Ein besonderer Fall von Namenänderung: Ordensnamen

Von Lisa Lenort


Beim Eintritt in ein Kloster beginnt ein neuer Lebensabschnitt, man geht einen neuen Teil auf dem Weg der Nachfolge Christi. Damit verbunden sind Veränderungen des bisherigen Lebens. Man wendet sich vom bisherigen weltlichen Leben ab und wird in die Glaubensfamilie des Klosters aufgenommen. Die Zeremonie, die eine Christin zur Nonne macht, nennt man Einkleidung, die Anwärterin erhält dabei ihre Gewänder und auch einen neuen Namen. Dieser neue Name gilt als Zeichen für den neuen Lebensweg und verdeutlicht die Verbundenheit zum geistlichen Leben.

Die Namensfindung ist dabei ein Prozess, der vor allem von der angehenden Nonne und der Äbtissin des Klosters gestaltet wird. Üblich ist es, dass die Kandidatin drei Wunschnamen angibt und einen davon von der Äbtissin zugeteilt bekommt. Dabei kann es sich unter Umständen auch um den Taufnamen handeln, üblicher ist es aber, sich eine Heilige oder einen Heiligen auszusuchen, die oder der als persönliches Vorbild fungiert. So kann man beispielsweise, wenn man inspiriert oder geleitet wird von den Errungenschaften der Hildegard von Bingen, die ja selbst auch Benediktinerin war, anstreben, sich Schwester Hildegard nennen lassen. Der Name dient als Ansporn, Hilfe und Orientierung.

Hildegard von Bingen
Hildegard von Bingen, Miniatur aus dem Rupertsberger Codex des Liber Scivias

Im klösterlichen Alltag ist dann der Ordensname auch der Rufname, er wird also wichtiger Bestandteil des Lebens der Schwester. Privat – gerade im Umgang mit alten Freunden und der Familie – wird häufig der Taufname weiter verwendet. Und auch bei amtlichen Angelegenheiten und Wahlen bleibt der bürgerliche Name bestehen – wie könnte man es sich in Deutschland auch anders vorstellen? Verbundenheit und Identifikation scheint mit beiden Namen zu bestehen, sie repräsentieren verschiedene Abschnitte und-/ oder Lebensbereiche. Der Taufname stellt die erste Verbindung zu Gott und zur Kirche dar und ist derjenige, mit dem man aufwächst. Der Ordensname symbolisiert die bewusste Entscheidung für ein Leben im Kloster und verstärkt diese noch einmal.

Der Name, den eine Nonne erhält, wird auch in amtlichen Dokumenten vermerkt. So steht bei einer Ordensschwester auf dem Personalausweis unter der Kategorie „Ordens- oder Künstlername“ ihr Ordensname. Dies ist allerdings keine Pflicht. Im Schriftverkehr wird hinter dem Nachnamen, der nach dem Ordensnamen steht, ein Kürzel gesetzt, welches die Ordenszugehörigkeit ausdrückt. So steht OCist beispielsweise für Ordo Cisterciensis und OSB für Ordo Sancti Benedicti.

Was vielen durch den Film Sister Act bekannt sein dürfte: Es gibt Klöster, in denen alle Schwestern den Namen Maria als Erstglied ihres Ordensnamens tragen. Dies ist in einigen Glaubensgemeinschaften üblich um die Gottesmutter zu ehren und Verbundenheit mit ihr und unter den Glaubensschwestern auszudrücken.

20 Gedanken zu „Ein besonderer Fall von Namenänderung: Ordensnamen“

  1. Das Ordensnamens-Procedere war mir im Grunde klar, nur eine Frage, nachdem im Text nur von Nonnen die Rede war: gibt es Orden, die an alle Mönche ebenfalls einen bestimmten Namen vergeben (analog zu Maria bei Frauen)?

    Antworten
  2. Und ferner: Gibt es Orden, bei denen ein Ordensname nicht (oder nicht mehr) üblich ist? (Ich meine jetzt Mönchsorden, nicht Priesterorden wie die Jesuiten, bei denen es das m.W. auch nicht gibt.)

    Antworten
  3. Ja, es gibt Glaubensgemeinschaften „in der Welt“ (so werden Gemeinschaften bezeichnet, die nicht in einem Konvent leben sondern im weltlichen Alltag aktiv sind), bei denen die Mitglieder keine Ordensnamen, sondern ihre bürgerlichen Namen mit dem Zusatz Bruder oder Schwester tragen.

    Ob es bei Mönchen ein Pendant zu ‚Maria‘ gibt, kann ich leider nicht sagen, da ich den Fokus auf weibliche Gemeinschaften gelegt hatte. Es ist aber natürlich eine interessante Frage!

