Gassenhauer-Gaby

Gaby

Ich hätte ja vermutet, dass sie es mal bis an die Spitze der deutschen Namens-Charts geschafft hätte. Aber: Fehlanzeige. In den 50ern und 60ern war Gabriele zwar äußerst beliebt, konnte Namen wie Angelika oder Sabine jedoch nie das Wasser reichen. Trotzdem zählen Gabriele und die seltenere Gabriela, kurz: die Gabys (oder Gabis), zu jenen Namen, die fest mit einer bestimmten Altersgruppe verbunden sind. Ob sich das demnächst ändert? Heimlich, still und leise hat sich Gabriela 2017 in die Charts geschlichen: Platz 499! Auch in unseren „Babynamen der Woche“ sind immer mal wieder Zweit-, Erst- und Einzelnamen-Gabrieles, –Gabrielas sowie –Gabriellas dabei. Wer sich durchklickt, sieht, welche Namenskombinationen die „neuen“ Gaby-Eltern wählen – von Amber Diamond Gabriele bis Viktoria Gabriela – und wie das bei unseren kommentierfreudigen Lesern abschneidet.


Was sagt der Praxistest? Meine Kollegin Gabriela, geboren in der Hochzeit der Gabys, hört ihren vollen Namen nicht besonders gern: „Gaby ist mir lieber. Gabriela wurde ich eigentlich nur gerufen, wenn ich etwas angestellt hatte.“ Die Häufigkeit von Gaby/Gabi stört sie weit weniger als die Tatsache, dass sie bis heute regelmäßig klarstellen muss, dass sie nicht Gabriele heißt – ein Fluch der seltenen Variante.

Bei Jungeneltern ist Gabriel schon länger angesagt (zuletzt Platz 88), vermutlich befeuert durch die Geburt von Noah Gabriel Becker 1994 und die Tatsache, dass „die männliche Gaby“ (gibt es diesen Spitznamen für Gabriels?) in Deutschland bis dato unverbraucht war. Mal abgesehen vielleicht von Schlagersänger Gunter Gabriel („Hey Boss, ich brauch‘ mehr Geld“), der seinen Künstlernamen in Anlehnung an den Namen seiner ersten Ehefrau wählte.

Apropos Schlager: Neben der himmlischen Bedeutung („Gott ist stark“, die Sache mit dem Erzengel) kleben an Gaby insbesondere musikalische Assoziationen. 1962 hielt sich „Für Gaby tu‘ ich alles“ von Gerd Böttcher 23 Wochen in den Charts. Gaby bekehrte hierbei nicht nur einen Casanova („Schön war das Wandern von einer zur andern, doch tausendmal so schön ist es bei Gaby …“), nein, sie brachte ihn sogar dazu – jetzt bitte festhalten! –, sich im Haushalt einzubringen: „Ich helf‘ seit Wochen ihr täglich beim Kochen, für Gabi tu‘ ich alles. Ich trag‘ auch munter den Mülleimer runter, für Gabi tu‘ ich alles.“ Wow!

Udo Jürgens zog nach, als die Babyboom-Gabys volljährig wurden. Diese Jürgens’sche Gaby war ein süßer Seitensprung, der gegen die ahnungslos Tee kochende Ehefrau den Kürzeren zog und einfach stehengelassen wurde: „Du willst sie vergessen, doch heimliche Sehnsucht ist stark. Und Gaby wartet im Park.“ Im Jahr 1991 wurde es höchste Zeit für eine Retourkutsche: In „Gabi und Klaus“ von den Prinzen („Das Leben ist grausam und schrecklich gemein …“) durfte eine resolute Gabi ihren wankelmütigen Ex in die Wüste schicken: „Hau ab, du Idiot!“

Auch prominente Gabys sind mit dem Namen verbunden: Gaby Dohm („Die Schwarzwaldklinik“), Gaby Hauptmann („Suche impotenten Mann fürs Leben“) und Gaby Köster („Ritas Welt“) zum Beispiel. Gabriela Sabatini, Tennisidol um 1990, soll hier ebenfalls erwähnt werden und das satirische Kapitel rund um „Zonen-Gaby“ (mit Gurke). In der Homosprache soll „Gaby“ die Bezeichnung für die beste Freundin eines Schwulen sein. Zuletzt gab es 2014 in Monaco die Geburt einer Prinzessin zu feiern: Gabriella Thérèse Marie Grimaldi. Der Spitzname der Kleinen lautet allerdings, wenn man einer Interview-Veröffentlichung zum 60. ihres fürstlichen Papas glauben darf, weder Gaby noch Gabi, sondern Bella.

5 Gedanken zu „Gassenhauer-Gaby“

  1. 1994 und die Tatsache, dass „die männliche Gaby“ (gibt es diesen Spitznamen für Gabriels?)

    In Israel gibt es das definitiv – also Gabi* als Standard-Kurzform für einen Gawriel. Ich weiß aber nicht, wie häufig der Name dort heute noch vergeben wird.

    *) Die Unterscheidung zwischen -y und -i spielt hier keine Rolle, weil es sie im hebräischen Alphabet nicht gibt, b und w gehen auch „ineinander über“, weil sie mit dem gleichen Buchstaben, nämlich dem Bet, geschrieben werden.

    In meiner Generation war Gabriel García Márquez ein wichtiger und prägender Schriftsteller unserer Jugendjahre.

    Der Popsänger Peter Gabriel („Salisbury Hill“) viele mir noch ein… Heute eher ein Fall für den Opa-Sender NDR 1, aber für mich schon Teil der Jugenderinnerungen… 😉

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  2. Die Gabys, die ich kenne, finden alle ihren Spitznamen Gaby schön, mögen aber die Vollform Gabriele nicht, weil die so „streng“ sei. Mir geht es genau umgekehrt: Gaby habe ich immer als unangenehm empfunden, klang für mich immer nach „Gabel“ oder so. Gabriele hingegen empfinde ich als elegant und klangvoll.

    Mir geht es oft so, dass ich gewisse Kurzformen nicht mag, obwohl mir die Vollform des Namens gefällt. Z.B. Charlie für Charlotte, Ari für Ariane, Basti für Sebastian und dergleichen mehr. Aber nichts für ungut, ihr Gabys, Charlies, Aris und Bastis…

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    • Ich liebe meinen Namen, als Kind wurde ich Gabi gerufen, es hat mir nichts ausgemacht. Als Erwachsene werde ich nur noch Gabriele genannt, ich stelle mich immer mit meinem richtigen Namen vor. Mein Vater hat mich oft Rele genannt, das als Nichtschwab, aber im Schwäbischen hört sich das wie kleines Reh an und als Bambi-Fan seinerzeit, hat mir das gefallen. Meine russische Großmutter nannte mich Gabulie. Selber bin ich Künstlerin und verehre Gabriele Münther.

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