Ländervergleich: Wo es die längsten Vornamen gibt

Ich wage heute mal ein Experiment: einen Beitrag für dieses Vornamen-Blog zu schreiben, ohne auch nur einen einzigen Vornamen zu nennen. Wie das geht? Mit Statistik und Diagrammen – also lehnt euch zurück und viel Spaß!


Anfangsbuchstaben

Starten wir mit einem alten Bekannten: Die beliebte Grafik zu den häufigsten Anfangsbuchstaben der Vornamen des Geburtsjahrgangs 2024:

Die häufigsten Anfangsbuchstaben der Vornamen des Geburtsjahrgangs 2024
Die häufigsten Anfangsbuchstaben der Vornamen des Geburtsjahrgangs 2024

Rund 15 Prozent aller Babys des Jahrgangs 2024 tragen einen Erstnamen, der mit dem Buchstaben L startet – das L bleibt damit der Spitzenreiter unter den Anfangsbuchstaben. Auf den folgenden Ranglistenplätzen liegen die Buchstaben M, A, E und J.

Länge der Vornamen

Ich war neugierig, ob es regionale Vorlieben bei der Länge von Vornamen gibt. Da ich leider keine Silben zählen kann, habe ich mich stattdessen auf die Anzahl der Buchstaben konzentriert – und siehe da, die Unterschiede sind tatsächlich ziemlich bemerkenswert:

Buchstabenzahl der Vornamen je Bundesland
Durchschnittliche Anzahl der Buchstaben der Vornamen pro Bundesland (Geburtsjahr 2024)

Die längsten Vornamen haben die Bayern. Aus durchschnittlich 5,4 Buchstaben bestehen die Vornamen dort im Süden Deutschlands. Am anderen Ende der Liste (und auch von Deutschland) steht Schleswig-Holstein mit einer durchschnittlichen Vornamenlänge von 5,0 Buchstaben. Zufall? Keineswegs! Schon in den Vorjahren zeigte sich ein ähnliches Bild.

Vornamen werden immer kürzer

Ich habe mir auch angesehen, wie sich die Länge der Vornamen über die letzten 100 Jahre verändert hat:

Buchstabenzahl der Vornamen pro Jahr
Durchschnittliche Anzahl der Buchstaben der Vornamen pro Geburtsjahr

1984 war das Jahr der langen Namen: Mit stolzen 6,2 Buchstaben im Durchschnitt erreichten die Vornamen ihren Rekordwert. Doch seitdem wurde stetig gekürzt – heute sind wir bei einer Tiefstmarke von gerade einmal 5,2 Buchstaben angekommen.

Wie wir oben gesehen haben, sind die Eltern in Schleswig-Holstein die kreativen Trendsetter, wenn es um Vornamen geht. Das passt perfekt zu meiner oft geäußerten Theorie: Die meisten Vornamentrends starten in Norddeutschland und schwappen dann gemächlich Richtung Süden.

Und Bayern? Nun ja, ihrem Ruf als rückständige Hinterwäldler machen sie alle Ehre. Mit ihrer aktuellen Durchschnitts-Buchstabenanzahl von 5,4 liegen sie nämlich auf dem deutschen Stand von 2006.

17 Gedanken zu „Ländervergleich: Wo es die längsten Vornamen gibt“

  1. Es fällt auf, dass Bremen für Norddeutschland ein Ausreißer ist. Zieht da der Name Mohammed mit seinen Variationen den Schnitt ganz alleine nach oben, oder gibt es da noch mehr populäre und längere Namen? In Berlin ist ja auch Charlotte (schon wegen Charlottenburg) seit längerem vorne dabei.

    Ansonsten: Das Vorurteil, dass die Norddeutschen „mundfaul“ seien wird von dieser Statistik wieder mal eindrucksvoll bestätigt.

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    • Tatsächlich sind nur die Top 2 Schleswig-Holstein und Niedersachsen und die Flop 2 Bayern und Berlin wirklich signifikant. Die anderen Länder liegen nah beieinander und die Plätze werden durcheinandergewirbelt, wenn man sich andere Jahre ansieht.

  2. In Bayern treiben Maximilian und Korbinian allein schon den Durchschnitt nach oben. Johannes, Elisabeth und Katharina tun das Übrige. Der nie versiegenden Flut von Maximilians haben selbst Anna und Karl seit Jahrhunderten nichts entgegenzusetzen.

