„Und wie heißt du richtig?“, diese Frage hat Kitty, Jahrgang 1978, in ihrem Leben schon unzählige Male gehört. „Manchmal sage ich beim Kennenlernen deshalb gleich: Ich heiße Kitty, und das ist keine Abkürzung.“
Vom Saloon nach Japan
Bei Assoziationen zum Namen Kitty, im englischen Sprachraum vor allem als Kurzform von Katharina bzw. Catherine üblich, tut sich ein regelrechtes Spannungsfeld auf: Mir kommt zuerst eine Saloondame aus dem Western in den Sinn, „Miss Kitty“ (eigentlich Kathleen) aus der US-amerikanischen Serie „Rauchende Colts“ (1955–1975). Wer nicht so alt ist wie ich, denkt statt an eine auffällige Rothaarige mit Schönheitsfleck vermutlich eher an „Hello Kitty“. Diese stilisierte weiße Katzenfigur wurde 1974 in Japan entworfen und findet sich seither weltweit auf zehntausenden von Produkten, vom Strampler bis zur Kreditkarte, für Kinder und alle, die das zuckersüße Design lieben.
Papas Fernsehvorlieben
Danach – und damit auch Englischlehrer*innen hier ihre Freude haben – fällt mir noch Kitty Bennet (eigentlich Catherine) ein, die vierte von fünf Töchtern aus Jane Austens Romanklassiker „Stolz und Vorurteil“ (1813). Und zuletzt eine aktuelle Netflix-Serie, die meiner Tochter sehr gefällt: „XO, Kitty“. Darin geht es um die romantischen Eskapaden einer amerikanisch-koreanischen Highschool-Schülerin namens Katherine „Kitty“ Song Covey.
Meine Interviewpartnerin ist sich nicht ganz sicher, woher ihre Eltern den Namen damals hatten: „Meine Mutter hat ihn irgendwo gelesen oder gehört.“ Ihre Vermutung geht aber doch in Richtung Western: „Das hat mein Vater gern geguckt.“ Die Kriterien ihrer Eltern seien gewesen, dass der Name nicht abkürzbar sein sollte, wie auch schon bei Kittys Bruder Kai. Verändert wurde ihr Name trotzdem hin und wieder, von Kittylein über, na klar, Hello-Kitty, Kitty-Cat, bis Kitkat. „Es hat sich aber nichts wirklich etabliert“, sagt Kitty. Es sei ihr auch lieber so.
Schwer zu schreiben?
Eine Frage, an die ich als „alte Vornamen-Häsin“ sofort gedacht habe, hat Kitty vor mir noch niemand gestellt: ob sie aus der ehemaligen DDR stamme. Also schnell wieder zu mit der Mandy-Peggy-Ronny-Schublade: Kitty ist in Bremerhaven geboren und in dessen niedersächsischem Umland aufgewachsen. In puncto Aussprache war ihr Name nie ein Problem. Bei der Schreibweise zu meiner Überraschung aber doch: „Käthi, Katty, Kati, Ketty, alles schon dagewesen“, erzählt sie. „Ich buchstabiere schon ganz automatisch.“
Trotz der Seltenheit ihres Namens ist sie schon einer Namensvetterin begegnet. Sogar einer kompletten, inklusive ihres damaligen, nicht sonderlich seltenen Nachnamens. Allerdings nur ganz kurz, im Wartezimmer ihres Kieferorthopäden: „Mein Name wurde aufgerufen, und ein anderes Mädchen, das exakt so hieß wie ich, war gemeint.“
Keine Tasse, kein Kuli
Kitty mag ihren Namen. Als kleines Mädchen fand sie es allerdings sehr ärgerlich, dass sie an den einschlägigen Verkaufsständen mit personalisierten Bechern und Co. immer leer ausging. „Da wäre mir ein häufigerer Name sehr recht gewesen. Katharina wäre schon schön“, sagt sie und lacht.
Gewisse Zweifel hegt sie auch, ob ihr Name passend gewesen wäre, wenn sie sich beruflich für eine eher konservative Branche entschieden hätte: „Würde man als Anwältin mit dem Namen nicht weniger ernst genommen werden?“ Dieser Gedanke war es auch, dem ihr vor 13 Jahren geborener Sohn seinen Zweitnamen verdankt: Er heißt mit erstem Namen Luca, mit zweitem Joris. „Das ist vielleicht etwas seriöser“, vermutet Kitty. „Jedenfalls hat er so die Wahl, die ich nie hatte.“
- Mein seltener Name und ich: Rocky und Marny
- Ratgeber: Zweitname oder nicht – das ist die Frage
Ich habe zu KItty eine ganz andere Assoziation: Die Cartonistin Kitty Hawk, deren Zeichnungen unter anderem im SPIEGEL erschienen sind, und die den Nagel oft sehr gut auf den Kopf treffen.
Kitty finde ich ok. habe mal eine Ketty getroffen. und eine weiße Katze namens Kitty.
Kitty könnte in die Reihe der Bekannten von Miss Marple gehören, englische vornehme Damen, wie z.B. Lily, Betty, Elly, Dolly, Daisy, etc.
Kitty Fairycat ist auch einigen bekannt, eine Frau, die Seidenmützen näht und verkauft.
Schöner Name und interessantes Interview 🙂
Kitty erinnert mich vor allem an Anne Franks Tagebuch. Es hat ja die Form von Briefen an eine fiktive Freundin und das war ihr Name.
Stimmt ja! Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht.
Ich wüsste gern, warum Anne ihr Tagebuch ausgerechnet so genannt hat. Hat jemand es gerade zur Hand? Vielleicht sagt sie ja was dazu. Ein typischer holländischer Name aus der Zeit ist es ja wohl eher nicht. Oder?
Ich habe das Buch in meinem Regal gefunden und nachgeblättert. Auf den ersten Seiten erklärt sie es schon mal nichts. Der Name ist einfach da.
@Annemarie
Anne Frank hat sich da wohl von der niederländischen Jugendbuchreihe Joop ter Heul inspirieren lassen, dort hat die Protagonistin eine Freundin, die Kitty heißt (https://www.annefrank.org/de/anne-frank/das-tagebuch/wer-ist-eigentlich-diese-liebe-kitty/)
Vielen Dank! Spannend. Auch dass die von Anne angeschriebenen Namen zuerst wechselten, wusste ich noch nicht (oder nicht mehr).
Ich denke auch sofort an Anne Franks Tagebuch! Als Jugendliche habe ich es viele Male gelesen und ich bin heute noch von Annes Schreibtalent fasziniert.
Ich habe meine Tochter LAURELLE FLEUR genannt, wobei gewöhnlich aber nur Laurelle (Laurell gesprochen) genutzt wird, was auch reicht, denn es gibt keine zweite mit der Schreibweise soweit ich weiß.
Ich habe eine Freundin, die hat sich auf Facebook KITTYKLATSCH genannt, weiß aber nicht ob es mit Hello Kitty oder Pittiplatsch zu tun hat ♀️