Vornamen-Interview mit Tina Schreiner: „Ein eher leichtes Gepäck für meine Kinder.“

Heute geht es mal nach Österreich: Tina Schreiner aus Graz hat nicht nur für ihren Sohn, ihre Tochter sowie für einen Mops Namen ausgesucht, sondern auch für ihr eigenes Geschäft. In dem kleinen Laden gibt es alles rund um den Basteltrend Plotten, etwa für selbst gestaltete Bügelbilder. Warum sie trotz ihrer Liebe zu alten Namen keine Nachbenennungen wollte, erzählt die 1974 geborene Kreativ-Expertin in unserem Vornamen-Interview.

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Knud Bielefeld im Interview: „Ich kenne keinen Ben.“

WDR aktuell 2018-05-03
Schnappschuss aus der Sendung „WDR aktuell“

Pünktlich „zwischen den Jahren“ werfen Knud Bielefelds Top-Listen wieder ein Schlaglicht auf Deutschlands Babynamengeschmack: Der Vornamenanalytiker hat die 1.000 beliebtesten Vornamen – 500 Mädchen- und 500 Jungennamen – veröffentlicht. 206.336 Kinder des Jahrgangs 2018 hat er dazu in seiner Datenbank erfasst, das sind etwa 26 Prozent aller Neugeborenen, und ihre Namen nach Erst- und Zweitnamen getrennt ausgewertet.

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„Die Gewinnerin hat auch verloren“ – Bielefeld-Interview 2017

Es war eine freudige Überraschung für Namensfans: In diesem Jahr veröffentlichte Knud Bielefeld seine Top 500 der beliebtesten Vornamen Deutschlands zwei Tage früher als erwartet. „Das passte den Journalisten besser“, begründet der Namensforscher ganz pragmatisch. Im Wettlauf um die früheste Präsentation sei er dennoch hoffnungslos abgehängt worden. „Seit dem Frühjahr tauchten fast im Monatstakt irgendwelche Namenhitlisten auf.“ Der 50-jährige Wirtschaftsinformatiker aus Ahrensburg sieht das gelassen. Zu Recht: So wie er 27 Prozent aller 2017 in Deutschland geborenen Babys erfassen, repräsentativ über die Republik verteilt – das muss ihm erst mal jemand nachmachen.

Knud Bielefeld bei der Arbeit an der Vornamenhitliste
Knud Bielefeld bei der Arbeit an der Vornamenhitliste (Foto: NDR Fernsehen)

Annemarie Lüning: Wenn ständig neue Hitlisten in den Medien sind, wird es für die Öffentlichkeit so langsam wirklich richtig verwirrend. Wie erklärst du dir, dass es neben den „üblichen Verdächtigen“ jetzt noch weitere Listen gibt, und was ist deine Konsequenz daraus?

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Cheerio, Miss Sophia! Knud Bielefeld im Interview

Silvesterbabys sind keine dabei, Christkinder aber schon: Für seine Top 500 der beliebtesten Vornamen Deutschlands hat Knud Bielefeld die Namen von insgesamt 196.158 Kindern, die 2016 bis einschließlich 28. Dezember geboren wurden, gesammelt und akribisch ausgewertet. Schließlich hat Bielefeld den Tag vor Silvester als Festtag für alle Namensinteressierten geprägt, ebenso wie seine Bezeichnung als „Hobby-Namensforscher“. Auch in diesem Jahr erfasst der 49-jährige Wirtschaftsinformatiker aus Ahrensburg in dieser Funktion wieder etwa 26 Prozent der hierzulande geborenen Babys. Eine amtliche deutsche Vornamensstatistik gibt es nicht.

Annemarie Lüning: Wie ist das nun mit den Silvesterbabys – würde es etwas ändern, wenn sie mit in deine Auswertung eingehen würden?

Knud Bielefeld: Mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Vor ein paar Jahren habe ich mal eine Stichprobe vom 31.12. untersucht, das waren ganz normale Namen. Es müssten sich schon extrem viele Eltern auf einen speziellen Namen einschießen, damit das etwas in der Hitliste ändern würde, seien es nun Silvester oder – nach den „Dinner for One“-Darstellern – Freddie und May.

AL: Mia und Ben sind wieder Spitzenreiter, im Fall von Ben schon im sechsten Jahr in Folge. Waren die beiden 2016 in Gefahr, von ihrem Thron gestoßen zu werden?

KB: Nein, beide haben einen deutlichen Vorsprung, es war schon lange klar, dass sie das Rennen machen würden. Immerhin hätte es bei den Mädchen um ein Haar einen Wechsel auf Platz 2 gegeben: Sophia hat stark zugelegt. Viel mehr als die Siegernamen fasziniert mich aber, was neu auf die Liste kommt und wie sich Trends entwickeln. Zum Beispiel Fiete: Er ist mir zuerst in Mecklenburg-Vorpommern aufgefallen. Mittlerweile breitet er sich immer weiter aus und ist auch etwa in Nordrhein-Westfalen beliebt.

AL: Welche Namen sind denn bundesweit am stärksten im Aufwind?

KB: Die stärksten Aufsteiger sind 2016 ganz klar Milan, Oskar und Theo sowie Sophia, Mila und Alessia. Zu Milan ist mir sogar mehrfach, wenn auch sehr selten, eine Neubildung aufgefallen: Janmilan.