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    • Stimmt, Magdalena und Franziska sind auch ewige Dauerbrenner unter den langen Vornamen. Benedikt und Sebastian nicht zu vergessen. In Bayern sind die tendenziell langen Heiligennamen halt nach wie vor sehr beliebt und verbreitet. Und es wird zwar im Alltag gekürzt, wo’s nur geht (der Hans, die Leni und der Wast lassen grüßen), aber in der Geburts- und Taufurkunde steht immer der volle Name, alles andere wäre Blasphemie.

    • Benedikt und Sebastian – oh ja! Veronika und Antonia wären auch Namen, die ich in Bayern häufiger vermute als anderswo?
      Habe letztens auch eine Mutter ihre Kinder Leni und Lisi rufen hören – ich war wegen Lisi verwundert und hakte nach (hatten in unserem Ehrenamt einen Stand für Kinder und so konnte ich es ins Gespräch einfließen lassen). Die Mutter meinte, die Mädchen hießen Elisabeth und Magdalena und ihr Baby sei Sebastian, genannt Basti. Das ist ja für deine Theorie die perfekte Untermauerung!

    • Also ich einige Antonias – zwei 16-Jährige, ansonsten eher kleinere Kinder (habe ja im Kindergarten gearbeitet während des Studiums). Antons kenne ich entweder Ältere, welche dann Done genannt werden, jüngere Antons kenne ich eher ausgesprochen.

      Veronikas kenne ich meist als Vroni, definitiv. Magdalena – durchwachsen (Magda, Maggi, Lena, Leni). Theresas gibt’s in meinem Alter etliche, aber auch noch Kinder.

      Wastl habe ich tatsächlich nur einen einzigen mal vor vielen Jahren getroffen. Xaver fällt mir noch ein – der Hund meiner Tante ist auch ein Xaverl. 😀

  3. Veronika definitiv, bei Antonia bin ich nicht sicher, ich kenne nur zwei – eine in meinem Alter, eine ca. 10 Jahre alt. Anton ist auf jeden Fall sehr beliebt in Bayern, aber natürlich wird man den Namen nie zu hören kriegen. Jeder anständige Anton wird Toni („Done“) genannt. Und jede Veronika Vroni.
    Josephine ist ebenfalls (wieder) beliebt für kleine Mädels. Ich kenne eine Fini, ihre kleine Schwester heißt Philomena. Auch ein langer Name, außerdem die dritte Philomena, die ich kenne, und schon die zweite mit Geburtsjahr 2024. Einen einjährigen Sebastian kenne ich auch.
    Leonhard und Valentin sind auch noch Kandidaten mit recht vielen Buchstaben. Als Gegenbeispiele fallen mir Franz, Vitus, Alois, Jakob, Eva, Anton, Maria und eben Anna und Karl ein.

    Zu den Kurzformen bayerischer Vornamen gibt es sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_bairischen_Vornamen

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    • Ich habe mir mal diese Liste angesehen. Die Mädchennamen finde ich klanglich wesentlich ansprechender (die meisten jedenfalls) und auch außerhalb von Bayern tauglich. Auch, weil man hier in RLP (ältere) Frauen namens Theres, Bärbel, Lottie und Lissi kennt.
      Die Namen der meisten Männer finde ich persönlich nicht schön. Sebastian, Valentin, Vinzent sind total normale Namen, klanglich ansprechen. Wasti klingt nach einem Dackel

    • Tatsächlich ist Wasti ein typischer Dackelname. Heutzutage werden wahrscheinlich nicht mehr so viele Sebastians Wastl genannt, ich habe jedenfalls noch keinen getroffen. Eher Basti.

    • Aaaah, wollte dir eigentlich hier antworten, Aurica 🙂

      Valentin höre ich übrigens auch total oft, ebenso immer öfter mal Leonhard. Bin gespannt, habe jetzt fertig studiert und fange bald im Bereich Therapie für Kinder an und werde definitiv viele neue Namen hören 🙂

  4. Es könnte auch interessant sein, das Bundesland Bayern nochmal anhand der sieben Bezirke einzeln zu analysieren. Es gibt einige Gegenden, die sind historisch protestantisch, da würde ich keine Heiligennamen erwarten. Franken hat eine sehr eigene Identität und Schwaben auch.

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  5. Ja, das wäre bestimmt interessant, wie da die Unterschiede so sind.

    Meiner Erfahrung nach müssen Eltern übrigens keineswegs religiös sein, um die üblichen Heiligennamen an ihre Kinder zu vergeben. Sogar in (Alt-)Bayern greift der Atheismus inzwischen immer mehr um sich. Elisabeth, Katharina und Sebastian bleiben trotzdem beliebt. Wahrscheinlich, weil man mit solchen Klassikern einfach immer auf der sicheren Seite ist, da kann man nichts falsch machen.

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