eigentliche Geburtsmeldung keine große Nachricht mehr. Sollte es zu einer Fehlgeburt kommen, könnte die ohnehin schon schlimme Situation noch schwieriger werden, wenn der ganze Bekanntenkreis sogar schon den vorgesehenen Namen kennt.

Für alle, die jetzt unsicher sind, ob sie den Babynamen lieber geheim halten sollen oder die Welt daran teilhaben lassen wollen, hat Laura Wattenberg zwei Vorschläge. So sollten eher zur Verschwiegenheit neigende Eltern zwei Menschen ins Vertrauen ziehen. Eine Person, die sich in der aktuellen Kindernamenszene auskennt und ein Mitglied der Familie, das die Tabu-Namen der Familie kennt. Wer seine Namenswahl möglichst früh öffentlich machen möchte, könnte zunächst alle Namen, die in der engeren Auswahl standen, weitererzählen und so die Spannung aufrechterhalten – den wahren Namen erfahren die Freunde und Verwandten dann erst, wenn der Nachwuchs auf der Welt ist.

Sittenhold, Lasterfeind und weitere sinnreiche Namen

Gottlieb, Thurecht, Friedreich, Fleißmann, Ehregott, Wahrmund, Tugendfreund, Biedermann, Reinherz, Sittenhold, Winterjung, Lasterfeind, Freimännin, Keuschlebin, Stolzseindin, Glückmännin, Sommertochter, Frühlingskind, Edelherzin, Tugendbraut, Ehrentochter, Gartenkind, Treumädchen, Gottholdin

Keine Sorge, das ist keine Sonderausgabe der „Babynamen der Woche“! Vielmehr handelt es sich um Vornamen, die Friedrch Erhart in seinem Artikel „Versuch einiger Regeln bei der Benennung deutscher Kinder“ als Kindernamen vorschlägt. Grundsätzlich sollen Erhart zufolge nachdrückliche und sinnreiche Namen gewählt werden, die nicht nach der Bierschenke oder gar dem Schweinestall riechen.

Abbildung: Zeitschriften der Aufklärung
Abbildung: Zeitschriften der Aufklärung

Der Artikel stammt aus dem Jahr 1782, ein großer Einfluss auf die Namenmoden der nachfolgenden Generationen ist aber wohl nicht eingetreten. Mit seinen eigenen Vornamen „Jakob Friedrich“ würde der Autor des historischen Regelwerks heutzutage dagegen überhaupt nicht auffallen.

Vollständiger Artikel: Versuch einiger Regeln bei der Benennung deutscher Kinder

Zeitschrift veröffentlicht geheime Vornamenliste

Ich habe normalerweise kein Problem damit, hier Pressemitteilungen und PR-Texte zu veröffentlichen, sofern sie etwas zum Thema Vornamen beitragen. Zu der aktuellen Mitteilung der Zeitschrift Eltern mit der rätselhaften Überschrift „Die geheime Hitliste der Kinder-Vornamen“ habe ich aber ein paar Anmerkungen:

(ots) – 15. Dezember 2009 – Seit Jahren halten Maximilian, Alexander und Leon, Marie, Sophie und Anna Spitzenplätze in den Vornamen-Top-Ten. Wie es kommt, dass dennoch nicht in jeder Kindergartengruppe acht Leons spielen und die Hälfte aller Mädchen Marie heißen, erklärt die Zeitschrift ELTERN in der aktuellen Ausgabe (01/2010 ab morgen im Handel).

Der Hauptgrund ist der neue Trend zu innovativen, einzigartigen Vornamen: Mehr als die Hälfte der Namen eines Geburtsjahrgangs werden heute nur ein einziges Mal vergeben! Dies ist ein überraschendes Resultat der jüngsten Erhebung durch die Gesellschaft für Deutsche Sprache in 170 Standesämtern, auf die sich alle Zahlen beziehen. Unter den innovativen Vornamen findet sich nicht nur Exotisches wie Nil oder Adeyemie (weiblich) bzw. Gagik oder Erijon (männlich) – im Jahr 2008 wurde auch nur ein Junge Lutz und nur ein Mädchen Petra genannt.

Weil diese Erhebung wie gesagt nur auf einem kleinen Teil der deutschen Standesämter basiert, kann man daraus keineswegs schließen, dass ein Name in Deutschland nur ein einziges Mal vergeben wurde. Ob ein seltener Name in dieser Stichprobe ein-, zwei- oder dreimal vorkommt, dürfte eher ein Zufallsergebnis sein. Zum Vergleich: In meiner eigenen Auswertung der beliebtesten Babynamen des Jahres 2008 auf der Basis von über 100.000 Geburtsmeldungen kommt Petra dreimal vor und sogar 18 Jungen wurden Lutz genannt. Damit ist der angeblich einmalige Vorname auf Platz 352 der Jahreshitliste platziert.

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Tiger Woods und die Babynamen

Je populärer der Golfprofi Tiger Woods wurde, desto eher haben Eltern versucht, etwas von der positiven Austrahlung dieses Prominenten für ihre Neugeborenen abzuschöpfen: ab und zu werden auch in Deutschland Kinder Tiger genannt. Allerdings reicht es selbst in Woods Heimatland USA bisher noch nicht für eine Hitlistenplatzierung.

Jetzt ist der Ruf des Sportlers ziemlich ramponiert. Es wird sich zeigen, ob der Name weiterhin in den Geburtsmeldungen auftaucht.

Die amerikanische Babynamen-Bloggerin Nancy warnt in diesem Zusammenhang vor den Risiken beim Benennen seines Babys nach einem lebenden Prominenten:

Auch wenn du einen Entertainer, Sportler oder Politiker noch so sehr bewunderst, bleibt er immer noch ein Mensch. Gelegentlich wird er Fehler machen. Einer dieser Fehler könnte sich als großer Fehler herausstellen. Was ist, wenn das öffentliche Ansehen über Nacht von Verehrung in Hass umschlägt?

Zumindest die Adolfs des Jahrgangs 1933 werden diese Aussage vermutlich unterstützen. (Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich will mit dieser Folgerung auf keinen Fall Tiger Woods in die Nähe von Adolf Hitler rücken!)

Soviel zum Lesenswerten bei Nancy’s Baby Names. Gar nicht einverstanden bin ich mit Nancys Aufforderung, nur staatlichen Babynamenhitlisten zu trauen. In Deutschland sieht es da mangels amtlicher Statistiken ja auch schlecht aus, aber zum Glück gibt es ja eine zuverlässige private Quelle; auch auf  englisch: FirstNamesGermany.

Mehrere Vornamen sind ganz praktisch

Der Berliner Sänger Ben leiht der Hauptfigur in der deutschen Fassung des Animationsfilms „Sunshine Barry und die Discowürmer“ (ab 29.10.2009 im Kino) die Stimme. In der Zeitung Tagesspiegel bekennt er, dass er im Privatleben auf keinen Fall wie ein Star behandelt werden wolle, sondern „einfach so wie alle anderen“. Da helfe es Ben natürlich auch, dass er in Wirklichkeit mehrere Vornamen hat: Denn im richtigen Leben heißt er Bernhard Matthias Albrecht Lasse Blümel. Diese Auswahl sei für ihn schon als Schüler ganz praktisch gewesen – weil er nach jedem Schulwechsel mit einem neuen Vornamen starten konnte.

Referenz: Regenwurm ohne Rhythmusgefühl, erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 27.10.2009