Zum Tag der deutschen Einheit trenne ich, was zusammengehört und gucke mal, wie sich die Namensvorlieben in der ehemaligen BRD von denen in der ehemaligen DDR unterscheiden. Das sind die in den Jahren 2021 und 2022 (bis jetzt) am häufigsten vergebenen Vornamen einerseits im Gebiet der ehemaligen DDR und andererseits im Gebiet der ehemaligen BRD:
Jungennamen
Ex-BRD | Ex-DDR |
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Mädchennamen
Ex-BRD | Ex-DDR |
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Zur ehemaligen DDR gehörten die heutigen Bundesländer Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Ost-Berlin (aus technischen Gründen habe ich West-Berlin in die DDR-Liste eingeschlossen). Zur ehemaligen BRD gehörten die Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen. Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg, Bayern und West-Berlin (dessen Babynamen aus technischen Gründen nicht in die BRD-Liste eingeflossen sind).
- Rückblick 2013: Ausgerechnet Oskar mögen Ossis gern
Ich frage mich, ob die Unterschiede signifikant anders wären, wenn man eine andere (willkürliche) Teilung vornehmen würde.
Ob es weniger Verschiebungen geben würde, wenn man zum Beispiel zwischen Nord- und Süd eine Grenze zieht, oder komplett randomisiert die Bundesländer aufteilt.
Und was wäre, wenn man Berlin ganz rausschmeißt? Wenn sich die Ost-West Unterschiede irgendwo am stärksten verwischt haben, dann in den gentrifizierten Ostbezirken Berlins.
Ich habe den Eindruck, dass der Osten ein wenig lieber zu Retro-klassischen Namen greift (Emil, Karl, Charlotte, Frieda, Mathilda), und die Ex-BRD mag es ein wenig weicher.
Eine schlüssige Begründung habe ich dafür aber nicht, obwohl ich 6 Jahre in Ostdeutschland gelebt habe.
Knud hat schon mal nach „Aldiart“ norddeutsche und süddeutsche Unterscheidungen gemacht.
https://blog.beliebte-vornamen.de/2020/11/nach-aldi-art/
Habe das Gefühl, dass sich die Namen sehr angeglichen haben. Die Liste ist sehr ähnlich.
Vor der Wende gab es für meine Gefühl mehr Unterschiede, wie ich es aus Erzählungen von Freunden mitbekommen habe. Da war der Vornamen so etwas wie Freiheit. Zitat Ende.
Mein subjektiver Eindruck ist, dass vor 40 oder mehr Jahren regionale Unterschiede in Sachen Lieblingsnamen überhaupt größer waren, also nicht nur zwischen Ost und West oder Nord und Süd, sondern auch zwischen kleineren Entfernungen. Und es wurde definitiv mehr Dialekt oder wenigstens Akzent gesprochen…
Ich finde die Unterschiede oben auch nicht sehr groß. Unterscheidet sich denn innerhalb Deutschlands das durchschnittliche Alter der Mütter? Die Briten machen ja immer so eine Auswertung in ihrer Babynamenstatistik, wo scheinbar jedes Jahr herauskommt, dass ältere Mütter klassische Vornamen bevorzugen und jüngere Mütter Kurzformen und Bastelnamen.
Ich meine, dass es eine Liste nach Alter für Deutschland leider nicht gibt.
Das wäre einer meiner großen Wünsche, mehr über die namensgebenden Eltern zu wissen, zum Beispiel das Alter der Eltern. Ich kenne aber für Deutschland keine Auswertungsgrundlage, die für solche Analysen geeignet wäre.
Dass man mit dem Alter erst auf den Geschmack älterer Namen kommt, finde ich schlüssig:
Als Teen ist man vor allem von Popkultur umgeben, und da sind viele Kurzformen vertreten, und viel englischsprachiger Einfluss.
Je älter man wird, desto weniger möchte man unbedingt modisch wirken, das ist wohl nicht nur bei Vornamen so.
Traditionelle Namen empfindet man in der Pubertät eher als steif, weil man selbst oft um jeden Preis lässig oder niedlich wirken will (was sich auch darin zeigt, dass die meisten Teenager lange Vornamen abkürzen). Wenn man aber bereits im Berufsleben steht, hat man die Erfahrung gemacht, dass man auch längere, traditionelle Namen stimmig findet und fängt an, einem bekannte alte Namen noch mal zu überdenken.
Sehr treffend formuliert, das sehe ich genauso.
Mich würde so eine Ost-West-Liste mal von 1990 oder so interessieren…
Habe kürzlich eine Sandy Ende 30 kennen gelernt, wo ich mir sicher war die stammt aus der ehemaligen DDR, aber dem war nicht so.
In meiner Ost-Verwandschaft werden z.T. sperrige Namen vergeben wie Rudi oder Eugen, und auch öfters familiäre Nachbenennungen, was ich beides in der Familie meines westdeutschen Mannes nicht finde.
Kann natürlich auch nur an den Familien liegen.