Aufsteiger 2016

AL: Wenn dir jemand erzählt, dass er sein Baby Mila Sophie nennen möchte, vielleicht noch mit dem Zusatz „Wir haben uns da was Besonderes überlegt“, sagst du da etwas?

KB: Wenn meine Meinung gefragt ist oder ich merke, dass die Eltern etwas Besonderes möchten, sage ich schon, dass es sich um eine sehr häufige und damit leider recht langweilige Kombination handelt. Immerhin sind solche Namen aber besser als total exotische Sachen, die keiner richtig schreiben oder aussprechen kann, oder auch als Namen, zu denen sich üble Assoziationen aufdrängen. Wenn ich einen Namen nur nicht schön finde, sage ich eher nichts. Wenn die Eltern aber offensichtlich auf dem Holzweg sind und einen Namen beispielsweise als „schön schwedisch“ anpreisen, wo ich genau weiß, das stimmt nicht – ja, dann bringe ich mich schon ein.

AL: Wollen Eltern denn heute eher ausgefallene Namen oder doch eher solche, mit denen man nicht groß aneckt?

KB: Jedes zweite Kind bekommt einen Namen aus den Top 60 – zu ungewöhnlich soll es für die meisten also doch nicht sein, auch wenn sich natürlich nicht jeder über die Platzierung seines Lieblingsnamens im Klaren ist.

AL: Mir ist aufgefallen, dass der bisherige Hamburger Lieblingsname Henry in der Hansestadt mehrere Plätze verloren hat und dort nun Finn an der Spitze steht. Wie kommt’s? Zeigt sich hier etwa doch ein Einfluss der neuen Star-Wars-Figur Finn?

KB: Eher nicht. Die Platzierung von Finn hat sich bundesweit ja kaum verändert. Der Effekt dürfte eher daran liegen, dass in den Listen der Stadtstaaten und des Saarlands wegen der geringeren Geburtenzahl mehr Bewegung ist. Natürlich kann es auch sein, dass die Schlagzeile vom letzten Jahr, „Henry ist der häufigste Name in Hamburg“, einige Eltern dazu gebracht hat, sich anders zu entscheiden.

AL: Was waren deine persönlichen Highlights bei beliebte-Vornamen im Jahr 2016, und welche Pläne hast du für 2017?

KB: Erst mal waren natürlich unsere Buchveröffentlichungen Highlights, erstmals in Zusammenarbeit mit einem Verlag, und das Kevinometer. Für diese App plane ich Erweiterungen, zu denen ich allerdings noch nichts verraten möchte. Außerdem konnte ich 2016 die Liste der Namen, für die man sich die Regionalverteilung anzeigen lassen kann, stark aufstocken. Auch hier bleibe ich weiter am Ball.

Vornamen-Interview mit dem Autor Malte Welding

Der Berliner Autor Malte Welding hat ein neues Wort erfunden: Sekundenschaf. Damit hat er der Augenblicksdummheit einen Namen gegeben, den flüchtigen Gedanken, die so doof sind, dass man es im nächsten Moment selbst merkt. Nach dem erfolgreichen Buch „Sekundenschaf – dumm für einen Augenblick“ hat Malte Welding jetzt weitere lustige Gedankenaussetzer herausgebracht: „Hat deine Mutter Kinder? Neue Sekundenschafe“. Zwar hatte ich einige der Geschichten schon vor Jahren als Blondinenwitz erzählt bekommen, der überwiegende Teil des Buches ist aber wirklich originell und lustig. Ein Sekundenschaf handelt sogar von Vornamen!

Malte Welding. Foto: privat
Malte Welding. Foto: privat

Interview

Der Autor hat mir einige Fragen zu seinem Vornamen beantwortet:

Wie lautet Ihr vollständiger Vorname?

Niels Malte Welding

Wie werden Sie genannt?

Malte

Mögen Sie Ihren Vornamen? Wie würden Sie lieber heißen?

Als Kind habe ich meinen Eltern einen Vorwurf daraus gemacht, mich nicht Peter genannt zu haben. Denn kein Kind weit und breit hieß Malte – und ich wollte lieber nicht mit einem auffälligen Namen durch die Gegend laufen. Heute bin ich mit Malte völlig einverstanden.

Wissen Sie, warum Ihre Eltern Sie so genannt haben?

Niels heißt mein Vater. Malte heiße ich nicht wegen Rilkes Malte Laurids Brigge, sondern weil meine Eltern im Abspann eines Fernsehfilms den Namen des Schauspielers Malte Jaeger gesehen haben.

Wie sind Sie auf die Namen Ihrer Kinder gekommen?

Der Älteste (3) heißt nach meinem Großvater väterlicherseits, der Name des Jüngsten (10 Monate) ist das Ergebnis einer etwa 9monatigen Recherche durch 3 Namenslexika und auch diese Seite.

Wann haben Sie sich für die Namen entschieden?

Bei beiden erst nach der Geburt. Wir wollten sehen, ob die Namen zu den kleinen Nasen passen.

Hat deine Mutter Kinder?

Hat deine Mutter Kinder? Neue Sekundenschafe
Autor: Malte Welding
Verlag: rororo
256 Seiten
ISBN: 978-3-499-63197-9