    Antworten
    • Aber diese Glaubensgemeinschaften „in der Welt“ sind keine Orden im herkömmlichen Sinn, wenn ich das recht verstehe.
      Kann man das mit den Beginen vergleichen?

  4. Noch eine Frage: Reden sich Nonnen untereinander mit „Schwester Hildegard“, „Schwester Adelgundis“ etc. oder nur mit dem Namen selber an? Oder ist das unterschiedlich, je nachdem, wie nahe man sich innerhalb der Gruppe steht? Die Äbtissin ist natürlich als „Mutter Äbtissin“ anzusprechen, soweit ich weiß.

    Antworten
    • Meines Wissens werden die Nonnen mit Schwester… angesprochen. Aber ich habe mein Wissen nur aus historischen Romanen, das kann inzwischen also anders sein.

    • Außenstehende sprechen eine Nonne selbstverständlich mit „Schwester…“ an, aber untereinander? Ich wollte ja nun gerade wissen, wie das im normalen klösterlichen Leben heutzutage gehandhabt wird, nicht im historischen Roman.

    • Wie gesagt, ich hoffe zwar, dass die authentisch sind, aber ich weiß es natürlich nicht. Ich denke aber, dass die Nonnen auch im Kloster mit Schwester… angesprochen werden.

    • Ich habe in den USA für eine Uni gearbeitet, die von den Sisters of Saint Francis of Perpetual Adoration geleitet wurde. Viele unserer Professoren und anderen Angestellten waren Nonnen. Sie redeten einander immer mit Sister soundso an.

  5. Lisa, danke für die Auskunft.

    Zu diesen Ordensabkürzungen nach dem Namen gibt es übrigens (das ist wohl unvermeidlich) eine Reihe von mehr oder minder amüsanten Witz-Auflösungen.

    OFM (ordo fratrum minorum = Orden der Minderen Brüder = Franziskaner): Ohne feine Manieren

    SJ (Societas Jesu = Gesellschaft Jesu = Jesuiten) = Schlaue Jungs, Schupo Jottes, Sturmtruppen Jottes

    OP (O.P. = ordo praedicatorum = Orden der Predigtbrüder = Dominikaner): Ohne Predigttalent

    Antworten
  6. Hallo zusammen,
    wie steht es eigentlich mit Ordensnamen anderer Glaubensrichtungen. Ich z.B. habe von meinem Guru (spirituellen Lehrer/in) einen spirituellen Namen aus dem indischen Sanskrit bekommen. Diesen Namen verwende ich unter meinen Glaubensbrüdern und -schwestern in unserer Gemeinschaft (Ashram = Kloster). Die Bedeutung des Namens ist, wie oben aus dem christlichen Kontext beschrieben, ein Ansporn, die entsprechenden edlen Eigenschaften im Leben zu verwirklichen. Eigentlich müsste im Sinne der Gleichbehandlung der Religionen (es handelt sich hier um den Hinduismus) auch ein spiritueller Name aus dem Sanskrit als Ordensname gelten dürfen.
    Wie ist hier die Rechtlage? Gibt es hierzu ein entsprechendes wegweisendes Urteil? Mein Personalausweis läuft die nächsten Tage ab und ich hätte gerne meinen Sanskrit-Namen auch im Ausweis stehen.
    Wer kann mir da eine Auskunft geben?
    Ich bedanke mich für die Mühe eurerseits…!

    Antworten
  7. Ich war 16 Jahre in einem Kinderheim das nur von Nonnen geleitet wurde.Die Namen waren seltsam.Hier sind etliche Beispiele.S.M.Chutbertis.S.MGidiona.S.M.Wolfstana.S.M.Eihadie.Woher kommen den diese Namen? Ich habe schon mal gegugelt aber ohne Erfolg.

    Antworten
    • Die Namen sind wirklich seltsam, vor allem als Frauennamen. Zu den ersten drei Namen finde ich männliche Namen, von denen sie abgeleitet sein könnten:

      Chutbertis: Cuthbert
      Gidiona: Gideon
      Wolfstana: Wulfstan

      Auffällig, dass gleich zwei alte angelsächsische Namen dabei sind, hatten die Nonnen eine besondere Beziehung zu England (etwa: Maria-Ward-Schwestern)?

  8. Ob die Nonnen eine Verbindung zu England hatten kann ich nicht sagen, nur eine Schwester, der Name war Wolfstana, hat einmal gesagt, dass alle diese Schwestern während des Krieges fliehen mussten. Da kommt mir der Verdacht nahe, dass diese Nonnen vielleicht Juden waren, die vor dem Nationalsozialismus geflohen sind. Kann ich mir aber auch nicht vorstellen, denn in jüdischen Kirchen kommen keine Nonnen vor. Oder wisst ihr vielleicht etwas anderes? Die Nonnen waren alle aus dem Kloster Mallersdorf.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar